Hallo zusammen,
nachfolgend möchte ich euch einige Hinweise für die Suche nach Vorfahren in Sachsen-Anhalt geben. Ich halte dieses Thema geschlossen; wer dazu Anregungen, Korrekturen oder Ergänzungswünsche hat, kann sich gerne auch per PN an mich wenden. All jenen, die mitgewirkt haben: vielen Dank!
In dem hiesigen Thema sollen vor allem regionalspezifische Tipps gegeben werden. Ganz allgemeine Hinweise zur Ahnenforschung findet ihr in dem Thema „So beginne ich meine Familienforschung“. Daneben empfiehlt es sich, auch einen Blick in die vielen gedruckten Ratgeber zur Ahnen- bzw. Familienforschung zu werfen.
Forschung in der Zeit der Personenstandsregister ab 1874 (1876)
Durch die Gebietsreformen der vergangenen Jahrzehnte verloren viele Dörfer und auch Städte ihre vormalige politische Selbständigkeit. Personenstandsregister findet man daher in der Regel in der Obhut der aktuell zuständigen Gemeinden. Man sollte deshalb zunächst über eine Suchmaschine feststellen, zu welcher Gemeinde, Stadt oder Verwaltungsverband eine Kommune heute gehört und dann beim dortigen Standesamt anfragen. Eine Übersicht über die aktuell bestehenden Gemeinden in Sachsen-Anhalt findet ihr hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_...Sachsen-Anhalt Seit einigen Jahren sollen die Standesämter ältere Jahrgänge der Personenstandsbücher an ihr Archiv abgeben. Es mag daher sein, dass ihr vom Standesamt dorthin verwiesen werdet.
Auch wenn seit der Einführung der Standesämter Geburten, Heiraten und Sterbefälle nur durch diese verbindlich festgehalten werden, sollte man nicht vergessen, dass diese Ereignisse parallel weiterhin durch die Religionsgemeinschaften als Taufen, Trauungen und Beerdigungen in den Kirchenbüchern aufgezeichnet worden sind. Eine Einsichtnahme in diese oder eine Nachfrage nach Einträgen kann daher durchaus sehr sinnvoll sein. Ansprechpartner sind die jeweils zuständigen Kirchengemeinden, und zwar auch und gerade dann, wenn die entsprechenden Register aus Datenschutzgründen nicht online stehen oder vollständig eingesehen werden können. Berücksichtigen solltet ihr dabei jedoch, dass spätestens seit den 1970er Jahren, auch bedingt durch die damaligen politischen Rahmenbedingungen, die Zahl der Kirchenmitglieder stark zurückgegangen ist; wer also aus seiner Religionsgemeinschaft ausgetreten ist, steht logischerweise danach in keinem Kirchenbuch.
Darüber hinaus ist zu bedenken, dass sowohl Geburt als auch Heirat und Tod mit Fortschreiten des 20. Jahrhunderts oft nicht mehr zu Hause stattgefunden haben, sondern zum Beispiel in einem nahegelegenen Krankenhaus, das aber heute vielleicht nicht mehr existiert, und dass deshalb das Ereignis beim dortigen Standesamt eingetragen ist. Über ortsspezifische Kenntnisse dazu verfügt sicher das Standesamt des Wohnortes eures Vorfahren oder die örtliche Friedhofsverwaltung, die auch die Friedhofsbücher führt.
Angesichts der stetig gestiegenen Mobilität kann die Frage nach einer alten Einwohnermeldekartei beim örtlichen Einwohnermeldeamt weiterhelfen. Soweit noch vorhanden, befindet sich diese entweder vor Ort oder vielleicht auch schon im zuständigen Kreisarchiv.
