dort wird ein totgeb. Kind des Zimmergesell Jentsch am 20.10.1857 eingetragen.
Bemerkung: das mißgebildete Kind ist an das anatomische Kabinet
abgegeben worden.
Vor ein paar Monaten habe ich in den Sterberegistern von Alt Tarnowitz drei Männer entdeckt, die über wenige Jahre oder Monate hinweg auf dem Brennofen von Lassowitz aufgefunden worden. Einer erstickt, zwei verbrannt, wenn ich mich recht erinnere. Oder war hier gar ein Serienmörder unterwegs?
Das waren beides Bewohner des Ortes. Man kannte sie also.
Und da ich diesen und letzten Sommer die Gegend bereiste, kenne ich auch die örtlichen Gegebenheiten. Sehr weitläufige Landschaften. Die Orte teilweise 3 bis 5 km auseinander. Da ist (leider) genug Platz um nicht so schnell gefunden zu werden.
vor nicht ganz 10 Jahren erfuhr ich vom Tod einer älteren Frau in der Oberpfalz, die in ihrem Haus erfroren ist.
Sie hatte versäumt sich Öl nachzubestellen und hat deshalb ihr Leben lassen müssen.
Im Ort sagte man mitleidlos, dies wäre aus Geiz geschehen.
Ich deute dies heute noch als unterlassene Hilfeleistung, weil es bekannt war, daß die Frau ohne Heizmöglichkeit im Haus lebte. Die Frau war zweifache Hausbesitzerin. Nach meinen Informationen, war sie alles andere als arm. Eine Kanne Öl hätte man doch auch einer reichen Frau spendieren können, die offensichtlich überfordert war.
Geschehen im Jahre 2007.
Ich habe auch einen Erfrierungstod in der Familie, bei dem ich mich frage wie das passiert ist.
Der Tote ist ein 72-jähriger Witwer. Das Sterbebuch vermerkt Tod durch Erfrieren in der Nacht vom 10. auf den 11.Feber 1876. Als nähere Ausführung dazu ist zu lesen: Wurde am 11.Feber auf dem Wege zwischen Hummel nach Neudörfel (Anm: das ist ein Weg von 1km) erfroren aufgefunden und begraben.
Selbst von Blahof wo er wohnte sind es nur etwas über 2 km.
... oder halt auch betrunken im Schneesturm hingefallen. Ich weiss, dass z.B. beim Blizzard 1978/79 im Norden auch einige vermisst wurden und im Frühjahr wieder auftauchten.
ich tippe eher auf Schneeverwehungen, so daß man die Straße nicht mehr erkennen konnte und deshalb vom Wege abkam.
Von solchen Todesfällen hat mir mein Vater aus seiner Jugendzeit berichtet, der auf dem flachen Land aufwuchs.
Die Dörfer waren von Feldern umgeben und die Straßen keinesfalls ausgebaut.
oder zwei in zwei aufeinanderfolgenden Jahren gegen Ende des Winters auf dem Feld gefundene Tote.
Da sollte man eben doch keine langen Spaziergänge machen.
Hallo Bernd,
Die sind sicherlich nicht freiwillig auf lange Spaziergänge gegangen sondern haben eher auf einer verzweifelten Suche nach was Eßbarem im Acker ihr Leben verloren, halberverhungert schon zu Lebzeiten.....
Kannst Du noch feststellen, ob sie namentlich genannt oder als unbekannte Tote beerdigt wurden?
da ich aktuell die KB/StABücher seitenweise durchgehe um evtl. verschollen Geschwister der Ahnen zu finden kamen mir auch ab und an ungewöhnliche Todesarten unter die lesenden Augen.
Und irgendwie bleibt man da ein wenig hängen, wenn Nachnamen sich auf folgenden Seiten häufen blickt man doch mal genauer und blättert zurück.
z.B. Gegen Ende der 1800er
"vom Eisenbahnzug überfahren und auf der Stelle tot"
Die Zugstrecke wurde gegen 1880 eröffnet. Also eine bis dahin unbekannte neue Gefahr.
oder zwei in zwei aufeinanderfolgenden Jahren gegen Ende des Winters auf dem Feld gefundene Tote.
Da sollte man eben doch keine langen Spaziergänge machen.
Besonders "toll" fand ich im Buch von Tannenberg,
dass eine Frau den Tod ihrer Schwester meldete. Auf den fortfolgenden Seiten noch deren beide Kinder. Glaub 3 und 10 Jahre. Alle zur gleichen Zeit am gleichen Tag. Nur der Grund wurde nicht genannt.
Auch erschütternd:
ein Mann meldet die Zwillingsgeburt seiner Frau.
Kind 1 bekommt keinen Namen, also bei oder vor der Geburt verstorben, Kind 2 lebt ein paar Stunden. Drei Tage später ist auch die Mutter der beiden tot.
Der Mann tat mir irgendwie leid.
ich habe auch einen ganz furchtbaren Eintrag im Kirchenbuch Wahrenholz gefunden:
10.6.1809 Johann Christian Meinecke, 10 1/2 Jahre, ältester Sohn des sel. Dreiviertelhöfners Johann Heinrich Meinecke olim Dierks an den Folgen der Arsenik-Pulver, die man ihm gegen das herrschende Nervenfieber gegeben hatte, ward am Dienstag öffentlich beerdigt, nachdem er secirt war. Der Magen des Kindes hatte schwarze Flecke, zugleich war die Lunge angewachsen.
(Der Pastor beklagte an anderer Stelle, dass die Bauern zu geizig wären, einen Arzt zu bezahlen, sie versuchten es mit Selbstmedikation).
das hab ich bei Rechergen zu meinen Ahnen gefunden.
Der Grabstein sagt eigentlich schon alles.
Der Sohn hatte sich erhängt und wurde am gleichen Tag beigesetzt.
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