FN Dillbaum/Dullbaum u.ä.

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  • Xylander
    antwortet
    ok. Inzwischen tüllezun - Palisadenzaun:

    Viele Grüße
    Peter

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  • sternap
    antwortet
    Zitat von Xylander
    Kannst Du das mal verlinken?
    Viele Grüße
    Peter

    ich muss es erst wieder finden.

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  • Xylander
    antwortet
    Kannst Du das mal verlinken?
    Viele Grüße
    Peter

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  • sternap
    antwortet
    Zitat von Xylander
    Hallo zusammen,
    wir beobachten hier die Entstehung eines FN. Um 1400 erscheint in Augsburg ein Weber mit dem PN Seiz, Seuz - ohne FN. Ein paar Jahre später heißt er Seiz Tüllbaum, -pawm u.ä. Wie auch immer wir das Bestimmungswort tüll- u.ä. deuten, ob Dielung oder Umzäunung, um das Grundwort -baum u.ä. kommen wir nicht herum!

    Tüllbaum wäre nur dann ein (indirekter) Berufsname für einen Weber, wenn er beim Weben ein Holzelement, einen "Baum", mit dieser Bezeichnung benutzen würde. Das konnten wir nicht nachweisen. Und weder ein Wandteppich noch ein Betthimmel kann als Tüllbaum bezeichnet werden. Es führt in die Irre, sich von Bedeutungsüberlappung zu Bedeutungsüberlappung zu hangeln.
    Viele Grüße
    Peter



    ich habe aber heute beim ansehen vielerwebbstühle in youtube etwas gesehen, was mächtig, am himmel oben montiert, und nichts anderes als ein pfosten mit tüllen ist.
    ab 9:35 nimmt sie die hölzchen aus den Tüllen des scherbaums.
    Zuletzt geändert von sternap; 08.01.2023, 14:13.

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  • Xylander
    antwortet
    Hallo zusammen,
    wir beobachten hier die Entstehung eines FN. Um 1400 erscheint in Augsburg ein Weber mit dem PN Seiz, Seuz - ohne FN. Ein paar Jahre später heißt er Seiz Tüllbaum, -pawm u.ä. Wie auch immer wir das Bestimmungswort tüll- u.ä. deuten, ob Dielung oder Umzäunung, um das Grundwort -baum u.ä. kommen wir nicht herum!

    Tüllbaum wäre nur dann ein (indirekter) Berufsname für einen Weber, wenn er beim Weben ein Holzelement, einen "Baum", mit dieser Bezeichnung benutzen würde. Das konnten wir nicht nachweisen. Und weder ein Wandteppich noch ein Betthimmel kann als Tüllbaum bezeichnet werden. Es führt in die Irre, sich von Bedeutungsüberlappung zu Bedeutungsüberlappung zu hangeln.
    Viele Grüße
    Peter

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  • Xylander
    antwortet
    Hallo zusammen,
    mit sperlach kann statt des Wandteppichs auch himliz - (Bett)himmel gemeint sein. Für mich bleibt die Herleitung des FN vom Wohnplatz oder der Funktion am Schanzwerk die einfachste und wahrscheinlichste.
    Viele Grüße
    Peter
    Zuletzt geändert von Xylander; 08.01.2023, 12:59.

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  • hionoxy
    antwortet
    Hallo sternap,

    ich habe doch linear aufgeführt wie ich zu sperlach komme – die Begriffe tylpawm und sperlach werden zusammen aufgeführt. Das stammt nicht von mir, sondern aus dem verlinkten Wörterbuch. Mit der Worterklärung für tylpawm konnte ich überhaupt nichts anfangen, weshalb ich dann eben die für sperlach nachschlug und das Ergebnis war mir eindeutiger.

    Da ja aber diese Begriffe nicht zwingend perfekt deckungsgleich sein müssen und trotzdem synonym sein können, hatte ich die Frage danach gestellt. Das mit dem Himmel bleibt mir aber weiterhin ein wenig schleierhaft.

    Deine Erklärung klingt schlüssig, nur scheint mir wohl die Idee davon zu fehlen, welche Kräfte beim Weben wirken können. Danke!