Ich will versuchen, das Vorstehende einmal an einem Beispiel plastisch zu machen: Auf einem Dorffriedhof am Harzrand stehe ich vor dem Grabstein meiner Urgroßmutter, die vor vielen Jahren verstorben ist. Auf dem Stein stehen nur der Name und Jahreszahlen. Wie kann ich mehr herausfinden? Das Dorf war früher eine selbständige Gemeinde, heute ist es Teil einer größeren, deren Verwaltung im Nachbardorf sitzt. Das dortige Standesamt findet zum betreffenden Jahr keine Sterbeurkunde. Meine Uroma war Kirchenmitglied. Das Pfarramt, das die Beerdigung vorgenommen hat, informiert mich, dass sie in der benachbarten Stadt im Krankenhaus verstorben ist. Wäre sie nicht in der Kirche gewesen, dann hätte ich dies vermutlich auch aus dem Friedhofsbuch erfahren können. Das für das Krankenhaus zuständige Standesamt teilt mir nun die Sterbeurkunde mit. Aus dieser ergibt ich, das meine Urgroßmutter in Burgörner auf die Welt gekommen ist. Über das Internet sehe ich, dass Burgörner heute ein Stadtteil von Hettstedt ist. Das Standesamt dort kann mir aber keine Kopie aus dem Geburtenbuch schicken, da für Burgörner früher das Standesamt Großörner zuständig war, welches heute nach Mansfeld eingemeindet ist. Den Geburtseintrag bekomme ich also vom Standesamt in Mansfeld.
Forschung in der Kirchenbuchzeit seit dem 16. Jh., oft aber erst nach dem Dreißigjährigen Krieg
Vor Einführung der Standesämter sind wie immer die Kirchenbücher die einschlägigste Quelle. Ihr solltet allerdings beachten, dass in dem kurzen napoleonischen Zeitabschnitt des Königreichs Westphalen zwischen 1808 und 1814 vielerorts parallele Zivilstandsregister geführt worden sind. Auch diese befinden sich, soweit noch vorhanden, in den Pfarrämtern oder gegebenenfalls verfilmt in den Landeskirchenarchiven.
Für die Forschung in der Kirchenbuchzeit sollte man sich vergegenwärtigen, dass das heutige Sachsen-Anhalt ein nach dem Zweiten Weltkrieg erstmals neu geschaffenes Bundesland ist, das verschiedene historische Territorien vereint. Im Sachsen-Anhalt von heute sind ehemals preußische, anhaltische, braunschweigische und thüringische Territorien aufgegangen. Wozu der Wohnort eurer jeweiligen Vorfahren gehört hat, sollte sich per Internet relativ leicht ermitteln lassen. Grob kann man sagen, dass die Räume Harzgerode-Ballenstedt und Bernburg-Köthen-Dessau-Zerbst zum Herzogtum Anhalt gehörten, der Raum Hasselfelde-Blankenburg und die Gegend um Calvörde zum Herzogtum Braunschweig, nördliche Teile des ehemaligen Kreises Havelberg zu Brandenburg und die Gegend um Allstedt zu einem der thüringischen Herzogtümer. Der große Rest war Bestandteil der preußischen Provinz Sachsen. Aus der ehemaligen politischen Zugehörigkeit folgt auch heute noch gegebenenfalls eine unterschiedliche kirchliche Zuständigkeit.
Übersichten über Kirchenbücher und deren Laufzeiten sucht man am besten wie folgt:
Evangelische Vorfahren können vor allem im Gebiet der Landeskirche Anhalts, der Landeskirche Braunschweigs oder im Gebiet der jetzigen Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, die nunmehr die ehemalige preußische Kirchenprovinz Sachsen und die ehemalige thüringische Landeskirche vereint, gewohnt haben.
- Übersichten über Kirchenbücher der ehemaligen preußischen Kirchenprovinz Sachsen findet man im Machholz,
- Übersichten über Kirchenbücher der ehemals thüringischen Landeskirche im Güldenapfel,
- Übersichten über Kirchenbücher im Herzogtum Anhalt im Bobbe.
- Übersichten über Kirchenbücher im Herzogtum Braunschweig teils im Landeskirchlichen Archiv Wolfenbüttel https://www.landeskirche-braunschwei...enbuecher.html , teils im Staatsarchiv Wolfenbüttel https://www.arcinsys.niedersachsen.d...detailid=b5600
Einsicht in diese Kirchenbücher erhält man insbesondere auf folgenden Wegen:
All diese Landeskirchen sind mittlerweile bei Archion vertreten; jedoch ist der Stand der Digitalisierung und/oder Onlinestellung sehr unterschiedlich und wird sich voraussichtlich noch über Jahre hinziehen. Genaueres findet ihr hier: Archion/Magdeburg, Archion/Anhalt, Archion/Braunschweig, Archion/Eisenach.
