Anzeige Diebstahl 1749

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  • Brawe
    Erfahrener Benutzer
    • 07.12.2023
    • 124

    [gelöst] Anzeige Diebstahl 1749

    Hallo,
    kann man sich hier dieses Schriftstück übersetzen lassen?
    Insgesamt handelt es sich um zwei "Anzeigen" auf 5 solcher Seiten der Herren Winter und Schwarte aus dem Ort Apeldorn (Emsland) im Kirchspiel Bokleloh.
    Ich kann natürlich einiges davon entziffern, soweit es wie Sütterlin aussieht, aber einige Wörter erschließen sich mir nicht, so wie z.B. die Wörter
    Comparentig und pleij.
    Wäre für Hilfe dankbar.
    Angehängte Dateien
  • Alter Mansfelder
    Super-Moderator
    • 21.12.2013
    • 4167

    #2
    Hallo

    Bitte beachte die gelben und blauen Kästen oben und teile mit, was Du bereits selbst lesen kannst. Viel Erfolg!

    Es grüßt der Alte Mansfelder
    Gesucht:
    - Tote Punkte im Mansfelder Land, Harz und Umland
    - Tote Punkte in Ostwestfalen
    - Tote Punkte am Deister und Umland
    - Tote Punkte im Altenburger Land und Umland
    - Tote Punkte im Erzgebirge, Vogtland und Böhmen
    - Tote Punkte in Oberlausitz und Senftenberg

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    • Brawe
      Erfahrener Benutzer
      • 07.12.2023
      • 124

      #3
      Hallo,

      also ich kann lesen: Am 21.11.1749 ist ein Herr Winter aus Apeldorn erschienen ist und für die Nacht vom 5. auf den 6. einen Diebstahl meldet. Des weiteren wird wohl

      aufgezählt was alles gestohlen wurde.

      Im weiteren Text kann ich immer nur einzelnen Wörter wie "ein, erstere, wollende und Strümpfe usw." lesen. Für einen richtigen Lückentext reicht es aber nicht.

      Gibt es hier im Forum evtl. Leute, die gegen Bezahlung eine Übersetzung (dann aber aller 5 Seiten) anbieten, oder kennt jemand so einen Kontakt?

      Gruß aus Minden

      Kommentar

      • Balthasar70
        Erfahrener Benutzer
        • 20.08.2008
        • 2917

        #4
        Hallo Brawe,

        etwas vage Transkription von mir. Ich hoffe Jemand ergänzt/ korrigiert:

        1799 den 21ten 9br. erschien Herr Winter an-
        zeigendt daß in der nacht von 5ten auf
        6ten dieses in seinem Hauß zu Appeldo-
        ren ein einbruch und diebstall geschehen
        und seines Comparentis _-
        wollacken oder pey rock, zwey Ellen
        pey zeug, ein weißer, ein Halßtuch,
        ein paar Handschue von Blau wollgarn
        die Butter auß den schrank, seines
        Brudern pey rock, hose, tobacks dose
        ein paar blau wollgran handschue
        weiße wollgarn strumpfe und ein
        paar schwartz und weiße
        wollgarn strumpfe, wovon das einer
        gantz fertig, der andere aber noch
        nicht vollen kommen fertig, item 3 1/2 Str.
        der magdt ein schwartze wollacken schürtze
        ein paar weiße wollgarn Strümpfe
        ein tuch umb den Halß abgestohlen
        Zuletzt geändert von Balthasar70; 02.06.2025, 15:03.
        Gruß Balthasar70

        Kommentar

        • jebaer
          Erfahrener Benutzer
          • 22.01.2022
          • 3559

          #5
          Hallo Brawe,

          Den 21ten 9br. hast Du mit November ja schon richtig erkannt.
          "Comparentis" ist der Genitiv zu lat. "comparens" - die/der erscheinende - ein in Amtssprache geläufiger Begriff.
          Gemeint ist hier der Herr Winter, der im Amt erscheint, um den Diebstahl anzuzeigen. Eigentlich fehlt ein Komma davor und es bedeutet
          "seines, des erscheinenden[Liste der entwendeten Besitztümer]".
          Weiter unten steht "item 3 1/2 Str." - "item" bedeutet "gleichfalls, ebenso".


          LG Jens
          Am besde goar ned ersd ingnoriern!

          Kommentar

          • Wolfg. G. Fischer
            Erfahrener Benutzer
            • 18.06.2007
            • 5352

            #6
            Hallo,

            am Ende von Zeile 6: "zwey Ellen"

            Kommentar

            • Brawe
              Erfahrener Benutzer
              • 07.12.2023
              • 124

              #7
              Zur Info

              „Pey-Zeug“ im 18. Jahrhundert war eine Bezeichnung für einen leichten, glatten, meist einfarbigen Seidenstoff, der zu den sogenannten Zeugen (Plural von „Zeug“, = Stoff) gehörte.


