Austritt aus der Kirche?

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  • Katewolf
    Benutzer
    • 06.12.2011
    • 82

    Austritt aus der Kirche?

    Die Suche betrifft das Jahr oder den Zeitraum: 1921
    Genauere Orts-/Gebietseingrenzung: Stara Paka
    Fernabfrage vor der Beitragserstellung genutzt [ja/nein]:
    Zur Antwortfindung bereits genutzte Anlaufstellen (Ämter, Archive, Datenbanken):

    Liebe Forscher,
    Dank Liachtinger und Porist wurde mir folgende nachträgliche Bemerkung aus einer Taufmatrik übersetzt:
    "Laut Bericht der politischen Bezirksverwaltung in Nová Paka vom 9. 8. 1921 Nr. 29928 ist sie aus der Kirche ausgetreten und bleibt konfessionslos. Pfarramt in Stará Paka"
    Hat jemand eine Idee weshalb jemand aus der Kirche (katholisch) "offiziell" austritt, so das es auch im Kirchbuch vermerkt wird? Wahrscheinlich nicht wegen einer anderen Religion, denn sie "bleibt konfessionslos".
    Wegen einer Partei?
    Welche könnte es gewesen sein? Wo könnte man nachschauen?
    Ich bin Dankbar für jedes Vorschlag...
    Schöne Grüße aus Ungarn
    Katalin
    Zuletzt geändert von Katewolf; 03.07.2012, 10:18.
  • Joanna

    #2
    Hallo Katalin,

    ich kenne mich natürlich nicht in Ungarn aus.

    Aber wenn Du in Deutschland aus der Kirche austreten willst, musst Du dieses bei dem entsprechenden Amtsgericht veranlassen. Anders kann Du gar nicht austreten. Es ist immer offiziell!
    Dann wird das Ordnungsamt informiert, da dieses für die Ausstellung der Lohnsteuerkarten verantwortlich ist. Tritts Du im Laufe des Jahres aus, musste auch die LS Karte geändert werden, damit der Arbeitgeber dieses wusste (wg. Abgabe der Kirchensteuer).
    Ob dieser Vermerk auf der Geb. Urkunde angebracht wurde, kann ich nicht sagen. Aber beim Taufeintrag und auch beim Heiratseintrag habe ich in den KB den Vermerk " dann und dann aus der Kirche ausgetreten" des Öfteren schon gesehen.
    Also nichts Geheimnisvolles, sondern ein logischer Vorgang.

    Gruß Joanna

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    • fxck
      Erfahrener Benutzer
      • 23.08.2009
      • 1081

      #3
      Hallo Katalin,

      also ich hab es auch schon oft gesehen, daß im Taufeintrag auch der Kirchenaustritt vermerkt ist. Zu wissen, weshalb sie ausgetreten ist, wäre natürlich echt interessant!

      LG Anton
      Suche in folgenden Orten:
      Kreis Tachau/Egerland: Pfraumberg, Ujest, Zummern, Lusen, Labant, Mallowitz (FN: Frank, Roppert, Scheinkönig, Peyerl, Haibach, Schwarz...)
      Erzgebirge: Beierfeld, Grünhain, Eibenstock, Bernsbach, Lauter (FN: Fröhlich, Hennig, Stieler, Jugelt, Heimann...)
      Thüringen: Tanna, Rödersdorf, Friedrichroda (FN: Kunstmann, Götz, Rathsmann).

      Kommentar

      • Friedrich
        Moderator

        • 02.12.2007
        • 11580

        #4
        Moin zusammen,

        ich denke, daß man den Grund des Kirchenaustrittes nur dann gewahr wird, wenn die betroffene Person es selber erzählt oder so gut bekannt ist, daß man sich "sein Teil denken kann".

