Urkundenbasierte Genealogie der Familie de Wendt im 13. und 14. Jh.

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  • Alter Mansfelder
    Super-Moderator
    • 21.12.2013
    • 4683

    Urkundenbasierte Genealogie der Familie de Wendt im 13. und 14. Jh.

    Hallo zusammen,

    dieser Beitrag beinhaltet fürs Erste keine Frage, sondern einige Ausführungen zur Sache, weil zu viel Fehlerhaftes in der Literatur und dadurch auch im Netz kursiert.

    Eine moderne, urkundenbasierte Genealogie der westfälischen Familie de Wendt gibt es m. W. nicht. Das meiste, was man zu ihr findet, beruht offenbar auf der schon sehr alten Darstellung von Anton Fahne (mit Stammtafel). Diese ist gerade für die Frühzeit der Familiengeschichte nicht nur lückenhaft, sondern auch voller Fehler und falscher Zusammenhänge. Das fiel mir auf, als ich feststellen musste, dass meine eigene Linie darin gar nicht vorkommt.

    Aus diesem Grunde bringe ich nachfolgend ohne Gewähr für Richtigkeit und Vollständigkeit meinen Entwurf einer kurzen, urkundenbasierten Genealogie für den Zeitraum des 13. und 14. Jhs. Benannt sind nicht alle, sondern nur wichtige Nachweisjahre. Auf Einzelnachweise verzichte ich, weil dies den Umfang dieses Beitrags sprengen würde. Diese Nachweise sind jedoch in der Regel leicht als Regest oder gar Digitalisat über die Suchmaschine des Landesarchivs NRW zu finden: Man braucht nur die Suchwörter „Slavus“, „Wend“, „Wende“, „Wendes“, „Wendt“, „Wendts“, „Went“, „Wenth“, „Wenet“, „Weneth“ zu verwenden und die Suche auf das unten genannte Jahr oder einen entsprechenden Zeitraum zu begrenzen. „+ Jahreszahl“ bedeutet: Todesjahr oder -zeitraum; „Jahreszahl+“ bedeutet: in diesem Jahr als verstorben bezeichnet. Bemerkenswert ist, dass sich im Untersuchungszeitraum gleich vier prominente Eheschließungen nachweisen lassen und die Gesamtfamilie viele Rechte, Güter, Lehen und Pfänder (Burgen) besessen hat; sie dürfte damit in dieser Zeit zur kleinen Spitzengruppe des Niederadels der Region gezählt haben.


    Zwei Brüder ohne nachweisbaren Zusammenhang:
    1. Gottschalk de Wendt, Ritter, 1251, 63
    2. Reiner de Wendt, 1251


    Drei Brüder:
    1. Gottschalk de Wendt, Ritter, 1272, 79, 79; 1270 Lippischer Stadtrichter zu Lemgo (Westf. UB IV, Nr. 1220)

