Fakten, Fakten, Fakten! Gesammelt aus den alten Beiträgen!

Einklappen
Dieses Thema ist geschlossen.
X
Das ist ein wichtiges Thema.
X
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge
  • Friedrich
    Moderator
    • 02.12.2007
    • 11354

    Lateinische Tabellenüberschrift in Kirchenbuch um 1890

    antenne

    Quelle bzw. Art des Textes: Kirchenbuch mit Eintrag der Todesfälle
    Jahr aus dem der Text stammt: um 1890
    Ort/Gegend der Text-Herkunft: Czarnikau/Westpreußen

    die Tabelle, die die einzelnen Todesfälle auflistet, enthält eine Spalte mit folgender lateinischer Überschrift:
    Unde patet eurato, personam defunctam esse eandem sicut ipserelatum
    In dieser Spalte ist dann meist ein Name oder die Angabe Vater, Mutter oder Eltern eingetragen.
    Was bedeutet diese Überschrift?

    Friedhard Pfeiffer

    unde = woher, weshalb, woraus, womit
    patere = offen sein, sich erstrecken, vor Augen liegen, offenbar sein
    erratus = umhergeirrt, verirrt
    persona = Person
    defunctus esse = vollendet haben, gestorben sein
    eandem = auf demselben Wege, eben da
    sicut = sowie, gleichwie, wie
    ipse = selber, in eigener Person
    relatus = zurückgetragen, zurückgebracht
    relatus = Vortrag, Berichterstattung
    Wie der Satz nun zu übersetzen ist, kann ich nicht sagen.
    "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
    (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

    Kommentar

    • Friedrich
      Moderator
      • 02.12.2007
      • 11354

      Saccelan

      luna101

      Auch ich habe einen Beruf gefunden, der mir unklar ist.
      Da hat ein Pfarrer zur Unterstützung einen Saccelan beigezogen.
      Weiss jemand was ein Saccelan ist.

      Udo Wilhelm

      sacellan(us) = Kaplan
      "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
      (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

      Kommentar

      • Friedrich
        Moderator
        • 02.12.2007
        • 11354

        Alte Bezeichnungen für Verwandte: Base, Eidam, Oheim, ...

        Marlies

        Gerdas Beitrag über den Begriff Enke bringt mich auf die Idee, einmal nachzufragen, welche alten Bezeichnungen für Verwandte es überhaupt gab:
        Mir fallen im Moment ein:
        Base = Cousine
        Eidam = Schwiegersohn
        Oheim = Onkel
        Ich bin sicher, Ihr könnt diese Liste fortführen

        Hina

        das ist ein kleiner Ausschnitt aus Wikipedia und könnte beim Lesen alter Dokumente auch andere Wendungen in der Zuordnung bringen:
        "Eine veraltete Bezeichnung für Onkel ist Oheim, Ohm oder Öhm. Während aber Onkel sowohl den Bruder des Vaters als auch den der Mutter bezeichnet, meint Oheim ursprünglich nur den Bruder der Mutter, bzw. den Ehemann der Schwester der Mutter. Dem Oheim entsprach früher die Muhme oder auch Base für die Schwester der Mutter, bzw. die Frau des Bruders der Mutter. Bevor Onkel und Tante aus dem französischen in den deutschen Sprachgebrauch kamen, wurden für Bruder und Schwester des Vaters die Bezeichnungen Vetter und Base verwendet, welche später für deren Kinder benutzt wurden. Vetter und Base wurde und wird noch (regional) für entferntere Verwandte verwendet. „Der Vetter aus Dingsda“ ist der entfernte Verwandte von Irgendwo. Bekannt geworden ist der Begriff durch die erfolgreiche, gleichnamige Operette von Eduard Künneke."
        Schwiegertochter = Schnur, Söhnerin
        Schwiegereltern = Schwäher

        Eva64

        Der Großvater war bei uns der Ähne/Ehne
        Die Großmutter die Ahne (ausgesprochen mit dunklem "a" am Ende )
        Patentante = Dote
        Patenonkel = Döte

        ostergen

        bei uns sagt man zum
        Paten (weiblich) = Gote oder Gode (je nach Dialekt, hessisch).
        Bei männlich wir nur der davor gesetzt.

        Hintiberi

        Vgl. engl: "Godfather"
        Der "Pate" (von lat. pater = Vater) ist sozusagen der "Mit-Vater" (patrinus), im Deutschen gibt's dafür ja auch die Bezeichnung auch "Ge-vatter".

