Hallo Lukas,
das ist ja ein interessantes neues Detail. Wie der Baum, d.h. das Holzteil, das zum Winden benutzt wurde, als Dillbaum hätte bezeichnet werden können, dafür sehe ich allerdings keinen Ansatz. Ja, wenn dillen - drehen, winden bedeuten würde, dann wäre es klar (und wir hätten die Frage, was ein Dillbaum ist, längst gelöst).
Gegenprobe:
Für das fragliche Holzteil existieren die Begriffe Windbaum, Windebaum:
www.woerterbuchnetz.de/DWB/windbaum
www.woerterbuchnetz.de/Adelung/Windebaum
Auch den FN Windbaum gibt es bzw. gab es:
Also hilft uns der Windbrunnen wohl nicht weiter. Die Linde schließe ich nach wie vor aus.
Viele Grüße
Peter
FN Dillbaum/Dullbaum u.ä.
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Ich habe mit Jörg Stuttmann, der ein breites Privatarchiv zu Augsburg hat [1, 2], gesprochen und ihn gefragt, ob er den Nachnamen Dilbaum anhand unserer Kenntnisse deuten kann. Er schrieb Folgendes:
Der Steuerbezirk in dem Seitz/Seutz Dilbaum seinen Namen bekommen hat ist übrigens der Wintprunne, also wirkt seine Deutung der Winde des Brunnens im Windhof [3] als Baum schlüssig. Frage ist, ob es so im Sprachgebrauch genutzt wurde – das wäre nachzuforschen. Was es mit der Präfix Dil- zu tun hat, ist aber dann etwas unklar. Es handelt sich aber sicherlich nicht um eine Diele, dieser Gebrauch ist in Augsburg erst später nachzuweisen. Ein späterer Dilbaum hat seinen Namen zu Tilius lateinisiert, eventuell in der Annahme, dass Dil- von "Tilius" (Linde) kommt. Das war etwas mehr als 100 Jahre nach der Ersterwähnung von Dilbaum in Augsburg; die Familie hat schnell nicht mehr gewusst, was der Name bedeutet. Wenigstens ist unwahrscheinlich, dass es auf eine Linde abzielt.Ich fürchte, dass man für die Beantwortung Deiner detaillierten Frage wirklich in alten Akten des Stadtarchiv nachforschen müsste... Mir ist nicht ganz klar, welchen Bereich der Steuerbezirk "Windgasse" genau umfasste -. Um 1400 dürfte die Stadtbefestigung um diesen Bereich allerdings schon aus einer Mauer bestanden haben, - was natürlich nicht ausschließt, dass da irgendwo ein Palisadenzaun stand. Was den "Baum" angeht, könnte ich mir vorstellen, dass der sich auf den Brunnen im Pfärrle bezieht, der im "Windhof" stand. Die Bezeichnung "Windgasse" bezieht sich nämlich auf die Winde, mit deren Hilfe das Wasser aus dem Brunnen nach oben gezogen wurde. Und womöglich hat man das Holzgestell, an dem die Winde aufgehängt war, auch als "Baum" bezeichnet -. (Aber das ist lediglich eine Vermutung!)
Vielleicht kommen wir mit dieser Zusatzinformation weiter und können den Baum deuten.
Lieber Gruß
[1] https://www.ardmediathek.de/video/zw...ZDE2ZGY2MmNkOQ
[2] https://www.youtube.com/watch?v=fu7pPP9Py88
[3] https://www.wissner.com/stadtlexikon...m-windhof/4250Zuletzt geändert von hionoxy; 23.10.2023, 09:33.Einen Kommentar schreiben:
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Hi Peter,
vielen Dank für das Daumendrücken und für die Hinweise. Ich denke auch, dass der Name erst da entstanden ist. Deine Herleitung mit den Umlauten finde ich schlüssig. Schade, dass ich nicht so heiße. Wäre eine lustige Linie gewesen und wer kann schon sagen, dass er aus einer Familie stammt, aus der einer der Begründer des modernen Zeitungswesen stammt?
