Aus dem Kirchenbuch Schötmar (Lippe) 1717:
"Johann Bernd Stahlman Eheman in Schötmar d sich mit dem trunck, dem er ergeben, den 25. d. übernommen und den 26. d. im Bette tod gefunden worden [...]"
Seltsame Todesursachen und "interessante" Sterbefälle
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Weitere zwei (inhaltlich zusammenhängende) Sterbeeinträge aus dem gleichen Ort, dieses Mal von 1702:
"Hanß Hackelberg mußte am 4ten Juli fur den Pfeilern nah bei der Sandgruben elendiglich seinen Geist aufgeben, denn er sich fürgenommen, mit seines Nachbars Hennig Kahmann Tochter (welche denselben Tag mit einem von Rohrsheim copuliert wurde) nach der Hochzeit auß Rohrsheim zu fahren, der eine Wagen aber hatte das Unglück, weil der Knecht, der sich ohne Zweifel besoffen, so abscheulich rennete, daß er umfiel und viele Leute beschädiget wurden, dieser aber hatte gleich den Halß abgestürzet und musste unter vielem Blutvergießen seinen Geist aufgeben. Gott sey seiner armen Seele gnädig und sey bei diesem Unglück noch hertzlich gelobet, dass es nur diesen einen getroffen, da doch leichtlich der gantze Wagen woll dergleichen Ende nehmen können. Sein Leichnahm wurde Dom. 4 p. Trin. alhier begraben, seines Alters 40 Jahr".
Leider blieb es dann doch nicht bei dem einen Toten:
"N.B.: Hennig Kahmann, welcher zugleich mit dem vorhergehenden bey seiner Tochter Hochzeit umgeworfen wurde, starb des anderen Tages darauf, alß den 5ten Juli, nachmittags um 5 Uhr, diesem that Gott noch die Gnade, dass er bey völligem Verstande und fleißigem Gebet auf seinem Bette sterben konnte; sein Leichnahm wurde zugleich Dom. 4 p. Trin. beerdiget, seines Alters 72 Jahr".
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Mal wieder aus dem Kirchenbuch von Groß-Dedeleben:
"Den 26ten Januar 1800 ist ein ermordetes Knäblein, welches im Streithorn oben in der Mauer gesteckt und von Pabstorfer Jungens, so mit auf der Jagd gewesen, gefunden worden, von denen hiesigen Geschworenen sicher gestellt, den 25ten im Großen Kruge seciret und den 24ten hier begraben worden".
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Bei meiner Suche nach der Familie Specht in Hoffenheim (bei Sinsheim) Ba-Wü bin ich gestern gleich auf 2 tragische Tode gestossen:
Am 13ten April (1779) nachts gegen 9 Uhr ist Georg Michael Specht verschieden, und zwar durch Unvorsichtigkeit eines Chirurgi, der ihm ein Geschwür am Hals aufgeschnitten, und zwar an dem allergefährlichsten Ort, wo Arterie und alle Adern beysammen, daher er sich allmählig mit gesundem Herzen zu Tod geblutet.
Am 3ten Dec. (1794) Nachmittag um 2 fiel Karl Ludwig, des bürgerlichen Einwohners Georg Thomas Spechts Söhnlein in das am Haus befindliche Dungwasser Loch in welchem er ertrank und wurde am 5ten beerdigt alt 2 Jahr und 3 Monat.
Ich wünsche Euch ein gutes neues Jahr!
Gruß Henrik
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gleiches Jahr:
"den 14ten Nov. 1787 morgens um 4 Uhr starb weiland Heinrich Blencken gewesen Leinewebers alhier nachgelassene Witwe Florina Meinecken, nachdem sie 2 Tage vorher in der Küche sich die Füße und Lenden verbrandt, vor Schrecken, Schwachheit und Stück von Kältebrandt, und wurde den 18ten Ejusd. öffentlich begraben!.
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Weiter im gleichen Kirchenbuch, dieses Mal im Jahre 1787:
"am 25. Merz 1787 starb Frau Clara Anna geb. Kahmanns, weiland Heinrich Ludewich Koenauen, gewesenen Ackermanns nachgelassene Witwe und zwar gantz plötzlich, in der Kirche, unter verlesung der Capittel Dom. Judica, an einer Erstickung. Sie wurd gleich hinaus getragen in die frische Luft, und man bemühte sich, sie wieder zu ermuntern, aber sie blieb Todt und wurde den 1ten April öffentlich begraben".
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Nochmal ein tragischer Sterbeeintrag aus den Kirchenbücher von Groß-Dedeleben.
Dieses Mal aus dem Jahre 1770 (das Opfer war ein Enkel eines meiner Vorfahren):
"D. 4ten Julii morgens um 3 Uhr ist Johann Christoph Lachmundt, Johann Valentin Lachmundts Halbkothsassen hierselbst ältester Sohn, welcher bey Mstr. Johann Dockhorn das Schmiedehandtwerck lernete, nachdem er Montags Abends biß 11 Uhr herum gelauffen, und darnach durstig gewesen, eine Boureille unvorsichtigerweise ergriffen, worin etwas die Pferde zu waschen zurecht gemacht, ergriffen, da er doch wohl gewußt, daß dieselbe an dem Orte gestanden, und daraud einen starken Trunck gethan, worauf alsobalt ein starckes Erbrechen erfolget ist und nun sich alle mögkiche Mittel die die Fälle angewandt werden sind, so hat er doch noch stermen müssen seines Alters 21 Jahr 3 M. 12 Tage, es ist ihm den 8ten ejusd. die Leichpredigt von Hl. Haußmann P[astoris].L[oci]. gehalten worden".
