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  • Friedrich
    Moderator
    • 02.12.2007
    • 11354

    Hilfreiches "Hilfswörterbuch" - Hinterlapper

    Dr.Mabuse

    Jedem Geschichtsstudenten sollte es bekannt sein und gerade für Genealogen ist es ein tolles Hilfsmittel:
    Eugen Haberkern/Joseph Friedrich Wallach: Hilfswörterbuch für Historiker, Tübingen 1987
    Viele der hier gestellten Begriffsfragen kann das zweibändige Taschenbuch schnell und kompetent beantworten.

    Band 1 (A-K): ISBN: 3825201198
    Band 2 (L-Z): ISBN: 3825201201

    Legit

    kannst Du dem Büchlein die Bedeutung von "Hinterlapper" entlocken?

    henrywilh

    "Hinterlapper - Schimpfwort für jemanden, der nur ... Flickwerk zustande bringt."


    Legit

    die Antwort befriedigt mich nicht so ganz. Unwahrscheinlich, dass in einem Dorf mehrere "Flickwerker" leben. Ich hatte mehr an eine Form von Hintersasse gedacht. Es gibt auch noch Kalupper.

    henrywilh

    Na ja, wenn ich gewusst hätte, dass da in einem Dorf viele als "Hinterlapper" bezeichnet wurden, wäre ich mit der lexikalischen Erklärung auch nicht zufrieden gewesen. Aber als Variante von "Hintersasse" ist mir das noch nie vorgekommen. Rätselhaft - vorerst.

    henrywilh

    Habe da noch eine Bedeutung mit Beziehung zur Schweiz (Interlaken) gefunden. Kommt das evtl. infrage?
    "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
    (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

    Kommentar

    • Friedrich
      Moderator
      • 02.12.2007
      • 11354

      Lateinische Begriffe in Kirchenbüchern

      oma

      - persona vitiata
      - persona deflorata
      Diese stehen im Zusammenhang mit Traueintragungen in den Kirchenbüchern.
      Ich habe bisher keine konkrete „Übersetzung“ gefunden.

      animei

      Grammatikalisch richtig übersetzen kann ich es als Nicht-Lateiner nicht, aber vitiata heißt wohl verführt und deflorata entjungfert

      oma

      Ich muss schon sagen, da sind dann ja viele Bräute vor der Trauung verführt und entjungfert worden. Ich bin entsetzt.

      Aida

      Darf ich fragen, um welche Zeit diese Einträge gemacht wurden? Und wo?
      (Und eigentlich müsste man ja auch fragen, woher ausgerechnet der Pfarrer so etwas wusste...)

      karin-oö

      Wahrscheinlich gab es bereits ein uneheliches Kind.

      Hintiberi

      höchste Zeit, daß der Lateinunterricht an Schulen umstrukturiert wird! Schwerpunkt: KIrchenbuchlatein!

      oma

      Die Einträge wurden in den Traubüchern der evangl. Reglerkirche in Erfurt 1749 - 1815 gemacht.
      Bei diesem Eintrag konnte ich mir das Lachen nicht verkneifen :
      "Melach, Johann Jacob, mendicus coeccii, Bettler, Ernstengasse, "welcher von seinem vorherigen Weibe Ehebruchs halber geschieden worden", oo 6.7.1749 Maria Catharina Rebecce Heyde, persona vitiata."
      Erst wegen Ehebruchs geschieden und dann die nächste Braut schon verführt. Oder war die Braut evtl. der Ehebruch? Das geht leider nicht aus dem Eintrag hervor. Schade. Hätt' ich gern auch noch gewusst.

      animei

      wobei m. E. aus dem Eintrag auch nicht zu ersehen ist, ob M. C. R. Heyde von ihm verführt worden ist.

      Aida

      Hach, da rühmt man sich einmal des Latinums, dann kommt es knüppeldick: Mendicus ist Bettler, aber was bedeutet "coeccii"? Ich habe zu "coeccius" nichts gefunden...
      Aber müsste das Wort "vitiata" nicht deshalb gewählt worden sein, da es im Zusammenhang mit dem Vorherigen geschrieben steht? Dann hieße das, dass sie durch ihn verführt worden wäre. War die ganze Stelle Latein oder dieser Mischmasch aus beiden Sprachen?

      Friedrich

      ich fand nur coeccinus = scharlachfarben. Eine merkwürdige Kombination wäre das im Zusammenhang mit dem Bettler.

      Michael

      könnte es vielleicht coercii = bestraft heißen ?

      Aida

      Das halte ich auch für wahrscheinlich! Dann wäre er ein quasi "vorbestrafter Bettler". Aber offensichtlich mit gewissem Charme?

      oma

      ich kann zwar kein Latein, aber aus dem Bauch heraus, meine ich, dass sie durch ihn verführt wurde.
      Die Eintragung steht so, wie ich sie hier eingestellt habe, im Register.
      Ich hatte nicht danach gesucht. Mir ist halt nur aufgefallen, daß diese Mischung aus beiden Sprachen in vielen Einträgen vorkommt.

      henrywilh

      mendicus coercii?
      Wo kann man das nachlesen: coercii - bestraft?
      Wie ist die grammatische Endung zu erklären - müsste das nicht "coercius" heißen?