        Wolfg. G. Fischer

        Bei uns hieß der Großvater "Abbe" oder "Ellevater", die Großmutter "Eller".
        Die Patentate war die "Deet" (im Kirchenbuch steht manchmal "Taufdöte"), der Patenonkel der "Pätter".
        Marlies

        das wird aber sicher "weich" ausgesprochen, also "Pädder" oder?
        Marlies, die sich erinnert, dass man in und um Fulda herum so sprach

        ostergen

        da hast Du gut hingehört. Ich kenne das auch so.

        Friedrich

        Viele solcher alten Begriffe stehen in alten Luther-Bibeln. Es lohnt sich, auch ohne religiöse Motive mal da reinzuschauen.

        Xtine

        Zitat:
        Original von ostergen
        Paten (weiblich) = Gote oder Gode (je nach Dialekt, hessisch).
        In Schwaben ist es die Godl.

        m.liensbergerbarth

        bei uns heißt Patin - die Töte
        und der Pate - Tete
        jeweils mit langem Mittellaut
        Großvater teilweise Nene (auch langgezogen)

        Peter G.

        in unserer näheren Umgebung kenne ich "Gettel" als Schwester eines Elternteils.
        "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
        (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

        Kommentar

        • Friedrich
          Moderator
          • 02.12.2007
          • 11354

          Dreher

          Martor

          wo wir gerade schon so schön dabei sind Berufe zu erklären habe ich auch einen mit dem ich nicht viel anfangen kann.
          Den Beruf Dreher in der heutigen Zeit an einer Drehbank kenne ich ja, mein Dreher kommt aber um das Jahr 1610 in Nördlingen vor, ich denke nicht das es damals schon Drehmaschinen gab.
          Was könnte damit gemeint sein? Ich freue mich auf eure Meinungen.

          Carlton

          dieses sind die Tätigkeiten eines Drehers (Ausbilung) heute (aus dem Internet):
          Tätigkeiten als Dreher/-in
          * Herstellen von Werkstücken für Maschinen, Geräte und Anlagen durch Drehen, Bohren und Schleifen
          * Montage und Demontage von Bauteilen und Baugruppen
          * Planung und Fertigung
          * Auswählen von Werkzeugen, Schleifmitteln und Hilfsstoffen
          (* Erstellen von Programmen für numerisch gesteuerte Werkzeugmaschinen)
          * Montieren und Ausrichten von Spannmitteln
          * Prüfen und Messen der Formgenauigkeit der Werkstücke
          (* Aufbau von pneumatischen und hydraulischen Steuerungen)?
          * Reinigung und Pflege der Betriebsmittel
          * Wartungsarbeiten
          Die von mir in Klammern gesetzten Aufgaben gab es m.E. früher nicht. Alle anderen Tätigkeiten aber sehr wohl. Auch ohne "Drehmaschine" konnte und musste der DREHER sehr wohl seine Arbeit verrichten.

          Joachim v. Roy

          Im 17. und 18. Jahrhundert verstand man unter einem „Dreher“ einen „Drechsler“, der auch – französisch - als „Tourneur“ bezeichnet wurde. Dieser Kunsthandwerker, der – wenn er selbständig war - eine aufwendig ausgestattete Werkstatt besaß, arbeitete in Gold, Silber, Messing, Stahl, Eisen, Kupfer, Zinn, Holz, Elfenbein und Knochen.
          Bekannt ist, daß damals selbst Angehörige des hohen Adels das „Drechseln“ als Hobby betrieben.

          Martor

          Was stellten die Dreher damals her? War es hauptsächlich eine Kunstarbeit oder wurden auch Haushaltsgegenstände und Werkzeuge bzw. Waffen gefertigt?

          Hina

          gedrechselt bzw. gedreht wurde eigentlich alles, was rund war und auf die Maschine passte. Drehmaschinen dürften so ziemlich die ältesten Maschinen der Welt sein. Möbelteile wie Tisch- und Stuhlbeine, Stäbe für Treppengeländer, Kerzenständer, auch Teller usw. gehörten zum Repertoire.
          Was den höheren Adel betrifft, so war es wohl wirklich sehr beliebt.
          Wer kürzlich "Krieg und Frieden" gesehen hat, mag sich vielleicht auch an die Szene beim alten Fürsten Bolkonski erinnern, die ihn beim drechseln zeigte.

          Marlies

          zunftmäßige Organisationen sind bereits seit dem 12. Jahrhundert bekannt, ab ca. 1550 wurde den Gesellen eine Wanderzeit vorgeschrieben, folgende Werkzeugewurden benutzt: Drehröhren, Drehmeißeln, die Wippdrehbank

          schaefera

          http://www.lechner-online.de/drechse..._historie.html
          "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
          (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

          Kommentar

          • Friedrich
            Moderator
            • 02.12.2007
            • 11354

            Reichsinvalide

            netsrak

            Was bedeutet die Bezeichnung Reichsinvalide und Berginvalide? Ist das eine Bezeichnung für Invaliden für Kriegsbeschädigte? Was bedeutet die Bezeichnung Schekkerode (Bergwerksiedlung in Dortmund)?

            Marlies

            Reichsinvalide: Ein Kriegsversehrter, Kriegsbeschädigter, jemand aus der Zeit der beiden Weltkriege
            Berginvalide: ein in seinem Beruf (also Bergmann, Steiger, usw) arbeitsunfähig gewordener Mensch
            In beiden Fällen muß es nicht um äußere, also sichtbare Verletzungen gehen.
            und richtig: zu Scheckerode siehe hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Dortmund-Neuasseln
            "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
            (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

            Kommentar

            • Friedrich
              Moderator
              • 02.12.2007
              • 11354

              Schulbegriff Tertia

              Luise

              mein Ahne hat 1862 in Saalfeld die Tertia verlassen "um Maurer zu werden", wie wörtlich erwähnt wird. In welchem Alter befand er sich da?

              schaefera


              zwischen 14 und 15 Jahre wird dein Ahne gewesen sein.
              "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
              (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

              Kommentar

              • Friedrich
                Moderator
                • 02.12.2007
                • 11354

                Beruf: Baumeister

                Luise

                mein Ahne war "Baumeister". Welche berufliche Laufbahn hatte er da?

                Joachim v. Roy

                Zedler, Universal-Lexicon, Bd. II, Halle-Leipzig 1732, Sp. 140:
                „ ARCHITECTUS, BAU-MEISTER, ist eine Person, welche die Civil-Bau-Kunst übet, und also nicht allein ein Gebäude nach denen Architectonischen Regeln anzugeben vermögend ist, sondern auch einen Bau würcklich anzuordnen und aufzuführen weiß. Es wird demnach zu einem Architecto erfordert, daß er die Mathesin, sonderheit Arithmetic, Geometrie, Perspectiv, Horographie und Mechanic wohl verstehe, in dem Studio historico, sonderlich der Antiquité nicht unerfahren sey, die Kunst zu zeichnen und zu mahlen hinlänglich begriffen habe, und auf Reisen durch Betrachtung derer vornehmsten Gebäude in der Architectur immer mehr und mehr perfectioniret worden sey.
                ARCHITECTUS MILITARIS, s. INGENIEUR.“
                P.S. Ein zu meiner eigenen Familie gehörender „Baumeister“ ( * 1785, + 1842) malte 1813 bau- und heimatgeschichtlich wertvolle Aquarelle von Danziger Fachwerkhäusern (heute in der Akademischen Bibliothek Danzig). Leider bin ich über seine berufliche Tätigkeit überhaupt nicht informiert.

                Luise

                1862 ging er von der Schule ab "um Maurer" zu werden. Wie es dann mit einem Studium weiterging, weiß ich leider nicht.
                In unserer Familie wird erzählt, dass er in Buxtehude studiert haben sollen. Keine Ahnung ob das stimmt.
                "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

                Kommentar

                • Friedrich
                  Moderator
                  • 02.12.2007
                  • 11354

                  Übersetzung NL

                  Maria H

                  ich habe aus einem niederl. Stammbaum einige Begriffe, die ich nicht übersetzen kann, vielleicht wisst ihr was sie bedeuten. Übersetzungen im Internet gibt es viele, habe keine in niederländisch gefunden.
                  ondertrouwd
                  supportmedewerker, administratief medewerker
                  veldwachter
                  geboortejaar niet helemaal
                  zeker
                  het kraambed overleden
                  wikelier
                  kleermaker
                  naaister
                  gecremeerd = eingeächert ?