    2. Heinrich de Wendt, Ritter, zu Lemgo, 1272, 79, 79, 80, 85, 89, 1322+
    Drei Söhne und eine Tochter:
    1. Lubbert de Wendt, Knappe, 1280, 1322 Burgmann zu Rheda, + nach 1336
    Zwei Söhne:
    1. Heinrich de Wendt, Ritter, 1324, 1336 Knappe und Amtmann zu Vlotho, 1336 Ritter, 1350+ und von Falkenberg
    Ein Sohn und zwei Töchter:
    1. Hermann de Wendt, Knappe, 1350, 64, 65, 67, 95+, zu Vlotho und Falkenberg
    oo Leneke v. Rottorp, 1372
    Zwei Töchter:
    1. Kyne de Wendt, 1364
    2. Godeste de Wendt, oo vor 1395 Hermann v. Gittelde
    2. Rixe de Wendt, 1353
    3. Jutta de Wendt, 1353
    2. Dietrich de Wendt, 1336
    2. Hermann de Wendt, Ritter, 1280, 1297, 1312 Burgmann zu Stromberg, 1315, 31+, 33+, 63+, begraben in Lemgo
    oo Elseke, 1349
    Drei Söhne:
    1. Gottschalk de Wendt, 1331, 33, 49, 52+
    2. Hermann de Wendt, Knappe, 1331, 33, 49, 52, 53, 63, 66, 80+
    oo Helene, 1363
    Zwei Söhne:
    1. Friedrich de Wendt, Knappe, 1380, 94, 97, 99, 1419+
    oo Grete
    2. Hermann de Wendt, 1380
    3. Friedrich de Wendt, Knappe, 1331, 33, 49, 52, 53, 63
    oo Ermengard, 1363
    3. Heinrich de Wendt, Ritter, Erbauer und Pfandinhaber der Burg Steinheim (Westf.) und eines Drittels von Brakel, *nach 1280, 1309, 20, 25, 32, + 1336/43
    oo 1311/20 Alheyde von Schonenberg, *um 1295/1305, 1320, 25, 32, 43, 48, 49 (die letzten beiden Jahre noch nicht online); 1306, 11, 25 Conrad IV. (+ 1340) Tochter
    Drei Söhne:
    1. Heinrich de Wendt, Ritter, Pfandinhaber der Burg Steinheim, von Teilen von Burg und Herrschaft Schwalenberg, von Stadt, Gericht und Amt Lügde und der Hälfte der Burg Bredenborn, *wohl 1320/25, 1325, 32, 51, 63, 67+
    oo vor 1351 Jutta von Sternberg *um 1330/35, 1351, 63, (84); 1335 Heinrich IV. Tochter
    Zwei Söhne:
    1. Heinrich de Wendt, 1351
    2. Simon de Wendt, Ritter, Pfandinhaber von Schloss, Burg und Stadt Steinheim und eines Viertels von Lügde, *um 1351, 1363, 72, 84, + wohl 1388/89
    oo Alheid, 1387
    Eine Tochter:
    Jutta de Wendt, *um 1385, 1402, 03, 05, 16, 28+, begraben in Marienmünster
    oo vor 1402 Reineke v. der Lippe, Knappe, zu Vinsebeck, Pfandinhaber der Burgen Steinheim und Polle, 1428+
    2. Conrad de Wendt, Knappe, *nach 1325, 1332-60
    3. Reiner de Wendt, Knappe, *nach 1325, 1332-60
    4. Helene de Wendt, 1322+
    oo Alrad v. dem Bussche, Ritter, 1322+ (er: oo II. Lutgarde, 1322), 1322 Jahrzeitstiftung durch die Söhne erster Ehe in St. Marien zu Lemgo in Gegenwart des mitsiegelnden „avunculus“ Heinrich de Wendt, Ritter

    3. Lutbert de Wendt, Ritter, 1279, 89, 1322+
    Ein Sohn:
    Heinrich de Wendt, Ritter, 1316 Burgmann zu Vlotho, 22, (30)
    oo Sophia, 1322
    Zwei Söhne:
    1. Johannes de Wendt, Knappe, 1322, 40, 47, + 1362/63, Pfandanteile an Vlotho
    (oo um/nach 1330 N.N. von Stromberg, des jungen Heinrichs -+ n. 1347- Tochter, 1330 genannt als Ritter Heinrich für seinen Sohn N.N. ein Brautschatzversprechen erhält, Ritter Heinrich war also nicht -wie man es allerorten lesen kann- selbst der Bräutigam und die Braut hieß auch nicht Agnes oder Guda!)
    2. Lubbert de Wendt, 1363 (im Codex Traditionum Westfalicarum), 83
    Sohn:
    Lubbert de Wendt, Knappe, 1383