      Kann meine erste Frage jetzt selbst beantworten:


      Kögler Konrad

      Vorschlag: coeccus = coccus (oe oft zu o) = coquus: Koch, Sudlkoch, Koch von Sudlflecken
      Ja, und woher wusste der Herr Pfarrer das?
      1. Die Pfarreien und Orte waren überschaubar.
      2. Der Herr Pfarrer hatte seine Informationsquellen und vor allem eine Zuträger(innen).
      Vor der Fernsehzeit war eine vermutete voreheliche Schwangerschaft die Sensation in einem Dorf.
      3. Oft wird man der Armen es schon äußerlich angemerkt haben, dass sie nicht mehr vor einer "Hochzeit" stand, sondern dass es "höchste Zeit" war.
      4. Übrigens wurde bis anfangs des 19. Jhts. Defloration bzw. Defraudation auch von weltlichen Gerichten bestraft: Geldstrafe je 10 fl in der Regel, manchmal: Peitschenhiebe für den Deliquenten und Prangerstehen mit Strohkranz bei der "Gefallenen"
      Ein Beispiel: Anfangs des 18. Jhts. erteilt der Vogt von Raitenbuch (Fürstbistum Eichstätt/Bayern) einem Flurer den Auftrag, bei seinem täglichen Gang durch die Fluren auch auf die weiblichen Dienstboten auf den Feldern "Acht zu haben", ob sich nicht der Verdacht auf eine "Imprägnation" offenbare. Vermutungen sind sofort dem Amt zu melden.

      Nachtrag: Ich spreche von der Gegend um Eichstätt/Bayern

      henrywilh

      Zitat: Vorschlag: coeccus = coccus (oe oft zu o) = coquus: Koch, Sudlkoch, Koch von Sudlflecken
      Gibt das einen Sinn? Bettler des Kochs??? Und das ii am Ende?

      Kögler Konrad

      Wir grübeln da herum und haben vergessen, was uns geboten wurde.
      Eine Übertragung eines - wahrscheinlich - des Lateinischen Unkundigen.
      "mendicus coeccii, Bettler..." klingt als Kirchenbucheintrag komisch.
      Das scheint doch bereits ein Teilübersetzung zu sein.
      Vielleicht heißt es gar nicht: coeccii? vielleicht: coeccus = verarmter Koch oder ganz anders.
      Ohne Originaleinsicht kommt man da nicht weiter!

      j.steffen

      mir scheint, dass sich da evtl. ein blinder Bettler verbirgt, in der Annahme, dass es statt coeccii im Original heißt coecus. Coecus wiederum kann eine Variante zu caecus ( = blind) sein, so wie z. B. caelum/coelum.

      Kögler Konrad

      Lieber Steffen, caecus leuchtet mir sehr ein, aber uns wurde "coecci" geboten Schreibfehler bei cc?) : das i am Schluss ist verdächtig. Ich las bei einer feierlichen Präsentation des Stammbaums eines Brauereibesitzers bei jedem seiner Vorfahren (nur eine Person genannt): coloni
      Woher kam das? colonus wurde geschrieben: colonj (us - Abkürzung), dann haben die großen Lateiner ein i daraus gemacht. Peinlich für den gefeierten Ersteller des Stammbaums.
      Könnte hier nicht auch so etwas vorliegen. Wie gesagt der Eintrag ist abgeschrieben: "mendicus coecci, Bettler" steht sicher so nicht im Pfarrbuch.

      oma

      Ob der Eintrag so im Kirchenbuch steht oder nicht, vermag ich nicht zu beurteilen.
      Ich habe ihn aus der Schriftenreihe der AMF übernommen.
      Dies nur mal so zur Klarstellung.
      "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
      (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

      Kommentar

      • Friedrich
        Moderator
        • 02.12.2007
        • 11354

        Wortbedeutung

        alfred47

        Jahr, aus dem der Begriff stammt:1730 - 1800
        Region, aus der der Begriff stammt: Raum Frohburg, Sachsen
        ich habe mehrfach in KB bei Heiraten folgenden Wortlaut gefunden:
        ... ehel. einiger Sohn/einige Tochter...
        Erst dachte ich, daß sich der Pfarrer verschrieben hat, oder ich habe falsch gelesen und es sollte ...einziger... heißen. Da aber auch teilweise vom Pfarrer sehr ordentlich geschrieben wurde, bin ich mir jetzt sicher, es heißt ... einiger/einige...

        Kögler Konrad

        "einig" hat die Bedeutung von "alleinig" = "allein, vereinzelt" und dann "einzig"
        vgl. Schmeller, Bayerisches Wörterbuch, Sp. 89

        alfred47

        Meine Frage ist damit geklärt und wie ich befürchtet habe, habe ich jetzt ein Problem.
        Mir liegt ein Stammbuch vor, da ist das Geburtsdatum meines Ururgroßvater 07.12.1822 genannt. Im Kirchenbuch ist er bei der Geburt als 4. Sohn, 7. Kind eingetragen.
        Allerdings wird er bei der Heirat im KB als einiger Sohn bezeichnet. Eine Verwechselung ist ausgeschlossen, da seine Frau sowohl im Stammbuch, als auch im KB genannt wird.
        Ich hoffe, daß hier der Pfarrer gefuscht hat, sonst stürzt mein sorgsam aufgebautes Ahnenhaus ein.

        Friedrich

        nur so als kleiner Gedanke: Kann es sein, daß der Pfarrer die 1 so geschrieben hat, daß man sie für eine 4 halten kann? Hast Du denn die übrigen Geschwister laut KB erfaßt?

        Hänsel

        möglicherweise sind die anderen Söhne bereits als Kind verstorben und zum Zeitpunkt der Heirat lebte nur noch der eine "einigen" Sohn.

        alfred47

        Ja, als ich den Widerspruch bemerkt habe, war ich erneut im Pfarramt und habe alle Einträge zu dem FN erfasst, und damit jetzt auch alle Geschwister von meinem Ururgroßvater. Beim ersten Mal wollte ich aus Zeitgründen nur die direkte Ahnenlinie ermitteln.
        Bis zum 10. Kind, 4. Tochter scheint auch alles zu stimmen, allerdings ist das 11. Kind, 7. Sohn ein Mädchen - Amalie Therese. Vielleicht hat es der Pfarrer wirklich nicht so genau genommen.