Dilbaum, oder augsburgisch zuletzt wohl Thillbaum.
Vielleicht geht es ja noch weiter im Stammbaum nach Elisabeth Dilbaum (Dilbeumin).
Hi Alice,
Was magst du uns damit sagen? Fliesen aus Holz oder wie?
Liebe Grüße an euch beide.Zuletzt geändert von hionoxy; 28.04.2023, 14:38.Einen Kommentar schreiben:
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Hallo Lukas,
toi toi toi für die Bachelorarbeit!
Gegen die Annahme, der FN Tillbaum usw. könne Lindenbaum bedeuten und von lat. tilia - Linde abgeleitet sein, spricht die früheste uns bekannte Form. Sie enthält im Bestimmungswort kein -i-, sondern ein -ü- oder -u-. Den daraus resultierenden umfangreichen Katalog der Bedeutungen hatten wir aufgestellt.
Auch die Möglichkeit, die Schanzanlagen seien aus Lindenhölzern errichtet worden, weswegen Tillbaum in der angenommenen Bedeutung Lindenbaum auch Schanzpfahl bedeuten könne, können wir ausschließen. Lindenholz hat die Dauerhaftigkeitsklasse 5 nach DIN EN 350-2, das ist die niedrigste Klasse. Konkret: einen Schanzpfahl aus Linde kann man nach ein paar Jahren mit der Hand umstoßen, und nach noch ein paar Jahren fällt er von selber um.
Ob der Schulmeister nun wirklich dachte, sein FN Tilbaum bedeute Lindenbaum, oder ob er einfach das -ianus drangeklatscht hat, darauf wäre ich zwar neugierig, aber für unsere Fragenstellung ist es unerheblich.
Zum Alter des Namens: Schanzwerke gab es auch anderswo, dürre Menschen auch, deswegen ist der FN sehr wahrscheinlich unabhängig auch anderswo entstanden, und auch schon früher. Beim Seuz aber gehe ich davon aus, dass er seinen FN erst Anfang des 15. Jahrhunderts in Augsburg erhielt.
Viele Grüße
PeterEinen Kommentar schreiben:
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Hi Peter,
echt schön mal wieder von dir zu hören! Bin gerade etwas inaktiv wegen der Bachelorarbeit. Am Sonntag wird abgegeben (:
Ich dachte mir auch schon, dass das eher nicht so sein würde mit dem Namen, aber
auf die Begründung bin ich gespannt. Meine Bekanntschaft im Stadtarchiv meinte zu mir, dass der Name sicherlich älter sei, als die Erwähnung im Steuerbuch (Was ich persönlich ohne Begründung, die da ausblieb, nicht so sehe).Einen Kommentar schreiben:
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Hallo Zusammen,
ich habe mal eine Frage zu der Nachnamensbildung.
Ist unsere Beobachtung des Übergangs von Seiz/Seuz/Siz tex[tor]/webs zu Tüllbaum (Dilbaum/Thillbaum) eigentlich notwendigerweise auch die Entstehung des Nachnamens?
Ich frage, weil etwa die Patrizierfamilie der Langenmantel früher auch Longum pallium [1] genannt wurden und ein Augsburger Dilbaum ja später die Schreibweise Tilius verwendet (Deutet er wohl "Dil" als Tilius, also Linde => Lindenbaum).
Ist es denkbar, dass der Name älter ist als die Fundstelle der Entstehung im Steuerbuch und eventuell mal gar Tilius?
