Wussten Bauern noch Mitte 19 Jht. nicht ihr Alter?

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  • Sonnenblume16
    Benutzer
    • 25.04.2014
    • 54

    Wussten Bauern noch Mitte 19 Jht. nicht ihr Alter?

    Hallo liebe Mitforscher!

    Ich bin bei meiner Forschung auf ein wirklich seltsamen Phänomen gestoßen, dass mit Kopfzerbrechen bereitet. Und zwar schreibe ich aus dem Kirchenbuch Birnbaum/ Prov. Posen bestimmte Personen zu einer Familie auf, und versuche so eine kleine Datenbank zu erstellen... Und dabei ist mir aufgefallen, dass fast bei jeder Person das angegebene Sterbealter nicht mit der eigentlichen Lebensdauer übereinstimmt.

    Beispiel:
    Christoph Bandur, gestorben am 1.6.1845 an Altersschwäche in Striche, Ausgedienter, 64 Jahre und 9 Monate alt. Getauft ist er aber am 2. Sept 1778 in Striche, also müsste er gut 66 Jahre alt geworden sein. Jetzt kann es aber sein, dass es einfach zwei Christoph Bandurs gab. Aber das auffällige ist ja, dass bis jetzt bei ALLEN Personen die angegebene Lebensdauer nicht gestimmt hat! Immer waren 2 bis 5 Jahre +-. Und in diesen Zeitraum konnte ich auch keinen Namensvetter in der Gegend finden.

    Meine einzige Erklärung dafür ist, dass die guten Leute nicht so genau wussten, wie alt sie und ihre Angehörigen eigentlich sind. Schließlich waren diese fast ausschließlich Bauern und Tagelöhner. Oder was denkt ihr darüber? Stehe ich mit den Problem alleine oder kennt ihr solche Fälle auch?

    Liebe Grüße,
    Sonnenblume16
    Liebe Grüße, Sonnenblume16

    Meine Internetseite: ahnenspiegel.de Suche jegliche Informationen zu den Familien GOLDENSTERN, zu der Familie BANDUR aus Kreis Birnbaum/ Posen, zu der Familie KOZIANKA, KULIGA, RATTAY, WAHRASZYK aus dem Kreis Johannisburg/ Ostpreußen.
  • gki
    Erfahrener Benutzer
    • 18.01.2012
    • 5086

    #2
    Zitat von Sonnenblume16 Beitrag anzeigen

    Meine einzige Erklärung dafür ist, dass die guten Leute nicht so genau wussten, wie alt sie und ihre Angehörigen eigentlich sind. Schließlich waren diese fast ausschließlich Bauern und Tagelöhner. Oder was denkt ihr darüber? Stehe ich mit den Problem alleine oder kennt ihr solche Fälle auch?
    Hallo Sonnenblume16,

    das war damals völlig normal. Das Alter war einfach nicht so wichtig.
    Gruß
    gki

    Kommentar

    • Sonnenblume16
      Benutzer
      • 25.04.2014
      • 54

      #3
      Zitat von gki Beitrag anzeigen
      Hallo Sonnenblume16,

      das war damals völlig normal. Das Alter war einfach nicht so wichtig.
      Aber immerhin ist es interessant, dass selbst die Pfarrer, die ja sonst in allem so ordentlich sind, das "falsche" Lebensalter aufgeschrieben haben. :-)
      Liebe Grüße, Sonnenblume16

      Meine Internetseite: ahnenspiegel.de Suche jegliche Informationen zu den Familien GOLDENSTERN, zu der Familie BANDUR aus Kreis Birnbaum/ Posen, zu der Familie KOZIANKA, KULIGA, RATTAY, WAHRASZYK aus dem Kreis Johannisburg/ Ostpreußen.

      Kommentar

      • gki
        Erfahrener Benutzer
        • 18.01.2012
        • 5086

        #4
        Sicher gab es auch Pfarrer, die das Todesdatum tagesgenau aufgeschrieben haben. Sowas war eben regional sehr verschieden.
        Gruß
        gki

        Kommentar

        • Joanna

          #5
          Zitat von Sonnenblume16 Beitrag anzeigen
          Meine einzige Erklärung dafür ist, dass die guten Leute nicht so genau wussten, wie alt sie und ihre Angehörigen eigentlich sind. Schließlich waren diese fast ausschließlich Bauern und Tagelöhner. Oder was denkt ihr darüber? Stehe ich mit den Problem alleine oder kennt ihr solche Fälle auch?
          Hallo,

          also 1-2 Jahre ist ja kein Problem. Da gibt es ja schon Abweichungen wann der Geburtstag war und wann die neue Handlung stattfand. Also, hatte der Ahne in dem Jahr schon sein Wiegenfest hinter sich oder hatte er nach der neuen Handllung erst Geburtstag. Abweichung 1 Jahr möglich.