        Zu den Sterbeeinträgen bin ich noch nicht gekommen. Die Heiraten und etwa 2/3 der Taufen zum gesuchten FN habe ich bisher erfasst.
        Frage: Wenn die 5 Brüder wirklich vorzeitig verstorben sind, zählt er dann als "einiger" Sohn?

        Kögler Konrad

        Lieber Alfred, schau dir einmal noch weitere Heiratseinträge auf dieser Seite und vom selben Pfarrer (vorher und nachher) im Kirchenbuch an.
        Was steht dort bei den Brautleuten?
        Es fällt doch auf, dass bei beiden "einiger/einige" steht.
        Hat das der Pfarrer so genau gewusst bzw. wissen können? Hat er vielleicht einen eigenen Sprachgebrauch von "ehel. einig". Könntest du ein Scan von der ganzen Seite hereinstellen? Vielleicht kommen wir so weiter.
        "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
        (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

        Kommentar

        • Friedrich
          Moderator
          • 02.12.2007
          • 11354

          Welcher Monat ist der Wintermonat?

          emma2412

          bei einem Taufbuch aus der Krain habe ich im Jahr 1792 insgesamt 8 Taufen gefunden. Der letzte in diesem Jahr und für mich interessante wird als der "19ten Wintermonath" beschrieben.
          Jetzt las ich gerade bei Wikipedia, dass damit der Jänner gemeint ist.

          Aber dann würde er doch am Anfang des Jahres stehen?!?
          Insgesamt sieht die Reihung aller Einträge des Jahres so aus:
          Hornung (Feber) - April - April - 7bris (September) - September - 8bris - 8bris - Wintermonath
          Was meint ihr? Ist mit Wintermonath der Jänner oder vielleicht der Dezember gemeint?

          Friedrich

          also den Dezember bezeichnete man meines Wissens als Christmonat.

          GunterN

          der Astronom Regiomontanus (aus Königsberg in Franken), der im 15. Jhd. lebte hat die Monate wie folgt benannt:
          1. Jenner, 2. Hornung, 3. Merz, 4. April, 5. Mey, 6. Brachet, 7. Heumond, 8. Augstmond, 9. Herbstmond, 10. Weinmond, 11. Wintermond, 12. Christmond.
          Also ist dein gesuchter Monat der November.

          Svenja

          Ich dachte der Wintermonat sei der November,
          Herbstmonat = September, Weinmonat = Oktober.
          (Quelle: Kirchenbuch von Rothenthurm, Schweiz)

          karin-oö

          ich habe noch eine Variante gefunden.
          Laut Grimm wird der Dezember als Wintermonat bezeichnet:
          http://www.g-daf-es.net/lesen_und_se...atur/grimm.htm

          GunterN

          www.zeno.org/Pierer-1857/A/November

          Kögler Konrad

          Wintermond bzw. Wintermonat ist in der Regel der November. Regional verschieden kann es auch der Dezember, ja sogar der Januar sein.

          Xtine

          Monate bei GenWiki

          Ursula

          habe gerade zum ersten Mal den "Wintermonat" als Datum im KB gefunden.
          Der Monat davor ist Oktober, das schreibt der Pfarrer auch so, und der danach der Xber ().
          Also dort in Baden war der Wintermonat der November.
          "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
          (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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          • Friedrich
            Moderator
            • 02.12.2007
            • 11354

            Viertelhufner, Heuerling, Abnehmer

            timvl1987

            Heuerling
            Viertelhufner
            Abnehmer

            Marlies

            zu Heuerling: http://de.wikipedia.org/wiki/Heuerling
            zu Hufner: http://www.mittelpol.de/information/...klaerungen.htm oder http://de.wikipedia.org/wiki/Hufner

            timvl1987

            und was ist eine Kolonist.

            Marlies

            schau mal hier: http://www.zeno.org/Meyers-1905/A/Kolonist
            "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
            (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

            Kommentar

            • Friedrich
              Moderator
              • 02.12.2007
              • 11354

              "Alias"

              Luise

              Ich habe einen Chronikauszug von Bilzingsleben/Thüringen:
              "1891 Adoptivtochter Johanna Auguste Held alias Giermann gebar mit 14 Jahren einen Sohn: Hermann Oscar Held - der angebliche Vater war 13 Jahre alt (Adalbert Haarseim)"
              War sie nun eine geborene "Held" und hieß nach der Adoption "Giermann" oder ungekehrt. Ich gebe zu, ich tue mich etwas schwer mit der Erklärung von "alias"

              gudrun

              ich würde sagen sie war eine geb. Held. Der alias Name könnte ein Hofname sein.
              Ich denke auch, daß der Sohn nicht den Familiennamen Held bekommen hätte, wenn Held nicht der Familienname gewesen wäre.

              Hina

              "alias" hat dabei die selbe Bedeutung wie "genannt".
              In manchen Gegenden finden wir alias bei Hofnamen, wie Gudrun es beschrieb. Das war aber wohl in Thüringen recht selten und eigentlich müsste dann auch der Sohn Held alias Giermann heißen.
              Aliasnamen finden wir aber auch bei Kindern in Pfegefamilien. Möglicherweise hat keine Volladoption mit kompletter Namensänderung stattgefunden. Dann steht vorne der Geburtsname, dahinter als alias der Name der Pflegefamilie.

              Friedrich

              also mich wundern vielmehr die Altersangaben, sie 14, er 13??????????

              gudrun

              das Alter der beiden wundert mich auch, aber es gab immer Ausnahmen, in jede Richtung.
              Eine meiner Urgroßmütter heiratete erst mit 41 Jahren 1765) und bekam doch noch 3 Kinder.
              Eine so junge Urgroßmutter habe ich allerdings nicht.