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Zitat von consanguineus Beitrag anzeigenDie rote Ruhr löschte 1709/1710 in manchen Orten ganze Familien aus. Siehe tBerklingen.
Ich müsste mir direkt mal anschauen, ob sie sich auch in Dedeleben entsprechend ausgewirkt haben könnte (es gibt da einige Jahre mit extrem vielen, dicht auf einander folgenden Sterbeeinträgen und es könnte sein, dass das auch so ein Zeitraum war).
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Zitat von sternap Beitrag anzeigenkannst du näher vermuten, was der fleischhauer am arm sah, wenn sie die rote ruhr hatte?
ein mangelauschlag?
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Zitat von consanguineus Beitrag anzeigenDie rote Ruhr löschte 1709/1710 in manchen Orten ganze Familien aus. Siehe tBerklingen.
kannst du näher vermuten, was der fleischhauer am arm sah, wenn sie die rote ruhr hatte?
ein mangelauschlag?
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Zitat von Sbriglione Beitrag anzeigenUnd noch eine Sache (dieses Mal würde mich interessieren, um was es sich bei der "gefährlichen Seuche", die erwähnt wird, gehandelt haben dürfte):
"den 24. Martii [1710] ist Magdalene Dippen Michel Kaissers Stieftochter des abends beigesetzet worden nachdem sie von Winnigenstedt wo sie etliche Jahre gedienet wegen eines gefährlichen Schadens am Arme kranck hierher gebracht worden und der hiesige Fleischhauer es angesehen alß eine ansteckende Seuche, als hatt man die Leiche wegen des warmen Wetters so lange über der Erde woll stehen lassen, flugs des abends in aller stille beisetzen lassen, da sie alt gewest 21 Jahr".
Grüße!
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wenn es pest und scabies nicht war, der fleischauer es erkannte und man die tote absonderte, eventuell hautmilzbrand.
totes betroffenes fleisch sollte offen in sonnenhitze verwesen, in spätestens vier tagen war der keim tot.
aber ob das die menschen damals wussten?
weil die erde samt regenwürmern und allen getier die milzbranderreger leben ließen, mussten abdecker so weit abseits vom ort arbeiten und sollten die tiere nicht mit erde begraben.
ab wann wusste man das?Zuletzt geändert von sternap; 13.12.2022, 17:30.
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Und noch eine Sache (dieses Mal würde mich interessieren, um was es sich bei der "gefährlichen Seuche", die erwähnt wird, gehandelt haben dürfte):
"den 24. Martii [1710] ist Magdalene Dippen Michel Kaissers Stieftochter des abends beigesetzet worden nachdem sie von Winnigenstedt wo sie etliche Jahre gedienet wegen eines gefährlichen Schadens am Arme kranck hierher gebracht worden und der hiesige Fleischhauer es angesehen alß eine ansteckende Seuche, als hatt man die Leiche wegen des warmen Wetters so lange über der Erde woll stehen lassen, flugs des abends in aller stille beisetzen lassen, da sie alt gewest 21 Jahr".
Grüße!Zuletzt geändert von Sbriglione; 13.12.2022, 17:51.
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Noch ein Sterbefall aus dem gleichen Kirchenbuch:
"Den 14 junii [1686] ist Heinrich Weitzen, ein Knecht bei Andreas Diederichs alhier dienendt von Remlingen bürtig Mitwochen nach Pfingsten in der Leimbkuhl oder Gruben nach Pabstorf hin, alß er auf Befhel seines Hrn. Leim losgegraben, plötzlich mit erden befallen undt nach einer halben stunde wieder ausgegraben und todt gefunden worden, christlich begraben worden".
P.S.: mit "Leim" war natürlich kein Leim, sondern Lehm gemeint...Zuletzt geändert von Sbriglione; 13.12.2022, 16:31.
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Zitat von sternap Beitrag anzeigenkennst du dich aus, was passierte?
Ich kenne im konkreten Fall nur den Sterbeeintrag und muss zugeben, dass ich doch etwas verwundert war, dass der Kindsvater dermaßen glimfplich davon gekommen ist.
Dass das Kind nicht auf dem Kirchhof bestattet wurde, lag daran, dass es nicht getauft worden war; die Todesart der beteiligten Frauen entsprach exakt den damaligen Gepflogenheiten bei der Ermordung neugeborener Kinder.
Auch, dass das Urteil von einer an einer Universität angesiedelten Spruchkammer gesprochen wurde, war damals üblich.
Die Verhandlungen und die Umsetzung der Todesurteile dürfte den damaligen Regelungen gemäß durch das Gericht des Amtes Schlanstedt erfolgt sein, die sich aber - auch das war damals üblich - sicherlich bezüglich des Vorgehens in jedem einzelnen Schritt mit der Spruchkammer abstimmen und dessen Anweisungen befolgen musste.
Beste Grüße!
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