              Herkunft und Bedeutung:
              • „Pey“ ist eine Eindeutschung oder Verkürzung des französischen Wortes „pekin“ oder „pékiné“, was einen gestreiften oder gerippten Seidenstoff bezeichnete.
              • „Pey-Zeug“ wurde im deutschsprachigen Raum für hochwertige Seidenstoffe verwendet, oft in der Damenmode, z. B. für Kleider, Futterstoffe, Unterröcke.

              Eigenschaften:
              • Material: Meist reine Seide
              • Aussehen: Glatt oder leicht gerippt, manchmal schimmernd
              • Verwendung: Festliche Kleidung, Ausstattungsstoffe (Vorhänge, Futter)

              Beispielhafte Verwendung:


              In Inventarlisten oder Modebeschreibungen des 18. Jahrhunderts liest man Formulierungen wie:


              „Ein Kleid aus blauem Pey-Zeug“

              „Futter aus Pey-Zeug gefüttert“


              Es war also ein feiner Seidenstoff, typisch für die höfische und bürgerliche Mode jener Zeit.

              Kommentar

              • Carsten89
                Benutzer
                • 17.02.2014
                • 94

                #8
                Hallo zusammen,

                ich lese noch
                Zeile 3/4: Appeldo(-)ren (also der in der Frage genannte Ort Apeldorn)
                Zeile 6 und 17 jeweils: wollacten und würde dies im Sinne von wollen (aus Wolle) verstehen.

                Falls wollacten tatsächlich die Bedeutung wollen (aus Wolle)​ haben sollte, könnte es sich bei dem im Text mehrfach auftauchenden pey(?) um den Tuchstoff Poy (auch Boy) handeln. Das wäre dann sowohl wegen der Stoffähnlichkeit zur Wolle als auch vom Klang her naheliegend.
                Der Autor des Buches hier vermutet das auch. https://www.google.de/books/edition/%C3%96sterreichischer_Schulbote/AKRETC2GpK8C?hl=de&gbpv=1&dq=pey+schulbote&pg=PA27 7&printsec=frontcover
                "Boy (Poy) ist ein grober, tuchartig gewebter Wollenstoff aus locker gesponnenen, grober Wolle und Kämmlingen, welche dann gerauhet, gespannt und gepreßt wird." https://www.google.de/books/edition/...sec=frontcover
                Zuletzt geändert von Carsten89; 02.06.2025, 14:51.
                Viele Grüße
                Carsten

                Kommentar

                • Balthasar70
                  Erfahrener Benutzer
                  • 20.08.2008
                  • 2917

                  #9
                  Ich habe weiter oben ergänzt. Ich fand hierin


                  die Bezeichnung wollacken = halbwollen
                  Zuletzt geändert von Balthasar70; 02.06.2025, 17:37.
                  Gruß Balthasar70

                  Kommentar

                  • Carsten89
                    Benutzer
                    • 17.02.2014
                    • 94

                    #10
                    Einwandfrei. Bei genauerem Hinsehen steht da auch tatsächlich ein k und kein t, also wollacken.
                    Zuletzt geändert von Carsten89; 02.06.2025, 16:51.
                    Viele Grüße
                    Carsten

                    Kommentar

                    • jebaer
                      Erfahrener Benutzer
                      • 22.01.2022
                      • 3559

                      #11
                      Zitat von Brawe Beitrag anzeigen
                      Zur Info

                      „Pey-Zeug“ im 18. Jahrhundert war eine Bezeichnung für einen leichten, glatten, meist einfarbigen Seidenstoff, der zu den sogenannten Zeugen (Plural von „Zeug“, = Stoff) gehörte.


                      Herkunft und Bedeutung:
                      • „Pey“ ist eine Eindeutschung oder Verkürzung des französischen Wortes „pekin“ oder „pékiné“, was einen gestreiften oder gerippten Seidenstoff bezeichnete.
                      • „Pey-Zeug“ wurde im deutschsprachigen Raum für hochwertige Seidenstoffe verwendet, oft in der Damenmode, z. B. für Kleider, Futterstoffe, Unterröcke.

                      Eigenschaften:
                      • Material: Meist reine Seide
                      • Aussehen: Glatt oder leicht gerippt, manchmal schimmernd
                      • Verwendung: Festliche Kleidung, Ausstattungsstoffe (Vorhänge, Futter)

                      Beispielhafte Verwendung:


                      In Inventarlisten oder Modebeschreibungen des 18. Jahrhunderts liest man Formulierungen wie:


                      „Ein Kleid aus blauem Pey-Zeug“

                      „Futter aus Pey-Zeug gefüttert“


                      Es war also ein feiner Seidenstoff, typisch für die höfische und bürgerliche Mode jener Zeit.
                      Gibt's zu der "Info" auch eine Quelle?