              Kögler Konrad

              alias bedeutend: "anders, sonst"; im Zusammenhang mit Namen: "sonst genannt". Das bedeutet, dass der erste Name der offizielle Name ist, der zweite wie man in sonst noch nennt oder nennen könnte (Hausname, Name im Volksmund u.a.).
              In diesem Zusammenhang, glaube ich, ist der erste Name der offizielle, amtliche, durch die Adoption erworbene; sonst kennt man sie aber auch unter ihrem früheren Namen, der aber nicht mehr offiziell verwendet wird. So würde ich das auffassen.

              Luise

              Das Alter der beiden jungen Leute muss den Chronisten auch verwundert haben, deshalb hat er es wohl in seine Chronik aufgenommen. Es ging halt auch früher schon flott zu

              Friedrich

              vielleicht haben sie sich wie einst Hänsel und Gretel im Wald verirrt...

              Luise

              naja, möglich wäre es
              "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
              (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

              Kommentar

              • Bien
                Erfahrener Benutzer
                • 07.09.2008
                • 916

                Datumsberechnung

                Was ist 14. past palmarum 1649 für ein Datum?

                GunterN

                google sagt Palmsonntag 1649 war der 25.5.1649,
                also war 14 post (= nach) Palmsonntag der 29.5.1649.

                alfred47

                ist nicht Palmarum der Sonntag vor Ostern?
                Das sagt zumindest auch mein Osterrechner:

                Der 14. post Palmarum ist meiner Meinung nach der 14. Sonntag nach Palmarum, also der 04.07.1649 - sagt der Osterrechner!

                Friedrich

                also Palmarum ist definitiv der Sonntag vor Ostern, und 14 post Palmarum dann der 14. Sonntag nach Palmarum. Das ist dann der 5. Sonntag nach Trinitatis nach wie vor.

                GunterN

                Also, wenn der (nach Friedrich) der 5. Sonntag nach Trinitatis (Pfingsten) gemeint ist, dann war Pfingstsonntag 1649 am 23. Mai. Der 5. Sonntag nach Trinitatis dann der 28.Juni 1649.
                Ich hoffe, richtig gerechnet zu haben.

                Friedrich

                Einspruch, Euer Ehren!
                Trinitatis ist der Sonntag nach Pfingsten. Da Pfingstsonntag in diesem Jahr auch auf den 23. Mai fiel, können wir es uns ganz leicht machen und nehmen den Kalender 2010 der Einfachheit halber:
                Palmsonntag (28.03.)
                1. Sonntag nach Palmsonntag = Ostern (04.04.)
                2. Weißer Sonntag = Quasimodogeniti (11.04.)
                3. Miserikordias Domini (18.04.)
                4. Jubilate (25.04.)
                5. Kantate (02.05.)
                6. Rogate (09.05.)
                7. Exaudi (16.05.)
                8. Pfingsten (23.05., wie 1649!)
                9. Dreieinigkeitsfest = Trinitatis (30.05.)
                10. 1. Sonntag nach Trinitatis (06.06.)
                11. 2. Sonntag nach Trinitatis (13.06.)
                12. 3. Sonntag nach Trinitatis (20.06.)
                13. 4. Sonntag nach Trinitatis (27.06.)
                14. 5. Sonntag nach Trinitatis (04.07.)
                Ich plädiere für Alfreds richtige Lösung!

                GunterN

                gebe mich als ostzonaler Antichrist geschlagen!

                Friedrich

                Keine Bange! Ich missioniere nicht, ich belehre nur!

                GunterN

                Nehme ich gern an, (P)Vater Friedrich.

                Friedhard Pfeiffer

                palmarum ist der Sonntag vor Ostern. Palmarum war 1649 nach alter Zeitrechnung der 18. März 1649, nach neuer Zeitrechnung der 28. März 1649. In evang. Gegenden war Palmarum der 18. März, in kath. Gegenden war Palmarum der 28. März.
                Wie 14. post zu deuten ist, kann ich mir zunächst nicht erklären. Entweder 14 Sonntage nach Palmarum = 5. nach Trinitatis = Johannes Baptista = 24. Juni [alter Kalender] bzw. 5. nach Trinitatis = Udalrici = 4. Juli [neuer Kalender] oder 14 Tage nach Palmarum.
                Quelle: Grotefend, Taschenbuch der Zeitrechnung.

                sigve

                diese seite berechnet kirchliche datens von jahr 900 bis heute:
                Datierung der Feiertage im deutschen Kirchenjahr. Umrechnung der lateinischen Datumsangaben in den Kirchenbüchern.

                Im Julianischen Kalender findet man 1649 Palmsonntag (Dominica Palmarum) am 18. März und 14 Sonntage später findet man den 5. Sonntag nach Trinitatis (Dominica Trinitatis) 24. Juni.

                Johannes v.W.

                Auf einem Rennaissance-Grabmal einer Ahnfrau steht folgende Inschrift:
                „Anno DM 1540 an der Rechten vaßnacht um neuen or vormittag verschied die Ehrbar und Ehrtugentsam Fraun Dorothea ..."
                Nach dem schlauen Rechner http://kirchenkalender.com/ fiel der Aschermittwoch im Jahr 1540 auf den 11. Februar.
                Aber was war die "rechte Fasnacht", der Dienstag oder der Sonntag davor?

                Xtine

                hmm, nach diesem Artikel (vorletzter Absatz) ist es der Dienstag.
                Hier steht ebenfalls:
                Zitat:
                Fassnacht, rechte, Dienstag nach Estomihi. Wencker (de archivi juribus 159) hat folgende Reihe: Pfaffen vasznacht - rechte vasznacht - mornende uf den schurtag - dornstag - vritag zu abend vor der grossen vasznacht. Danach ist das Datum 1545 uf den rechten fassnachttag (Quellen zur Frankf. Gesch. II, 294) zu datiren.
                Bei Zeno wird der Aschermittwoch selbst als rechte Faßnacht bezeichnet.
                Also ich tendiere zum Dienstag.

                Johannes v.W.

