Bei Anfragen in unserem Forum zur Namenforschung bitte folgendes beachten:
In diesem Forum geht es nicht um die Suche nach Vorfahren bzw. bestimmten Namensträgern, sondern nur um die Bedeutung von Namen im Allgemeinen!
Zwecks Indexerstellung bitte für jeden einzelnen (Familien-)Namen ein eigenes, separates Thema erstellen. (Nicht mehrere Namensbedeutungen innerhalb eines Themas erfragen!)
Den Fragebogen, der bei der Themenerstellung vorgegeben ist, bitte immer möglichst vollständig ausfüllen.
Erst Ahnenforschung, dann Namenforschung: Besonders bei ausgefallenen Namen sollte der Namensdeutung die Vorfahren-Recherche der Namensträger vorausgehen. Sie sollten möglichst für mehrere Jahrhunderte rückwärts angeben können, wo und in welchen Schreibvarianten der Name auftrat.
Themen die diese Vorgaben missachten werden gegebenenfalls verschoben, gesperrt oder gelöscht.
nein, es gab lange nicht in jedem Ort eine Mühle! Auch habe ich festgestellt, daß vor 500 Jahren die Einnamigkeit schon lange Geschichte war. Einige Müller habe ich in der Zeit auch angetroffen, aber von denen hieß keiner mit Familiennamen Müller. Tatsächlich habe ich noch nie jemanden vor 500 Jahren gesehen, der tatsächlich Müller mit Familiennamen hieß. Meinetwegen "Tileke Brandes, der Müller", aber da war der Familienname schon fix. Müller war dann nur noch die Berufsbezeichnung. Meyer habe ich gaaaanz selten erlebt. Smed oder Schmidt ebenfalls. Etwas häufiger dann schon Scrader, also Schneider.
Viele Grüße
Matthias
Hallo Matthias,
Stimmt schon, nicht in jedem Ort stand eine Mühle.
Ich bin auch nicht im 14. oder 15. Jahrhundert, sondern viel früher.
5. Teil der WELT-Serie über Namenforschung: Kein Beruf war häufiger und keiner außer dem des Bauern so wichtig - Aber warum war der Müller "ehrlos"?
Dass ein Müller sich nicht selbst so genannt hat, kann ich mir kaum vorstellen. Mal angenommen, Hans, der Müller, wäre in eine größere Stadt zum Jahrmarkt gegangen. Dort kannte ihn keiner. Um sich vorzustellen, könnte er doch gesagt haben: „Ich bin Hans, der Müller“. Und schwupps, war er der Hans Müller. Vereinfacht gesagt.
dieser Ansatz zur Namensetymologie ist nicht ganz richtig.
Beispiel - der heutige Familienname Müller, der übrigens der häufigst vorkommende in Deutschland ist.
Menschen, die von Beruf Müller (Schmied, Schneider ...) waren, haben sich im Zeitraum der Herausbildung der Familiennamen wohl niemals selbst nach ihrem Beruf einen Beinamen = Familiennamen gegeben. Dies erfolgte stets von dritter Seite aus. Wohnten im Dorf mehrere Menschen mit dem Rufnamen Hans, von denen einer den Beruf des Müllers hatte, unterschied man "Hans, der Müller" von "Hans, der Schneider" usf.
Befanden sich aber im gleichen Ort mehrere Mühlen und zwei der Müller hießen zufällig Hans, wurde entweder die Mühle für den Familiennamen näher spezifiziert (Obermüller, Wiesenmüller ...) oder der Müller erhielt seinen Familiennamen gleich nach dem Namen der Mühle.
Mir ist schon bewußt, daß sich Menschen ihren Namen zumeist nicht selbst gegeben haben. Ich habe das oben ziemlich überspitzt dargestellt weil mir aufgefallen ist, daß die heute am häufigsten vorkommenden Familiennamen vor einigen 500 Jahren noch kaum aufgetreten sind. Aber auch so gut wie keine Menschen mit nur einem Namen. Das bedeutet doch, daß fast alle Menschen um 1450 bereits einen Familiennamen hatten, der aber eben nicht oder sehr selten Müller, Meyer (heute mit allen Varianten auf Platz 2, nicht Platz 6!), Schmidt (mit allen Varianten heute auf Platz 1) lautete. Und heute wimmelt es nur so von Trägern dieser Namen. Sind die damals einfach nicht in irgendwelchen Urkunden aufgetaucht? Oder wie erklärt sich das Phänomen dieser rasanten Vermehrung der heute typischsten und häufigsten deutschen Namen?
Zur Häufigkeit des FN Müller:
Dieser Beruf war nun einmal der häufigste im Zeitraum der Herausbildung von Familiennamen. Wie Verano bereits andeutete, gab es in den meisten Ansiedelungen - sowohl ländlich als auch später städtisch - nicht nur eine Mühle. Man denke hier bitte nicht nur an die Verarbeitung von Getreide zu Mehl, sondern an die vielfältige Anwendung sowohl der Wind- als auch der Wasserkraft. Das englische Wort mill drückt das wohl auch heute noch am Umfassendsten aus.