        Gründe für einen Austritt (ich nehme jetzt mal Deutschland, im Ausland kann das ganz anders sein) können sein:
        - Einsparen der Kirchensteuer (wird in D wohl einer der häufigsten Gründe sein)
        - Wechsel der Konfession
        - irgendwelche Auseinandersetzunge/Ärger mit Kirche oder kirchlichen Behörden
        - vor allem während der NS-Zeit Opportunismus!

        Und schließlich kenne ich einen, der mal zu seinem Pfarrer, der sich immer bemühte, weiblich korrekte Anreden zu nutzen (also "Christinnen und Christen"), sagte: "Solltest Du eines Tages "Liebe Gläubige und Gläubiginnen" sagen, trete ich aus der Kirche aus!!!" Soweit ich weiß, ist die betreffende Person noch immer Mitglied der Kirche...

        Friedrich
        "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
        (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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        • Jan86
          Erfahrener Benutzer
          • 18.03.2009
          • 134

          #5
          Hallo Katalin,

          soweit ich weiß, gab es bis 1939 keine Standesämter im Sudetenland, bis zum "Anschluß" ans Reich. Dann wurden die aktuellen Kirchenbücher an die Standesämter übergeben. Weshalb es dann wohl auf die Geburtsurkunde kam, wobei ich nicht sicher bin, seit wann es Geburtsurkunden gibt.

          Das beim Taufeintrag der Austritt eingetragen wird, ist zumindest in der katholischen Kirche immer noch so und macht ja auch Sinn. So kann man an einem Ort sehen, ob jemand (noch) Mitglied der Kirche ist. Und heute wird von den Standesämter kein Grund für einen Austritt übermittelt, ob es früher auch so war weiß ich nicht.

          Viele Grüße,

          Jan

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          • Mechthild

            #6
            Hallo Zusammen,

            der Austritt aus der kath. Kirche muß schon deswegen auf dem Taufschein vermerkt werden, weil man als Tauf- und/oder Firmpate der Kirche angehören muß. (Man muß eine Taufbescheinigung neuesten Datums vorlegen, wenn man eins der obigen "Ämter" übernehmen will)

            Viele Grüße
            Mechthild

            Kommentar

            • Katewolf
              Benutzer
              • 06.12.2011
              • 82

              #7
              Hallo Ihr Lieben,
              vielen Dank für die Ideen.
              Wahrscheinlich habt Ihr auch Recht, dass man nicht unnötig Kirchsteuer bezahlen will, wenn man der Religion nicht mehr angehören möchte...
              Ich wurde darauf nur aufmerksam geworden, da der Tat des Austrittes von der "politischen Bezirksverwaltung" gemeldet wurde. Deshalb dachte ich, dass sich ein politischer Grund dahinter verbergt.
              ZB. wurde die Kommunistische Partei der Tschechoslowakei im Jahre 1921 gegründet...

              Zufall?
              Ich wäre gespannt, was Ihr davon meint.

              Gruß
              Katalin

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              • Joanna

                #8
                Zitat von Mechthild Beitrag anzeigen
                der Austritt aus der kath. Kirche muß schon deswegen auf dem Taufschein vermerkt werden, weil man als Tauf- und/oder Firmpate der Kirche angehören muß. (Man muß eine Taufbescheinigung neuesten Datums vorlegen, wenn man eins der obigen "Ämter" übernehmen will)
                Hallo Mechthild,

                das ist in der evangelischen Kirche auch so.

                Gruß Joanna

                Kommentar

                • Mechthild

                  #9
                  Zitat von Joanna Beitrag anzeigen
                  das ist in der evangelischen Kirche auch so.
                  danke, Joanna, das wußte ich nicht (bin ja nicht evangelisch )

                  Gruß
                  Mechthild

                  Kommentar

                  • Joanna

                    #10
                    Zitat von Katewolf Beitrag anzeigen
                    ZB. wurde die Kommunistische Partei der Tschechoslowakei im Jahre 1921 gegründet...
                    Zufall?
                    Hallo Katalin,

                    das können doch nur Spekulationen sein. Es hat doch immer wieder politische Veränderungen in Europa gegeben! Und die Menschen treten nun mal aus den unterschiedlichsten Gründen aus der Kirche aus! Im Übrigen ist die Gründung der Kommunistischen Partei in den östlichen Ländern noch nie ein Grund zum Kirchenaustritt gewesen. Zum Beispiel war in Polen in der katholischen Kirche ein sehr enger Zusammenhalt während der Jahre im Kommunismus. Und ich glaube auch, dass in vielen Fällen die Kirchen mit den jweiligen Machthabern sehr eng koperiert haben!!!!

