Seuchen, Epidemien und andere Krankheiten zu bestimmten Zeiten in bestimmten Regionen

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  • scheuck
    Erfahrener Benutzer
    • 23.10.2011
    • 4383

    Seuchen, Epidemien und andere Krankheiten zu bestimmten Zeiten in bestimmten Regionen

    Liebe Mit-Forscher,

    gestern bin ich über 3 Sterbe-Einträge gestolpert, die mir zu denken geben:

    eine Ehefrau stirbt am 12.01.1814 in Ruhrort (ohne Angabe der Todes-Ursache)
    der Ehemann stirbt am 16.01.1814 in Ruhrort (auch keine weitere Angabe)
    der Bruder der Frau stirbt am 19.01.1814 in Ruhrort (auch keine weiteren Angaben)

    Wenn man sich diese Sterbe-Daten anguckt, kann man auf die Idee kommen, dass in Ruhrort zu dieser Zeit irgendetwas "los" gewesen sein könnte.
    Extrem kalter Winter? - Somit vielleicht Hungersnot und/oder Lungenentzündungen?
    Cholera, Ruhr, Typhus oder sonstige ansteckende Krankheiten?

    Vielleicht wäre es sinnvoll, hier im Forum mal eine Liste zusammenzustellen, die darüber Auskunft gibt, welche Epidemien es zu welcher Zeit in welcher Region gegeben hat ?
    Ich bin im vorliegenden Fall schon mal ratlos bzw habe keinerlei Idee
    Herzliche Grüße
    Scheuck
  • Pitka
    Erfahrener Benutzer
    • 02.08.2009
    • 940

    #2
    Hallo,

    ja in der Zeit war in Ruhrort was los.

    Hier aus der Ruhrortseite:

    http://ruhrorter-chronik.de/cms/fron...idcat=4&lang=1 :


    "1814 Der Ruhrorter Landsturm nimmt an der Belagerung der von einer französischen Garnison verteidigten Festung Wesel teil. Am 12. Januar erbeutet der Ruhrorter Landsturm 3 französische Kanonen auf der Hornberger Seite."

    Vielleicht haben die Todesfälle ja damit etwas zu tun?

    L.G. Pitka
    Suche alles zu folgenden FN:
    WERNER aus Mertensdorf/Kr. Friedland, Allenstein und Marwalde (Ostpreussen), HINZ / HINTZE und KUHR aus Krojanke/Kr. Flatow (Posen/Westpreussen), WERNER, HINZ und SEIDEL aus Gilgenburg/Kr.Osterode (Ostpreussen), ELIS und FESTER aus Siegen bzw. dem Kr. Wetzlar (Hessen), ZILLEN aus Venekoten bzw. In den Venekoten, Gem. Elmpt (jetzt: Niederkrüchten) Kr. Erkelenz (NRW), SAENGER aus Süß und Machtlos (Hessen) u. aus Essen (NRW), PHILIPP aus Wolfsdorf/Niederung Kr. Elbing

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    • Alter Mansfelder
      Super-Moderator
      • 21.12.2013
      • 4683

      #3
      Guten Morgen Scheuck,

      Zitat von scheuck Beitrag anzeigen
      Vielleicht wäre es sinnvoll, hier im Forum mal eine Liste zusammenzustellen, die darüber Auskunft gibt, welche Epidemien es zu welcher Zeit in welcher Region gegeben hat ?
      ich glaube, das wäre eine Sisyphusarbeit ohne Anfang und ohne Ende. Und im konkreten Fall (Tod des eigenen Vorfahren) hilft Dir eine solche Liste trotzdem nicht, wenn die Todesursache nicht eindeutig im Sterbeeintrag vermerkt worden ist.

      Es grüßt der Alte Mansfelder
      Gesucht:
      - Tote Punkte im Mansfelder Land, Harz und Umland
      - Tote Punkte in Ostwestfalen
      - Tote Punkte am Deister und Umland
      - Tote Punkte im Altenburger Land und Umland
      - Tote Punkte im Erzgebirge, Vogtland und Böhmen
      - Tote Punkte in Oberlausitz und Senftenberg

      Kommentar

      • Silke Schieske
        Erfahrener Benutzer
        • 02.11.2009
        • 4400

        #4
        Moin,

        Hier mal eine kleinere Liste von Epidemien. Auch wenn sie nicht zu der gesuchten Zeit im Ruhrgebiet herschten.



        LG Silke

        Hier noch ein Link zu weiteren Epidemien.
        Zuletzt geändert von Silke Schieske; 20.10.2014, 07:25.
        Wir haben alle was gemeinsam.
        Wir sind hier alle auf der Suche, können nicht hellsehen und müssen zwischendurch auch mal Essen und Schlafen.

