Wer wurde Klosterfrau im Zisterzienserorden?

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge
  • consanguineus
    Erfahrener Benutzer
    • 15.05.2018
    • 7516

    Wer wurde Klosterfrau im Zisterzienserorden?

    Hallo zusammen!

    Jemand war im 15. Jahrhundert Äbtissin eines thüringischen Zisterzienserklosters. Ob die Dame mit mir verwandt ist, wovon ich ausgehe, wird sich wohl leider nicht mehr klären lassen, denn ein Großbrand hinterließ nicht viele Urkunden. Aber der Kontakt mit der freundlichen Archivarin des ehemaligen Klosters ergab, daß ich den Namen einer Amtsvorgängerin kenne. Und den Namen der vermutlich direkten Nachfolgerin.

    Überrraschend ist, daß diese beiden Damen den Familiennamen nach zu urteilen gar nicht aus Nordthüringen stammen, sondern aus der Nordharzgegend. So wie meine Familie. Und da frage ich mich natürlich, nach welchen Kriterien sich Familien das Kloster ausgesucht haben, in das sie die Tochter steckten. Räumliche Nähe, die ich eigentlich erwartet hätte, war es wohl nicht unbedingt. Was mußte eine angehende Nonne überhaupt mitbringen? Etwas Vermögen war sicherlich notwendig um seine Tochter in ein Kloster einzukaufen. Was waren die sozialen Voraussetzungen? Wer hatte Zugang? Wem war er (bei den Zisterzienserinnen) herkunftsbedingt verwehrt? Und wie wurde man Äbtissin? Wurde man von den Schwestern gewählt? Von außerhalb dazu bestimmt? Gab es ein Mindestalter für dieses Amt?

    Vielen Dank und viele Grüße
    consanguineus
    Daten sortiert, formatiert und gespeichert!
  • Alter Mansfelder
    Super-Moderator

    • 21.12.2013
    • 4293

    #2
    Guten Morgen consanguineus,

    ich habe zwar ein paar Nonnen und auch ein paar Äbtissinnen im Spätmittelalter als Tanten, habe mich aber mit Deinen Fragen nie genau beschäftigt. Nur soviel:

    Eine Äbtissin wurde wohl vom Konvent gewählt und musste evtl. auch bestätigt werden. Und ein Mindestalter scheint es auch gegeben zu haben. Dazu kenne ich aus meinen Unterlagen nur dies:

    Zürich, 04.11.1429: Verpflichtung der Chorfrau Anna von Hewen gegen Bürgermeister und Rat der Stadt Zürich für den Fall ihrer Ernennung zur Äbtissin am Fraumünster (Stadtarchiv Zürich, I.A.324.: Orig. Perg., Druck: Wyss, Beil. Nr. 467 = S. 428-430, vgl. a. S. 106, 503);
    Schaffhausen, 22.11.1429: Bischof Otto von Konstanz ernennt die nur 21jährige Chorfrau Anna von Hewen („... religiosa in Christo Anna de Hewen nobilis Baronissa ejusdem monasterii conventualis ... in vicesimo primo duntaxat etatis sue ...“) zur Fraumünsteräbtissin in Zürich, indem er sie wegen des noch nicht erreichten gesetzlichen Alters dispensiert (Stadtarchiv Zürich, I.A.325.: Orig. Perg.; Druck: Wyss, Beil. Nr. 468 = S. 430 f.: https://reader.digitale-sammlungen.d...084_00652.html; Regest: REC III, Nr. 9291)

    Die Ernennung durch den Bischof war in diesem speziellen Falle nur deshalb nötig, weil sie die einzige Dame des Konvents war, die den Schleier genommen hatte, und sich logischerweise mit ihrer eigenen, einzigen Stimme nicht selbst zur Äbtissin wählen konnte

    Es grüßt der Alte Mansfelder

    PS: Vielleicht wäre es hilfreich, wenn Du uns mal das konkrete Kloster und die konkrete Äbtissin benennst.
    Zuletzt geändert von Alter Mansfelder; 28.04.2020, 13:21. Grund: Link und PS eingefügt.
    Gesucht:
    - Tote Punkte im Mansfelder Land, Harz und Umland
    - Tote Punkte in Ostwestfalen
    - Tote Punkte am Deister und Umland
    - Tote Punkte im Altenburger Land und Umland
    - Tote Punkte im Erzgebirge, Vogtland und Böhmen
    - Tote Punkte in Oberlausitz und Senftenberg

