Seltsame Todesursachen und "interessante" Sterbefälle

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  • Eva64
    antwortet
    Hallo,

    wenn Friedrich grad die gruselige Zeit des Dreißigjährigen Krieges anspricht... Da hab ich einen schlimmen Mord an einem Pfarrer und seiner Frau (meine Vorfahren)

    "In Holzgerlingen fielen Pfarrer Christoph Ruof und seine Frau den Soldaten zum Opfer.
    Der amtliche Bericht des Böblinger Spezials erzählt: Dienstag den 9. September sind die Feind in Holzgerlingen eingefallen und haben alsbald den Pfarrer gefangen, an ein Roß gebunden, durch die Gassen und ins Feld hinausgeschlaift, jämmerlich geschlagen, und ihr sonder Lustspiel an dem guten alten Mann gehabt und verübt, indem sie ihn auf den Kopf gestürzt, seine beede Füße von einander gesperrt, über und durch ihn geriten. Nachdem sie ihn lang genug jämmerlich und erbärmlich gemartet, haben sie ihn auf dem freien Feld, ohne Zweifel als ihres Vermeinens ganz toten Mann, liegen lassen. Er ist aber folgends von zwei Holzgerlingen Weibern bis in den Flecken, und folgends von zwei Gerichtspersonen ins Pfarrhaus getragen und daselbst verbunden worden, wieder zu seinem Verstand und Rede gekommen, und erst Mittwoch Nachts um 10 Uhr, den 10. September gar geduldig und selig verschieden. Seine Hausfrau haben sie vier Tag nacheinander zu etlich unterschiedlich Malen gefangen, übel traktiert, ranzioniert; und weil sie sich verschnappt, oder vielleicht Gnad zu erlangen gesagt, sie habe(n) schon ihren Herrn umgebracht, als sie, als eine gute arme Pfarrerin, nicht Geld hergeben könnte, haben sie selbige endlich am Freitag jämmerlich mit Stichen und Zerhackung ihres Kopfes ermordet, da sie beede am folgenden Samstag, den 13. September in ein Grab, doch sine ullo pulsu et cerimoniis sind begraben worden.
    Sein Alter betreffend, ist er das 77. Jahr angetretten ... Sein zeitlich Vermögen anbelanged, bezeugt jedermänniglich im ganzen Flecken, und wer ihn gekennt hat, daß er eines sehr geringen Vermögens gewesen, daß er nicht bald einen Gulden bar Geld in seinem Haus gehabt, daher auch ohne Zweifel er und seine Hausfrau sich so jämmerlich haben müssen martern lassen, weil sie am allerwenigsten kein Geld gehabt, noch gewußt, sich zu lösen." Blätter für Württ. Kirchengeschichte 1928, S. 296 f.

    Wie grausam die Menschen doch immer wieder waren und immer noch sind...

    Grüße
    Eva

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  • Friedrich
    antwortet
    Schlimmer war's noch in Kriegszeiten

    Wir sind im Jahre 1634, also im 30jährigen Krieg, in Elsoff in Wittgenstein. Mit den Cöllnischen waren die Truppen aus dem Sauerland und ihre Verbündeten gemeint:

    Den 10ten Junij sind die Cöllschen alhiere zu Ellsoff eingefallen und das gantze Dorf wie auch Allertzhausen geplündte. Die Leutt unbarmhertzig und tyrannischerweise darnieder geschossen, es sindt 5 fromme Männer in dieser Gemein todt pliben undt einen Knecht.
    1. Johann Wiegandt sambt seinem Sohn
    2. Johannes Homerkhusen Schulmeister alhirro zu Ellsoff
    3. Johannes Awen
    4. Johannes Achenbach sonsten der Pfeilschmit genandt
    5. Fuhr Hans
    6. Johannes Feuring sein Knecht war Weber Toffel Sohn von Allertzhausen.
    Hierbey sindt auch 8 Personen verwundt worden, deren noch 2 gestorben sindt als nemelich Theiß Schmidt d. 1ten Julij u. Christ uf dem Scheidt den 16ten Augusti.


    Und es geht weiter:
    Am 6ten Decembris sindt abermahl Cöllsche [unleserlich] zu Ellsoff eingefallten, und Peter Schmit mit einem schoß u. Stich verwundte, das er endlich den 3 Tag hernach gestorben ist.