Zwischenzeitlich kann/muss man auf Verfilmungen im Landeskirchenarchiv Magdeburg (Bestände mit KB-Liste), im Landeskirchenarchiv Eisenach (Verfilmte Kirchenbücher), im Landeskirchlichen Archiv Berlin (Bestandsübersicht Kirchenbücher), im Landeskirchlichen Archiv (Hinweise Familienforschung) oder Staatsarchiv Wolfenbüttel (Bestand Kirchenbücher) oder auf Originale im Landeskirchenarchiv Dessau (Link auf der Beständeseite) oder in den Pfarrämtern vor Ort (Gemeindesuche in den Landeskirchen EKM, Anhalt und Braunschweig) zurückgreifen. Ihr solltet allerdings beachten, dass die Pfarrämter normalerweise keine persönliche Einsicht mehr in die Originale erlauben (dürfen), sofern die Bücher bereits online stehen oder auf Mikrofilm vorliegen.
Eine zusätzliche Suchmöglichkeit bieten eventuell über die Ortssuche des Katalogs von familysearch einsehbare Digitalisate. Diese erstrecken sich aber oft nur auf die in den Staatsarchiven vorliegenden Zweitschriften von Kirchenbüchern aus dem 19. Jahrhundert.
Katholische Vorfahren sind im „Ursprungsland der Reformation“ naturgemäß eine Seltenheit und vermehrt eine Erscheinung erst der letzten 200 Jahre. Katholische Kirchenbücher kann man erfreulicherweise leicht über die Präsenz vor allem des seit 1994 bestehenden Bistums Magdeburg auf matricula-online finden: https://data.matricula-online.eu/de/...and/magdeburg/. Örtlich zuständig ist das Bistumsarchiv Magdeburg. Im Nordosten Sachsen-Anhalts kann auch das Diözesanarchiv Berlin verantwortlich sein. Wissenswerte Hinweise über die katholischen Gemeinden in Sachsen-Anhalt einschließlich KB-Laufzeiten stehen im Real-Schematismus der Diözese Paderborn von 1913.
Ergänzend könnt ihr noch die älteren, zum Teil aber veralteten Hinweise hier nachlesen Kirchenbücher in Sachsen-Anhalt
Auch zu diesem Abschnitt ein Beispiel: 1811 heiratete in Sylda mein Vorfahre, der Leinewebermeister Johann Caspar Hänsgen, die Jungfrau Johanna Dorothea Krause aus Quenstedt (beide Dörfer im Landkreis Mansfeld-Südharz). Ihren Vater, den Handarbeiter Johann Andreas Krause, und seine Frau fand ich im dortigen Sterberegister, jedoch nicht die Geburt der Tochter und auch keine Herkunft oder Heirat der Eltern. Patenhinweise gab es nicht. In Sylda sind aber noch die Zivilstandsregister aus napoleonischer Zeit erhalten. Diese verrieten mir, dass die Mutter der Braut die erste Ehefrau des Johann Andreas Krause gewesen und in Staßfurt gestorben ist. Ein Blick in die KB Staßfurt (Joh.) förderte dann nicht nur den Tod der Mutter 1787, sondern auch die zweite Eheschließung des Vaters 1788, die Taufe von Johanna Dorothea Krause 1785 und die Heirat ihrer Eltern 1783 ans Licht. Die Vorfahren der Mutter, Töpfermeisterstochter Maria Dorothea Jacks, ließen sich über KB und weitere Quellen teilweise noch bis in das 15. Jh. belegen. Nur die Herkunft ihres Vaters, Johann Andreas Krause, damals Bürger und Kärrner in Staßfurt, konnte zunächst nicht ermittelt werden. Laut Traueintrag von 1783 sollte er aus "Worsleben" stammen. Ein Ort dieses Namens kam jedoch weder bei Machholz noch bei Güldenapfel oder Bobbe vor. Es gab "nur" Warsleben, Dahlenwarsleben, Hohenwarsleben, Wormsleben, Gorleben, Gorsleben, Ohrsleben ..., die ich alle ergebnislos nach dem Taufeintrag durchsuchte. Klärung brachte schließlich die von Otto Berger veröffentlichte Bürger-Rolle von Staßfurt: "Krause, Andreas, ein Kärner, aus Welbsleben gebürtig", hatte am 20.02.1783 in Staßfurt das Bürgerrecht erworben. So kann ein Hörfehler des Pastors erheblich in die Irre führen!