[1] https://www.wissner.com/stadtlexikon...mantel-ii/4568Zuletzt geändert von hionoxy; 27.04.2023, 00:21.Einen Kommentar schreiben:
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Für alle Fans der Augsburger Dilbaum (Scherzend):
Gerade eine Schrift gefunden, die den Begriff Tilbaum/Dillbaum nennt. Das Wörterbuch "Schweizerhaus" von Hunziker:
dem Prätigau eigentümlich ist das börbett, eine Hürde hinten im Stall, die als Lagerstätte dient für den Hirten (Ludwig S. 238; Bühler, Dav. II, S. 138), \g]. pritse f-. Bühler, Dav. II, 21. Langwies-Arosa und das Schanfigg haben den Melchladen oder das Müchladji angelehnt an die Säule (soulL), die in der Mitte des Tenns den Dillbaum oder tilbaum stützt.Einen Kommentar schreiben:
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Tatsächlich habe ich mir auch schon gedacht, dass der Name eventuell auch medzinisch oder ähnliches sein könnte. Aber Heiligkeit und aus Glaubensgründen lateinisiert, ja wieso denn nicht.
Aber so ist es wohl auch nur eine Ergänzung für Deutungsmöglichkeiten.Zuletzt geändert von hionoxy; 31.01.2023, 21:41.Einen Kommentar schreiben:
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Vermutlich, mutmaßlich.
Vielleicht wusste Johannes Dilbaum/Tilianus mehr als wir über die einen Tüllbaum. Vielleicht waren derartige Palisaden immer Linden und deshalb war die Übersetzung sinngemäß in Ordnung. Vielleicht wollte er aber auch zwanghaft lateinisieren (wie du geschildert hast), which would be quite pathetic, wouldn't it?
die eine heilige römische kirche hatte seit jeher konkurrenz.
hier einen lindenbaum, ein heiliger baum, den man schon bei den germanen verehrte. demnach wurde so einer vereinnahmt, mal erschien dort die gottesmutter, mal fand man ein wachsjesulein drin, das nur von gott sein konnte. wenn aber die kirche sich etwas einverleibte und es umgestrichen als neu ausgab, dann wurde es gelehrt lateinisch benannt. außerdem half der lindenblättertee bei fieber. die sprache der drogisten war wiederum latein und nicht ungarisch oder suaheli.
Zuletzt geändert von sternap; 31.01.2023, 20:46.Einen Kommentar schreiben:
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Vermutlich, mutmaßlich.
Vielleicht wusste Johannes Dilbaum/Tilianus mehr als wir über die einen Tüllbaum. Vielleicht waren derartige Palisaden immer Linden und deshalb war die Übersetzung sinngemäß in Ordnung. Vielleicht wollte er aber auch zwanghaft lateinisieren (wie du geschildert hast), which would be quite pathetic, wouldn't it?Einen Kommentar schreiben:
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die palisaden können lindenstecken gewesen sein.Das stimmt.
Ich denke mal, der liebe Herr Magister wusste selber nicht mehr, was ein Tüllbaum ist. Außer wir finden einen Nachweis, dass man im oberdeutschen Sprachraum schon "Tilienbaum" oder ähnliches zu einer Linde gesagt hätte (Aber wohl eher nicht, oder?).
Wir haben Palisade u. A. geschlussfolgert. Ich denke das ist sinnvoller.
Vlt hätte Herr Johannes Tilianus sich lieber Johannes Vallus (Oh Gott) nennen sollen.Einen Kommentar schreiben:
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schau da unter kulturgeschichte,
https://de.wikipedia.org/wiki/Linden_(Gattung)Einen Kommentar schreiben:
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Das stimmt.
Ich denke mal, der liebe Herr Magister wusste selber nicht mehr, was ein Tüllbaum ist. Außer wir finden einen Nachweis, dass man im oberdeutschen Sprachraum schon "Tilienbaum" oder ähnliches zu einer Linde gesagt hätte (Aber wohl eher nicht, oder?).
Wir haben Palisade u. A. geschlussfolgert. Ich denke das ist sinnvoller.
Vlt hätte Herr Johannes Tilianus sich lieber Johannes Vallus (Oh Gott) nennen sollen.Einen Kommentar schreiben:
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