        Kommentar

        • BenediktB
          Erfahrener Benutzer
          • 31.05.2006
          • 540

          #5
          Hallo zusammen,

          wie man hier: http://books.google.de/books?id=h4VS...201814&f=false und hier: http://books.google.de/books?id=DFYS...201814&f=false auch lesen kann, war der Januar 1814 wohl wettertechnisch sehr unangenehm. Scheinbar gab es schwere Stürme und der Rhein führte bei hohem Pegel viel Eis mit sich. Das lässt auf einen strengen Winter schließen, der perfekte Nährboden für Erkrankungen. Und da hat es ja damals schnell einmal einige Familienmitglieder dahingerafft.
          Wären nur die Männer betroffen gewesen, hätte ich auf den o.g. Krieg getippt. Da aber die Frau "die Erste" war, tippe ich doch eher auf eine Krankheit aufgrund der Wetterbedingungen. Das ist aber alles nur Spekulation.

          VG
          Mein Ancestry-Stammbaum

          Kommentar

          • holsteinforscher
            Erfahrener Benutzer
            • 05.04.2013
            • 2491

            #6
            Hallo aus Kiel,
            in den Jahren 1813-1814 gab es in Deutschland eine große Fleckfieber-Epidemie.
            In Deutschland trat die größte Fleckfieber-Epidemie 1813/1814 auf. In Dresden und Leipzig starben mehr als zehn Prozent der Bevölkerung.
            das Fleckfieber brachten die napoleonischen Truppen im frühen 19. Jahrhundert aus Russland mit. Wegen der Kälte trugen die Soldaten ihre Kleidung ununterbrochen, ohne Gelegenheit sie zu wechseln oder zu waschen – die idealen Bedingungen für Flöhe, die den Fleckfieber-Erreger auf den Menschen übertragen. „Nur ein Fünftel von Napoleons Soldaten kehrte zurück“, sagt Medizinhistoriker Vasold, „ein großer Teil der Toten geht auf das Konto des Fleckfiebers.
            Sollte es sich tatsächlich um eine Epidemie handeln, so dürften in den ent-
            sprechenden KB's eine überproportionale Todesrate zu verzeichnen sein.
            Berücksichtigt man ferner die hygienischen Um- und Zustände, die räumliche
            Enge usw. ist es nicht verwunderlich, dass schnell ganze Familien durch
            Krankheiten dahingerafft wurden.
            Mit den besten Grüssen von der Kieler-Förde
            Roland
            Die besten Grüsse von der Kieler-Förde
            Roland...


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            • scheuck
              Erfahrener Benutzer
              • 23.10.2011
              • 4383

              #7
              Seuchen, Epidemien ...

              Ein großes an alle Helfer und Ratgeber!!!
              "Einigen" wir uns also darauf, dass diese Todesfälle innerhalb so kurzer Zeit in einer Familie auf jeden Fall nicht "normal" gewesen sein können....
              Herzliche Grüße
              Scheuck

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              • Svenja
                Erfahrener Benutzer
                • 07.01.2007
                • 4353

                #8
                Hallo

                Falls es jemanden interessiert, ich habe mal vor einigen Jahren aus diversen Zeitungen (vor allem Freisinger Tagblatt/Amtsblatt und Würzburger Zeitung) einige Artikel rausgeschrieben, in denen es um die offenbar europaweite Cholera-Epidemie von 1867 und um die grossen Überschwemmungen von 1868 geht. Unter den Berichten über die Cholera sind auch einige ziemlich kuriose, aus denen hervorgeht wen oder was man beschuldigt hat, die Cholera ausgelöst oder verbreitet zu haben. Inzwischen gibt es viel mehr Websites mit alten Zeitungen online, man könnte also sicher noch mehr Berichte über diese Ereignisse finden.

                Gruss
                Svenja
                Meine Website über meine Vorfahren inkl. Linkliste:
                https://iten-genealogie.jimdofree.com/

                Interessengemeinschaft Oberbayern http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=38

                Interessengemeinschat Unterfranken http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=37

                Interessengemeinschaft Sudetendeutsche http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=73

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                • Mark Obrembalski
                  Erfahrener Benutzer
                  • 05.12.2011
                  • 140

                  #9
                  Das kommt jetzt darauf an, was man als "normal" ansieht. Gefährliche Infektionen sind leider, so finde ich, "normal" genug. Auch heute noch sterben z.B. jedes Jahr allein in Deutschland einige tausend Menschen an der Grippe. Und früher gab es auch hier (woanders ist das noch heute so) noch mehr Krankheiten, die nur allzu normal waren. Damit kurz nacheinander mehrere Angehörige einer Familie sterben, muss es nicht mal die richtig große Epidemie geben. Familienangehörige stecken sich oft leichter an als Fremde. Es kann auch genetisch bedingt sein, dass man für eine bestimmte Krankheit (oder auch nur den jeweiligen Stamm von Bakterien oder Viren) anfälliger ist als die meisten anderen. Oder es liegt an Umwelteinflüssen, denen eine Familie besonders ausgesetzt ist (Trinkwasserquelle, örtliche Luftverschmutzung...)

