Kirchenbücher um 1500

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  • klassenkasse
    Benutzer
    • 15.08.2012
    • 51

    #16
    Hallo Federwolke,

    solche Zeitangaben wie "um 1500" können viele Ursachen haben. Auch wenn es 1500 für den Ort noch keine kirchlichen Quellen gab, kann es sein das besagte Person aber im Sterberegister 70 Jahre später auftaucht und dort mit seinen erlebten Lebensjahren genannt wurde "Gestorben im 70zigsten Jahr". Weiterhin gibt es Steuerlisten und Gerichtsbücher. Bei letzteren wurden oft Erbregelungen verhandelt, bei denen sämtliche Nachfahren teils mit angeheirateten Personen genannt wurden. Dort wurden Personen oft als Minderjährig oder noch nicht verheiratet, im Idealfall sogar mit Geburstjahr genannt! Du siehst also, dass die Jahresangabe 1500 deines Vorfahren nirgends direkt steht, sondern über Umwege errechnet werden konnte!

    Viele Grüsse Marcel

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    • federwolke
      Erfahrener Benutzer
      • 04.03.2012
      • 130

      #17
      Hallo Marcel,
      ja, das scheint so zu sein.
      Nur, nun stellt sich für mich die frage, wie komme ich an solche Unterlagen. Also, wo lagern solche Gerichtsakten und Steuerakten, wenn es sie denn noch gibt?
      Ich weiß auch nicht, ob meine Vorfahren um 1500 rum freie Bauern waren, oder ob sie unfrei waren. Ich gebe zu, ich weiß wenig über die Zeit des ausgehenden Mittelalters und das Leben zu dieser Zeit...
      Viele Grüße
      Renate

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      • Brigitte Bernstein
        Erfahrener Benutzer
        • 02.08.2010
        • 590

        #18
        Hallo Renate!
        Ich kann leider nur sagen wie es in meiner Forschergegend gehandhabt wurde. Gesicherte Kirchenbücher gab es erst ab zirka 1660 - 1700. Davor gab es zwar auch Aufzeichnungen die waren aber von den Obrigkeiten erstellt die denke ich wissen wollten, welche Untertanen sie ausnutzen konnten. Da wurden sehr selten genaue Daten angegeben. Weder bei der Geburt noch bei dem Sterberegister. Nur eben das Jahr. Es gab auch Klöster und Bischöfe welche solche Listen führten da war es aber ebenso.
        Ich kann dir nur den Rat von Anja geben, fange von der jüngeren Generation an. Die ist gesichert. Anders kannst Du leicht in die Irre geführt werden. Schon auf Grund der vielen Kinder welche unsere Ahnen hatten.
        Schöne Grüße
        Suche im Raum Trautenau, Parschnitz, Alt Rognitz, Deutsch Prausnitz, Bausnitz und Lampersdorf. Meine Namen Rasch, Staude, Reichelt, Letzel,

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        • gabyde
          Erfahrener Benutzer
          • 24.12.2010
          • 488

          #19
          Manchmal hat man Glück und findet in den Archiven Suppliken, Erbschaftsstreitigkeiten etc., also Dinge, mit denen sich die Ahnen an die Obrigkeit gewendet haben, manchmal auch Eheverträge!. Aus den dort gemachten Angaben kann man außer Lebensdaten oft auch andere Infos zu den Personen ziehen.
          Da hilft es meist nur, sämtliche Akten aus dem Zeitraum durchzusehen und zu hoffen, daß man was findet.

          Wo eventuelle Akten aus dem Zeitraum liegen, kann man Dir üblicherweise bei der Stadtverwaltung, beim Gemeindearchiv oder beim Heimatverein (soweit vorhanden) sagen.

          LG
          Gaby
          Litauen: NASSUT / BATRAM - Liebenscheid/LDK: BRANDENBURGER - Wagenfeld: CORDING - Sonnborn: MOEBBECK / ZIELES - Sprockhövel: NIEDERSTE BERG / DOTBRUCH - Lintorf/Angermund: HUCKLENBRUCH / RASPEL - Motzlar: FÜRST / DERWORT - Sauerland: WORM / NAGEL - Italien (Provinz Belluno): MARES
          http://www.alteltern.de/
          http://www.ahnekdoten.de/

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          • trompetenmuckl
            Erfahrener Benutzer
            • 15.12.2010
            • 763

            #20
            Hallo Renate und alle anderen,

            ich komme aus Hessen. Im ehemaligen Hessen-Darmstadt setzten die ersten bekannten Kirchenbücher so ab ca. 1570 ein. Man vermutet heute, dass das vermutlich ziemlich flächendeckend geschah, aber die ersten größeren Verluste bereits im Rahmen des 30-Jährigen Krieges erfolgten. Daher setzten auch sehr viele erhaltene Kirchenbücher im Zeitraum ca. 1630- ca. 1650 (neu) ein. Den nächsten größeren Kahlschlag gab es dann, als im September 1944 beim alliierten Bombenangriff auf Darmstadt sehr viele Bücher ein Raub der Flammen wurden. U.a. auch die Steuerlisten, die für die Forschung ebenfalls eine wichtige Quelle waren (sind), sowie etliche sehr alte Kirchenbücher, die sich zwecks Verfilmung in Darmstadt befanden. Damit kam man dann wirklich bis ca. 1500 und früher zurück.
            Allerdings kenne ich auch Fälle, wo renommierte Familienforscher vor dem Krieg auf Basis damals noch vorliegender Quellen auch nur die Jahre - ohne das genau Datum - rausgeschrieben haben.