                Dankeschön für die trefffsicheren Hinweise. Ich denke dann auch, es ist der Dienstag. Zur Sicherheit schreibe ich es mal ins Datum mit hinein:
                + 10.2. ("rechte Fassnacht") 1540
                auch wenn dann manche Programme wieder streiken...

                Lenz

                Wie schrieb schon "Johann Fischart":
                "Das nächst New nach Liechtmess, vnd der nechst Dinstag darnach ist allweg die rechte Faßnacht".

                Volker MEYER

                Ich möchte darauf hinweisen, dass es im Markgräfler Land und in Basel und um Basel herum auch eine "alte Fasnacht" gibt. Dort ist für die Fasnacht nicht der Gregorianische Kalender üblich. Es gilt der Julianische Kalender.
                Es kommt also bei dem Begriff für die Fasnacht auch auf die Gegend an in der der Text erstellt wurde.

                Kommentar

                • Catha-Tina
                  Erfahrener Benutzer
                  • 14.10.2009
                  • 1790

                  Was für ein Beruf?

                  Quelle bzw. Art des Textes: Kirchenbuch
                  Jahr, aus dem der Text stammt: 1856 und 1868
                  Ort/Gegend der Text-Herkunft:Krunkel/parr. Horhausen/Westerwald

                  hier sind 2 Sterbeeinträge eines Ehepaares:
                  1856 Agnes Zech
                  1868 Anton Klein
                  Es geht mir um den Beruf des Anton Klein. Bei beiden Einträgen lese ich serinarius. Ich habe gefunden sericarius (Seidensticker, Weber). Könnte es auch Schneider bedeuten? Im OFB steht als Beruf Schreiner, einer der Söhne war Schneider lt. OFB.

                  Xtine

                  ich lese auch serinarius bzw. serinarii.

                  animei

                  Der Schneider, Flickschneider, Ausbesserer wäre sarcinator oder sartor, Schneider, Kleidermacher = vestitor.

                  Philipp

                  Laut "Württembergischen Vierteljahresheft für Landesgeschichte, Bd. 5, S. 198" handelt es sich hierbei um einen Schreiner.

                  wiehopf

                  Was haltet ihr davon, den Beruf als scrinarius (bzw. dessen Genitiv scrinarii, passend zum Antonii) zu lesen - ich meine das könnte passen
                  Neben dem "Tischler" (dolator oder doliator), dem "Bogner, Tischler, besonders für Kästchen und Kisten" (arcularius oder arcolarius) gibt es den "Schreiner, Tischler" als scrinarius oder scriniarius.
                  textor wäre der "Weber, Färber".

                  animei

                  scrinarius - das ist es. Wenn man es weiß, findet man auch noch weitere "c" im Text, die wie "e" aussehen.

                  Catha-Tina

                  Also ist das e ein c und jetzt finde ich das Wort auch im Familiengeschichtl. Wörterbuch (Verdenhalven), da steht noch außer Schreiner: Paneelenmacher, Archivar, Geheimschreiber, Siegelbewahrer. Das OFB hat also Recht! Das freut mich, denn ich finde dieses OFB sehr gut. Ich kenne nämlich auch andere...

                  Kögler Konrad

                  das c ist oben mit kleinem Häkchen geschrieben, unten bei caemeterio bzw. ecclesiae
                  mit Schleife wie ein e.
                  Es gäbe aber den serinarius wirklich als Nebenform von serarius,
                  abgeleitet von sera (= Säge), ursprünglich der Sägeschmied, dann aber allgemeiner
                  Begriff für Schlosser.
                  Wegen der Schreibweise des c lässt sich nicht eindeutig sagen, wie es heißt:
                  scrinarius oder serinarius.

                  ThomasW

                  Ich schreibe die kath. Tauf- und Sterbebücher von Dietikon ab. Sie sind in Deutsch und oder Latein geschrieben. Als Berufsbezeichnung las ich deutlich:
                  "serinarius", ohne Böglein oder andere Zeichen.
                  Ich tippe eher auf einen Sager, kann aber auch einen Schlosser (faber ferarius) nicht ausschliessen. Aber weshalb hat der Pfarrer diese Schreibweise gebraucht, wenn er doch sonst immer "faber ferarius" benutzte?

                  armadum

                  Ihr tut wie Ihr wollt, aber wir hatten dasselbe Problem auf meinem französischen Forum (L3Fr) und endlich war es "serinarius". Denn wir haben einen anderen Eintrag auf Französisch fûr den selben Mann und er war "menuisier", also "Schreiner".
                  Angehängte Dateien
                  Zuletzt geändert von Catha-Tina; 03.08.2010, 05:56.
                  Viele Grüße
                  Catha-Tina

                  Suche
                  - die Herkunft des Joh. August Kuhblank, Geburt um 1722, Tod 1808 in Schafstädt, seit 1751 in Schafstädt nachweisbar, sowie
                  - die Herkunft des Joh. Gottfried Siegmund, Holz- und Revierförster bei den Grafen von Stolberg in Wachau (Sachsen), Geburt um 1719,
                  Heirat 1751 in Wachau mit Johanna Rosina Förster, Tod 1805 in Wachau

                  Kommentar

                  • Lothar43
                    Erfahrener Benutzer
                    • 18.10.2007
                    • 187

                    Genealogische Kurzzeichen und Symbole

                    ich kenne die Zeichen
                    * geboren - ~ getauft - oo geheiratet - o/o geschieden - + gestorben.
                    Gibt es ein solches Kurzzeichen auch für Konfirmation und Kommunion?

                    Xtine

                    weitere genealogische Zeichen findest Du z.B. hier:
                    Ob welche für Kommunion und Konfirmation dabei sind, habe ich jetzt nicht nachgesehen.