                  War es in den Büchern damals denn üblich, dass die Todesursache angegeben wird? Wenn ja, dann spricht das Fehlen von Angaben vielleicht gerade für eine große Epidemie - die übliche Todesursache dieser Zeit sah der Schreiber vielleicht als so klar an, dass er glaubte, sich die Angabe sparen zu können.

                  Kommentar

                  • Brigitte Bernstein
                    Erfahrener Benutzer
                    • 02.08.2010
                    • 590

                    #10
                    Hallo Mark!
                    Ist etwas über die Beerdigung bekannt? Bei Seuchen wurden die Verstorbenen so schnell wie möglich in vielen Fällen sogar am Tage ihres Todes beerdigt. Ich hatte bei meinen Ahnen auch solche Todesfälle. Da war es die Spanische Grippe. (Wurde bei den Sterbematrikeln angegeben)
                    Schöne Grüße Brigitte
                    Suche im Raum Trautenau, Parschnitz, Alt Rognitz, Deutsch Prausnitz, Bausnitz und Lampersdorf. Meine Namen Rasch, Staude, Reichelt, Letzel,

                    Kommentar

                    • Matthias Möser
                      Erfahrener Benutzer
                      • 14.08.2011
                      • 2264

                      #11
                      Nach dem Dreissigjährigen Krieg in Deutschland mit seinen furchtbaren Auswirkungen grassierte die Pest und raffte fast die Hälfte der damaligen Bevölkerung des Landes dahin, manche Regionen waren schlichtweg entvölkert und erholten sich nur langsam wieder, eine schlimme Zeit!

                      Gruß
                      Matthias
                      Suche nach:
                      Gernoth in Adelnau, Krotoschin, Sulmierschütz (Posen)
                      und Neumittelwalde/Kruppa (Schlesien)
                      Spaer/Speer in Maliers, Peisterwitz, Festenberg, Gräditz u. Schweidnitz (Schlesien)
                      Benke in Reichenbach, Dreissighuben, Breslau (Schlesien)
                      Aust in Ernsdorf, Peterswaldau, Bebiolka in Langenbielau (Schlesien)
                      Burkhardt in Nieder-Peterswaldau (Schlesien)
                      Schmidt in Nesselwitz u. Wirschkowitz im Kreis Militsch (Schlesien)

                      Kommentar

                      • AugustinMichel
                        Erfahrener Benutzer
                        • 17.07.2014
                        • 153

                        #12
                        Hallo Matthias,
                        Deinen Beitrag kann ich nur unterstreichen. Günther Franz schreibt in "Der Dreißigjährige Krieg und das deutsche Volk, Untersuchungen zur Bevölkerungs- und Agrargeschichte", 4. Aufl. 1979, auf Seite 5: "Denn ebenso wie im 1. Weltkrieg die Grippeepidemie hat auch im Dreißigjährigen Kriege die Pest die meisten Opfer gefordert. ... Jetzt hatte sich schon zuvor die Einwohnerschaft ganzer Landschaften vor den umherziehenden Truppen hinter die Mauern der Städte geflüchtet. Die Pest konnte so in den übervölkerten, jedes hygienischen Schutzes baren Orten reiche Einkehr halten."
                        Gruß
                        AugustinMichel

                        Kommentar

                        • zimba123
                          Erfahrener Benutzer
                          • 01.02.2011
                          • 735

                          #13
                          Hallo zusammen,

                          ich habe mir mal die Mühe gemacht, eine solche Chronik der Seuchen, ungewöhnlichen Wetterverhältnisse etc. für das südliche und westliche Münsterland zusammen zu stellen. Sie deckt momentan aber nur den Zeitraum 1500 bis 1800 ab.

                          Viele Grüße
                          Simone
                          Viele Grüße
                          Simone

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                          • Geufke
                            Erfahrener Benutzer
                            • 20.01.2014
                            • 1073

                            #14
                            Cholera

                            Moin,

                            ich habe eine Vorfahrin und eines ihrer Kinder, einjährig, die 1866 kurz hintereinander von der Cholera hingerafft wurden.

                            Hier mal ein Überblick über Choleraepidemien:

                            Viele Grüße, Anja

                            Noch immer verzweifelt gesucht: Hans (evtl. Johannes) Georg Timm, um 1930 in und um Parchim

                            Kommentar

                            • Scherfer
                              Moderator
                              • 25.02.2016
                              • 2511

                              #15
                              Für Österreich wurde kürzlich eine m.E. sehr hilfreiche Übersicht verschiedener Seuchen veröffentlicht:


                              Die darin enthaltenen Informationen sind auch für die Familienforschung außerhalb Österreichs sicherlich hilfreich, z.B. historische Krankheitsbezeichnungen auf den Seiten 15-17 dieser Datei.

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