Eine so gelungene, wie witzige Zusammenstellung historischer Schimpfwörter

[Sbriglione]

Hallo allerseits,

ein Autor, der aus nachvolziehbaren Gründen lieber anonym bleiben wollte, hat im Jahre 1839 in Arnstadt ein Buch unter dem Titel "Deutsches Schimpfwörterbuch oder die Schimpfwörter der Deutschen. Zum allgemeinen Nutzen gesammelt und alphabetisch geordnet nebst einer Vorvor-, Vor- und Nachrede , von Mir. Selbst" veröffentlicht, das man bei google-books finden und als pdf herunterladen kann.
Schon alleine die Vorvor- und die Vor-Rede sind dermaßen lustig und gleichzeitig informativ, dass ich euch das Buch in voller Überzeugung ans Herz legen und absolut empfehlen kann!

Hier der Link:

https://www.google.de/books/edition/Deutsches_Schimpfw%C3%B6rterbuch_oder_die_Sc/pzkLAAAAQAAJ?hl=de&gbpv=1&dq=deutsches+schimpfw%C3%B6rterbuch&printsec=frontcover

Viel Spaß beim Schmökern!

[Karl Heinz Jochim]

Hallo Sbriglione,
vielen Dank für Deine Information zu dem Buch über historische Schimpfwörter, über die man heutzutage nur Schmunzeln kann.
Einer meiner Vorfahren saß im 18. Jhdt. mal für ein paar Tage im Ortsgefängnis, da er den Schultheiß "einen Schelm" genannt hat.
Liebe Grüße
Karl Heinz

[fps]

Nun, der "Schelm" war seinerzeit schon ein heftiges und "ehrabschneidendes" Schimpfwort. "Schelmisch" war das nicht gemeint.

[Sbriglione]

Na ja, "Schelm" gehörte in dem Buch schon zu den eher mäßig spannenden Beispielen.
Deutlich besser sind schon:

Auswürfling, Arschmonarch, Affennase, Kamelverschlucker, Bratwurstmaul, Mückensauger, Ofenpudel, Tranmoppel, Sattelgaul, Schmierlappen, Hosentrompeter, Hochstraßenritter, Pissbeschauer, Gurkenmaler, Donnerkröte, Wurstreiter, Lappenpuppe, Giftgrille, Dreckseele und Fensterscheibenzähler...

[Bienenkönigin]

Na ja, "Schelm" gehörte in dem Buch schon zu den eher mäßig spannenden Beispielen.
Deutlich besser sind schon:

Auswürfling, Arschmonarch, Affennase, Kamelverschlucker, Bratwurstmaul, Mückensauger, Ofenpudel, Tranmoppel, Sattelgaul, Schmierlappen, Hosentrompeter, Hochstraßenritter, Pissbeschauer, Gurkenmaler, Donnerkröte, Wurstreiter, Lappenpuppe, Giftgrille, Dreckseele und Fensterscheibenzähler...

Der Kamelverschlucker gefällt mir!
Bei anderen Wörtern würde ich mich nicht unbedingt beleidigt fühlen: Suppenfresser - Theekessel ? Pfft, deswegen würde ich mich nicht duellieren!
Und Zuckerpuppe ist doch eher ein Kosewort ;-)

VG
Bienenkönigin

[offer]

Arschloch...

Meine Meinung.

Auch eine Meinung

offer

[MarthaLU]

Sehr vergnüglich, Danke.

[Sbriglione]

Arschloch...

Meine Meinung.

Auch eine Meinung

offer

Zu DIESEM werten Herren habe ich in dem Buch einen Ausdruck gefunden, der schon eher etwas von einer beschönigenden Tätigkeitsbeschreibung hat: "Wittfrauen-Fabricant" ...

[GiselaR]

Es lohnt sich, den Link unter dem Bild anzuklicken, danke

[offer]

Es lohnt sich, den Link unter dem Bild anzuklicken, danke

Es sollte aber nicht nur bei einem Klick auf einen Link bleiben.
Auch in diesem Forum sollte klar Stellung bezogen werden.
Die Ausrede: "Hier geht es nur um Ahnenforschung" kann und darf hier gelten.


offer

[Bienenkönigin]

Es sollte aber nicht nur bei einem Klick auf einen Link bleiben.
Auch in diesem Forum sollte klar Stellung bezogen werden.
Die Ausrede: "Hier geht es nur um Ahnenforschung" kann und darf hier gelten.


offer

Du hast recht. Jeder normale Mensch ist erschüttert.
Was wir erleben, ist ein Ereignis, was später in den Geschichtsbüchern stehen wird. Wie genau, können wir noch nicht absehen.