                    Friedhard Pfeiffer

                    Für Bestattungen verwende ich der Einfachheit halber statt "[]" einfach "#".
                    Für Konfimationen gibt es selbstverständlich ein Zeichen, das aber auf der normalen Tastatur nicht vorhanden ist: Es besteht aus dem Taufzeichen "~" und darüber ein Kreuz "+". Kommunikanten werden durch einen Kelch dargestellt, der auch nicht auf der normalen Tastatur vorhanden ist.
                    Für Kommunionen gibt es auch ein nicht auf der normalen Tastatur vorhandenen Zeichen, das einem schwarzen Kopf mit vier Knopflöchern entspricht. Auch für Firmungen gibt es ein auf der normalen Tastatur nicht vorhandes Zeichen: Ein auf einem Fuß [wie auf einem Komma] sitzender, links unterbrochener Kreis.4444

                    SAM

                    Ein Kreis mit einem Kreuz (oder auch plus-Zeichen) innen. Alle Spitzen des Kreuz/oder Plus treffen auf den Kreisrand. Dieses Zeichen wird bei beiden Geschlechtern gebraucht.
                    Beispiel:
                    Zeichen - Hinrik, Bischof von Lübeck
                    oder
                    Zeichen - Gerthrud
                    Könnte es sein, dass dieses Zeichen markiert, dass die jeweiligen Personen definitiv der Kirche angehört haben (als z.B. Bischoff oder Nonne etc)?
                    Gruß aus dem Bergischen Land
                    Lothar

                    Kommentar

                    • Friedrich
                      Moderator
                      • 02.12.2007
                      • 11354

                      Was ist ein Wöhner?

                      Merle

                      wer kann mir sagen, was ein Wöhner ist? Ist das so etwas wie ein Kötter? Der Begriff taucht in einem Heiratseintrag aus Vreden/Münsterland im Jahr 1834 auf (Standesbezeichung).

                      Kögler Konrad

                      Vorausgesetzt, dass der Begriff unzweifelhaft richtig ist (nicht M statt W usw.), und auch mit dem Vorbehalt, dass ich aus dem bayerischen Raum komme:
                      Ich kenne den Begriff: Tagwener (auch Tagewoner) = Tagwerker = Söldner, "Fröhner"; hängt zusammen mit "gewent" - Tagwerk, lat. diaeta: was man an einem Tag bearbeiten kann.
                      Vgl. auch Schmeller, Bayerisches Wörterbuch, Sp. 917

                      Hina

                      lt. Duden ist Wöhner eine Form von Wehner = Wagener, also Wagenmacher, Stellmacher.
                      Hab hier gerade noch was dazu gefunden. Wöhner stammt aus dem Eifeler Dialekt.

                      Hibbeln

                      als ich den Begriff zuerst gesehen habe, da habe ich mich auch gewundert. Dort tauchte sehr häufig der Begriff Zeller und Wohner bzw. Wöhner in verschiedenen Jahren auf.
                      Ich habe dann extra einen erfahrenen Historiker gefragt, der mir beim Lesen des Begriffes behilflich war. Aber erklären konnte der ihn auch nicht. Es mag sein, dass es ein für Westfalen üblicher Begriff ist. Wir haben schon spekuliert ob es sich möglicherweise vergleichbar um den "Einlieger oder Beiwohner" handeln könnte.
                      In dem Buch "Wörter und Sachen aus Westfalen 800 - bis 1800" wird der Begriff nicht erwähnt.
                      Unabhängig vom Ergebnis hier im Forum "bleibe ich am Ball". Mich interessiert die Auflösung dieses westfälischen Begriffes ja schliesslich auch.

                      Kögler Konrad

                      Wenn der Begriff oft vorkommt, glaube ich nicht, dass es sich um einen Wagner handelt. Viele Wagner hat es doch in einem - es kommt natürlich auf die Größe an - Ort nicht gegeben.

                      Hina

                      Das stimmt schon. Die Frage ist allerdings, ob die gleichzeitig vorkommen oder nacheinander. Die Stellmachereien waren ja meist Familienunternehmen. Ich weiß allerdings nicht, wieviele Leute so an den Wagen beschäftigt waren. Vielleicht hatten sie auch noch Gehilfen. Aber ich denke auch, mehr als eine solche Familie wird es wohl in einem Ort kaum gegeben haben.

                      Whodunit

                      Ich könnte mir vorstellen, wie aus einem Haus ein Häusler wird, so wird auch in manchen Dialekten aus einer Wohnung ein Wöhner, denn er wohnt ja in dem Dorf.
                      Vielleicht war es auch eine Eigenart des Pfarrers. Solche Begriffe tauchen immer wieder in verschiedenen Gegenden auf. Aus Böhmen kenne ich den "Dom.cul." (domuncularius für Häusler), den "Chalupner" (ebenfalls Häusler) und den "hort.rur." (hortulanus ruris? für Gärtner). Damit muss man halt leben.

                      niederrheinbaum

                      Zum Begriff "Wöhner" finden sich Informationen beim Schützenverein von Schwiepinghook.
                      Dieser Ort ist heute ein Stadtteil von Ahaus und liegt nordöstlich von Vreden.
                      "Zu den Schulzen-, Zeller- und größeren Kötterhöfen gehörten oft Pachthöfe. Diese Bewohner nannte
                      man Leibzüchter, Heuerlinge oder Wöhner. Gepachtet wurde ein Wohn- und Wirtschaftshaus. Dazu
                      kam ein geringes Maß an Ackerland und Weide."
                      Weitere Informationen zu lesen unter diesem Link:

                      Beim "Heimat- und Altertumsverein der Vredener Lande e.V." wird der Begriff "Wöhner" ebenfalls
                      erwähnt:
                      http://www.heimatverein-vreden.de/pu...eba&m_id=43875

                      Merle

                      Die Erklärung von Ina deckt sich mit Infos, die Dieter in der Zwischenzeit er- und übermittelt hatte. Aber der Link zum Heimatverein ist super, da werde ich direkt mal stöbern.
                      "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                      (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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                      • Friedrich
                        Moderator
                        • 02.12.2007
                        • 11354