    Friedrich

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  • Friedrich
    antwortet
    Ich ermorde weiter...

    ... aber nicht selber, sondern, werte Interessierte und Interessiertinnen von ungewöhnlichen und gewaltsamen Todesursachen, ich habe wieder einen Fall eines Mordes, der in einem Kirhenbuch geschildert wird. Dieses Mal aus dem Kirchenbuch Arfeld in Wittgenstein.

    Zunächst der Mord: Den 27ten Xbris [1682] ist Mstr. Valentin Gerhardt hiesiger Müller ein noch lediger Gesell auß der Balten gebürtig nach Mitternacht mit seiner eigenen Zimmeraxt hinder dem Feuer auf einer Banck meuchelmörderischerweise, auff einen eintzigen Schlag hinderm linken Ohr ermordet, und den 12ten ejusdem alhier ehrlich zur Erden bestattet worden, wer der, oder die Meuchelmörder gewesen, knn man noch zur Zeit nicht wissen.

    Den 17ten Augusti [1683] ist Hanß Henrich Hackler, bürdig von Rückershaussen, des heroben ermeldten ermördeten Müllers StiefVatter, welcher seinen Stiefsohn seinem eygenen Bekändnuß nach jamerlich ermordet, zu Laspe bey dem gericht iustificiret worden, und mußte Hr. Diaconus Horn und Ich, uff gn: Befehl, beide uff einen Wagen, einer forn, der andere hinden sitzend, den armen Sundern biß zu seiner Gerichtsstellen trösten.


    Friedrich

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  • renatehelene
    antwortet
    Masel tov

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  • Friedrich
    antwortet
    Hätte es damals genaue Standesamtsregister und das Guinessbuch der Rekorde gegeben...

    Moin zusammen,

    in Elsoff starb 1612 eine Frau, die angeblich 120 Jahre alt war:

    Den 17t martij des nachts ist gestorben Haiderichs Engen, das älteste weib hie im ganzen Land, welche über 120 jahr alt geweßen: nach deme sie noch kurz hiebevor zu weg und steg hatt gehen können u. viell essen mögen.


    Wenn sie noch so mobil war und mit gutem Appetit versehen... Hoffentlich war sie nicht dement, dann hatte sie doch einen wirklich guten Lebensabend... Und das große Elend des 30jährigen Krieges ist ihr erspart geblieben. Das traf Elsoff nämlich mit voller Härte. Überfälle, zwei Pestwellen...

    Friedrich

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  • Araminta
    antwortet
    Ich habe eine Sterbeurkunde von einem Urahn bekommen. Der Pfarrer hat nebenbei ein Anmerkung gemacht:
    "Von diesem Mann kann nichts besonderes gesagt werden. Er war nicht der arbeitsamste, und nicht friedfertig".

    Dafür, dass man über den Mann nichts sagen kann, war das schon sehr viel, denn sonst hat der Pfarrer über keinen anderen Verstorbenen auf der Seite einen Vermerk gemacht.

    Stolz kann man darauf nicht sein, aber wir haben hier viel darüber gelacht. Vielleicht hatte er ja einen kleinen Streit mit dem Pfarrer gehabt.

    Wenn ich demnächst mal keine Lust auf Arbeit habe (Urlaubsreif bin) oder mich jemand ärgert, kann ich es ja auf die Gene schieben

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  • Andrea1984
    antwortet
    Das ist ein tragischer Zufall, irgendwie.

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  • HuiBuh
    antwortet
    Gerade entdeckt:

    Johann Gerstner, Posthauptschaffner a. D.
    * 09.06.1900
    + 24.12.1986 "um 10 Uhr 00 Minuten in Laufen, im Neuen Friedhof, Feld 04, Reihe 05, vor dem Grab Nr. 15 und 15 a"

    Schon ein trauriger Zufall, wobei man sich fragt wer dort beerdigt war, seine Frau starb bereits 10 Jahre zuvor...

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  • Matthias Möser
    antwortet
    Deshalb auch die Mahnung, nicht auf Obstbäume zu klettern......

