"Schweitzer"

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  • Jettchen
    Erfahrener Benutzer
    • 16.10.2011
    • 1355

    [gelöst] "Schweitzer"

    Jahr, aus dem der Begriff stammt: 1678
    Region, aus der der Begriff stammt: Ludwigsstadt - Nordbayern, Nähe Thüringen





    Guten Morgen in die Runde,


    Hanns Schneider hat wohl einen Schlaganfall erlitten. Mich interessiert nun, was in diesem Zusammenhang die Ergänzung "Schweitzer" bedeuten könnte. Ich habe diese Formulierung noch nie in dem KB Ludwigsstadt gelesen, in dem ich schon sehr viel recherchiert habe.

    Ob dies eine Herkunftsbezeichnung sein könnte oder ein Beruf? Aber im Internet finde ich zu dem Beruf "Schweizer" vielfältige Berufsmöglichkeiten. Wie sollte sich solch eine Berufsbezeichnung in das von der Schweiz so weit entlegene Gebiet verbreitet haben? https://de.wikipedia.org/wiki/Schweizer_(Beruf) (Hat leider nicht geklappt, die letzte Klammer kommt einfach nicht dazu???)(Admin hat nachgebessert )

    Hanns hat zudem vermutlich in dem Dörfchen Lauenhain gelebt, das zu Ludwigsstadt gehört, also noch etwas abgelegener.


    Vielen Dank für euer Mitdenken!
    Jettchen
    Angehängte Dateien
    Zuletzt geändert von Jettchen; 05.03.2024, 08:15. Grund: Versuch, einen Link einzufügen.Ob es geklappt hat?
  • Luhada
    Erfahrener Benutzer
    • 17.09.2019
    • 366

    #2
    Wenn ich die Jahreszahl sehe, dann kann es sich eigentlich nur um die Herkunftsbezeichnung handeln.

    Ich persönlich kenne den Namen "Schweitzer" auch als Bezeichnung (20. Jahrhundert) für einen "Melker".
    LG von mir
    ---------------------------------------------------
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    • Xtine
      Administrator
      • 16.07.2006
      • 28393

      #3
      Hallo Jettchen,

      so wie es da an dieser Stelle steht, würde ich es in erster Linie als Berufsbezeichnung (meistens wohl für Melker oder ähnliche Berufe in der Milchwirtschaft) nehmen. Was nicht heißen soll, daß seine Vorfahren nicht doch auch aus der Schweiz kamen, da die Herkunftsbezeichnung ja auf die Berufsbezeichnung über ging (lt. Wikipedia).
      Aber in der Regel würde bei der Herkunftsbezeichnung doch ein aus davor stehen. Hierzu bräuchte man aber eine Bestätigung im Buch.

      Im 16./17. Jahrhundert gab es große Auswandererwellen aus der Schweiz. Für den Bereich der Pfalz gibt es da z.B. 2 Heftchen darüber.
      Wieso sollte also nicht ein Teil weiter nach Nordbayern gezogen sein?

      Jetzt ist Schneider leider auch kein seltener Name, da ja auch dieser aus einer Berufsbezeichnung hervorging.
      Eine Suche über das Familiennamenbuch der Schweiz ist hier nicht sehr hilfreich
      Viele Grüße .................................. .
      Christine

      .. .............
      Wer sich das Alte noch einmal vor Augen führt, um das Neue zu erkennen, der kann anderen ein Lehrer sein.
      (Konfuzius)

      Kommentar

      • Scherfer
        Moderator
        • 25.02.2016
        • 2511

        #4
        Hallo Jettchen,

        ich vermute wie Luhada eher, dass seine Herkunft mit "Schweitzer" gemeint ist.

        Im Anhang sende ich Dir den Begräbniseintrag 1655 seiner Frau Catarina und seine erneute Hochzeit 1655 in Ludwigstadt.
        In beiden Einträgen steht er als "Schweitzer genannt", was nicht auf eine Berufsbezeichnung hindeutet.
        (Im Begräbniseintrag von Catarina siehst Du übrigens unten auf der Seite einen anderen Hans Schneider, dieser mit Berufsangabe.)

        Nach einer eventuellen Trauung von Hans und Catarina Schneider in Ludwigstadt habe ich gesucht. Ich fand einen Traueintrag vom 15. November 1640, leider ist dieser kaum lesbar: https://www.archion.de/p/d37efab0c9/
        Mit etwas Phantasie könnte dort stehen: "Hans Schneidern, Schmied, sonst Schweitzer genannt", aber das ist zugegebenermaßen mehr geraten als gelesen.