          Und im Todesfall ist es schwierig davon zu sprechen, ob die Leute ihren Geburtstag nicht wussten. Und es meldeten auch häufig nicht die Frau oder Eltern den Tod, sondern zum Beispiel der Nachbar. Und woher sollte der das genaue Geburtsjahr wissen. Da wurde halt geschätzt. Und außerdem ist es doch wirklich vollkommen egal, wie alt jemand bei seinem Tod ist. Die haben doch ihre Angaben nicht für uns Ahnenforscher gemacht. Mir ist es doch auch völlig egal wie alt ich bin. Wichtig ist nur die Gesundheit!

          Ich habe Abweichungen bis zu 10 Jahren in den KB gefunden, aber auch Angaben auf den Tag genau. Interessant wird es doch erst, wenn die betreffende Person in diesem Jahr 40 Jahre alt ist, im nächsten Jahr 36 und in weiteren 2 Jahren 48.

          Gruß Joanna

          Kommentar

          • Alter Mansfelder
            Super-Moderator
            • 21.12.2013
            • 4224

            #6
            Hallo Sonnenblume16,

            Zitat von gki Beitrag anzeigen
            das war damals völlig normal. Das Alter war einfach nicht so wichtig.
            so ist es. Deshalb suche ich bei angegebenem Lebensalter immer in einem Zeitraum von +/- 3 Jahren. Darin findet sich die Amtshandlung meist - Ausnahmen bestätigen die Regel.

            Es grüßt der Alte Mansfelder
            Gesucht:
            - Tote Punkte im Mansfelder Land, Harz und Umland
            - Tote Punkte in Ostwestfalen
            - Tote Punkte am Deister und Umland
            - Tote Punkte im Altenburger Land und Umland
            - Tote Punkte im Erzgebirge, Vogtland und Böhmen
            - Tote Punkte in Oberlausitz und Senftenberg

            Kommentar

            • holsteinforscher
              Erfahrener Benutzer
              • 05.04.2013
              • 2532

              #7
              Hallo aus Kiel,
              ich kann gki nur beipflichten. Selber habe ich schon Kirchenbücher
              eingesehen, die sogar die Studenzahl beim Sterbedatum angegeben
              haben.
              Letztlich muss man sich auch Fragen, welche Kirchenbücher den Pfarrern
              zur Berechnung des Alters zur Verfügung standen. Ist es nicht oft so,
              wenn ein Dorf brannte...dann war es meist die Kirche [bei mir so oft
              der Fall]. Somit konnte der Pfarrer evtl. nur auf die Aussagen von Ver-
              wandten vertrauen.
              Für die sgn. "einfachen Leute" wie Mägde, Knechte oder Tagelöhner
              spielten Familiendaten i.d.R. kaum eine Rolle, mussten doch nicht
              wenige um ihr tägliches Überleben kämpfen; natürlich gab es auch
              hier besondere, sogar herausragende, Ausnahmen.
              Aus meiner eigenen Familiengeschichte:
              Mein bisheriger Spitzenahn gab im Jahre 1704 zu Protokoll "er wüßte
              nicht um sein Alter, schätze sich aber selber auf gute 50 Jahr."
              Gutes Nächtle aus Kiel
              Roland
              mann ggf. auf die
              Die besten Grüsse von der Kieler-Förde
              Roland...


              Kommentar

              • Ursula
                Erfahrener Benutzer
                • 18.01.2007
                • 1414

                #8
                Zitat von holsteinforscher Beitrag anzeigen
                Mein bisheriger Spitzenahn gab im Jahre 1704 zu Protokoll "er wüßte
                nicht um sein Alter, schätze sich aber selber auf gute 50 Jahr."
                Ha, das ist gut. Wenn es danach ginge, und ich mich selber schätzen würde, wäre ich mindestens 15 Jahre jünger, wie ich mich so fühle


                Aber es stimmt schon, sie wussten es oft nicht, bzw. die Verwandten wussten es nicht. Ich hatte auch einen, der 1723 mit angeblich 84 Jahren gestorben war, wie der Pfarrer eintrug (der Gestorbene war kein Einheimischer, der Pfarrer musste sich also auf die Angaben des Meldenden verlassen). Seinen Geburtseintrag fand ich dann 1652. Er hat womöglich viel ertragen müssen und ist dementsprechend äußerlich wie innerlich gealtert.