Fortsetzung folgt.
nachfolgend möchte ich euch einige Hinweise für die Suche nach Vorfahren in Sachsen-Anhalt geben. Ich halte dieses Thema geschlossen; wer dazu Anregungen, Korrekturen oder Ergänzungswünsche hat, kann sich gerne auch per PN an mich wenden. All jenen, die mitgewirkt haben: vielen Dank!
In dem hiesigen Thema sollen vor allem regionalspezifische Tipps gegeben werden. Ganz allgemeine Hinweise zur Ahnenforschung findet ihr in dem Thema „So beginne ich meine Familienforschung“. Daneben empfiehlt es sich, auch einen Blick in die vielen gedruckten Ratgeber zur Ahnen- bzw. Familienforschung zu werfen.
Forschung in der Zeit der Personenstandsregister ab 1874 (1876)
Durch die Gebietsreformen der vergangenen Jahrzehnte verloren viele Dörfer und auch Städte ihre vormalige politische Selbständigkeit. Personenstandsregister findet man daher in der Regel in der Obhut der aktuell zuständigen Gemeinden. Man sollte deshalb zunächst über eine Suchmaschine feststellen, zu welcher Gemeinde, Stadt oder Verwaltungsverband eine Kommune heute gehört und dann beim dortigen Standesamt anfragen. Eine Übersicht über die aktuell bestehenden Gemeinden in Sachsen-Anhalt findet ihr hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_...Sachsen-Anhalt Seit einigen Jahren sollen die Standesämter ältere Jahrgänge der Personenstandsbücher an ihr Archiv abgeben. Es mag daher sein, dass ihr vom Standesamt dorthin verwiesen werdet.
Auch wenn seit der Einführung der Standesämter Geburten, Heiraten und Sterbefälle nur durch diese verbindlich festgehalten werden, sollte man nicht vergessen, dass diese Ereignisse parallel weiterhin durch die Religionsgemeinschaften als Taufen, Trauungen und Beerdigungen in den Kirchenbüchern aufgezeichnet worden sind. Eine Einsichtnahme in diese oder eine Nachfrage nach Einträgen kann daher durchaus sehr sinnvoll sein. Ansprechpartner sind die jeweils zuständigen Kirchengemeinden, und zwar auch und gerade dann, wenn die entsprechenden Register aus Datenschutzgründen nicht online stehen oder vollständig eingesehen werden können. Berücksichtigen solltet ihr dabei jedoch, dass spätestens seit den 1970er Jahren, auch bedingt durch die damaligen politischen Rahmenbedingungen, die Zahl der Kirchenmitglieder stark zurückgegangen ist; wer also aus seiner Religionsgemeinschaft ausgetreten ist, steht logischerweise danach in keinem Kirchenbuch.
Darüber hinaus ist zu bedenken, dass sowohl Geburt als auch Heirat und Tod mit Fortschreiten des 20. Jahrhunderts oft nicht mehr zu Hause stattgefunden haben, sondern zum Beispiel in einem nahegelegenen Krankenhaus, das aber heute vielleicht nicht mehr existiert, und dass deshalb das Ereignis beim dortigen Standesamt eingetragen ist. Über ortsspezifische Kenntnisse dazu verfügt sicher das Standesamt des Wohnortes eures Vorfahren oder die örtliche Friedhofsverwaltung, die auch die Friedhofsbücher führt.
Angesichts der stetig gestiegenen Mobilität kann die Frage nach einer alten Einwohnermeldekartei beim örtlichen Einwohnermeldeamt weiterhelfen. Soweit noch vorhanden, befindet sich diese entweder vor Ort oder vielleicht auch schon im zuständigen Kreisarchiv.