        Ich habe selbst zahlreiche Vorfahren, die nach dem Dreißigjährigen Krieg aus der Schweiz in verschiedene Teile des heutigen Deutschlands kamen. Diese waren vom Krieg entvölkert, während in der Schweiz eher ein Bevölkerungsüberschuss bestand. So konnten die Schweizer als Handwerker oder Bauern fern ihrer Heimat gut Fuß fassen und eine neue Existenz gründen. Ähnlich wie heute wurden die "Ausländer" trotz der ähnlichen Sprache noch Jahrzehnte lang nicht als gleichwertige Dorfmitglieder angesehen. Unter meinen Vorfahren wurde einer noch über 60 Jahre nach seiner Einwanderung bei der Beerdigung als "der alte Schweizer" betitelt.

        Viel Erfolg bei der weiteren Suche!
        Angehängte Dateien
        Zuletzt geändert von Scherfer; 05.03.2024, 10:41.

        Kommentar

        • Xtine
          Administrator
          • 16.07.2006
          • 28393

          #5
          Hallo,

          wenn man es mit den von Scherfer gefundenen Einträgen betrachtet, dann sieht es auch für mich eher nach der Herkunftsbezeichnung aus.
          Das genannt deutet da doch eher darauf hin.
          Viele Grüße .................................. .
          Christine

          .. .............
          Wer sich das Alte noch einmal vor Augen führt, um das Neue zu erkennen, der kann anderen ein Lehrer sein.
          (Konfuzius)

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          • Alter Mansfelder
            Super-Moderator
            • 21.12.2013
            • 4683

            #6
            Hallo zusammen,

            ich tendiere auch zu einer Herkunftsbezeichnung. Ich habe zu derselben Zeit einen aus Bern gebürtigen Vorfahren, den es in eine Kleinstadt in Thüringen verschlagen hat. Dieser wird in manchen Einträgen nach seinem Familiennamen "der Schweitzer" genannt.

            Eine andere Frage: Was steht denn in seinem Sterbeeintrag hinter dem Wort "Schweitzer" auf griechisch?

            Es grüßt der Alte Mansfelder
            Gesucht:
            - Tote Punkte im Mansfelder Land, Harz und Umland
            - Tote Punkte in Ostwestfalen
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            - Tote Punkte im Erzgebirge, Vogtland und Böhmen
            - Tote Punkte in Oberlausitz und Senftenberg

            Kommentar

            • Scriptoria
              Erfahrener Benutzer
              • 16.11.2017
              • 2757

              #7
              Zitat von Alter Mansfelder Beitrag anzeigen
              Eine andere Frage: Was steht denn in seinem Sterbeeintrag hinter dem Wort "Schweitzer" auf griechisch?

              Hallo,

              wohl tαλαiπωροσ = talaipōros in der Bedeutunng "elend". Er war ja lange leidend.
              Kein neuer Hinweis zu Beruf oder Herkunft.

              Grüße
              Scriptoria
              Zuletzt geändert von Scriptoria; 05.03.2024, 13:10.

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              • Anna Sara Weingart
                Erfahrener Benutzer
                • 23.10.2012
                • 15113

                #8
                Hallo
                Im 17. Jht. sind viele Schweizer in die durch den 30-jährige Krieg, bzw. Pestepidemien, verwüsteten deutschen Länder gekommen. Darunter auch Melker, die z.B. folgendermaßen bezeichnet wurden:

                "von Boltnigen Berner gebiets in der Schweitz, Melkher auf dem Hoff Flingshausen" (Ehe Degerloch 1666)

                Bei Ehe seines Sohnes 1694 heißt es:
                "Johann Peter Andreas, Herrn Bartholomai Andreas, Fürstlichen Wierttembergischen ViehMeisters zue Stuettgardten, ehelicher Sohn, und mit ihm, Jungfraw Anna Catharina, Bartholomai Jonelys, auch Fürstlichen Wierttembergischen Melckhers auff dem Teckher Berg eheliche Tochter" (Bissingen/Teck 1694)

                Wobei der Brautvater Jonely ebenfalls aus der Schweiz stammte


                Also "Schweitzer" dürfte im 17. Jht. eher Herkunftsbezeichnung gewesen sein.
                Viele Grüße