                      LG Jens
                      Am besde goar ned ersd ingnoriern!

                      Kommentar

                      • jebaer
                        Erfahrener Benutzer
                        • 22.01.2022
                        • 3559

                        #12
                        Leicht "off topic", aber zur Aufheiterung hier, was mir die google-KI über Pey-Zeug erzählt:

                        "Pey-Zeug" ist ein Slang-Ausdruck, der für „Zeug“ oder „Dinge“ im Allgemeinen verwendet werden kann. Es ist ein informeller Ausdruck, der in der Jugendsprache häufig vorkommt. Es hat keine spezifische oder besondere Bedeutung.

                        Weitere Details:
                        • Ursprung:
                          Die genaue Herkunft von "Pey-Zeug" ist nicht bekannt, aber es ist ein gängiger Slang-Ausdruck in Deutschland und anderen deutschsprachigen Ländern.
                        • Verwendung:
                          "Pey-Zeug" wird oft verwendet, um sich auf eine Vielzahl von Gegenständen, Ideen oder Konzepten zu beziehen, ohne dass diese genau spezifiziert werden.
                        • Bedeutung:
                          Es ist ein informeller und vereinfachter Ausdruck für "Zeug" oder "Dinge".
                        • Beispiele:
                          • "Ich habe meinen Schlüssel verloren, wo ist das ganze Pey-Zeug?" (Statt: Ich habe meinen Schlüssel verloren, wo sind alle meine Sachen?)
                          • "Schau mal, was ich alles im Auto habe! Es ist so viel Pey-Zeug." (Statt: Schau mal, was ich alles im Auto habe! Es ist so viel Zeug.)
                        • Anmerkung:
                          Es ist wichtig zu beachten, dass "Pey-Zeug" ein informeller Ausdruck ist und nicht in formellen Kontexten verwendet werden sollte.


                        Ich vermute ja fast, google hat mich als Freund des Absurden kategorisiert ...


                        LG Jens
                        Am besde goar ned ersd ingnoriern!

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                        • Brawe
                          Erfahrener Benutzer
                          • 07.12.2023
                          • 124

                          #13
                          … in dem alten Lied „De hümmelske Bur“ (Apeldorn gehört noch gerade so zum Hümmling) wird der krosse hümmlinger Bauer besungen, und er trägt einen Rock aus Päi.
                          Meiner Meinung nach, wird um 1749 in dem Bauerndorf Apeldorn kaum jemand Seide gehabt haben, aber fein gewebter Zwirn aus Wolle und Leinen, genannt Pey oder auf Plattdeutsch Päi, schon.
                           

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                          • Brawe
                            Erfahrener Benutzer
                            • 07.12.2023
                            • 124

                            #14
                            Hallo,

                            ich bin so mit der Transkription sehr zufrieden. Danke an allen, die dabei geholfen haben.

                            Zwei letzte Fragen hätte ich dann doch noch.

                            Ganz oben rechts steht "aus Appeldoren" und darunter "XXXXX bokelohe".

                            Könnte man evtl. auch: " 8.11. bokelohe" lesen?


                            und dann ganz unten die letzte Zeile: "ein tuch umb den Hals abgestohlen". Könnte dieses umb irgendeine Abkürzung sein, so daß der Satz mehr Sinn macht?

                            Gruß aus Minden

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                            • Carsten89
                              Benutzer
                              • 17.02.2014
                              • 94

                              #15
                              8.11. kann ich da beim besten Willen nicht erkennen.
                              Ich lese: ... erschien Herr Winter (eingefügt mit dem Zeichen = ) aus Appeldoren zu Bockelohe.
                              Also Herr Winter aus Appeldoren erschien am 21.11. zu Bockelohe und zeigte den Diebstahl an.

                              Das umb verstehe ich einfach als um. So geschrieben, wie man es beim Zusammenziehen mit dem nächsten Wort spricht bzw. sprechen könnte: umbden Hals. Das habe ich auch schon häufiger in alten Urkunden bei Wörtern mit Amt gesehen, z.B. Ambtsvorsteher. Das kann man hervorragend mit einem b drin schreiben, ohne dass das gelesene Wort falsch klingt.
                              Für mich gibt der Satz Sinn und es wurde ein Tuch gestohlen, dass man um den Hals trägt.
                              Viele Grüße
                              Carsten

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