Zwilligmacher
ein Ahne von mir ist "Müller und Zwilligmacher". Nun habe ich nach Zwilligmacher gegoogelt und insgesamt 8 Ergebnisse bekommen. Ein Ergebnis brachte mir die knappe Erklärung "Weber. (Ein zweites - da musste ich schmunzeln - brachte mich zurück zu diesem Forum, wo in einem anderen Faden auch ein Zwilligmacher erwähnt wird = eben jener Ahn von mir. Auch ne schöne Geschichte. )
Könnte mir viellleicht noch jemand einen Tipp geben, was ein Zwilligmacher getan hat? Die Kombination aus einem "echten" Müller und einem "echten" Weber scheint mir erstens aufgrund der unterschiedlichen benötigten Handwerkszeuge und aufgrund des Arbeitsaufwandes für jeden Beruf für die damalige Zeit sehr unwahrscheinlich. Noch ein Hinweis: der Gute war schon "richtiger" Müllermeister, das Zwillig-Ding wird er nebenbei gemacht haben.
Xylander
der Zwillich (zweifach, im Unterschied zum dreifachen Drillich) passt schon zum Weber.
http://de.wikipedia.org/wiki/Zwillich
Denkbare Verbindung: es gab auch Flachsmühlen bzw. Mühlen die verschiedene Ausgangsstoffe bearbeiteten. Falls Deine Leute auch in dem Nicht-Mehl-Bereich tätig waren, dann hätten sie einfach die nächste Stufe der Veredelung mit erledigt. Ob auch schon mechanisch betrieben, weiß ich nicht.
Wenn man erst mal eine Antriebskraft hat, kann man jedenfalls alles mögliche damit aufstellen.
animei
Da es sich bei Zwillig um einen Stoff/Gewebe handelt: http://books.google.de/books?id=gjBC...lig%22&f=false, wird Deine Annahme schon richtig sein, dass er das zusätzlich oder nebenbei gemacht hat, vielleicht ja über den Winter, wenn es in der Mühle nicht so viel zu tun gab.
GiselaR
Ein Zwillichmacher (heutige Schreibweise mit ch) machte schlicht und ergreifend Zwillich. Der passende Link ist schon in Xylanders Beitrag.
Das ist natürlich eine Art Weber, nur daß er sich dabei auf das Zwillichmachen beschränkte.
Daß er das nebenbei machte, scheint mir auch nicht besonders seltsam. Wenn man es umgekehrt betrachtet: viele Weber konnten nicht allein vom Weben ernähren.
Aus welcher Zeit stammt denn dein Eintrag?
sternap
müller und weber zu sein ist eigentlich normal.
man war in kleineren orten im volksmund der "müllerbauer", weil man die wassermühle besass, bei der die leute paar mal jährlich alle ihr brotmehl mahlen liessen, in der zwischenzeit war der mensch normaler bauer.
so ähnlich kannst du dir die arbeitsteilung eines müllers und webers vorstellen, normalerweise am webstuhl, zur mahlzeit des getreides als müller, und immer am reparieren und warten der mühle, man musste sie kontrollieren und instand halten.
Leberecht
Ich hatte mir das als Geschichtslaie immer so vorgestellt, dass die Leute ohnehin nur wenig hatten und das, was sie getan haben, halt fast rund um die Uhr gemacht haben.
Und da konnte ich mir schwer vorstellen, dass ein Müller neben seinem ganzen Mühlwerkzeug überhaupt das Geld für die Anschaffung eines Webstuhls etc. hat.
Der entsprechende Eintrag kommt übrigens aus dem Jahr 1687. Weder vorher noch nachher ist in irgendeiner Weise von einem Weber, Tuchmacher o.ä. zu lesen.
Meine Stammlinie kann ich von ca. 1530 bis 1850 dem Müllerberuf vor Ort zuordnen, ab ca. 1780 ist dann von "Müller und Weißbäcker" die Rede.
Einen Gedankengang habe ich allerdings noch: vor Ort (der im übrigen zur damaligen Zeit aus lediglich 20-30 Häusern bestand) sollen "zahlreiche Strumpfwirker" gewesen sein. Könnte ein Zwillichmacher soetwas gemacht haben?
animei
Eigentlich nicht. Zwillich ist ein grobes Gewebe, Strümpfe sind, wie der Name Strumpfwirker schon sagt, gewirkt, also eher gestrickt: http://de.wikipedia.org/wiki/Gewirke
GiselaR
Ein Zwillichmacher macht, wie der Name sagt, Zwillich. Und ein Strumpfwirker wirkt Strümpfe. Soweit so gut.
