Zoten-Taxe für 3 Schilger?
Johannes v.W.
In einem Aufsatz zur Geschichte der Stadt Meseritz, früher an der polnisch-brandenburgischen Grenze, finde ich folgende Formulierung, rechts oben in einer Liste der Stadthauptmänner von Meseritz und Schwerin a.d. Warthe: (beim Anklicken auch rechts oben auf die "94%" zur Vergrosesserung klicken)

"Anno 1623 Sebastian Trzebinski. Dieser hat die Zoten-Taxe zu Schwerin, ein für 3 gleiche Schilger, da vorher 2 vor 3 Schilger gekauft worden, gemacht."
Was für eine Steuer ist das

DeutschLehrer
Ich kann nur den Schilger erklären - kommt von Schilling:
Zitat:
in Posen schilger, eine vormalige polnische kupfermünze, deren 3 auf einen polnischen groschen gingen
Johannes v.W.
Das mit der Waehrung dachte ich mir bereits.
Aber was ist die Zoten-Taxe oder lese ich es vielleicht falsch? Eine Taxe ist eine Art Abgabe, Steuer -denke ich.
Vielleicht eine Strafe fuers Fluchen oder so? Meinungen sind willkommen...
Kasstor
Hallo, ich denke auch, dass es sich um ein Umtauschverhältnis handelt, wahrscheinlich zu einer anderen Münzart ( oder Ware, wegen "kaufen"). Polnische Münzen vor 1815:
1 Solidus = 1 Denar = 1 Obol = 1 Halerz = 1 Schilling
3 Denar = 1 Trzeciak = 1 Ternar
3 Solidi = 2 Poltura = 1 Grosz
3 Poltura = 1 1/2 Grosz = 1 Polturak
6 Groszy = 1 Szostak
18 Groszy = 1 Tympf = 1 Gulden
30 Groszy = 4 Silbergroschen = 1 Zloty
1 Talar = 1 Zloty
6 Zlotych = 1 Reichsthaler
8 Zlotych = 1 Speciesthaler
5 Speciesthaler = 1 August D'or
3 Ducaten = 1 Stanislaus D'or
Zloty-Taxe wird es ja nicht gewesen sein. Aber in dieser Aufstellung steht zB Tympf und in der Chronik von Zachert steht Tynff, so dass man hier wohl etwas Kreativität an den Tag legen muss.
viktor
Es heißt eindeutig Zoten-Taxe. Bitte mal vergleichen im Text, da gibt es Z und 3 auch an anderen Stellen.
Wenn ich heute noch viel Zeit finde, werde ich mal in "Grimm's Ethymologischen Wörterbuch" nachschlagen.
Das steht im "Krünitz" :
Zitat:
Zote (Zottel), 1) herabhängende, zusammenklebende Haare; -- 2) irgend ein unordentlich herabhängender Theil; -- 3) s. Nebenpflanzentheile; -- 4) niedriger, schmutziger Ausdruck, ein Scherz, welcher den Wohlstand verletzt, daher ein Mensch, welcher solchen Scherz vorbringt, ein Zotenreißer.
Und hier steht, was die Grimms darüber zusammengetragen haben. Macht Euch einen Reim drauf. Ich vermute eine Strafe für unanständiges Reden oder Benehmen.
Zote
niederrheinbaum
Ich lese ebenfalls "Zoten-Taxe" und stimme Viktor zu.
Der Begriff taucht u.a. in sogenannten "Brüchten-Registern" usw. am Niederrhein im 17. und 18. Jahrhundert auf.
Diese Strafgelder wurden von den Bürgern, Einwohnern und auch Fremden erhoben, wenn sie gegen die in der
Stadt geltenden Regeln und Sitten verstießen.
Als Beispiel:
Anno 1695, Brüchten-Register
Dem Goerdt ter Heggen ein strafgeld von derlei Zothentaxen von 20 stüber zugemeßen. Hat gegeben die Wittwen
an gen Endt Zeugniß, dass dero gefluchet und geredt mit unangemeß weise zu ihr und ihro tochter an Michaelis
in der städten.
Johannes v.W.
Es fügt sich auch insofern ins Bild, als diese Gegend damals von einer pietistischen Wiedertäufer-Sekte, den "Polnischen Brüdern", dominiert war. Der genannte Stadthauptmann und seine Familie (unter meinen Vorfahren) gehörten da nachgewiesener Weise dazu.
Da war
wohl nicht mehr so angesagt, sondern eher fromme Choräle...
Johannes v.W.
In einem Aufsatz zur Geschichte der Stadt Meseritz, früher an der polnisch-brandenburgischen Grenze, finde ich folgende Formulierung, rechts oben in einer Liste der Stadthauptmänner von Meseritz und Schwerin a.d. Warthe: (beim Anklicken auch rechts oben auf die "94%" zur Vergrosesserung klicken)

