Ein mit ziemlicher Sicherheit interessanter Todesfall betraf den gleichnamigen Sohn meines Vorfahren Philipp HERTEL in Klingenberg am Main im Jahre 1678 (seine Eltern dürften nicht gerade glücklich über die Umstände gewesen sein - er starb unverheiratet mit 24 Jahren):
"Bestattet wurde Philipp Hertel, der vor seiem Tod litt, was er durch Schmerz, Laute und Zeichen zu verstehen gab und sich deshalb im Fieberwahn selbst die Kehle wegschnitt und der vielleicht noch lange weiterleben würde, wenn seine Eltern den pfarrlichen Rat befolgt hätten und alle Messer und Küchenutensilien weggeschafft hätten und auf ihn, wie vom Pfarrer gemahnt, aufgepasst hätten". (aus dem Lateinischen übersetzt mit Unterstützung diverser Leute auf diesen Seiten)...
Seltsame Todesursachen und "interessante" Sterbefälle
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Nachtrag/Korrektur: mein Zusatz "[fünfblättrige Blüte]" ist an dieser Stelle falsch. Denn es waren vom Pfarrer stattdessen die fünf spitzen Kelchblätter gemeint, die nach der Blüte unter der Beere zu sehen sind und nicht die eigentlichen Blütenblätter (Kronblätter)Zitat von Anna Sara Weingart Beitrag anzeigen... stehen einzechtig, blühen zu vor, welche blüest hernach fünfspitz [fünfblättrige Blüte] ..., sihet [sieht aus] wie ein sternlein eines thalers gros, worauf auch das beer stehet ...Zuletzt geändert von Anna Sara Weingart; 23.11.2021, 22:30.
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Sindelfingen 1668
Den 5. Augusti. Ist Daniel Bernhardts Knäblin Hanns Jerg Seines alters 7 Jahr 8 Monat gestorben, nach deme es zuvor mit andern in den Sommerhofer Waldt ausgeritten, und der grossen dollen nachtschatten (welches schwartze glützende beer so gros als Judenkürschen sein, wachsen auf steidlin [Stauden] eines halben mans groß, dickh wie ein finger oder wie ein rohr von feickheln stöckhen, stehen einzechtig, blühen zu vor, welche blüest hernach fünfspitz [fünfblättrige Blüte] ..., sihet [sieht aus] wie ein sternlein eines thalers gros, worauf auch das beer stehet, sonsten habens die leuth underschidlich geheißen wolfsbeer wildbeer etc., obgesetzter Nam aber ist in einem In Dianischen Creuterbuch sampt deßen operation und tugendt, das nemlich sechs [Beeren] sollen taubsichtig machen, gefunden worden) geeßen [gegessen], nach 8 stunden gantz sinnlos und taubsichtig worden, nachgehendts über die 24 stund lang gestorben
Zuletzt geändert von Anna Sara Weingart; 23.11.2021, 21:43.
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Hallo Bienenkönigin,
ja, aus irgendeinem Grund muss das der Pfarrer als besonderen Krankheitsverlauf empfunden haben. Vielleicht weil es erst besser wurde und alle auf Heilung gehofft haben, und dann der Tod eingetreten ist? Aber man würde vermuten (oder ich hätte vermutet), dass das öfter so passiert wäre und daher nicht so erwähnenswert sei. Vielleicht geschah es aber gar nicht so oft.
Interessant vielleicht auch der "morbus ignotus", vielleicht war auch das der Grund des Eintrags, weil der Pfarrer nicht einfach "Typhus" oder "Febris" oder "Frais" schreiben konnte. Andererseits ist die Krankheitssymptomatik dafür auch sehr ungenau beschrieben.
LG Lama
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Hallo Lama,
vielen Dank, dass du dir noch die Mühe gemacht hast, die Einträge zu entziffern.
Leider hatte ich Latein nur als Wahlfach.
Schon seltsam, dass manche Ereignisse so ausführlich beschrieben wurden, andere in knappen, dürren Worten.
Ich denke mal, es hat den Pfarrer entweder besonders berührt (oder es hat sich zum Teil um bedeutende Personen der Gemeinde gehandelt).
Viele Grüße
Bienenkönigin
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Zitat von Bienenkönigin Beitrag anzeigenHallo,
die Tochter hat gerade keine Zeit, sich mit dem Lateinischen zu befassen, aber vielleicht mag ja jemand von Euch über diesen Todesfall berichten?
Es sieht auf den ersten Blick interessant aus, aber wirklich schlau werde ich nicht.
Was passierte da am 27. Januar vor fast 400 Jahren?
Danke und Grüße
Bienenkönigin
Nach erbärmlichen Qualen und nachdem die unbekannte Krankheit endlich etwas nachließ und er ein wenig aufatmen konnte, nach ausgedehnten Gebeten, beschloss er sein Leben im Zustand eines Schlafenden zuhause.
Wenn ich richtig gelesen habe.
LG Lama
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Zitat von Bienenkönigin Beitrag anzeigenHallo,
ich bin gerade auf einen tragischen Fall im Jahr 1694 gestoßen, ich weiß nur nicht, ob ich den lateinischen Eintrag richtig entziffere:
Ein Kind ist im Bade (?) ertrunken, anscheinend aber schon 6 Monate alt, und was die Eltern subito gemacht haben, kann ich auch nicht erraten.
Warum 6 Monate alt, aber dennoch im Taufbuch erwähnt?
Wer selbst lesen mag, im Anhang und im Link ganz links unten:
VG
Bienenkönigin
Hallo Bienenkönigin,
ich lese, ohne Garantie: cum parentes subito propter perussionem (?) curre(re)nt, "obwohl die Eltern sofort gelaufen kamen wegen der Verbrühung (?)". Warum das Kind 6 Monate alt sein soll und im Taufbuch steht, weiß ich auch nicht.