                LG
                Uschi

                Kommentar

                • anika
                  Erfahrener Benutzer
                  • 08.09.2008
                  • 2612

                  #9
                  Hallo
                  In einigen Gegenden war es ja auch üblich nicht den Geburtstag sondern den Namenstag zu feiern. Der Geburtstag war somit unwichtig, da wird das genaue Alter manchen vielleicht selber nicht bewusst gewesen sein.
                  Und wie schon gesagt, man ist so alt wie man sich fühlt

                  anika
                  Ahnenforschung bildet

                  Kommentar

                  • Klingerswalde39_44

                    #10
                    Zitat von anika Beitrag anzeigen
                    Und wie schon gesagt, man ist so alt wie man sich fühlt

                    anika
                    Na dann schwankt es bei mir an manchen Tagen auch um + oder -10 Jahre

                    Kommentar

                    • Gertrud Dinse
                      Erfahrener Benutzer
                      • 09.02.2013
                      • 983

                      #11
                      Dyskalkulie, die Rechenschwäche, dürfte keine Erfindung der Neuzeit sein. Und wenn es sich konsequent durch das Kirchenbuch zieht, würde ich mal sagen, dass es hier den Pfarrer selbst getroffen hat. Macht es für den Forscher sicher nicht leicht... aber "Es irrt der Mensch, so lang er strebt.". *fg*

                      Gertrud

                      Kommentar

                      • Mr. Black
                        Erfahrener Benutzer
                        • 12.08.2009
                        • 768

                        #12
                        Ich kann meinen Vorrednern nur beipflichten und diese Verhältnisse, insbesondere auch für die Provinz Posen nur bestätigen. Differenzen von 15 Jahren sind keine Seltenheit; dazu kommt, daß selbst die Namen nicht als absolut anzusehen sind. Die Angehörigen, welche den Tod meldeten, wußten selten das korrekte Alter oder schlimmer – die Eltern des Verstorbenen oder ganz fatal – den korrekten Namen. Ausnahmen bestätigen die Regel.

                        Mit freundlichen Grüßen,

                        Marcus
                        Just a drop of water in an endless sea. All we are is dust in the wind.
                        http://ahnensuche.wordpress.com/

                        Kommentar

                        • marclari
                          Erfahrener Benutzer
                          • 19.08.2012
                          • 515

                          #13
                          Wussten Bauern noch Mitte 19 Jht. nicht ihr Alter?

                          Hallo,

                          habe die gleichen Erfahren mit meinen Ahnen bisweilen auch gemacht und dies in verschiedenen Regionen Deutschlands, also anscheinend nichts ungewöhnliches der Unterschied zwischen genanntem Alter und Geburts-bzw. Sterbedatum.

                          Zu Anika möchte ich noch ergänzen : Ein Mann ist so alt wie er sich fühlt und eine Frau wie sie sich anfühlt!

                          Grüssle von einer Frau
                          marclari

                          Kommentar

                          • anika
                            Erfahrener Benutzer
                            • 08.09.2008
                            • 2612

                            #14
                            Zitat von marclari Beitrag anzeigen
                            Hallo,

                            habe die gleichen Erfahren mit meinen Ahnen bisweilen auch gemacht und dies in verschiedenen Regionen Deutschlands, also anscheinend nichts ungewöhnliches der Unterschied zwischen genanntem Alter und Geburts-bzw. Sterbedatum.

                            Zu Anika möchte ich noch ergänzen : Ein Mann ist so alt wie er sich fühlt und eine Frau wie sie sich anfühlt!

                            Grüssle von einer Frau
                            marclari
                            Lach also gefühlte 20 plus 5
                            Ahnenforschung bildet

                            Kommentar

                            • Pauli s ucht
                              Erfahrener Benutzer
                              • 13.04.2011
                              • 1460

                              #15
                              Guten Abend,

                              da ich gerade ein interessantes Buch über die ländliche Bevölkerung zwischen 1600-1830 lese, hier mal ein Auszug.
                              Geschlechterspezifische Verteilung des Unterrichts 1824-1830 im Kirchspiel Suderburg
                              Rechnen: Jungen 40%, Mädchen 35%
                              Das betrifft die Landbevölkerung
                              Die Pastoren waren da ja eher dem Bürgertum zuzurechnen, also von der Ausbildung in der Stadt bevorzugt.
                              Daher halte ich es mit Gertrud; Rechenschwäche. Vor allem wenn jeder Eintrag nicht stimmt.
                              Oder wie hier auch schon behandelt: Rechnet mal nach ein paar Gläsern Wein
                              Aber jeden Abend ? Ich habe den falschen Job...

                              Gruß
                              Pauli
                              Suche nach:
                              HARMS Anna Maria eventuell in Knesebeck nach 1733
                              MÖLLENBECK Joh Heinr Paul Geburt err Mai 1733 um Klötze

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