Ich bin auch ganz sicher, daß er nicht Strumpfwirker war. Wie Anita sagt, das ist ein eigener Beruf und braucht auch ein ganz anderes Gerät. Die Strümpfe wurden auch nicht einfach mit der Hand gestrickt, sondern es gab ähnlich einem Webstuhl auch ein Strumpfwirk-Gerät. Ich habe vergessen, wie es genau hieß.
Ich habe einmal einen Eintrag entziffert, in dem der Verstorbene von Beruf Hersteller solcher Strumpfwirk-Geräte war.
Ich habe auch schon viele Einträge gesehen, in dem als Beruf ausdrücklich "Strumpfwirker" stand.
Dein Müller muß sich den Webstuhl nicht auf eigene Kosten angeschafft haben. Es ist möglich daß er in ein Verlagssystem eingebunden war. Dann wurde ihm der Webstuhl gestellt. Wir kennen das Verlagssystem zwar hauptsächlich aus dem 19. Jhdt. (vgl. Gerhart Hauptmann: "die Weber"), aber diese Produktionsform ist viel älter.
Wenn das ein Dorf voller Strumpfwirker war, liegt es nahe, daß auch diese für einen (oder verschiedene) Verleger arbeiteten. Denn du hast damit Recht, daß diese Maschinen eine größere Anschaffung waren. Trotzdem würde ich mich an den Wortlaut halten. Denn wenn der KB-Schreiber zwischen Strumpfwirker und Zwillichmacher unterschieden hat, dann hat das mit Sicherheit eine sachliche Grundlage. Sonst hätte er im fraglichen Eintrag ja gleich Zwillichmacher geschrieben.
sternap
als müller hatte man am wehr davor schwemmholz anfallend, es eignet sich nach dem auftrocknen besonders gut zum bearbeiten, durchaus kann jemand der fähig ist eine mühle instand zu halten, einen wenbstuhl gefertigt haben.
ausserdem kann das eine durch eine frau, das andere durch einen mann in die familie gekommen sein.
rigrü
Zumindest in den erzgebirgischen Orten, die ich so kenne, zählten die Müller- und Bäckerfamilien immer zu den wohlhabenden gesellschaftlichen Schichten, sodass die Anschaffung eines Webstuhls (oder was auch sonst immer man brauchte) wohl keine große finanzielle Schwierigkeit gewesen sein dürfte.
Jahr, aus dem der Begriff stammt: 1687
Region, aus der der Begriff stammt: Erzgebirge
Region, aus der der Begriff stammt: Erzgebirge
ein Ahne von mir ist "Müller und Zwilligmacher". Nun habe ich nach Zwilligmacher gegoogelt und insgesamt 8 Ergebnisse bekommen. Ein Ergebnis brachte mir die knappe Erklärung "Weber. (Ein zweites - da musste ich schmunzeln - brachte mich zurück zu diesem Forum, wo in einem anderen Faden auch ein Zwilligmacher erwähnt wird = eben jener Ahn von mir. Auch ne schöne Geschichte. )
Könnte mir viellleicht noch jemand einen Tipp geben, was ein Zwilligmacher getan hat? Die Kombination aus einem "echten" Müller und einem "echten" Weber scheint mir erstens aufgrund der unterschiedlichen benötigten Handwerkszeuge und aufgrund des Arbeitsaufwandes für jeden Beruf für die damalige Zeit sehr unwahrscheinlich. Noch ein Hinweis: der Gute war schon "richtiger" Müllermeister, das Zwillig-Ding wird er nebenbei gemacht haben.
Xylander
der Zwillich (zweifach, im Unterschied zum dreifachen Drillich) passt schon zum Weber.
http://de.wikipedia.org/wiki/Zwillich
Denkbare Verbindung: es gab auch Flachsmühlen bzw. Mühlen die verschiedene Ausgangsstoffe bearbeiteten. Falls Deine Leute auch in dem Nicht-Mehl-Bereich tätig waren, dann hätten sie einfach die nächste Stufe der Veredelung mit erledigt. Ob auch schon mechanisch betrieben, weiß ich nicht.
Wenn man erst mal eine Antriebskraft hat, kann man jedenfalls alles mögliche damit aufstellen.
animei
Da es sich bei Zwillig um einen Stoff/Gewebe handelt: http://books.google.de/books?id=gjBC...lig%22&f=false, wird Deine Annahme schon richtig sein, dass er das zusätzlich oder nebenbei gemacht hat, vielleicht ja über den Winter, wenn es in der Mühle nicht so viel zu tun gab.
GiselaR
Ein Zwillichmacher (heutige Schreibweise mit ch) machte schlicht und ergreifend Zwillich. Der passende Link ist schon in Xylanders Beitrag.