    Lieber Gruß
    Lukas

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  • sternap
    antwortet
    ich weißjetzt nicht, wie du zum sperlach kommst.
    bis zum himl kann ich dir allerdings folgen.


    ich nehme an, der pedal webstuhl sieht wie einer mit einem himmel aus.
    den himmel siehst du sonst bei wallfahrten und beim himmelbetten.
    da aber ist er mit kostbaren teppichen geschmückt
    wie du wiedrum zum staub kommst, erschließt sich mir wieder nicht.
    stsubschutz wäre solch ein himmel schon.


    in der heimat einiger vorfahren in böhmen, habe man zuerst den webstuhl hingestellt und dann das haus rundumgebaut, so erzählte man es mir.
    der größte pfosten hätte sonst niemals ins haus zu gepasst.


    die vorstellung, was ein mensch dillbaum sei, bleibt gleich: sowas wie ein atlant, ein großer und starker mann.


    wenn ein handwerker dillbaum an der stadtmauer arbeitete, wäre das für mich sinnvoll, da die dicken mauern ganz andere kräfte aushalten, als eine normale wand
    Zuletzt geändert von sternap; 08.01.2023, 08:37.

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  • hionoxy
    antwortet
    Hallo Zusammen,

    nochmal ein Gedanke. Wenn man Dielbaum sucht, kommt die Schreibweise tylpawm. Diese Schreibweise pawm ist in Augsburg auch vereinzelt greifbar beim späteren Nachnamen Dilbaum. Die erste Nachnamensnennung war 1401, 1404 ist die Schreibweise Dullpam und ab 1405 erst einmal konsequent Tüllbaum.

    Nun:


    "tylpawm oder groszbret oder himlitz oder [...]"

    Mit tylpawm findet sich auch der Begriff sperlach zusammen erwähnt
    https://fwb-online.de/lemma/staub.s.0m

    Und für sperlach kann man wohl diese theoretische(?) Herleitung einer modernen Wortherleitung (sperrlaken) der Gebrüder betrachten:


    "tuch, das ausgespannt wird" und "besonders: wandteppich".

    Kann es sein, dass der liebe Seiz/Seuz/Siz Web(er)/Tex(tor) irgendwie eine Art Wandteppich fabriziert hat? War er ja eben Weber! Und besteht wirklich eine Beziehung zwischen tylpawm und sperlach?

    Eure Gedanken würden mich interessieren.

    Gruß
    Lukas
    Zuletzt geändert von hionoxy; 08.01.2023, 02:58.

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  • hionoxy
    antwortet
    Hallo Peter,

    diese Zusammenfassung ist schön und doch einiger Optionen prägnant. Dass wir deuten können, wann und wo der Name die ersten Male aufkommt, das ist ein Tunnel in die Vergangenheit, der einen irgendwie das Gefühl eines invertierten Back to the Future gibt (oder so ähnlich). Da passt dein poetischer Abschluss wie angegossen.

    Einen Vorschlag was wir mit unseren Erkenntnissen machen könnten habe ich dir im Privaten geschickt. Eine Idee wäre auch zu schauen, ob sich in meinem Baum noch weitere, nicht eindeutige Nachnamen in Augsburg finden lassen. Eventuell ergibt sich eine Reihe an Namen die Augsburger Kreationen sind.

    Lieber Gruß
    Lukas

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  • Xylander
    antwortet
    Hallo zusammen,
    hier kommt die versprochene Aktualisierung der Deutungsmöglichleiten. Neu drin ist unser Kenntnisstand rund um den Weber Seuz/Seiz Tüllbaum, der unter diesem FN in verschiedenen Schreibweisen ab 1401 in den Steuerbüchern von Augsburg erscheint. Vermutung: er lief vorher einfach unter Seuz (der) Weber oder Seuz textor. Damit erleben wir eine Namenentstehung und –entwicklung direkt in den Zeitzeugnissen. Nachfolgend verwende ich die Vorläuferversion aus #22 und ergänze sie entsprechend, aber ohne besondere Kennzeichnung.