"Anno 1623 Sebastian Trzebinski. Dieser hat die Zoten-Taxe zu Schwerin, ein für 3 gleiche Schilger, da vorher 2 vor 3 Schilger gekauft worden, gemacht."
Was für eine Steuer ist das


DeutschLehrer
Ich kann nur den Schilger erklären - kommt von Schilling:
Zitat:
in Posen schilger, eine vormalige polnische kupfermünze, deren 3 auf einen polnischen groschen gingen
Johannes v.W.
Das mit der Waehrung dachte ich mir bereits.
Aber was ist die Zoten-Taxe oder lese ich es vielleicht falsch? Eine Taxe ist eine Art Abgabe, Steuer -denke ich.
Vielleicht eine Strafe fuers Fluchen oder so? Meinungen sind willkommen...
Kasstor
Hallo, ich denke auch, dass es sich um ein Umtauschverhältnis handelt, wahrscheinlich zu einer anderen Münzart ( oder Ware, wegen "kaufen"). Polnische Münzen vor 1815:
1 Solidus = 1 Denar = 1 Obol = 1 Halerz = 1 Schilling
3 Denar = 1 Trzeciak = 1 Ternar
3 Solidi = 2 Poltura = 1 Grosz
3 Poltura = 1 1/2 Grosz = 1 Polturak
6 Groszy = 1 Szostak
18 Groszy = 1 Tympf = 1 Gulden
30 Groszy = 4 Silbergroschen = 1 Zloty
1 Talar = 1 Zloty
6 Zlotych = 1 Reichsthaler
8 Zlotych = 1 Speciesthaler
5 Speciesthaler = 1 August D'or
3 Ducaten = 1 Stanislaus D'or
Zloty-Taxe wird es ja nicht gewesen sein. Aber in dieser Aufstellung steht zB Tympf und in der Chronik von Zachert steht Tynff, so dass man hier wohl etwas Kreativität an den Tag legen muss.
viktor
Es heißt eindeutig Zoten-Taxe. Bitte mal vergleichen im Text, da gibt es Z und 3 auch an anderen Stellen.
Wenn ich heute noch viel Zeit finde, werde ich mal in "Grimm's Ethymologischen Wörterbuch" nachschlagen.
Das steht im "Krünitz" :
Zitat:
Zote (Zottel), 1) herabhängende, zusammenklebende Haare; -- 2) irgend ein unordentlich herabhängender Theil; -- 3) s. Nebenpflanzentheile; -- 4) niedriger, schmutziger Ausdruck, ein Scherz, welcher den Wohlstand verletzt, daher ein Mensch, welcher solchen Scherz vorbringt, ein Zotenreißer.
Und hier steht, was die Grimms darüber zusammengetragen haben. Macht Euch einen Reim drauf. Ich vermute eine Strafe für unanständiges Reden oder Benehmen.
Zote
niederrheinbaum
Ich lese ebenfalls "Zoten-Taxe" und stimme Viktor zu.
Der Begriff taucht u.a. in sogenannten "Brüchten-Registern" usw. am Niederrhein im 17. und 18. Jahrhundert auf.
Diese Strafgelder wurden von den Bürgern, Einwohnern und auch Fremden erhoben, wenn sie gegen die in der
Stadt geltenden Regeln und Sitten verstießen.
Als Beispiel:
Anno 1695, Brüchten-Register
Dem Goerdt ter Heggen ein strafgeld von derlei Zothentaxen von 20 stüber zugemeßen. Hat gegeben die Wittwen
an gen Endt Zeugniß, dass dero gefluchet und geredt mit unangemeß weise zu ihr und ihro tochter an Michaelis
in der städten.
Johannes v.W.
Es fügt sich auch insofern ins Bild, als diese Gegend damals von einer pietistischen Wiedertäufer-Sekte, den "Polnischen Brüdern", dominiert war. Der genannte Stadthauptmann und seine Familie (unter meinen Vorfahren) gehörten da nachgewiesener Weise dazu.
Da war

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