    Kommentar

    • Balle
      Erfahrener Benutzer
      • 22.11.2017
      • 3492

      #3
      Katharina von Bora der späteren Frau Luther gelang Ostern 1523 die Flucht aus einem Zistersienserinnenkloster. Bei Ihr finden sich ein paar Hinweise im Lebenslauf.
      Luthers neue Religion hatten sie ermutigt das Kloster zu verlassen, aber auch das war nicht einfach.
      Kurzbiographie von Katharina von Bora, der Ehefrau von Martin Luther

      Hier eine recht drastische Beschreibung vom Klosterleben.
      Lieber Gruß
      Manfred

      Kommentar

      • assi.d
        Erfahrener Benutzer
        • 15.11.2008
        • 2776

        #4
        Und da frage ich mich natürlich, nach welchen Kriterien sich Familien das Kloster ausgesucht haben,
        Hallo,

        in Niederorschel gab es ein Zisterzienser Kloster. vielleicht ist sie zuerst als Novizin dort gewesen.....und später versetzt worden. Ist wohl nicht soooo weit von Harz entfernt.

        Gruß
        Astrid

        Kommentar

        • Alter Mansfelder
          Super-Moderator

          • 21.12.2013
          • 4293

          #5
          Noch eine Ergänzung, falls Du diese Artikel noch nicht gesehen hast: Hiernach https://de.wikipedia.org/wiki/Regula_Benedicti leben die Zisterzienser nach der Benediktinerregel. Die Abtswahl bei den Benediktinern wird hier skizziert: https://de.wikipedia.org/wiki/Abtswa..._Benediktinern und auf Kap. 64 der Benediktinerregel Bezug genommen. Konkrete Antworten auf Deine Fragen liefert das freilich nicht. Hilfreich könnte auch der Artikel "Abt" im LexMA sein; der ist freilich nicht online.
          Außerdem noch: http://www.kleio.org/de/geschichte/m...lltag/kap_xi4/

          Es grüßt der Alte Mansfelder
          Zuletzt geändert von Alter Mansfelder; 28.04.2020, 13:58.
          Gesucht:
          - Tote Punkte im Mansfelder Land, Harz und Umland
          - Tote Punkte in Ostwestfalen
          - Tote Punkte am Deister und Umland
          - Tote Punkte im Altenburger Land und Umland
          - Tote Punkte im Erzgebirge, Vogtland und Böhmen
          - Tote Punkte in Oberlausitz und Senftenberg

          Kommentar

          • AKocur
            Erfahrener Benutzer
            • 28.05.2017
            • 1411

            #6
            Hallo,

            Zitat von consanguineus Beitrag anzeigen
            Und da frage ich mich natürlich, nach welchen Kriterien sich Familien das Kloster ausgesucht haben, in das sie die Tochter steckten. Räumliche Nähe, die ich eigentlich erwartet hätte, war es wohl nicht unbedingt.
            Ja, die nicht unbedingte Nähe von Herkunftsort und Kloster ist mir auch schon öfter aufgefallen. Sehr häufig findet man aber mehrere Mitglieder einer Familie innerhalb des selben Klosters; man kann fast sicher annehmen, dass es bei der Auswahl eines Klosters für die Tochter ein Pluspunkt für das Kloster war, wenn dort schon z.B. eine Tante Nonne war. Familien blieben einem Kloster gerne treu, was auch in Bezug auf das Seelenheil der Familie für die dort ja dann immer weiter gebetet wurde, Sinn macht.
            Den räumlichen Bezug kann es aber, gerade bei den Zisterziensern, die sich ja durch's Filiationssystem verbreiteten, so dennoch geben. Vielleicht lag das Mutterkloster geographisch näher (zu einer Zeit als es sowieso noch nicht so viele Kloster gab) und jemand aus der Familie war Teil der Filialgründung und begründete so den Bezug der Familie zu diesem Kloster.
            Nicht vergessen sollte man aber auch die wirtschaftliche Stärke des Klosters (in ein heruntergewirtschaftetes Kloster schickt man seine Tochter eher nicht, ein super laufendes ist vielleicht so beliebt, dass gerade keine Plätze für neue Angehörige frei sind oder man es sich dann doch nicht leisten kann) und persönliche Beweggründe, wie Sympathien/Antipathien für das, was man von einem Kloster bzw. den Ordensangehörigen so gehört hat.