Ich gebe Dir Recht, daß es durchaus mehr Mühlen gab als die typischen Mahlmühlen, aber daß in jedem Dorf eine Mühle stand, halte ich für weit übertrieben. Ich habe mich mit Mühlen in meiner Gegend mal sehr beschäftigt. Wenn es hoch kommt, gab es eine Windmühle auf drei Dörfer. Wassermühlen so gut wie gar keine, was aber der Topographie hier geschuldet ist.
Das Handwerk des Müllers war somit neben dem Schmied (->FN Schmidt u.a.) und dem Schneider das Wichtigste für den Lebenserhalt. So ist auch die Reihenfolge der Namenshäufigkeit erklärbar. Der FN Meyer belegt übrigens "nur" Platz 6 - erklärbar an der geringeren Häufigkeit ländlicher Verwalter gegenüber den vorgenannten Berufsgruppen. Platz 4 gebührt übrigens dem FN Fischer und Weber auf Platz 5.
Meyer darf man tunlichst nicht mit "ländlicher Verwalter" gleichsetzen! Das mag vielleicht auf einen kleinen Teil der Meyer zutreffen, aber da es nicht so viele Verwalter ländlicher Güter gab, ist eine andere Deutung viel zwingender. Ein Meyer ist ein Bauer, der seinen Hof nach Meyerrecht innehat. Das Meyerrecht ist die "schlechteste" Form des bäuerlichen Untereigentums an einem Hof, nämlich dem "Meyerhof". Es gab auch "Erbzinshöfe" (besser) und "Lehnshöfe" (noch besser). Natürlich konnte ein Bauer sein Land auch von verschiedenen Grundherren zu verschiedenen Besitzrechten innehaben. Im ländlichen Umfeld finde ich häufig in 500 oder 600 Jahre alten Urkunden etwa "Hans Everdes, Hinrik Beierstedts Meyer". Hans Everdes ist also der Bauer, der von Hinrik Beierstedt einen Hof zu Meyerrecht hat.
Eine Mühle gab es in jedem Ort. Die Siedlung war überschaubar, und viele Einwohner waren noch einnamig. Außer dem Müller! Der Name wurde vererbt.
Hallo August,
nein, es gab lange nicht in jedem Ort eine Mühle! Auch habe ich festgestellt, daß vor 500 Jahren die Einnamigkeit schon lange Geschichte war. Einige Müller habe ich in der Zeit auch angetroffen, aber von denen hieß keiner mit Familiennamen Müller. Tatsächlich habe ich noch nie jemanden vor 500 Jahren gesehen, der tatsächlich Müller mit Familiennamen hieß. Meinetwegen "Tileke Brandes, der Müller", aber da war der Familienname schon fix. Müller war dann nur noch die Berufsbezeichnung. Meyer habe ich gaaaanz selten erlebt. Smed oder Schmidt ebenfalls. Etwas häufiger dann schon Scrader, also Schneider.
Ich kann mir auch gar nicht vorstellen, daß es so viele Menschen gab, die von Beruf Müller waren. Selbst wenn die sich sämtlich nach ihrem Beruf genannt haben sollten, wovon kaum auszugehen ist, so rechtfertigt das doch noch lange nicht die heutige Häufigkeit dieses Namens. Wie lässt sich das erklären?
Hallo,
dieser Ansatz zur Namensetymologie ist nicht ganz richtig.
Beispiel - der heutige Familienname Müller, der übrigens der häufigst vorkommende in Deutschland ist.
Menschen, die von Beruf Müller (Schmied, Schneider ...) waren, haben sich im Zeitraum der Herausbildung der Familiennamen wohl niemals selbst nach ihrem Beruf einen Beinamen = Familiennamen gegeben. Dies erfolgte stets von dritter Seite aus. Wohnten im Dorf mehrere Menschen mit dem Rufnamen Hans, von denen einer den Beruf des Müllers hatte, unterschied man "Hans, der Müller" von "Hans, der Schneider" usf.
Befanden sich aber im gleichen Ort mehrere Mühlen und zwei der Müller hießen zufällig Hans, wurde entweder die Mühle für den Familiennamen näher spezifiziert (Obermüller, Wiesenmüller ...) oder der Müller erhielt seinen Familiennamen gleich nach dem Namen der Mühle.
Zur Häufigkeit des FN Müller:
Dieser Beruf war nun einmal der häufigste im Zeitraum der Herausbildung von Familiennamen. Wie Verano bereits andeutete, gab es in den meisten Ansiedelungen - sowohl ländlich als auch später städtisch - nicht nur eine Mühle. Man denke hier bitte nicht nur an die Verarbeitung von Getreide zu Mehl, sondern an die vielfältige Anwendung sowohl der Wind- als auch der Wasserkraft. Das englische Wort mill drückt das wohl auch heute noch am Umfassendsten aus.