    Ein Namensträger ohne Anbindung an die vorgenannten:
    Friedrich de Wendt, Ritter, 1280 Knappe, 87, 97 Ritter, 1306, 14, 34+
    oo Gostia, 1334
    Drei Söhne:
    1. Lubbert de Wendt, Knappe, 1324, 25, 34, 34, 56, 60, 63, 64, 65 der Ältere, 72+, 76+, zu Stromberg, (Mit-) Pfandinhaber der Schlösser Vlotho und Falkenberg
    oo nach 1318 (wohl um/vor 1325) Alheid von Stromberg, 1334, 56, 65, 76, siegelt 1376 mit dem Strombergschen Wappen, 1318 Hermanns Tochter zweiter Ehe
    Sechs Söhne und eine Tochter:
    1. Friedrich de Wendt, Propst zu Schildesche, 1334, 63
    2. Gostia de Wendt, 1334
    3. Hermann de Wendt, Domherr zu Minden, 1334, 63
    4. Gottschalk de Wendt, Kirchherr in Stromberg, 1334, 63
    5. Lubbert de Wendt, Knappe, 1334, 60, 63, 65
    6. Ludolf/Ludeke de Wendt, Knappe, *nach 1334, 1363, 66, 70, 71, 76
    oo Nese, 1366
    7. Heinrich de Wendt, Ritter, *nach 1334, 1365, 70, 76, 89+, 1400+, 17+
    oo Guda/Godeke (von Witten), 1398, (1416)
    Söhne und Töchter:
    1. Werner de Wendt, 1398 Domherr zu Münster
    2. Lubbert de Wendt, 1389, 98, 1400, 01, 16; erhält 1411 u.a. (K)Crassenstein als Pfand
    oo Ermegarde, 1401
    3. Heinrich de Wendt, Knappe, 1398, 1416, kauft 1419 Rechte und Ansprüche u.a. an (K)Crassenstein
    4. Hermann de Wendt, 1398 Knappe, 1416
    5. Friedrich de Wendt, 1398
    6. Aleke de Wendt, 1417
    oo Bernd Wulf, 1417+
    2. Friedrich de Wendt, Ritter, 1324, 25, 34, 39, 45, 60, 63+, 66+
    oo Sophia, 1334, 1363 beleibzüchtigt, 66
    Ein Sohn und eine Tochter:
    1. Lubbert de Wendt, 1334, 60
    2. Gostia de Wendt, 1334, 66
    3. Hermann de Wendt, Knappe, 1324


    Fragen, Ergänzungen und Korrekturen sind natürlich willkommen! Aber bitte nicht nur einfach "Wo steht dasunddas?", denn das kann man, wie oben erläutert, erst einmal selber in die oben verlinkte Suchmaschine eingeben.

    Es grüßt der Alte Mansfelder
    Zuletzt geändert von Alter Mansfelder; 24.08.2023, 11:25. Grund: Ergänzung, Optik verbessert (Einzüge) und (bessere) Links eingefügt.
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  • Alter Mansfelder
    Super-Moderator
    • 21.12.2013
    • 4683

    #2
    Hallo zusammen,

    zum Vorstehenden noch zwei Anmerkungen:

    Wer versucht, meine Zusammenstellung gründlich nachzuvollziehen, wird (soweit ich jetzt sehe) auf zwei Unstimmigkeiten stoßen und sich vielleicht außerdem fragen, weshalb in bisherigen Genealogien der Familie (etwa im Wikipedia-Artikel) andere Angaben zu den ältesten Generationen zu finden sind.

    Von den beiden Unstimmigkeiten ist die erste eine nur scheinbare, die zweite dagegen eine tatsächliche:

    Die scheinbare Unstimmigkeit bezieht sich auf eine Urkunde vom 02.09.1325, deren Regest in Lippische Regesten II, Nr. 703, zu finden ist. Als Urkundenzeugen nennt das Regest: „Ritter Heinrich Wend und die Brüder Heinrich, Friedrich und Lutbert Wend“. Im Original steht das freilich nicht; dort lautet die Zeugenreihe vielmehr: „Henricus Went miles, Henr(icus) Went, fred(er)icus et lutbertus f(rat)res d(ic)ti Went fam(u)li, et alij“ - die Brüderbezeichnung bezieht sich also nur auf Friedrich und Lutbert und entspricht dem Inhalt meines Entwurfes.