                    Gruß Joanna

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                    • Katewolf
                      Benutzer
                      • 06.12.2011
                      • 82

                      #11
                      Hallo Joanna,
                      Du hast Recht, es ist nur spekulation, dass meine Ahne wegen einer Partei-Eintritt aus der Kirche getreten ist.
                      Ich weiß, dass in Polen die katholische Kirceh auch in den sozialistischen Zeiten sehr stark war. Aber bei uns in Ungarn musste man ganz davon schweigen, wenn ein Kind getauft wurde, denn es hätte Retorsionen geben können...
                      Und ich habe keine andere Idee, weshalb der Austritt von einer politische Behörde gemeldet wurde.
                      So ist es zwar eine Spekulation, aber einer der möglichen Gründe...

                      Schöne Grüße
                      Katalin

                      Kommentar

                      • Katewolf
                        Benutzer
                        • 06.12.2011
                        • 82

                        #12
                        Hallo nochmal,
                        kann mir vielleicht jemand von Euch sagen, was "politische Bezirksverwaltung" in 1921 bedeutete?
                        Dank und Gruß
                        Katalin

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                        • puuscheule
                          Erfahrener Benutzer
                          • 07.01.2011
                          • 413

                          #13
                          Hallo zusammen,

                          Zitat von Joanna Beitrag anzeigen
                          ich kenne mich natürlich nicht in Ungarn aus.
                          Das Unterforum für Böhmen ist schon richtig

                          Stará Paka - Altpaka


                          Nová Paka - Neupaka


                          gehören zu Böhmen - 1921 -Tschecho-Slowakische Republik.

                          In der ČSR hatten die Kirchen, wie vorher in der K.K Monarchie Standesamtfunktion, für Konfessionslose wurden Civilmatriken erstellt.

                          Somit müssen bei einem Kirchenaustritt, Konfessionswechesel alle betroffen Behörden, Kirchen informiert werden.

                          Trautenau - Trutnov gehört wie Stará Paka - Altpakazur Region Königgrätz - Královéhradecký kraj



                          Mein Urgroßvater (katholisch getauft) mußte bei seiner Hochzeit (ev A.B) 1900 Trautenau/Trutnov sein Taufzeugnis, das gleichzeitig als Geburtsurkunde gilt vorlegen. Ebenso seinen Heimatschein ist. Das Aufgebot mußte auch in seiner Taufkirche verkündet werden.
                          Die Braut (ev. HC) mußte neben dem Taufzeugnis und Heimatschein auch ein Ledigkkeits -eugnis vorlegen. Das Aufegobt mußte in der Pfarre ihres letzten Wohnortes verkündet werden.

                          Der Heimatschein bezieht sich nicht, wie oft angenommen auf den Geburtsort, sondern auf das "Heimatrecht". Heimatrecht und Geburtsort fallen sehr oft zusammen.
                          Heimatrecht bedeutet - kurz umschrieben: Falls jemand zum "Sozialfall" wurde, war die Gemeinde für die Person zuständig, in der sie das Heimatrecht besaß. Mein Urgroßvater war in Parschnitz geboren. Er hatte sein Heimatrecht in Radowenz, dem Geburtsort seines Vaters.

                          Die Region war von der Textilindustrie geprägt. Der wichtigste Handeslpartner war das Deutsche Reich. Mit den Deutsch-Tschischen Spannungen und den wirtschftlichen Problemen nach dem ersten Weltkrieg mußten viele Fabriken im NÖ Böhmen schließen.

