Adelige Taufpaten

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  • Ysabell
    Erfahrener Benutzer
    • 23.09.2008
    • 259

    Adelige Taufpaten

    Hallo,

    nachdem bei archion in den letzten Tagen einiges aus dem Raum Rantzau-Münsterdorf online ging, auf das ich gewartet habe, konnte ich endlich in einer meiner Hauptzweige weiter forschen und bin dabei auf etwas gestoßen, was ich nicht richtig einordnen kann.

    der Buchbinder Georg Friedrich Ludwig Brauns bekommt mit seinen drei Frau zwischen 1776 und 1805 insgesamt 9 Kinder. Alle 4, die er mit seiner ersten Frau bekommt haben "ganz normale" Paten, wie man es erwarten würde.
    Mit seiner zweiten Frau bekommt er zwei Töchter. Die erste hat wieder ganz normale Paten, also einfache Handwerker,... nichts besonderes.
    Bei der zweiten Tochter sind dann als Patinnen gleich zwei Gräfinnen genannt.
    Die drei Kinder, die er mit seiner 3 Frau bekommt, haben dann alle wieder die normalen "Standardpaten".

    Hat jemand eine Idee dazu, warum gleich zwei Gräfinnen die Patenschaft für ein Kind übernehmen sollten? Eine engere Verbindung zwischen den Familien kann ich bisher nicht feststellen und erwarte ich auch nicht.
  • Sbriglione
    Erfahrener Benutzer
    • 16.10.2004
    • 1177

    #2
    Hallo,

    möglicherweise hat die Kindsmutter mal eine Zeit lang bei den Grafen gedient oder die Familie stand in irgendeiner direkten Abhängigkeit von ihnen (z.B. als Pächter).
    Oder - ich weiß ja nicht, wie gut man als Buchbinder verdient hat bzw. ob die Kindseltern mal kurzfristig in finanzielle und soziale Nöte geraten sind - die Gräfinnen haben ihre Patenschaft im Rahmen ihrer allgemeinen "Wohltätigkeit" ausgeübt.

    Ich muss aber zugeben, dass ich mir gar nicht mal so sicher bin, dass es ÜBERHAUPT irgend eine Form von persönlicher Bindung oder stärkerem Anlass gegeben haben muss. Einer meiner adligen Vorfahren, bei dem ich besonders auch auf Patenschaften geachtet habe (er gehörte allerdings "nur" dem niederen Adel an, war dafür aber andererseits ein nicht ganz unwichtiger Amtsträger innerhalb der regionalen Gliederung des Ritterordens, dem er angehörte) hat - ebenso, wie seine Lebenspartnerin - vielfach Patenschaften in den um seine Ordenskommende herum liegenden Ortschaften übernommen, ohne, dass es (zumindest für mich nach intensiver Beschäftigung mit ihnen und ihrem Umfeld) dort auch nur in der Mehrheit der Fälle eine erkennbare Verbindung gegeben hätte.

    Im Zweifel lief das wohl so ab, dass man es (aus welchen Gründen auch immer) gewagt hat, die höher gestellte Persönlichkeit um das Pate-Stehen zu bitten und diese das Ehrenamt (das ja in gewissem Sinne auch eine Erweiterung der eigenen Klientel bzw. den Erwerb neuer potentieller Unterstützer aus Dankbarkeit bedeutete) kaum hätte ablehnen können, ohne an Ansehen zu verlieren.

    Beste Grüße!
    Suche und biete Vorfahren in folgenden Regionen:
    - rund um den Harz
    - im Thüringer Wald
    - im südlichen Sachsen-Anhalt
    - in Ostwestfalen
    - in der Main-Spessart-Region
    - im Württembergischen Amt Balingen
    - auf Sizilien
    - Vorfahren der Familie (v.) Zenge aus Thüringen (u.a. in Bremen, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und NRW)
    - Vorfahren der Familie v. Sandow aus dem Ruppinischen

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    • sternap
      Erfahrener Benutzer
      • 25.04.2011
      • 4072

      #3
      das kann man von unterschiedlichen standpunkten aus betrachten.
      wenn der buchbinderberuf der anknüpfungspunkt war.
      die damen reisten gerne mit gemalten oder fotografierten portrais in mappen, die wiederum vom buchbinder gefertigt wurden, ihre briefe und kuverts konnten in vom meister gemachten kartonbehältnissen aufbewahrt werden.


      vom urlaubsgedanken her geschehen.
      eine adelige frau reist in die sommerfrische und macht sich dort zwei, drei familien gewogen, indem sie eine ehrenpatenschaft übernimmt.


      vom arbeitgeberstandpunkt her in die vergangenheit geblickt.

      eine ehemalige bedienstete heiratet aus güte einen witwer mit kindern. nur um der kinder willen willigt die gnädige frau in die heirat ihres kammermädels ein.
      als das paar nun selbst kinder bekommt, gibt die ex-chefin die patenehre.


      vom arbeitgeberstandpunkt in die zukunft geschaut.
      man erzeugte sich durch ehrenpatenschaften künftige dienstboten, treue dankbare familien, die ihre kinder seit geburt zur verehrung der adelsdamen erzogen.
      freundliche grüße
      sternap
      ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
      wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




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      • Alter Mansfelder
        Super-Moderator
        • 21.12.2013
        • 4686

        #4
        Hallo zusammen,
        Zitat von Sbriglione Beitrag anzeigen
        Im Zweifel lief das wohl so ab, dass man es (aus welchen Gründen auch immer) gewagt hat, die höher gestellte Persönlichkeit um das Pate-Stehen zu bitten ...
        das nannte man dann "Gevatterbrief".

        Es grüßt der Alte Mansfelder
        Gesucht:
        - Tote Punkte im Mansfelder Land, Harz und Umland
        - Tote Punkte in Ostwestfalen
        - Tote Punkte am Deister und Umland
        - Tote Punkte im Altenburger Land und Umland
        - Tote Punkte im Erzgebirge, Vogtland und Böhmen
        - Tote Punkte in Oberlausitz und Senftenberg

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        • gki
          Erfahrener Benutzer
          • 18.01.2012
          • 4843

          #5
          Ich frage mich, ob die Persönlichkeiten immer gefragt wurden. Einer meiner VF war ein kaiserlicher Funktionär. Den Kaiser mag er vielleicht noch brieflich gefragt haben. Aber ob er den König von Spanien auch gefragt hat, oder ihn nur dazuschreiben ließ?
          Gruß
          gki

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          • Pommerellen
            Erfahrener Benutzer
            • 28.08.2018
            • 1601

            #6
            Hallo,

            adelige Paten waren nichts ungewöhnliches. Ich habe dafür viele Beispiele. Ob sie gebeten wurden oder das selbstständig übernommen haben kann ich nur vermuten. Oft waren es ein Herrschafts - Untergebenenverhältnis. Oft war aber auch eine Taufe am selben Tag aus der hochherrschaftlichen Familie und da für vermutlich um einen höheren Beistand ggf. kein kleines Geschenk gebeten. Ich kenne auch den Fall das über einen Zeitraum immer die selbe adelige Person Patin war, vermutlich eine treue Kirchengängerin. Seltener kommt auch der umgekehrte Fall vor. Es kommt auch darauf an wo getauft wurde. Viele Adelige wurden privat zu Hause getauft und nicht in der Kirche.

            Viele Grüße

            Kommentar

            • Ysabell
              Erfahrener Benutzer
              • 23.09.2008
              • 259

              #7
              Vielen Dank für eure Einschätzung. Mir ist es bisher einfach noch nie untergekommen, weshalb ich etwas verwundert war.

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