    Gruß
    Matthias

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  • Xtine
    antwortet
    Hallo Friedrich,

    vom Gebot "du sollst nicht töten" hatte der Herr Pfarrer wohl auch nicht gehört
    Mal ganz abgesehen davon, ob er es auf den Geliebten abgesehen, aber die Tochter getroffen hatte, oder ob er es direkt auf sie abgesehen hatte

    Und zur "Buße" wurde er Soldat??
    Naa naa naa (Hochdeutsch: nein, nein, nein)! Erbarme, die Hesse komme!

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  • Posamentierer
    antwortet
    Hallo Friedrich,

    vielleicht viel simpler:

    er hätte einen jungen Gesellen bey ihr im Bette funden, nach dem er hätte gestochen und sie getroffen.

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  • Friedrich
    antwortet
    Zur Abschreckung für fremdgehende Pastorentöchter

    Und hier ein wirklich heftiger Fall aus dem KB Vöhl von 1631. Zur Info: Der Vater war der amtierende Pfarrer Rapp[ius].

    Zunächst der Eintrag aus einer Pfarrerliste zu Beginn des Buches:
    In Anno p. 1631 den 5ten Februarij des Abends zwischen 9 und 10 Uhren, ist obg[enannter] Herr Rapp[ius] mit seiner Hausfr[au] auß Jost Bocks Haus zu Voehl kommen, da seiner Schwester Gerdraudt Weinkauf in sein Haus gehalten, und alß g[enannter] Pfarrer heimkommen hat er einen jungen Gesellen bey seiner Tochter Regina im Bette gefunden wie er sagt, und nach demselben mit einem Messer gestochen und seiner Tochter das Herz im Bett abgestochen, daß sie alsbald gestorben. Und deswegen der Pfarrer die Nacht ausgewichen und flüchtig worden und vom Dienst kommen, hat sich demnach zu Cassel vor einen Soldaten annehmen lassen u. eine zeitlang eine Musquet getragen.

    Im eigentlichen Beerdigungsregister zu Regina Rappius steht dazu folgendes:
    ... Des Abends zwischen 9 und 10 Uhren in ihrem Bette, in die Brust ubers Hertz mit einem Messer gestochen und sie auß dem Bette geschlagen, das sie in der Todtesnacht auß dem Hausse bey Johann Volmars Scheure gelauffen u. Hülff geruffen, der sich als sie im Wege nidergesunken, neben andern, in seine Stube getragen, darin sie uber ein Viertel Stunde gelegen und gestorben. Und hat der Pfarrh[err] ihr Vater gesagt, er hätte einen jungen Gesellen bey ihr im Bette funden, nachdem er hätte gestochen und sie getroffen.

    Wie muß ich den letzten Satz verstehen? Hat er zugestochen, sie getroffen und erst dann gemerkt, daß da der Geliebte lag?
    Oder war da kein Geliebter, und der Pfarrer durch Alkoholgenuß so enthemmt, daß er die Tochter, die vielleicht bei anderer Gelegenheit schon mal "auf ein Stößchen geplaudert hat", loswerden wollte?

    Ein Fall für die Kriminalisten!
    Watson, hol schon mal den Wagen, und Harry, übernehmen Sie!

    Friedrich

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  • renatehelene
    antwortet
    Wau, mit 80 Jahren noch auf einen Kirchbaum klettern

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  • Friedrich
    antwortet
    Moin zusammen,

    zur Abwechslung mal ein Tod, der nicht gewaltsam erfolgte:

    Auis dem KB Vöhl (Tod Merten Dieterich): ... Ist 80 Jahr alt gewesen, und ist den 2ten July an welchem war das Fest der Heimsuchung Mariae auff einen Kirschenbaum gestiegen, und ist ein Ast unter ihm gebrochen das er gefallen, und nur eine Stunde gelebet, und gestorben. ...

    Friedrich

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  • Geufke
    antwortet
    Zitat von renatehelene Beitrag anzeigen
    Hallo Weltenwanderer,

    was hat der Pfarrer denn als Todesursache angegeben?
    Moin,
    ich würde auf Diphterie tippen. Das ist mir schon öfter untergekommen und daran sind hauptsächlich Kinder und junge Erwachsene gestorben.

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