Ich will versuchen, das Vorstehende einmal an einem Beispiel plastisch zu machen: Auf einem Dorffriedhof am Harzrand stehe ich vor dem Grabstein meiner Urgroßmutter, die vor vielen Jahren verstorben ist. Auf dem Stein stehen nur der Name und Jahreszahlen. Wie kann ich mehr herausfinden? Das Dorf war früher eine selbständige Gemeinde, heute ist es Teil einer größeren, deren Verwaltung im Nachbardorf sitzt. Das dortige Standesamt findet zum betreffenden Jahr keine Sterbeurkunde. Meine Uroma war Kirchenmitglied. Das Pfarramt, das die Beerdigung vorgenommen hat, informiert mich, dass sie in der benachbarten Stadt im Krankenhaus verstorben ist. Wäre sie nicht in der Kirche gewesen, dann hätte ich dies vermutlich auch aus dem Friedhofsbuch erfahren können. Das für das Krankenhaus zuständige Standesamt teilt mir nun die Sterbeurkunde mit. Aus dieser ergibt ich, das meine Urgroßmutter in Burgörner auf die Welt gekommen ist. Über das Internet sehe ich, dass Burgörner heute ein Stadtteil von Hettstedt ist. Das Standesamt dort kann mir aber keine Kopie aus dem Geburtenbuch schicken, da für Burgörner früher das Standesamt Großörner zuständig war, welches heute nach Mansfeld eingemeindet ist. Den Geburtseintrag bekomme ich also vom Standesamt in Mansfeld.
Forschung in der Kirchenbuchzeit seit dem 16. Jh., oft aber erst nach dem Dreißigjährigen Krieg
Vor Einführung der Standesämter sind wie immer die Kirchenbücher die einschlägigste Quelle. Ihr solltet allerdings beachten, dass in dem kurzen napoleonischen Zeitabschnitt des Königreichs Westphalen zwischen 1808 und 1814 vielerorts parallele Zivilstandsregister geführt worden sind. Auch diese befinden sich, soweit noch vorhanden, in den Pfarrämtern oder gegebenenfalls verfilmt in den Landeskirchenarchiven.
Für die Forschung in der Kirchenbuchzeit sollte man sich vergegenwärtigen, dass das heutige Sachsen-Anhalt ein nach dem Zweiten Weltkrieg erstmals neu geschaffenes Bundesland ist, das verschiedene historische Territorien vereint. Im Sachsen-Anhalt von heute sind ehemals preußische, anhaltische, braunschweigische und thüringische Territorien aufgegangen. Wozu der Wohnort eurer jeweiligen Vorfahren gehört hat, sollte sich per Internet relativ leicht ermitteln lassen. Grob kann man sagen, dass die Räume Harzgerode-Ballenstedt und Bernburg-Köthen-Dessau-Zerbst zum Herzogtum Anhalt gehörten, der Raum Hasselfelde-Blankenburg und die Gegend um Calvörde zum Herzogtum Braunschweig, nördliche Teile des ehemaligen Kreises Havelberg zu Brandenburg und die Gegend um Allstedt zu einem der thüringischen Herzogtümer. Der große Rest war Bestandteil der preußischen Provinz Sachsen. Aus der ehemaligen politischen Zugehörigkeit folgt auch heute noch gegebenenfalls eine unterschiedliche kirchliche Zuständigkeit.
Übersichten über Kirchenbücher und deren Laufzeiten sucht man am besten wie folgt:
Evangelische Vorfahren können vor allem im Gebiet der Landeskirche Anhalts, der Landeskirche Braunschweigs oder im Gebiet der jetzigen Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, die nunmehr die ehemalige preußische Kirchenprovinz Sachsen und die ehemalige thüringische Landeskirche vereint, gewohnt haben.
- Übersichten über Kirchenbücher der ehemaligen preußischen Kirchenprovinz Sachsen findet man im Machholz,
- Übersichten über Kirchenbücher der ehemals thüringischen Landeskirche im Güldenapfel,
- Übersichten über Kirchenbücher im Herzogtum Anhalt im Bobbe.
- Übersichten über Kirchenbücher im Herzogtum Braunschweig teils im Landeskirchlichen Archiv Wolfenbüttel https://www.landeskirche-braunschwei...enbuecher.html , teils im Staatsarchiv Wolfenbüttel https://www.arcinsys.niedersachsen.d...detailid=b5600
Einsicht in diese Kirchenbücher erhält man insbesondere auf folgenden Wegen:
All diese Landeskirchen sind mittlerweile bei Archion vertreten; jedoch ist der Stand der Digitalisierung und/oder Onlinestellung sehr unterschiedlich und wird sich voraussichtlich noch über Jahre hinziehen. Genaueres findet ihr hier: Archion/Magdeburg, Archion/Anhalt, Archion/Braunschweig, Archion/Eisenach.