            Gruß
            Jens
            Danke und Gruß
            Jens

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            • trompetenmuckl
              Erfahrener Benutzer
              • 15.12.2010
              • 763

              #21
              ... und nochmal ich.


              Weiterhin sind vereinzelt auch mal Einwohnerlisten erstellt worden, wo man noch einige Zusammenhänge und Abstammungen abgreifen kann. In ländlichen Gegenden mit damals sehr kleinen Dörfern und Gehöften ebenfalls eine sehr gute Quelle.

              Gruß
              Jens
              Danke und Gruß
              Jens

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              • Alter Mansfelder
                Super-Moderator
                • 21.12.2013
                • 4691

                #22
                Hallo Renate,

                um noch ein bisschen konkreter zu werden: Um welches "Sachsenburg in Thüringen" handelt es sich denn? Den jetzigen Ortsteil von Neustadt/Orla oder den jetzigen Ortsteil von Oldisleben/Kyffhäuserkreis?

                Handelt es sich um letzteren Ort, dann beginnen die Kirchenbücher 1609, 1679, 1575 (lt. Machholz, S. 30, mit Lücken).

                Dieser Ort war mit fünf weiteren Dörfern Bestandteil des Kursächsischen Amtes Sachsenburg. Von diesem Amt gibt es (laut Gesamtübersicht über die Bestände des LHASA, Band IV, S. 90 f.):

                - zwei Erbzinsregister 1614-1742,
                - zwei Erbbücher um 1550-1621,
                - zwei Kopialbücher des Amtes 1549-1552,
                - 41 Handelsbücher 1580-1822,
                - 10 Konsensbücher 1724-1821,
                - 17 Handels-, Kontrakt- und Konsensprotokolle 1675-1814,
                - 20 Akten verschiedenen Inhalts,
                - Unterlagen der sog. Helmolt-Gerichte Kannawurf,
                - 70 Akten des Rent- und Domänenamtes 1507-1816 sowie
                - weitere 34 Instanzakten 1600-1814.

                Lehnsbücher werden nicht erwähnt. Es lohnt sich aber zu hinterfragen, welche Lehnsherrschaften in dem Bereich agierten, denn diese Quellengattung birgt manch freudige Überraschung.

                Es grüßt der Alte Mansfelder

                PS: Gibt man bei Google die Suchworte "Kaspar Groß Sachsenburg" ein, dann erscheinen mehrere Verweise auf ein Online-Ortsfamilienbuch aus der Neumark. Leider gelingt es mir nicht, die Seiten zu öffnen.
                Zuletzt geändert von Alter Mansfelder; 15.01.2014, 08:56. Grund: PS hinzugefügt.
                Gesucht:
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                - Tote Punkte in Oberlausitz und Senftenberg

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                • paulberg
                  Erfahrener Benutzer
                  • 10.07.2013
                  • 150

                  #23
                  Hallo Renate,

                  es ist ja schon fast alles gesagt worden. Vielleicht noch folgende Ergänzungen: Ein wesentlicher Grund, die Kirchenbücher einzuführen, war die fehlende "Verwaltungsübersicht". Zuvor mussten für Sondersteuern und Soldatenaushebungen besondere Bevölkerungserhebungen (s. Weihnachtsgeschichte in der Bibel) durchgeführt werden, die z.T. auch noch in den jeweiligen Stadt- oder Landesarchiven erhalten sind. Zudem war es schwierig, (verbotene) Verwandtenehen aufzudecken, alte Erbrechtsfolgen zu klären uvm.

                  Wahrscheinlich wurden viele Dinge, die wir heute mit Verwaltungsdokumenten nachweisen, früher über Zeugen abgewickelt. Um bestimmte Rechtsgeschäfte abzuschließen oder Sachverhalte juristisch aufzuhellen, musste man Zeugen hinzuziehen. In alten Verträgen und Testamenten sind diese Zeugen immer erwähnt. Manchmal mit dem Zusatz "Vater des XY" oder "Sohn des XY", so dass sie auch genealogisch verwertbar sind. Diese Art der Familienforschung ist allerdings meist eine viel mühsamere als das Wälzen von Kirchenbüchern.

                  Die Aussage eines Zeugen war so viel wert wie sein Ruf (Leumund ~ der Leute Mund = was die anderen über mich sagen). Daher waren Zeugen meist angesehene regional bekannte Persönlichkeiten, die bei unlauteren Aussagen auch etwas zu verlieren hätten. Wahrscheinlich ließen sie sich das Bezeugen auch Bezahlen. Einige dieser Institutionen haben sich erhalten, wie Trauzeugen aber auch Notare als von der Obrigkeit bestellte besonders qualifizierte "Zeugen", die Rechtsgeschäfte beglaubigen.

                  Allgemeingültige Aussagen zur Quellenlage gibt es nicht, weil es überall regionale Besonderheiten gab. Viele handwerkliche Fragen zu den oberen Generationen klären sich von allein, wenn man sich forschend "von unten nach oben" arbeitet. Wenn Du Daten, Orte und Namen hast (ein echter Glücksfall!), sollte das auch recht zügig gehen.

                  Viel Erfolg dabei
                  paulberg

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