                        Beruf des Vaters in Taufmatrik

                        seerose

                        bin mit meinem Latein nicht so sicher und möchte überprüfen, wie weit ich korrekt liege betreffend Tätigkeit/Stellung des Vaters. Vermute er war entweder herrschaftlicher Forstverwalter oder nur Förster ?
                        Im Jahr 1758 bei Geburt des ersten Sohnes sind vermerkt als Eltern: Dms. Wenceslaus And. Sylvans Dominis et Dma. Anna Maria Conthoralis ejus
                        Im Jahr 1763 bei Geburt des zweiten Sohnen ist nur der Vater angegeben: Wenceslaus Olim Silvanus Prefectus Dominis huiatis
                        Auffallend ist der Begriff "conthoralis", der mir zum ersten Mal begegnet. Ich fand in einem britischen Lexikon dafür die Übersetzung "spouse" also Ehefrau. Jedoch sind die Ehefrauen in den sonstigen Eintragungen dieses Taufbuches immer "uxor". Wollte man damit vielleciht eine etwas gehobenere Stellung betonen (siehe auch Dms. und Dma. für Herr und Herrin) ?

                        Friedhard Pfeiffer

                        Dms = Dominus
                        Dma = Domina
                        contoral, -alis = zusammengebettet
                        praefectus = [hier] Aufseher
                        spo"n"s"a" = die Verlobte, die Braut
                        uxor = die Ehhefrau, die Gattin, die Gemahlin

                        Friedrich

                        Ich finde in meinem Wörtbuch weder Sylvans noch conthorialis, kann Dir also zu den genauen Bezeichnungen nichts sagen. Aber das Dominus könnte wirkich in die Richtung gehen, daß hiermit die gehobene Stellung angezeigt wurde.
                        Sylvans und Sylvanus Prefectus könnten von der Bedeutung durchaus identisch sein.

                        seerose

                        mir geht es nicht um einzelne vokabel, sondern um die gesamtbedeutung (meine latein grammatik ist nicht gut genug)
                        hier nochmals die textstelle des berufs:
                        "olim sylvanus prefectus dominis huiatis"
                        heißt das nun:
                        "früherer Forstprefekt der hiesigen Herrschaft" ODER
                        "einst Förster des hiesigen herrschaftlichen Prefekten"
                        meine, wenn es zweiteres, dann müsste aber Prefectum (Genitiv?) stehen - oder ??

                        henrywilh

                        Der Genitiv von pr(a)efectus ist pr(a)efecti.
                        Zusammen gehören die Nominative sylvanus prefectus - also: Forstpräfekt -
                        und die Genitive dominis huiatis - also: der hiesigen Herrschaft.

                        Kögler Konrad

                        "Dominis" kann in diesem Kontext nicht stimmen (Dativ oder Ablativ Plural); es kann nur heißen: "Domini" = Gen. Singular (seines Herrn)
                        Das andere wurde alles richtig gelöst: Dms, Dma
                        dann natürlich nicht "Sylvans", sondern "sylvanus" - zum Wald gehörig, Forst
                        conthoralis - jemand, der mit einem zusammen das Ehebett teilt, also: Ehefrau, Gattin - Ob der Pfarrer damit eine gehobene Stellung betonen wollte, möchte ich dahingestellt sein lassen. Vielleicht wollte er nur mit dem ausgefalleneren Wort mit seinen Lateinkenntnissen brillieren. Ansonsten müsste man etwa bei anderen herrschaftlichen Angestellten jeweils die lat. Bezeichnung für die Ehefrauen vergleichen.
                        olim sylvanus praefectus (wer?) huiatis domini (wessen) - einst, früher Waldaufseher, Forstwart, Förster des hiesigen Herrn
                        Ein praefectus war einfach jemand, der einem Bereich vorgesetzt war und darüber die Aufsicht hatte;
                        einen "Forstpräfekt" gab es da kaum, sondern einen Forstaufseher usw.
                        "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                        (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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                        • Friedrich
                          Moderator
                          • 02.12.2007
                          • 11354

                          Serviettenmeister

                          trust88

                          weißt jemand, was ein Serviettenmeister (1700 Jahr) für ein Beruf war?

                          henrywilh

                          betrifft offenbar einen orientalischen Hof

                          Ich fand noch eine Stelle mit ganz anderer Bedeutung, nämlich als Beschäftigter in der Textilindustrie (hier: Russland). Aber wenn dein Dokument von 1700 ist, kommt das wohl nicht in Frage. Trotzdem der Vollständigkeit halber:
                          "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                          (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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                          • Friedrich
                            Moderator
                            • 02.12.2007
                            • 11354

                            ...indsucht bei erfolgtem Brande

                            Whodunit

                            Jahr, aus dem der Begriff stammt: 1816
                            Region, aus der der Begriff stammt: Oberfranken, Kreis Forchheim
                            Ist eine "Schwindsucht bei erfolgtem Brande" als Todesursache möglich? Fotos und Kopien durften nicht gemacht werden, deswegen kann ich keinen Ausschnitt hier einstellen.
                            Ich kann nur recht sicher "...indsucht" lesen, aber das muss nicht mal hundertprozentig stimmen. Gibt es sonst "Süchte", die man nach einem Brand erleiden kann?

                            GunterN

                            Brand= brennend, schmerzhalfte Erkrankung bei Typhus.
                            Schwindsucht= Schwinden der Kräfte, Käfteverfall bei Tuberkulose.

                            Whodunit

                            haha, ich dachte tatsächlich an einen Hausbrand! Aber kann man erst typhusartige Schmerzen haben und dann an Tuberkulose erkranken? Ich verstehe den Zusammenhang noch nicht wirklich.