Zwischenzeitlich kann/muss man auf Verfilmungen im Landeskirchenarchiv Magdeburg (Bestände mit KB-Liste), im Landeskirchenarchiv Eisenach (Verfilmte Kirchenbücher), im Landeskirchlichen Archiv Berlin (Bestandsübersicht Kirchenbücher), im Landeskirchlichen Archiv (Hinweise Familienforschung) oder Staatsarchiv Wolfenbüttel (Bestand Kirchenbücher) oder auf Originale im Landeskirchenarchiv Dessau (Link auf der Beständeseite) oder in den Pfarrämtern vor Ort (Gemeindesuche in den Landeskirchen EKM, Anhalt und Braunschweig) zurückgreifen. Ihr solltet allerdings beachten, dass die Pfarrämter normalerweise keine persönliche Einsicht mehr in die Originale erlauben (dürfen), sofern die Bücher bereits online stehen oder auf Mikrofilm vorliegen.
Eine zusätzliche Suchmöglichkeit bieten eventuell über die Ortssuche des Katalogs von familysearch einsehbare Digitalisate. Diese erstrecken sich aber oft nur auf die in den Staatsarchiven vorliegenden Zweitschriften von Kirchenbüchern aus dem 19. Jahrhundert.
Katholische Vorfahren sind im „Ursprungsland der Reformation“ naturgemäß eine Seltenheit und vermehrt eine Erscheinung erst der letzten 200 Jahre. Katholische Kirchenbücher kann man erfreulicherweise leicht über die Präsenz vor allem des seit 1994 bestehenden Bistums Magdeburg auf matricula-online finden: https://data.matricula-online.eu/de/...and/magdeburg/. Örtlich zuständig ist das Bistumsarchiv Magdeburg. Im Nordosten Sachsen-Anhalts kann auch das Diözesanarchiv Berlin verantwortlich sein. Wissenswerte Hinweise über die katholischen Gemeinden in Sachsen-Anhalt einschließlich KB-Laufzeiten stehen im Real-Schematismus der Diözese Paderborn von 1913.
Ergänzend könnt ihr noch die älteren, zum Teil aber veralteten Hinweise hier nachlesen Kirchenbücher in Sachsen-Anhalt
Auch zu diesem Abschnitt ein Beispiel: 1811 heiratete in Sylda mein Vorfahre, der Leinewebermeister Johann Caspar Hänsgen, die Jungfrau Johanna Dorothea Krause aus Quenstedt (beide Dörfer im Landkreis Mansfeld-Südharz). Ihren Vater, den Handarbeiter Johann Andreas Krause, und seine Frau fand ich im dortigen Sterberegister, jedoch nicht die Geburt der Tochter und auch keine Herkunft oder Heirat der Eltern. Patenhinweise gab es nicht. In Sylda sind aber noch die Zivilstandsregister aus napoleonischer Zeit erhalten. Diese verrieten mir, dass die Mutter der Braut die erste Ehefrau des Johann Andreas Krause gewesen und in Staßfurt gestorben ist. Ein Blick in die KB Staßfurt (Joh.) förderte dann nicht nur den Tod der Mutter 1787, sondern auch die zweite Eheschließung des Vaters 1788, die Taufe von Johanna Dorothea Krause 1785 und die Heirat ihrer Eltern 1783 ans Licht. Die Vorfahren der Mutter, Töpfermeisterstochter Maria Dorothea Jacks, ließen sich über KB und weitere Quellen teilweise noch bis in das 15. Jh. belegen. Nur die Herkunft ihres Vaters, Johann Andreas Krause, damals Bürger und Kärrner in Staßfurt, konnte zunächst nicht ermittelt werden. Laut Traueintrag von 1783 sollte er aus "Worsleben" stammen. Ein Ort dieses Namens kam jedoch weder bei Machholz noch bei Güldenapfel oder Bobbe vor. Es gab "nur" Warsleben, Dahlenwarsleben, Hohenwarsleben, Wormsleben, Gorleben, Gorsleben, Ohrsleben ..., die ich alle ergebnislos nach dem Taufeintrag durchsuchte. Klärung brachte schließlich die von Otto Berger veröffentlichte Bürger-Rolle von Staßfurt: "Krause, Andreas, ein Kärner, aus Welbsleben gebürtig", hatte am 20.02.1783 in Staßfurt das Bürgerrecht erworben. So kann ein Hörfehler des Pastors erheblich in die Irre führen!
Fortsetzung folgt.
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