Ich finde es schön, wie viele Menschen auf ihre Art ihre Empörung zum Ausdruck bringen.
Ich muss mal gucken, ob ich für einen offiziellen Kanal, den ich betreue, auch ein passendes Bild finden kann...

Viele Grüße
Bienenkönigin

[consanguineus]

Was wir erleben, ist ein Ereignis, was später in den Geschichtsbüchern stehen wird. Wie genau, können wir noch nicht absehen.

Ich wäre schon froh, wenn ich heute sicher wüßte, daß in einigen Jahren überhaupt noch jemand existiert, der Geschichtsbücher schreiben kann...

[fps]

Ich wäre schon froh, wenn ich heute sicher wüßte, daß in einigen Jahren überhaupt noch jemand existiert, der Geschichtsbücher schreiben kann...

Leider ist es so, dass wir nicht wissen, wozu die Wahrheitsverdreher und Massenmörder im Kreml noch alles fähig sind.
Ich habe schon mal Sicherheitskopien meiner Forschungsergebnisse erstellt.....

[consanguineus]

Nun, der "Schelm" war seinerzeit schon ein heftiges und "ehrabschneidendes" Schimpfwort. "Schelmisch" war das nicht gemeint.

Hallo zusammen!

Ich lese gerade zum Zeitvertreib in den Akten eines Rechtsstreits, den die Ackerleute und Halbspänner in Roklum (wovon die meisten zu meinen Vorfahren zählen) 1723 mit dem Oberamtmann in Dardesheim führten. Es gibt da einen Fragenkatalog, den alle Beteiligten beantworten mußten. Ich zitiere:

Solches hätte des H(err)n Oberamtmans Jäger gethan und zuvor vergangenen Weynachten, und da ihn Hennig Huch gebethen, doch solches nicht zu thun, selbigen zu prügeln gedrohet, und die gemeinde vor Schelme, Rackers außgescholten.

Schon irre, wie niedrig die Hemmschwelle für Beleidigungen damals war! Sie haben nicht einmal "Hurensohn" oder "Bastard" gesagt, wofür man heute in gewissen Kreisen vielleicht eine Schelle kassieren würde. Ich kenne "Racker" aus meiner Kindheit als eher wohlwollend konnotiertes Wort für ein Kind, was harmlosen Unfug anstellt.

Viele Grüße
consanguineus


EDIT: Der Ackermann Urban Hillecke saß auch eine Weile ein, u. a. weil er den Oberamtmann einen "Ertz infamen Coujon Schelm" gennant hatte. Das finde ich schon ein recht cooles Schimpfwort Ein Feigling war der Hillecke jedenfalls nicht!

[Alter Mansfelder]

Hallo zusammen,

am 06.03.1617 wurde mein Vorfahre Georg Märs aus Neundorf/Anhalt vom Aschersleber Rat mit 34 Tlr 6 gr Geldstrafe wegen frecher Reden bestraft, als man ihm anscheinend abends den Nachhauseweg verweigern und nicht mehr die Stadttore öffnen wollte: „George Märs von Neindorff, d(a)z er vff die Herrn (= den Rat) alhier gestoch(en), man ließe woll Schelm v(nd). diebe bey verschloßenen thoren herauß, warum man ihn auch nicht die Thor eröffnen woltte“ (Stadtarchiv Aschersleben, Kämmereibücher 1616).

Vorlaut war auch mein Vorfahre Hans Hörning, Fleischermeister in Aschersleben. Ihn ereilten 1640 25 Tlr Geldstrafe, weil „er gesaget, es kehme keiner im Raht er hette dan 3 Hurkinder oder einen Klelappen am Halse“ (Stadtarchiv Aschersleben, Kämmereibücher 1640).

Ein beliebtes Schimpfwort jener Tage war auch die Bezeichnung als "alte Drachenhure", die häufig unter den Strafgeldern genannt wird.

Es grüßt der Alte Mansfelder