    Als Basis, von der die Familiennamen dieser Gruppe abgeleitet worden sein können, bleibt es bei den drei Begriffen:
    - Dielenbaum mit den Bedeutungen: Deckenbalken, Dielendecke, Baldachin, Baum für den Einschnitt zu Dielen,Tannenart
    - Dullbaum, nd. Dullboom, mit der Bedeutung: Brett am Bootsrand zur Auflage der Ruder
    - Tullbaum/Tüllbaum mit den Bedeutungen: Stecken, Rebstecken, Pfahl, Schanzpfahl, Palisade. Das Bestimmungswort Tüll bedeutet Zaun, Gehege, Schanzanlage

    Daraus ergibt sich für die Namendeutung eine Vielzahl von Möglichkeiten. Ich standardisiere die Namen mal zu Dillbaum, Dullbaum und Tüllbaum.
    - Dillbaum:
    Übername für einen starken Menschen
    Übername für den Besitzer eines Hauses mit markanten Deckenbalken
    Indirekter Berufsname für einen Förster, Flößer, Sägemüller, Holzhändler, Zimmermann, Evtl. auch für den Verwender eines Geräts mit der Bezeichnung Dillbaum
    Wohnstättenname für den Bewohner eines Hauses bei einer markanten Tanne
    Wohnstättenname für den Bewohner eines Hauses „Zum Dillbaum“
    - Dullbaum:
    Indirekter Berufsname für einen Bootsbauer, Fischer
    - Tüllbaum
    Übername für einen Menschen mit Stecken- oder Pfahlfigur
    Indirekter Berufsname für einen Winzer, für einen Hersteller von/Händler mit Stecken, Pfählen, Palisaden, für einen Schanzenbauer
    Speziell für Seuz Tüllbaum kommen hinzu:
    Wohnstättenname als Bewohner eines Hauses an der Palisadenschanze bzw. an einem markanten Pfahl oder einem Verschluss (Tor, Schlagbaum) der Schanze
    Indirekter Berufsname bzw. Funktionsname für einen Angehörigen/Leiter des Wach- und Schanzdienstes für das Quartier (Aufgabe der Zünfte)

    Seuz Tüllbaum, der erste Augsburger Namensträger, hat sich den Namen wohl nicht selbst gegeben, kannte aber mit Sicherheit die für ihn zutreffende Bedeutung, auch die Zusammensetzung mit tüll - Zaun, Gehege, Schanzanlage und den Unterschied zum FN Dillbaum - Deckenbalken usw. Dasselbe gllt für die Augsburger Zeitgenossen, aus deren Kreis wurde ihm der Name ja vermutlich gegeben. Wie der Name Generationen später verstanden wurde, als er sich zu Dillbaum verändert hatte, wissen wir nicht. Möglicherweise dachten die späteren Namensträger, ihr Vorfahr habe was mit Deckenbalken zu tun gehabt. So wie wir zu Beginn unserer Odyssee in diesem Thema.

    Viele Grüße
    Peter
    Zuletzt geändert von Xylander; 25.09.2022, 09:24.

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  • Xylander
    antwortet
    Hallo Lukas,
    ja, das denke ich auch.
    Viele Grüße
    Peter

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  • hionoxy
    antwortet
    Hi Peter,

    ein Jahr davor Tüllbawm, es ist wohl ein Schreibfehler?:
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    S. 2b, mittig.

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  • Xylander
    antwortet
    Hallo Lukas,
    ja, Tüllbaum mit -ü- kann Deckenbalken heißen. Aber laut DWB erst im 16. JH. Vorher gehörte er in das Bedeutungsfeld Zaun. Das ist eine eindeutige Aussage im Standardwerk, die zweifle ich nicht mehr an. Der Seuz von 1401 bekam seinen FN also nicht als Ableitung vom Deckenbalken. Ich schreib demnächst ein Fazit zur gesamten Namengruppe, darin auch was ich stattdessen für den Seuz vorschlage. Pfahl am Stadtwall ist eine der Optionen.
    Wilbaum lese ich 1414 2c oben:
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    Mit den Lechbäumen meinte ich sternaps Funde entlang des Lech.
    Wie ist die Namenentwicklung ab ca 1430? Wann verschwindet das -ü- und wird vom -i- ersetzt? Vielleicht geben die Indices das her?

    Lieben Gruß
    Peter

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  • hionoxy
    antwortet
    Hallo Zusammen,

    wie habe ich das mit den Lechbäumen zu verstehen?

    Und eventuell ist Tüllbaum ja wirklich als Deckenbalken zu verstehen und weist Seitz als Weber auf dem Dachboden

    Palisade eventuell für Pfahl am Stadtwall könnte auch denkbar sein: Der Weber vom (markanten Pfahl am) Stadtwall.


    Und Hallo Peter, wo genau stand der Willbaum?

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