                Kommentar

                • Anna Sara Weingart
                  Erfahrener Benutzer
                  • 23.10.2012
                  • 15113

                  #9
                  Hier ist das Wort "Schweitzer" allerdings eine Berufsbezeichnung, wobei es gleichzeitig wohl auch Herkunftsbezeichnung sein dürfte, weil der FN Gimmel in der Schweiz vorkommt, aber ursprünglich wohl nicht in Württemberg

                  "Christian Gemmel Christians Fr. Wrt. [fürstl. württ.] Schweitzers in dem Filial Viechhauß Filius" (Eningen 1679)

                  "Christian Gimell Melkhers aufm Achelm sohn" (Eningen 1680)
                  Zuletzt geändert von Anna Sara Weingart; 05.03.2024, 14:38.
                  Viele Grüße

                  Kommentar

                  • consanguineus
                    Erfahrener Benutzer
                    • 15.05.2018
                    • 5535

                    #10
                    "Schweizer" ist eine landschaftliche Bezeichnung für Melker. Sie wurde noch bis weit in das 20. Jahrhundert gebraucht. Sage ich jetzt mal als Landwirt.
                    Suche:

                    Joh. Christian KROHNFUSS, Jäger, * um 1790
                    Carl KRÜGER, Amtmann in Bredenfelde, * um 1700
                    Georg Melchior SUDHOFF, Pächter in Calvörde, * um 1680
                    Ludolph ZUR MÜHLEN, Kaufmann in Bielefeld, * um 1650
                    Dorothea v. NETTELHORST a. d. H. Kapsehden, * um 1600
                    Thomas SCHÜTZE, Bürgermeister in Wernigerode 1561

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                    • sternap
                      Erfahrener Benutzer
                      • 25.04.2011
                      • 4072

                      #11
                      er kann gut mit schweizer kühen eingewandert sein, dann wurde jeder beim anblick seiner paar hauskühe laufend daran erinnert, dass er ein schweizer war.
                      freundliche grüße
                      sternap
                      ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
                      wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




                      Kommentar

                      • Alter Mansfelder
                        Super-Moderator
                        • 21.12.2013
                        • 4683

                        #12
                        Zitat von sternap Beitrag anzeigen
                        er kann gut mit schweizer kühen eingewandert sein, dann wurde jeder beim anblick seiner paar hauskühe laufend daran erinnert, dass er ein schweizer war.
                        Das wäre wohl ein bisschen zu weit gewesen (für die Kühe)

                        Es grüßt der Alte Mansfelder
                        Gesucht:
                        - Tote Punkte im Mansfelder Land, Harz und Umland
                        - Tote Punkte in Ostwestfalen
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                        - Tote Punkte in Oberlausitz und Senftenberg

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                        • sternap
                          Erfahrener Benutzer
                          • 25.04.2011
                          • 4072

                          #13
                          im ersten kataster im ungarland von 1764, sieht man wie viele schwaben und schweizer mit kühen, schafen oder pferden eingewandert waren, nur ein teil von ihnen per schiff, viele aber zu fuß.
                          Zuletzt geändert von sternap; 05.03.2024, 15:41.
                          freundliche grüße
                          sternap
                          ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
                          wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




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                          • Alter Mansfelder
                            Super-Moderator
                            • 21.12.2013
                            • 4683

                            #14
                            Hut ab - wieder etwas dazu gelernt

                            Es grüßt der Alte Mansfelder
                            Gesucht:
                            - Tote Punkte im Mansfelder Land, Harz und Umland
                            - Tote Punkte in Ostwestfalen
                            - Tote Punkte am Deister und Umland
                            - Tote Punkte im Altenburger Land und Umland
                            - Tote Punkte im Erzgebirge, Vogtland und Böhmen
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                            • Jettchen
                              Erfahrener Benutzer
                              • 16.10.2011
                              • 1355

                              #15
                              Euch Allen ein ganz herzliches Dankeschön für eure engagierte Diskussion!
                              Ganz besonders danke ich dir, Scherfer, dass du mit den hinzugefügten KB-Einträgen eindeutig den Nachweis geliefert hast, dass Hans Schneider "Schweitzer" genannt wurde.
                              Interessant finde ich auch, dass er in 2. Ehe eine Ellmer geheiratet hat. Zur Familie Ellmer fand ich den Hinweis, dass sie wohl aus der Schweiz eingewandert sein sollen!
                              Einen guten Tag wünscht euch
                              Jettchen

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