            Zitat von consanguineus Beitrag anzeigen
            Was mußte eine angehende Nonne überhaupt mitbringen? Etwas Vermögen war sicherlich notwendig um seine Tochter in ein Kloster einzukaufen. Was waren die sozialen Voraussetzungen? Wer hatte Zugang? Wem war er (bei den Zisterzienserinnen) herkunftsbedingt verwehrt?
            Bei den Zisterziensern gab es Chor- und Laienbrüder/schwestern. Völlig verwehrt war somit die Aufnahme prinzipiell erstmal niemanden (solange sie gesund waren und ihre Rolle im Kloster wahrnehmen konnten). Die spätere Äbtissin trat natürlich als Chorschwester bei und musste eine Mitgift mitbringen. Adelige Herkunft war hierfür häufig vorgeschrieben, aber wie das genau bei den Zisterziensern zu der Zeit war, kann ich nicht sagen.
            Der Bauernstand hatte aber ganz sicher keinen Zutritt zu diesem Klosterrang sondern musste sich mit dem Darsein als Laienbruder/schwester begnügen.

            LG,
            Antje

            Kommentar

            • Lock
              Erfahrener Benutzer
              • 07.04.2016
              • 538

              #7
              Hallo Zusammen

              Die Geschichte der der Klöster ist vielgestaltig. Einen wesentlichen Einfluss übten auch die jeweiligen weltlichen Herrscher aus. Zum Beispiel Hier

              Lassen Sie sich vom romantischen Flair im Klosterpark Altzella faszinieren. Mit knorrigen alten Bäumen und märchenhaften Auen – erwartet Sie scheinbar eine andere Welt.


              Auch dienten sie zur Versorgung von nicht erbberechtigten Familienmitgliedern
              und Frauen die nicht Standesgemäß verheiratet werden konnten.

              v.G.Gerhard

              Kommentar

              • consanguineus
                Erfahrener Benutzer
                • 15.05.2018
                • 7516

                #8
                Hallo zusammen!

                Ich versuche jetzt einmal, innerhalb eines Posts auf alle Antworten einzugehen, weiß aber nicht, ob ich es vom technischen her hinbekommen.

                Zitat von Alter Mansfelder Beitrag anzeigen
                Eine Äbtissin wurde wohl vom Konvent gewählt und musste evtl. auch bestätigt werden.
                Das wird im allgemein wohl so gewesen sein, aber ich bin mir nicht sicher, ob auch bei den Zisterzienserinnen eine Wahl durch den Konvent stattfand.

                Zitat von Alter Mansfelder Beitrag anzeigen
                Und ein Mindestalter scheint es auch gegeben zu haben.
                Aus Deinem und Manfreds Link: "Die Äbtissin sollte mindestens 40 Jahre alt sein. Am besten wäre es, so meinte Abaelard, sie zählte 60 Jahre, weil sie dann "ihre Sittlichkeit genügend unter Beweis gestellt hätte"."

                Zitat von Alter Mansfelder Beitrag anzeigen
                PS: Vielleicht wäre es hilfreich, wenn Du uns mal das konkrete Kloster und die konkrete Äbtissin benennst.
                Es handelt sich um das Kloster Roßleben und um Catharina Botel, als Äbtissin belegt von 1471 bis 1476.

                Zitat von Balle Beitrag anzeigen
                Hier eine recht drastische Beschreibung vom Klosterleben.
                Eine sehr anschauliche Beschreibung! Ob das erst zu Zeiten Luthers solche Ausmaße annahm?