Das Handwerk des Müllers war somit neben dem Schmied (->FN Schmidt u.a.) und dem Schneider das Wichtigste für den Lebenserhalt. So ist auch die Reihenfolge der Namenshäufigkeit erklärbar. Der FN Meyer belegt übrigens "nur" Platz 6 - erklärbar an der geringeren Häufigkeit ländlicher Verwalter gegenüber den vorgenannten Berufsgruppen. Platz 4 gebührt übrigens dem FN Fischer und Weber auf Platz 5.
Ich kann mir auch gar nicht vorstellen, daß es so viele Menschen gab, die von Beruf Müller waren. Selbst wenn die sich sämtlich nach ihrem Beruf genannt haben sollten, wovon kaum auszugehen ist, so rechtfertigt das doch noch lange nicht die heutige Häufigkeit dieses Namens. Wie lässt sich das erklären?
Viele Grüße
consanguineus
Hallo consanguineus,
erstmal danke für deine ausführliche Antwort.
Zu deiner Frage.
Meine Theorie:
Eine Mühle gab es in jedem Ort. Die Siedlung war überschaubar, und viele Einwohner waren noch einnamig. Außer dem Müller! Der Name wurde vererbt.
nein, die Entwicklung des Namens konnte ich nicht weiterverfolgen. Es handelt sich hier um die Schulden, die Heyse mit der Hasenscharte bei Hinrik Dammann, einem Braunschweiger Bürger hatte. Heyse selbst wohnte in Gevensleben, also nicht in Braunschweig. Ich habe den Namen nicht mehr entdeckt.
Hinrik Dammann lieh auch zahlreichen anderen Bewohnern umliegender Dörfer, vermutlich Bauern, Geld. Man trifft dabei auf viele Namen, die auch heute noch typisch für die Gegend sind (Schliephake, Vornkahl etc.) Teilweise auch noch in denselben Dörfern ansässig! Das finde ich sehr interessant. Ich kann mir gut vorstellen, daß viele dieser Familien gar nicht wissen, wie alteingesessen sie sind.
Grundsätzlich finde ich es mehr als bemerkenswert, daß die heutigen Spitzenreiter Meyer, Müller, Schmidt vor 500 oder 600 Jahren fast gar nicht vorkommen. Viele damalige Namen, vor allem in den Städten, beziehen sich auf den Herkunftsort des Trägers, manchmal auch auf den Beruf. Seltener auf Eigenschaften. Auf den Dörfern ist es noch einmal etwas anders. Da spielt die Herkunft nicht so sehr eine Rolle, denn die Menschen stammten ja ohnehin meistens aus dem Dorf, in dem sie lebten. Mich würde mal interessieren, ab wann die Menschen beschlossen haben, daß sie lieber Meyer, Müller und Schmidt heißen würden als so, wie sie vorher hießen. Ich kann mir auch gar nicht vorstellen, daß es so viele Menschen gab, die von Beruf Müller waren. Selbst wenn die sich sämtlich nach ihrem Beruf genannt haben sollten, wovon kaum auszugehen ist, so rechtfertigt das doch noch lange nicht die heutige Häufigkeit dieses Namens. Wie lässt sich das erklären?
Hier habe ich einen Familiennamen, der einmal mehr beweist, daß man vor 560 Jahren einen robusten Humor gepflegt und auf eventuelle Befindlichkeiten der Mitmenschen wenig Wert gelegt zu haben scheint....
Viele Grüße
consanguineus
Hallo consanguineus,
das war auch noch in meiner Schulzeit so.
Zwei Jungen mit gleichem Vornamen. Zur Unterscheidung wurde einer immer „der mit der Hasenscharte“ und nicht mit dem FN genannt.
Ein schöner Fund.
Hast du die Namenbildung weiter verfolgen können?
Hier habe ich einen Familiennamen, der einmal mehr beweist, daß man vor 560 Jahren einen robusten Humor gepflegt und auf eventuelle Befindlichkeiten der Mitmenschen wenig Wert gelegt zu haben scheint....
Hallo Gertrud, Dankeschön!
Leider ist es kein Verwandter, so ein Name im Stammbaum würde ja mal was hergeben!
Witzigerweise war er im Nachbarort von meinem heutigen Wohnort ansässig, über den Weg gelaufen ist er mir allerdings bei Recherchen in Radolfzell...
Liebe Grüße
Birgit
Bin kürzlich über einen fast unaussprechlichen Bräutigam gestoßen:
1854 wird der Wegzug von Maria Franziska von Chrismar vermerkt. Sie zog ins Königreich Württemberg wegen Verehelichung mit dem Revierförster Cuno Otto Graf von Üxküll-Gyllenband[B]
dann kam es aber hoffentlich nicht zu Kannibalismus. Stell Dir mal vor, einer hätte den anderen gefuttert und sich mit den Worten entschuldigt: "Ich hab' doch nur 'nen Schweinebraten gegessen!"
Einen Kommentar schreiben: