Seltsame Todesursachen und "interessante" Sterbefälle

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  • Ralf-I-vonderMark
    antwortet
    Hallo zusammen,

    ein übereifriges Arbeiten und sorgloses Nichtbeachten von Warnsignalen ist zweifelsohne risikobehaftet und kann tödliche Konsequenzen haben; auch bei der als relativ sicher geltenden Wuppertaler Schwebebahn.

    Barmer Zeitung und Handelsblatt vom 15.06.1906:
    „Elberfeld, 15. Juni. [Ein schrecklicher Unglucksfall) ereignete sich gestern Abend kurz vor 6 Uhr auf der Schwebebahn zwischen den Haltestellen Varresbeck und Westende. Dort war der 19jährige Friedrich Kremp damit beschäftigt, die obere Eisenkonstruktion zu untersuchen. Es wird nun angenommen, daß er zwischen den Pfeilern 148 und 149 eine schadhafte Stelle gefunden hat, die seine Aufmerksamkeit so in Anspruch nahm, daß er darüber den von Vohwinkel kommenden Wagen überhörte. Er wurde von den Rädern erfaßt und in dem Zwischenraum, welcher zwischen Rädern und Pfeiler bleibt, so grausam gequetscht, daß er in einigen Minuten starb. Das Rückgrat war ihm gebrochen, er hatte ferner eine 22 Centimeter lange und 10 Centimeter breite und ebenso tiefe Wunde davongetragen. Die Bergung der Leiche war mit großen Schwierigkeiten verknüpft. Da man mit den von den Farbenfabriken entliehenen Tragbahren nicht unter den einzelnen Pfeilern hergelangen konnte, mußte man die Leiche bis zur Privatbrücke der Farbenfabriken tragen und dort herunter lassen, wo sie sofort in den Totenwagen gelegt und zur Leichenhalle des städtischen Krankenhauses gebracht wurde. Der Fall ist um so beklagenswerter, als der junge Mann seine betagten Eltern, Anilinstr. 11, unterstützte.“
    vgl. https://zeitpunkt.nrw/ulbbn/periodical/zoom/24831228?query=%22Kremp%22

    Barmer Zeitung und Handelsblatt vom 16.06.1906:
    „[Ueber den tödlichen Unglücksfall auf der Schwebebahn], worüber gestern berichtet wurde, schreibt uns die Betriebsleitung der Schwebebahn: Der Bahnarbeiter Kremp war zusammen mit einem zweiten Arbeiter mit Prüfung der Gleisschrauben zwischen den Farbenfabriken beschäftigt. Als ein Zug auf ca. 150 m herrannahte, rief der dem Zuge zunächst arbeitende entsprechend der Vorschrift dem K. zu, die Arbeit einzustellen. K. unterbrach aber seine Arbeit nicht, sondern antwortete noch angeblich: „Der Zug ist noch weit, mir passiert nichts." Sein Mitarbeiter, der etwa 10 m von ihm entfernt war, erkannte aber die drohende Gefahr und lief sofort auf K. zu, um ihn zurückzuziehen, kam aber zu spät. K. hatte von einem Radgestelle des Wagens im Rücken einen so starken Stoß erhalten, daß die Wirbelsäule schwer verletzt war. Ein sofort herbeigerufener Arzt der Farbenfabriken stellte den inzwischen eingetretenen Tod des K. fest.“
    vgl. https://zeitpunkt.nrw/ulbbn/periodical/zoom/24831234?query=%22Kremp%22

    Viele Grüße
    Ralf

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  • Juanita
    antwortet

    Nachdem Christoffel Hasert alias Schüchel aus Mihla/Türingen an der Pest 1620 eine Tochter; 1622 einen Sohn verlor, starb 1626 im Kindbett seine Frau mit dem tot geborenen Töchterlein. 6 Monate später holte die Pest weitere 2 KInder von ihm. Das war zuviel für ihn. Er drehte durch und voller Wahnsinn sprang er in die Werra und ertränkte sich.
    Juanita

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  • jebaer
    antwortet
    Zitat von GiselaR Beitrag anzeigen
    Siehe da, sie wurden nicht
    etwa von morschem Gemäuer erschlagen,
    Denke mal, das Schicksal bleibt auch mir erspart.
    Meine Knochen - ächz! - enteilen in Sachen Morschheit grad rasend schnell dem Gemäuer, in dem sie hausen.
    Always look at the ...

    LG Jens
    Zuletzt geändert von jebaer; 05.07.2025, 01:52.

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  • GiselaR
    antwortet
    Ich habe gerade in einem Kirchenbuch aus dem 18. Jhdt. von mehreren Menschen gelesen, die an Baufälligkeit gestorben sind. Das kam mir merkwürdig vor und ich habe im Grimm nachgeschaut. Siehe da, sie wurden nicht
    etwa von morschem Gemäuer erschlagen, sondern Grimm sagt zu Baufälligkeit kurz und knapp: Labes Infirmitas
    Caducitas, was sich übersetzen lässt: Gebrechlichkeit, Schwäche, Hinfälligkeit. War also doch nichts mit
    außergewöhnlich.

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  • Juanita
    antwortet
    Es gibt viele traurige Ereignisse aus der Zeit, als die Pest in Dt. wütete. Hier ein Auszug aus dem KB Lauterbach 1635, die mich sehr berührte.

    " 1635 Am 22. September war 8 Zutage vor Michaelis, dom: 18 Trin. begraben 6 Bersohnen miteÿnander , nemlich Clauss trömpern den älteren, seines alters 60 jahr
    2. Seinen Sohn Hansen einen feinen fromen jungengesellen, seines alters 30 jahr.
    3. Sein tochter kind, nemlich Hanss Harseims Söhnlein Philippum so der gross Vater beÿ sich gehabt, seines alters 3 1/2 jahr, Diesse 3 waren in einem Hauss gestorben.
    4. 1 junge Magd, so beim Schultheissen Hanss Görg Steffan Diente, Anna N. genandt, von Herda bürtigk.
    Zum 5. 1 junges Megdlein, 9 jahr und 14 Tage alt, Nemlich Hombert Möllers eltest töchterlein Barbara.
    Und fuer 6, Hans trömpers des jüngeren kindlein, Margreta genant, seines alters 21 Wochen, Deme die Mutter vor 2 tagen abgestorben.
    Gott Verleÿhe allen eine fröliche aufferstehung

    Die Trömpers sind meine VFen.. Juanita

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  • Friedrich
    antwortet
    Moin consanguineus,

    danke für deine Info. Ich kann's mir ungefähr vorstellen.

    Friedrich

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  • Nebber
    antwortet
    Zitat von consanguineus Beitrag anzeigen

    Hallo Friedrich,

    das ist nicht leicht zu beschreiben. Stell Dir einen Stiel aus Eschenholz vor, mit einem Querholz oben. Genau wie bei einem Spaten. Aber der Stiel ist meistens etwas kürzer als ein Spatenstiel und gerade. Unten ist ein Eisen angebracht, etwas schmaler als ein Spatenblatt und deutlch kürzer. Also mehr breit als hoch. Und gerade statt gewölbt. Dieses sinnreiche Ding diente beispielsweise dazu, den Pflug von anhaftender Erde zu befreien. Wohl dem, der noch einen Rühl zur Hand hat! Man kann ihn eigentlich zu ganz vielen Dingen gebrauchen. Auch heute noch.

    In diesem Sinne wünscht frohes Schaffen
    consanguineus
    Quasi ne Art von Schinteisen, bloss Zweckentfremdet. Wird heutzutags auch noch viel genutzt und sieht man häufig an Baumaschinen.

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  • consanguineus
    antwortet
    Zitat von Friedrich Beitrag anzeigen
    Was ist denn ein Rüdel oder Rühl?
    Hallo Friedrich,

    das ist nicht leicht zu beschreiben. Stell Dir einen Stiel aus Eschenholz vor, mit einem Querholz oben. Genau wie bei einem Spaten. Aber der Stiel ist meistens etwas kürzer als ein Spatenstiel und gerade. Unten ist ein Eisen angebracht, etwas schmaler als ein Spatenblatt und deutlch kürzer. Also mehr breit als hoch. Und gerade statt gewölbt. Dieses sinnreiche Ding diente beispielsweise dazu, den Pflug von anhaftender Erde zu befreien. Wohl dem, der noch einen Rühl zur Hand hat! Man kann ihn eigentlich zu ganz vielen Dingen gebrauchen. Auch heute noch.

    In diesem Sinne wünscht frohes Schaffen
    consanguineus

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  • Friedrich
    antwortet
    Moin consanguineus,

    für diejenigen, die nicht in der "hiesigen mundartlichen" Region: Was ist denn ein Rüdel oder Rühl?

    Für sachdienliche Hinweise dankt
    Friedrich

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  • consanguineus
    antwortet
    Hallo zusammen!

    "Den 15t(en) Julij [1688] ist Christian Wackernah, Jürgen Wackernahen Sohn auß Warßleben, nach dehme derselbe den 13 Julij des Morgens ümb 6. Uhr, von seinem eigenem Knechte nahmens Ulrich Lohrents, Lüleff Lohrentsens Sohne in Warsleben, in dehme sie miteinander gepflüget, daselbst mit dem Rüdel jämmerlich wahr zu Tode geschmißen vnd geschlagen, alhier auff den Newen Kirch Hoff begraben, seines Alters gerade 20. Jahr p(erge)."

    Wie nett nebenbei, dass man die hiesige mundartliche Bezeichnung für das Werkzeug "Rüdel" oder "Rühl" mal geschrieben sieht!

    Viele Grüße
    consanguineus

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  • Der Görlitzer
    antwortet
    KB Ludwigsdorf bei Görlitz

    +09.02.1685 und []05.05.1685
    "Christoph Birckfeldt, E. Edl. hochweysen
    Raths zu Görlitz bestalter Wegarbeiter und Gärt-
    ner zu Niederludwigsdorf, welcher, nach dem er am
    9. Februarij auf dem so genanten Wehr-Teiche in der
    Neiße, alß er von Hennersdorf übers Eiß herüber
    nach Hause gehen wollen, aus Gottes Verhengniß
    mit dem Eise gebrochen, und ertruncken, allererst
    den 4. Maji von George Wincklern, Michäel Wincklers
    seel. gewesenem Gärtnerß zu Niederludwigsdorf
    hinterbliebenem Sohne bey der Sercher Brücken
    gefunden
    [...]"

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  • Ralf-I-vonderMark
    antwortet
    Hallo zusammen,

    im Jahre 1901 hatte sich in Flierich ein kleines Kind mit heißem Badewasser verbrüht.

    Schwerter Zeitung vom 9.7.1901:
    „* Flierich, 16. Juli. Ein Unglücksfall ereignete sich hier am verflossenen Samstag. Die Frau des Anstreichermeisters C. Bromberg wollte ihre Kinder baden, hatte auch schon einen Topf heißen Wassers in die Badewanne gegossen; als sie sich nun auf einige Augenblicke entfernte, um noch kaltes Wasser vom Brunnen zu holen, machte sich das 2jährige Töchterchen an die Badewanne, fiel hinein und verbrannte sich derartig, daß es an den erlittenen Brandwunden heute morgen gestorben ist.“
    vgl. https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodic...Flierich%22~20

    Bemerkenswert und außergewöhnlich ist, dass mindestens 3 Zwillingspärchen geboren worden sind von der unglücklichen Kindsmutter Caroline Bromberg, geb. Kampmann; nämlich
    am *17.05.1896 Franz (+17.05.1896) und Ida (+nach 1911) sowie
    am *01.05.1898 Otto (+13.09.1899) und Ernst (+26.04.1899) sowie
    am *13.09.1899 Carl (+24.10.1899) und Meta (+16.07.1901)

    Das Taufbuch von Flierich 1894 – 1951 ist bei ARCHION leider gesperrt, so dass die Familie noch nicht abschließend erforscht ist und eine theoretisch mögliche vierte Zwillingsgeburt nicht ausgeschlossen werden kann.

    Viele Grüße
    Ralf

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  • Juanita
    antwortet
    Das weiss ich leider nicht. Es stand kein weiterer Kommentar dabei. Ich stelle es mir so vor, dass es langsam faulte u. er noch am Anfang ein wenig flüssige Nahrung zu sich nehmen konnte.
    Juanita

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  • Nebber
    antwortet
    Zitat von Juanita Beitrag anzeigen
    Fundsache aus dem KB Saalfeld:
    "1616, 12. 6.: Hans Goldbach starb Hungers, kunnte keine Speise einnehmen, denn ihm der Zapfen vor 5 Jahren verfault war."
    Furchtbar! Juanita
    wie darf man sich das denn vorstellen? Hat er dann 5 Jahre lang gehungert? Gibt es eine korrespondierende Krankheit dazu?

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  • Juanita
    antwortet
    Fundsache aus dem KB Saalfeld:
    "1616, 12. 6.: Hans Goldbach starb Hungers, kunnte keine Speise einnehmen, denn ihm der Zapfen vor 5 Jahren verfault war."
    Furchtbar! Juanita

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