                Zitat von assi.d Beitrag anzeigen
                In Niederorschel gab es ein Zisterzienser Kloster. vielleicht ist sie zuerst als Novizin dort gewesen.....und später versetzt worden. Ist wohl nicht soooo weit von Harz entfernt.
                Soweit ich informiert bin, blieben Zisterzienser*innen () Zeit ihres Lebens in ein und demselben Kloster. Ich lasse mich da aber gerne eines Besseren belehren. Zudem macht es von Braunschweig aus gesehen keinen großen Unterschied, ob man über den Harz nach Niederorschel geht, oder über den Harz nach Roßleben.

                Zitat von AKocur Beitrag anzeigen
                Ja, die nicht unbedingte Nähe von Herkunftsort und Kloster ist mir auch schon öfter aufgefallen. Sehr häufig findet man aber mehrere Mitglieder einer Familie innerhalb des selben Klosters; man kann fast sicher annehmen, dass es bei der Auswahl eines Klosters für die Tochter ein Pluspunkt für das Kloster war, wenn dort schon z.B. eine Tante Nonne war. Familien blieben einem Kloster gerne treu, was auch in Bezug auf das Seelenheil der Familie für die dort ja dann immer weiter gebetet wurde, Sinn macht.
                Leider sind nicht viele Urkunden aus Roßleben erhalten, so daß nur wenige Namen von dortigen Schwestern überliefert sind. Äbtisssinnen, Priorinnen und andere Amtsträgerinnen werden gelegentlich namentlich genannt. Gewöhnliche Mitglieder des Konvents nicht. Ich vermag also nicht zu sagen, ob andere Familienmitglieder bereits in Roßleben waren. Sicher kann ich sagen, daß seitens der Familie eine hohe Affinität zu den Zisterzienserinnen vorhanden war. Eine andere Tante war etwa im Agnetekloster in Magdeburg.

                Zitat von AKocur Beitrag anzeigen
                Nicht vergessen sollte man aber auch die wirtschaftliche Stärke des Klosters (in ein heruntergewirtschaftetes Kloster schickt man seine Tochter eher nicht, ein super laufendes ist vielleicht so beliebt, dass gerade keine Plätze für neue Angehörige frei sind oder man es sich dann doch nicht leisten kann) und persönliche Beweggründe, wie Sympathien/Antipathien für das, was man von einem Kloster bzw. den Ordensangehörigen so gehört hat.
                Die wirtschaftliche Stärke eines Klosters wird sicherlich eine wichtige Rolle gespielt haben. Es gab aber so unglaublich viele Zisterzienserinnenklöster, auch sehr viel näher an Braunschweig, daß es vermutlich die ganze Bandbreite von arm bis reich in der Nähe gegeben haben wird.

                Oder die Familie hatte aus irgendwelchen Gründen (ursprüngliche Herkunft?) einen Bezug zur Gegend von Roßleben.

                Interessant ist, daß eine der Vorgängerinnen Catharinas, nämlich Else v. Oberg (Adel aus dem Bereich Peine, ein anderer Zweig in Oebisfelde ansässig), definitiv aus der Nordharzregion stammte. Dasselbe gilt übrigens mit einiger Wahrscheinlichkeit auch für die direkte Nachfolgerin, Anna Wagenführer (vermutlich aus der Braunschweiger Familie Wagenführer, ansonsten auch Hornburg oder Osterwieck denkbar).

                Zitat von AKocur Beitrag anzeigen
                Bei den Zisterziensern gab es Chor- und Laienbrüder/schwestern. Völlig verwehrt war somit die Aufnahme prinzipiell erstmal niemanden (solange sie gesund waren und ihre Rolle im Kloster wahrnehmen konnten). Die spätere Äbtissin trat natürlich als Chorschwester bei und musste eine Mitgift mitbringen. Adelige Herkunft war hierfür häufig vorgeschrieben, aber wie das genau bei den Zisterziensern zu der Zeit war, kann ich nicht sagen.
                Der Bauernstand hatte aber ganz sicher keinen Zutritt zu diesem Klosterrang sondern musste sich mit dem Darsein als Laienbruder/schwester begnügen.
                Adelige Herkunft schließe ich für Catharina aus. In ihrer Zeit wurde die Familie definitiv nicht zum Adel gezählt. Ganz normales städtisches Bürgertum, ein Ratsherr und Bürgermeister, aber sicher kein Patriziat. Was vor 1400 war, läßt sich nicht mehr feststellen.

                Geld war definitiv in der Familie vorhanden, allerdings beim Braunschweiger Zweig nicht im Überfluß. Es ist ja die große (und wohl unlösbare) Frage, wer Catharinas Vater war, ja, welcher Generation sie überhaupt angehörte. Wurde sie um 1400 geboren? Oder erst um 1430?

                Zitat von Lock Beitrag anzeigen
                Die Geschichte der der Klöster ist vielgestaltig.
                Auch dienten sie zur Versorgung von nicht erbberechtigten Familienmitgliedern und Frauen die nicht Standesgemäß verheiratet werden konnten.
                Ich denke, es gab zu alledem seinerzeit auch eine Frömmigkeit, welche wir uns heute nicht im Ansatz mehr vorstellen können. Ein Zweig meiner Familie starb dem Anschein nach hauptsächlich deswegen aus, weil man zu viele Jungs und Mädchen in's Kloster steckte.

                Viele Grüße
                consanguineus
                Daten sortiert, formatiert und gespeichert!

                Kommentar

                • consanguineus
                  Erfahrener Benutzer
                  • 15.05.2018
                  • 7516

                  #9
                  Hallo zusammen!

                  Ich habe mir mal den "Reidemeister" vorgenommen und nach Klosterfrauen aus Braunschweig geschaut. Bevor nun geschimpft wird: ja, ich weiß, das ist methodisch nicht einwandfrei, denn Sophie Reidemeister befaßte sich mit den Braunschweiger Patriziern und "Ratsfamilien" (laut Werner Spieß Familien, die mehr als einen Ratsherrn stellten) und eben nicht mit denjenigen Bürgerfamilien, aus deren Reihen nur ein (oder gar kein) Ratsmitglied stammte, welche aber dennoch imstande waren, ihre Töchter in ein Kloster zu schicken. Zudem sind sicherlich nicht alle Töchter der Familien urkundlich erwähnt. Und nicht bei allen, die den Schleier genommen haben, wurde das auch in irgendeiner Urkunde erwähnt. Wir tun jetzt mangels anderer Möglichkeiten einfach so, als hätten sich die patrizischen und Ratsfamilien genauso verhalten wie die gewöhnlichen Bürger.

                  Ich habe vier Zeiträume gebildet: 1200-1300, 1300-1400, 1400-1500 und 1500-1600. Die Klosterfrauen wurden irgendwo erwähnt. Aus dem Reidemeister geht leider nicht hervor, wann sie dem jeweiligen Kloster beigetreten sind. Vermutlich wird man hierzu auch kaum etwas in den zugrundeliegenden Quellen finden. Der Einfachheit halber habe ich eine Klosterfrau in die Periode gesteckt, in der sie als Klosterfrau erwähnt wurde. Im Grunde hätte ich mir die Aufteilung auf vier Zeiträume auch ersparen können. Mich hat aber (nur so) interessiert, ob eine Entwicklung erkennbar ist.

                  Weiterhin habe ich die Klöster nach der Entfernung von Braunschweig in vier Gruppen geteilt: 0 km (in Braunschweig selbst), 1-35 km (eine Tagesreise von Braunschweig entfernt), 36-70 km (zwei Tagesreisen von Braunschweig entfernt) und <71 km (mehr als zwei Tagesreisen von Braunschweig entfernt).

                  Insgesamt habe ich 141 Klosterfrauen gefunden, die sich eindeutig einem Kloster zuordnen lassen. Davon:

                  7 im Zeitraum 1200-1300
                  2 davon (28,57%) in Braunschweig selbst
                  3 davon (42,86%) maximal eine Tagesreise von Braunschweig entfernt
                  2 davon (28,57%) maximal zwei Tagesreisen von Braunschweig entfernt
                  0 davon (0,00%) weiter als zwei Tagesreisen von Braunschweig entfernt

                  73 im Zeitraum 1300-1400
                  22 davon (30,14%) in Braunschweig selbst
                  18 davon (24,66%) maximal eine Tagesreise von Braunschweig entfernt
                  33 davon (45,21%) maximal zwei Tagesreisen von Braunschweig entfernt
                  0 davon (0,00%) weiter als zwei Tagesreisen von Braunschweig entfernt

                  51 im Zeitraum 1400-1500
                  15 davon (29,41%) in Braunschweig selbst
                  17 davon (33,33%) maximal eine Tagesreise von Braunschweig entfernt
                  19 davon (37,25%) maximal zwei Tagesreisen von Braunschweig entfernt
                  0 davon (0,00%) weiter als zwei Tagesreisen von Braunschweig entfernt

                  10 im Zeitraum 1500-1600
                  2 davon (20,00%) in Braunschweig selbst
                  3 davon (30,00%) maximal eine Tagesreise von Braunschweig entfernt
                  4 davon (40,00%) maximal zwei Tagesreisen von Braunschweig entfernt
                  1 davon (10,00%) weiter als zwei Tagesreisen von Braunschweig entfernt

                  Insgesamt also:

                  141 im Zeitraum 1200-1600
                  41 davon (29,08%) in Braunschweig
                  41davon (29,08%) maximal eine Tagesreise von Braunschweig entfernt
                  58 davon (41,13%) maximal zwei Tagesreisen von Braunschweig entfernt
                  1 davon (0,71%) weiter als zwei Tagesreisen von Braunschweig entfernt

                  Die 41 Klosterfrauen in Braunschweig lebten sämtlich im Kreuzkloster (bis ca. 1400 Benediktinerinnen, danach Zisterzienserinnen).

                  Von den Klöstern im Bereich einer Tagesreise von Braunschweig ist natürlich vor allem Steterburg zu nennen (Augustinerinnen), aber auch Dorstadt und Heiningen (beide ebenfalls Augustinerinnen).

                  Innerhalb zweier Tagesreisen finden wir als sehr attraktives Kloster selbstverständlich Wienhausen (Zisterzienserinnen). Zu nennen wären auch Stötterlingenburg (Benediktinerinnen), Wöltingerode (Zisterzienserinnen), Goslar Neuwerk (Benediktinerinnen) und Helmstedt Marienberg (Augustinerinnen). Die übrigen Klöster werden teilweise nur einmal genannt. Ich zähle sie nicht alle auf.

                  Das einzige Mal, daß eine Klosterfrau weiter fort zog als zwei Tagesreisen, war in ein ungenanntes Kloster in Lübeck. Ich würde gerne (nur so) mehr darüber erfahren, wie es zu diesem Ausreißer kam.

                  Festzuhalten ist, daß sich sämtliche Klöster, in die Braunschweiger Patrizier und "Ratsfamilien" ihre Töchter schickten, nördlich des Harzes befanden. Und 99,29% lagen maximal zwei Tagesreisen, also 70 km, von Braunschweig entfernt.

                  Offensichtlich kam also das Kloster Roßleben für Braunschweiger Patrizier und "Ratsfamilien" gar nicht infrage, und zwar offensichtlich wegen der Entfernung zu Braunschweig (170 km). Wie es die nichtpatrizischen Bürgerfamilien diesbezüglich hielten, entzieht sich meiner Kenntnis, aber es gibt meiner Einschätzung nach keinen Grund anzunehmen, daß ihre Präferenzen anders gelagert waren als bei ihren vornehmeren Mitbürgern.

                  Was bedeutet das nun für die Äbtissin Catharina Botel?

                  Möglichkeit 1: Sie hatte mit der in Braunschweig ansässigen Familie gleichen Namens nichts zu tun. (Aber mit welcher sonst?????)

                  Möglichkeit 2: Sie wurde um 1400 geboren und wurde in Roßleben aufgenommen, bevor ihre Neffen ab 1438 das Bürgerrecht in Braunschweig erwarben.

                  Aus der zweiten Variante könnte man die Schlußfolgerung ziehen, daß die Familie Botel vor 1438 mit einiger Wahrscheinlichkeit südlich des Harzes ansässig war. Vermutlich nicht weiter als zwei Tagesreisen von Roßleben entfernt, wenn man, pars pro toto, die Gebräuche der Braunschweiger Patrizier und Ratsfamilien auf andere Gegenden übertragen will.

                  Weiterhin also recht rätselhaft...

                  Viele Grüße
                  consanguineus
                  Daten sortiert, formatiert und gespeichert!

                  Kommentar

                  Lädt...
                  X