LG Lama
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Heute habe zum ersten Mal in einem KB gesehen, dass ein Pfarrer Fehlgeburten im Taufregister eingetragen hat. Abortus 5 Monate, Abortus 2 1/2 Monate, Abortus 4 Monate. Ab 8 Monaten war es dann ein "Kind bei der Geburt gestorben."
Alle wurden vom Totengräber begraben. Es waren viele.
LG
Uschi
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Hallo zusammen!
1641 in Zilly. In dieser Art habe ich mehrere unter meinen Vorfahren und deren Nachbarn: "In diesem Jahr sindt allhier begraben worden 54 personen, warunter Lüdder Klawen vnd Herman Lange (sonsten Voß genandt) von den kayserlichen Soldaten iammerlich erstochen vnd vmbgebracht worden." Soweit nicht seltsam. Eher normal in jener Zeit.
Viele Grüße
consanguineus
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Hallo,
ich bin gerade auf einen tragischen Fall im Jahr 1694 gestoßen, ich weiß nur nicht, ob ich den lateinischen Eintrag richtig entziffere:
Ein Kind ist im Bade (?) ertrunken, anscheinend aber schon 6 Monate alt, und was die Eltern subito gemacht haben, kann ich auch nicht erraten.
Warum 6 Monate alt, aber dennoch im Taufbuch erwähnt?
Wer selbst lesen mag, im Anhang und im Link ganz links unten:
VG
BienenköniginAngehängte Dateien
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Bin mir nicht sicher, ob dieser Beitrag hierher gehört, oder besser unter "Humoris causa", jedenfalls komm ich ausm Lachen nicht mehr raus....
Sowas findet man, wenn man nicht schlafen kann und einfach in Digitalisaten der Heimatstadt stöbert. Ein Zeitungsartikel aus dem Jahr 1894 in einer polizeilichen Akte, der einen etwas kuriosen Todesfall behandelt.
Vlotho, 9. September. Ein alter Mann von hier, der seit ca. 30 Jahren in demselben Arbeitsverhältnis bei einem hiesigen Zuckerfabrikanten stand, hat am Freitag Abend sein Leben ausgehaucht. Am Donnerstag Nachmittag kam derselbe unerwartet von der Arbeit nach Hause, legt sich hin und war am nächsten Abend eine Leiche. Eine etwas sonderbare Vorgeschichte hat dieser unerwartete Todesfall. In der betr. Zuckerfabrik sind die Aborte in einer Weise angelegt, dass die Benutzung derselben schwere Gefahren in sich birgt, besonders für alte und gebrechliche Arbeiter. Der Arbeiter benutzte den Abort, ob er nun eingeschlafen oder einen Schwindel bekommen, konnte nicht fest gestellt werden, genug, nach einiger Zeit hörten Arbeiter ein Stöhnen und Aechzen und fanden den den Mann, der hinuntergestürzt, in der Senkgrube. Ob der Sturz oder folgende Reinigungsprozedur den Tod herbeigeführt, wissen wir nicht. Am Abend wurde seitens des Arbeitgebers der Lohn, die Quittungskarte usw. dem Verunglückten mit dem Bemerken zugestellt, er brauche nicht wieder zu kommen, wovor derselbe ja nun behütet bleibt.
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Unrecht gut gedeihet nicht!
und das musste der Pfarrer im folgenden Falle extra vermerken!
im Kirchenbuch Elbisbach fand ich die folgende Geschichte:
zunächst war am 9. 8. die Ehefrau Thieme verstorben. Offenbar versagte ihr der Ehemann das "öffentliche" Begräbnis und verbot auch ihren leiblichen Kindern aus der 1. Ehe, dem Sarg zu folgen. "Diese unchristlichen That wurde zunichte gemacht durch seinen schnellen Tod". Der böse Gatte starb am 11. 8...
und dem Pfarrer war das eine Anmerkung wert, offenbar sah er Gottes Strafe in dem Geschehen.
Zum Nachlesen ein Foto anbei, leider nicht optimal fotografiert...
LG IrisAngehängte Dateien
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Hallo Schischka,Zitat von Schischka Beitrag anzeigenHallo Bienenkönigein,
ich lese (#899) "Geistesstörung".
LG Schischka
danke! Wie tragisch, so jung zu sterben fern der Familie (und evtl. Heimat), in einem kleinen Kaff... Ob er wohl eine Schusswaffe hatte?
Ich lese etwas von Murnauerbahn, aber ich vermute mal, da hat er als Ingenieur dran gearbeitet.
Ob er wohl dort begraben wurde?
Von Überführung steht nichts da.
Viele Grüße
Bienenkönigin
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Hallo Bienenkönigein,
ich lese (#899) "Geistesstörung".
LG Schischka
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Hallo,
leider konnte noch niemand den lateinischen Sterbeeintrag aus meinem letzten Beitrag ansehen. Mag jemand kurz erzählen, was darin beschrieben steht?
Ich versuche es noch einmal, diesmal mit einem deutschen Eintrag.
Anderer Ort, andere Zeit:
1878 in Böbing, Schongau (Oberbayern), stirbt inmitten lauter katholischer Dorfbewohner ein protestantischer "Ingenier", und zwar durch Selbstmord "infolge Grieß????" - meine Entzifferungsversuche bleiben heute leider ohne Erfolg.
Wer findet es heraus und stillt meine Neugier?
Ich gehe das Sterbebuch übrigens Seite für Seite durch, da aus Datenschutzgründen das Register noch nicht freigegeben ist!
Danke und viele Grüße
Bienenkönigin
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