                          Die Nationalsozialisten und die Sudetendeutsche Partei hatten anfang der 20er Jahre noch keine Bedeutung. An den Industreistandorten gab es eine organisierte Arbeiterbewegung.
                          In den Deutschsprachigen Gebieten:
                          Deutsche Sozialdemokratische Partei
                          Deutsche Christlich-Soziale Volkspartei.
                          Kommunistische Partei
                          Unabhänige Kommunisten

                          Bei der Parlamentwahl 18.4.1920 in der ČSR bestand Wahpflicht.
                          Die Wahlergebnisse für die einzelne Orte müßten noch vorliegen.

                          Altpaka gehörte zur Sprachgrenze - es war sprachlich überwiegend Tschechisch geprägt.

                          Es wäre für weitere Vermutungen hilfreich, den Stand Beruf deiner Verwandten zu wissen.

                          Ich erinner mich gelesen zu haben, daß es in Neupaka um 1918 zu Arbeiterunruhen kam. - Ich gehe der Sache noch einmal nach.
                          Gruß, Puuscheule

                          Auf der Spurensuche?
                          Trautenau, Kólin,
                          Gleiwitz,
                          Munkatsch - Munkács - Mukačevo - Mukatschewe - Мукачеве

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                          • puuscheule
                            Erfahrener Benutzer
                            • 07.01.2011
                            • 413

                            #14
                            Zitat von Katewolf Beitrag anzeigen
                            kann mir vielleicht jemand von Euch sagen, was "politische Bezirksverwaltung" in 1921 bedeutete?
                            In der CSR war, wie vorher der Begriff "politische Bezirksverwaltung" als Bezeichnung im Sinne von ein Regierungsbezik - gebräuchlich.
                            Ein Politischer Bezirk unterteilte sich in mehrere Gerichtsbezirke.
                            Die Städte und Gemeinden bildeten einen Gerichtsbezirk.
                            Zuletzt geändert von puuscheule; 01.07.2012, 15:26. Grund: Typo
                            Gruß, Puuscheule

                            Auf der Spurensuche?
                            Trautenau, Kólin,
                            Gleiwitz,
                            Munkatsch - Munkács - Mukačevo - Mukatschewe - Мукачеве

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                            • puuscheule
                              Erfahrener Benutzer
                              • 07.01.2011
                              • 413

                              #15
                              Zitat von puuscheule Beitrag anzeigen

                              In den Deutschsprachigen Gebieten:
                              Deutsche Sozialdemokratische Partei
                              Deutsche Christlich-Soziale Volkspartei.

                              Kommunistische Partei
                              Unabhänige Kommunisten

                              Bei der Parlamentwahl 18.4.1920 in der ČSR bestand Wahpflicht.
                              Die Wahlergebnisse für die einzelne Orte müßten noch vorliegen.
                              Da habe in einer Tabelle nachgelesen und übersehen, daß es für die Wahl 1920 für Kommunisten keine Stimmen gab

                              Polen kann man mit der Situation in der CSR nicht vergleichen.

                              Zitat von Katewolf Beitrag anzeigen
                              Und ich habe keine andere Idee, weshalb der Austritt von einer politische Behörde gemeldet wurde.
                              Der Grund warum es der "politischen" = staatlichen Behörde gemeldet wurde ist der folgende, diese Behörde war für Führung der "Civilmatriken" zuständig.

                              "Politisch" in diesem Sinne har mit "Partei" nichts zu tun sondern bedeutet "staatlich" anstelle von "kirchlicher" Verwaltung.

                              Tatsächlich sind vorallendingen in der Arbeiterbewegung
                              aktive Bürger aus der Kirche ausgetreten.
                              Gruß, Puuscheule

                              Auf der Spurensuche?
                              Trautenau, Kólin,
                              Gleiwitz,
                              Munkatsch - Munkács - Mukačevo - Mukatschewe - Мукачеве

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