    Eine tatsächliche Unstimmigkeit ergibt sich dagegen aus der Urkunde vom 29.03.1306, in der die Ritter Hermann und Friedrich de Wendt als Brüder bezeichnet werden. Auch im Original steht „Hermanno et Fred(er)ico fr(at)rib(us) d(ic)tis slauis … militib(us)“. Hermann war des ältesten Heinrichs Sohn und kommt mit diesem und seinem älteren Bruder Lubbert 1280 gemeinsam als Vater und Söhne erstmals vor, während Friedrich ebenfalls bereits 1280, aber ohne Zusammenhang mit den vorigen erwähnt wird. Auch sonst erscheinen nur Lubbert, Hermann und Heinrich als Brüder, während Friedrich außen vor bleibt. Ich vermute daher, dass in der Urkunde vom 29.03.1306 entweder der Vorname Friedrich oder die Bezeichnung Brüder falsch angegeben ist, denn sonst hätte Friedrich schon in der Urkunde von 1280 als dritter Sohn erwähnt sein müssen.

    Wenn man sich nun fragt, woher die bisherigen Genealogien anderen Inhalts kommen, dann gibt bereits der oben verlinkte Wikipedia-Artikel guten Aufschluss, in dem er sich auf die älteren Darstellungen im „Gotha“ bezieht, die dem angeblichen Paar „Ritter Heinrich de Wendt und seiner Gemahlin Agnes geb. Burggräfin von Stromberg“ die Funktion von Stammeltern zuweisen (GGT 1864, S. 934). Diese Auffassung beruht auf der Wendtschen Familienüberlieferung, der wiederum ein Stammbaum von 1550 mit dieser Angabe zugrunde liegt (abgedruckt bei Franz Ignaz Pieler, Nachrichten über die ritterliche Familie von Wendt im Mittelalter und im Anfange der neueren Zeit, in: Westfälisches Adelsblatt 4, 1927, S. 115-168, 191-222, hier S. 192). Die darin enthaltenen zeitlichen/biologischen Unmöglichkeiten konnten oder wollten offenbar niemandem auffallen. Fahnes in Beitrag #1 genannte Ausführungen nebst Stammtafel taten sicherlich das Ihrige. Wie man aber auch im Nachhinein sieht: Ein Körnchen Wahrheit ist doch dabei!

    Es lohnt sich jedenfalls, Etabliertes zu hinterfragen, denn bloß vermeintliche Gewissheiten gibt es offenbar genug.

    Es grüßt der Alte Mansfelder
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    • knauth
      Erfahrener Benutzer
      • 10.09.2012
      • 296

      #3
      Hallo Alter Mansfelder,

      ändere doch auch den Wikipedia Eintrag mit Quellen.
      Ich mach das auch seit einiger Zeit, nachdem mich die fehlerhaften Angaben zunehmen geärgert haben.

      Viele Grüße
      Christian

      Kommentar

      • Alter Mansfelder
        Super-Moderator
        • 21.12.2013
        • 4683

        #4
        Guten Morgen Christian,

        das sollte ich mir vielleicht wirklich einmal überlegen. Oder doch einen "richtigen" Aufsatz dazu schreiben? Zeit müsste man haben! Dem Interessierten geht einstweilen nichts verloren, denn wer gründlich nach seinen Vorfahren sucht, der findet dieses Thema gleich unter den ersten Treffern bei Google.

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        • knauth
          Erfahrener Benutzer
          • 10.09.2012
          • 296

          #5
          Richtig, Zeit müsste man haben!!!

          Viele Grüße
          Christian

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          • OlliL
            Erfahrener Benutzer
            • 11.02.2017
            • 4598

            #6
            Da braucht man nicht nur Zeit - je nachdem an wen man da gerät braucht man vor allem Nerven...
            Mein Ortsfamilienbuch Güstow, Kr. Randow: https://ofb.genealogy.net/guestow/
            Website zum Familienname Vollus: http://www.familie-vollus.de/

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