Das ist natürlich eine Art Weber, nur daß er sich dabei auf das Zwillichmachen beschränkte.
Daß er das nebenbei machte, scheint mir auch nicht besonders seltsam. Wenn man es umgekehrt betrachtet: viele Weber konnten nicht allein vom Weben ernähren.
Aus welcher Zeit stammt denn dein Eintrag?
sternap
müller und weber zu sein ist eigentlich normal.
man war in kleineren orten im volksmund der "müllerbauer", weil man die wassermühle besass, bei der die leute paar mal jährlich alle ihr brotmehl mahlen liessen, in der zwischenzeit war der mensch normaler bauer.
so ähnlich kannst du dir die arbeitsteilung eines müllers und webers vorstellen, normalerweise am webstuhl, zur mahlzeit des getreides als müller, und immer am reparieren und warten der mühle, man musste sie kontrollieren und instand halten.
Leberecht
Ich hatte mir das als Geschichtslaie immer so vorgestellt, dass die Leute ohnehin nur wenig hatten und das, was sie getan haben, halt fast rund um die Uhr gemacht haben.
Und da konnte ich mir schwer vorstellen, dass ein Müller neben seinem ganzen Mühlwerkzeug überhaupt das Geld für die Anschaffung eines Webstuhls etc. hat.
Der entsprechende Eintrag kommt übrigens aus dem Jahr 1687. Weder vorher noch nachher ist in irgendeiner Weise von einem Weber, Tuchmacher o.ä. zu lesen.
Meine Stammlinie kann ich von ca. 1530 bis 1850 dem Müllerberuf vor Ort zuordnen, ab ca. 1780 ist dann von "Müller und Weißbäcker" die Rede.
Einen Gedankengang habe ich allerdings noch: vor Ort (der im übrigen zur damaligen Zeit aus lediglich 20-30 Häusern bestand) sollen "zahlreiche Strumpfwirker" gewesen sein. Könnte ein Zwillichmacher soetwas gemacht haben?
animei
Eigentlich nicht. Zwillich ist ein grobes Gewebe, Strümpfe sind, wie der Name Strumpfwirker schon sagt, gewirkt, also eher gestrickt: http://de.wikipedia.org/wiki/Gewirke
GiselaR
Ein Zwillichmacher macht, wie der Name sagt, Zwillich. Und ein Strumpfwirker wirkt Strümpfe. Soweit so gut.
Ich bin auch ganz sicher, daß er nicht Strumpfwirker war. Wie Anita sagt, das ist ein eigener Beruf und braucht auch ein ganz anderes Gerät. Die Strümpfe wurden auch nicht einfach mit der Hand gestrickt, sondern es gab ähnlich einem Webstuhl auch ein Strumpfwirk-Gerät. Ich habe vergessen, wie es genau hieß.
Ich habe einmal einen Eintrag entziffert, in dem der Verstorbene von Beruf Hersteller solcher Strumpfwirk-Geräte war.
Ich habe auch schon viele Einträge gesehen, in dem als Beruf ausdrücklich "Strumpfwirker" stand.
Dein Müller muß sich den Webstuhl nicht auf eigene Kosten angeschafft haben. Es ist möglich daß er in ein Verlagssystem eingebunden war. Dann wurde ihm der Webstuhl gestellt. Wir kennen das Verlagssystem zwar hauptsächlich aus dem 19. Jhdt. (vgl. Gerhart Hauptmann: "die Weber"), aber diese Produktionsform ist viel älter.
Wenn das ein Dorf voller Strumpfwirker war, liegt es nahe, daß auch diese für einen (oder verschiedene) Verleger arbeiteten. Denn du hast damit Recht, daß diese Maschinen eine größere Anschaffung waren. Trotzdem würde ich mich an den Wortlaut halten. Denn wenn der KB-Schreiber zwischen Strumpfwirker und Zwillichmacher unterschieden hat, dann hat das mit Sicherheit eine sachliche Grundlage. Sonst hätte er im fraglichen Eintrag ja gleich Zwillichmacher geschrieben.
sternap
als müller hatte man am wehr davor schwemmholz anfallend, es eignet sich nach dem auftrocknen besonders gut zum bearbeiten, durchaus kann jemand der fähig ist eine mühle instand zu halten, einen wenbstuhl gefertigt haben.
ausserdem kann das eine durch eine frau, das andere durch einen mann in die familie gekommen sein.
rigrü
Zumindest in den erzgebirgischen Orten, die ich so kenne, zählten die Müller- und Bäckerfamilien immer zu den wohlhabenden gesellschaftlichen Schichten, sodass die Anschaffung eines Webstuhls (oder was auch sonst immer man brauchte) wohl keine große finanzielle Schwierigkeit gewesen sein dürfte.
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