                            Eva64

                            Brand kann auch Wundbrand bedeuten.
                            Und dabei nicht vergessen, der Pfarrer schrieb auf was ihm geschildert wurde oder was er beobachtet hatte, als medizinischer Laie. Da können dann schon unlogische Krankheitsbilder herauskommen.

                            Friedrich

                            ich würde mal einfach vermuten, daß die Person tatsächlich an Wundbrand litt. Das braucht gar nichts spektakuläres gewesen sein, sondern nur durchgelegene Stellen, wenn jemand über längere Zeit bettlägerig war. Da erfolgte die Schwindsucht im Sinne eines langsamen Verfalls weniger als Folge des Brandes, sondern mehr als Parallelerscheinung.

                            Whodunit

                            Ich schreibe also als Todesursache "Wundbrand und Schwindsucht".

                            Kögler Konrad

                            "Brand" ist nach meiner Erfahrung bei Todesursachen in den seltensten Fällen äußerlich aufzufassen. Es bedeutet ein inneres Brennen, d.h. nichts anderes als "hohes Fieber".

                            Friedrich

                            solche Angaben wie Brand und Schwindsucht lassen eben eine Menge Spekulationen zu. Das einzige, was wir wie oben schon gesagt, wohl ausschließen können, ist, daß es mit einem Feuer zu tun hat.
                            1816, das fällt mir jetzt ein, war das "Jahr ohne Sommer" aufgrund eines Vulkanausbruchs ins Indonesien, infolgedessen die ganze Atmosphäre durch Staub verdunkelt war. Entsprechend schlecht war auch das Getreide. Ich könnte mir gut vorstellen, daß es damals eine Menge Mutterkornvergiftungen gab, die eben solche Erscheinungen wie "Brand" auslösen können. Und wenn der Ernährungszustand noch zusätzlich schlecht war, paßt auch die Schwindsucht.
                            "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                            (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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                            • Friedrich
                              Moderator
                              • 02.12.2007
                              • 11354

                              Prüfung lateinischer Wahlspruch

                              sterkjue

                              Für ein ExLibris möchte ich den Wahlspruch mit dem Namen Sterk (Stärke)
                              von Ghandi verwenden
                              Stärke wächst nicht aus körperlicher Kraft - vielmehr aus unbeugsamen Willen.
                              Wie heisst es richtig auf Latein ? Wie kann man den Spruch möglich zusammen fassen?
                              Im Internet gibt es verschiedene Übersetzungen:
                              Fortiter in re, suaviter in modo
                              Fortiter in re, suaviter in voluntate
                              Mangels Latein-Kenntnissen kann ich die Korrektheit nicht prüfen.

                              henrywilh
                              Der erste Spruch heißt:
                              Entschlossen in der Sache, sanft in der Art.
                              Der zweite:
                              Entschlossen in der Sache, sanft im Willen.
                              Das ist also beides falsch.

                              nur aus sportlichem Ehrgeiz, mache ich einen griffigen Vorschlag:
                              Vis vera non in corporis sed voluntatis fortitudo est.

                              Mein eigener Vorschlag wurde von Fachleuten als "Germanismus" kritisiert.
                              Statt dessen erhielt ich von eben diesen folgende Vorschläge:
                              ---> Virtus non robore sed firmitate animi fit.
                              ---> Virtus non robur sed firmitatem animi consequitur.
                              ---> Virtus non robore sed constantia animi fit.
                              ---> Virtus non robur sed invictum animum consequitur.
                              Virtus
                              könne auch durch Potentia ersetzt werden.


                              Kögler Konrad

                              Ex aermulo ein paar Vorschläge:
                              Es kommt natürlich darauf an, was man unter Stärke versteht und ob man den Willen so wörtlich nehmen soll.
                              1. Vires animi invicti plus valent quam corporis.
                              Die Kräfte eines unbeugsamen Herzens (animus = geistliger, seelischer, emotionaler Bereich) sind stärker als die des Körpers.
                              2. Fortitudo non in robore, sed potius in animo invicto posita est.
                              Stärke beruht nicht auf körperlicher Kraft, sondern vielmehr auf einem unbeugsamen Geist (= Willen)
                              3. Non robur, sed animus invictus fons fortitudinis [est].
                              Nicht Körperkraft, sondern ein unbeugsamer Wille ist die Quelle der Stärle.

                              Friedrich

                              Ex aermulo ein paar Vorschläge:
                              besser kann man einen Tag nicht beschließen!

                              Kögler Konrad

                              Gratias, carissime Friderice, tamen modestus sim.
                              "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                              (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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                              • Friedrich
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                                • 02.12.2007
                                • 11354

                                Basamenter

                                Marlies

                                ich bin über einen Beruf gestolpert, den ich nich zuordnen kann: Basamenter
                                * Donaueschingen ~21.12.1811
                                Tochter des Bürgers und Basamenters

                                assi.d

                                unser Freund Google sagt folgendes:
                                367] Basament (ital.), so v.w. Postament. Also heute würde man vielleicht Tiefbau dazu sagen...

                                HelgeundKlaus

                                könnte es sich um einen POSAMENTER handeln?
                                Schlecht Schrift oder eine schlechte Aussprache bei sder Niederschrift
                                könnten diesen Beruf verfremdet haben.

                                Kögler Konrad

                                Schmeller, Bayerisches Wörterbuch, Sp. 408
                                Passamen, Borte oder Besatz an Kleidern, Posament
                                (ital. passamento, franz. passament)
                                Also war ein Basamenter oder Posamenter ein Bortenmacher

                                Marlies

                                .... das wäre möglich, "meine" Quelle sind die Zweitschriften der (online stehenden) Geburtenbücher Donaueschingen, wobei ich die schlechte Schrift ausschließen kann, der Beruf taucht auch als Baßamenter oder Basamenteur auf

                                henrywilh

                                Das dürfte mundartlich bzw. regional gefärbt sein. Hier ein Beispiel aus der Schweiz:
                                "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                                (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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