Seltsamer Sterbeeintrag Torgau 1668 (Hinrichtung)

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  • DrDolittle
    Benutzer
    • 15.01.2025
    • 47

    Seltsamer Sterbeeintrag Torgau 1668 (Hinrichtung)

    Hallo, ich benötige eine Lese- und/oder Interpretationshilfe zum folgenden Sterbeeintrag vom 4. September 1668 aus dem Torgauer Kirchenbuch (Gesamtansicht auf Bild 359 der Beerdigungen von 1626-1671 Torgau Schloßkirche bei Archion) , den ich zur Zeit so lese: Andreas Klebe aufn Stein wege d. 4. Sept. der Arme Sünder, nachher geredert, den 11. Sept.
    Dieser Andreas Klebe war, wie ich aus vorigen Kirchenbucheinträgen weiß, ein Tagelöhner, der auf dem Steinweg in Torgau wohnte. Dieser Sterbeeintrag ist in mehrerer Hinsicht ungewöhnlich, finde ich: Lese ich das mit "geredert" wirklich richtig, oder steht da etwas anderes? Ich dachte eigentlich, Hingerichtete wären nicht ins Kirchenbuch eingetragen worden. Normalerweise steht im Torgauer KB auch kein Zusatz "Armer Sünder". Wenn der 4. September das eigentliche Sterbe- oder Beerdigungsdatum ist, was ist dann der 11. September? Eine Räderung oder was auch immer eine Woche später? Der Eintrag erfolgte wohl nachträglich, das Zeichen davor findet sich auf der Seite weiter oben noch einmal, nach dem Sterbeeintrag einer Lohgerbers-Frau zum 4. September, der nachfolgende Eintrag nach Andreas Klebe auf der nächsten Seite ist dann vom 11. September.Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: grafik.png Ansichten: 6 Größe: 219,7 KB ID: 2903690
  • Alter Mansfelder
    Super-Moderator
    • 21.12.2013
    • 4118

    #2
    Hallo

    Du hast fast richtig gelesen. Es heißt nicht nachher, sondern welcher. Hingerichtete wurden oft als arme Sünder bezeichnet. Todesdatum war der 4. September, begraben wurde am 11. Der zeitliche Abstand erklärt sich daraus, dass der Hingerichtete natürlich eine Zeitlang auf das Rad geflochten blieb. Ob es aus Gnade eine kirchliche Beerdigung war oder ob man die Leiche nur an der Richtstätte oder an einem separaten Ort auf dem Kirchhof verscharrte, geht aus dem Eintrag leider nicht hervor.

    Es grüßt der Alte Mansfelder
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    • DrDolittle
      Benutzer
      • 15.01.2025
      • 47

      #3
      Vielen Dank, das ist sehr hilfreich. Es gibt für den Zeitraum auch eine Torgauer Chronik, vielleicht kann ich da herausfinden, was Andreas Klebe gemacht hatte.

      Kommentar

      • Geschichtensucher
        Erfahrener Benutzer
        • 03.09.2021
        • 1026

        #4
        Hallo, das ist ja eine interessante Geschichte! Ich trage schon mal das bei, Quelle Wikipedia zu "Rädern"

        Symbolisches Rädern - Nicht immer wurde die volle Grausamkeit des Räderns ausgeübt. Auch nach der Verurteilung zu dieser Strafe war es möglich und zu verschiedenen Zeiten und in einzelnen Gerichtsbezirken auch üblich, dass der Verurteilte dazu begnadigt wurde, dass er zunächst mittels einer schnell wirkenden Todesart hingerichtet wurde und das Rädern dann erst post mortem an seinem Körper vollstreckt wurde. Diese Art des Räderns ist im Kirchenbuch von Rodewisch im Vogtland wie folgt beschrieben: „1739 wo Freitag nach dem 10. Trinitatis-Sonntage Barbara Löffler von hier, so ihre Mutter vergiftet hatte, auf dem Galgenberge enthauptet, und deren Körper auf’s Rad gelegt wurde“.

        Also könnte er vor dem Rädern getötet worden sein.

        LG Iris
        Zuletzt geändert von Geschichtensucher; 19.03.2025, 18:27.
        Beste Grüße, Iris

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