                  Friedhard Pfeiffer

                  ondertrouwd = angetraut
                  supportmedewerker, administratief medewerker = unterstützende/r Verwaltungs-Mitarbeiter/in
                  veldwachter = Gendarm
                  geboortejaar niet helemaal = überhaupt nicht/kein Geburtsjahr
                  zeker = gewiß, wirklich, sicher, bestimmt, sicherlich
                  het kraambed overleden = am Strand tot
                  wikelier = ?
                  kleermaker = Schneider
                  naaister = abwärts, herab, herunter, hinab, hinunter, nach
                  gecremeerd = eingeäschert

                  Joachim v. Roy

                  ondertrouw = Aufgebot
                  medewerker = Mitarbeiter
                  veldwachter = Flurwächter, Flurschütz (bei der Polizei: Gendarm)
                  geboortejaar = Geburtsjahr
                  helemaal niet = gar nicht
                  in het kraambed overleden = im Wochenbett verstorben
                  winkelier (!) = Ladenbesitzer
                  kleermaker = Schneider
                  naaister = Schneiderin
                  gecremeerd = eingeäschert

                  ubbenkotte

                  ein "veldwachter" war ein Dorfpolizist oder ein Polizist auf dem Lande. Die Berufsbezeichnung wurde bis 1941/1942 (rijksveldwachter und dorpsveldwachter) benutzt. Nachher wurden die "veldwachters" Polizisten genannt.

                  Maria H

                  Mein "veldwachter" lebte in Beesel, geb.1869, gest. 1927, da Beesel damals auch noch kleiner war würde ich dann auf Flurwächter/Flurschütz tippen. Was sagt ihr? Bei uns gab es zur damaligen Zeit in den Dörfern noch keine Polizei.

                  ubbenkotte

                  er war Polizist.
                  "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                  (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

                  Kommentar

                  • Friedrich
                    Moderator
                    • 02.12.2007
                    • 11354

                    Wortbedeutung von Unbegebene

                    Adi

                    kann mir bitte jemand erklären was das Wort:
                    "Unbegebene" bedeutet.

                    animei

                    lt. http://www.ahnenforschung-unger.de/g...1-0-0-1-s.html handelt es sich hierbei um eine unverheiratete Frau, die sich noch nicht in den Ehestand begeben hat.
                    "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                    (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

                    Kommentar

                    • Friedrich
                      Moderator
                      • 02.12.2007
                      • 11354

                      auf Soldatenmanier begraben

                      Marlies

                      am 24.03.1721 stirbt in Vacha (Rhön) Peter Kirchhoff, geb. von Pitschau in Mecklenburg, 24 Jahre alt, Musketier im Prinz-Max-Reg. an Schwindsucht und wird "auf Soldatenmanier begraben"
                      Auch Kinder von Soldaten werden in Vacha "nach Soldatenmanier" begraben.
                      Was muß ich mir darunter vorstellen?

                      Joachim v. Roy

                      Üblicherweise:
                      - Militärisches Ehrengeleit (vor dem Sarg, die Angehörigen des Verstorbenen gehen hinter dem Sarg) von der Kirche/Kapelle bis zum offenen Grab
                      - Abschiedsworte des militärischen Vorgesetzten
                      - 3 Schuß Ehrensalut über dem offenen Grab nach Herablassen des Sarges.

                      Marlies

                      dass es für einen Soldaten üblich war/ist, drei Schuß Ehrensalut abzugeben, leuchtet mir ein, aber für ein 3jähriges Kind?
                      Sollte so (seitens der Vorgesetzten) dem Soldaten (als Vater) gezeigt werden, dass man auch das Leben seiner Kinder achtete?

                      Hina

                      ich glaube kaum, dass ein so kleines Kind mit Trommelwirbel und Salutschüssen beerdigt wurde. Auch eine Rede des Vorgesetzten kam wohl eher nicht infrage.
                      Soldatenmanier war es auch, ohne Sarg zu beerdigen.

                      Marlies

                      das finde ich zwar auch außergewöhnlich, aber wenn es Soldatenmanier war, dann wars halt so.
                      "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                      (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

                      Kommentar

                      • Friedrich
                        Moderator
                        • 02.12.2007
                        • 11354

                        Acte de Mariage "fille legitime de feu richard Schreiner"

                        Joahnen

                        was bedeutet das Wort "feu" in diesem Zusammenhang?
                        Es kommt zweimal vor, siehe Bild, bei Anne Sibille Holt und bei Richard Schreiner.


                        Carlton

                        "feu" in diesem Zusammenhang müsste "verstorben" heißen.
                        "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                        (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

                        Kommentar

                        • Friedrich
                          Moderator
                          • 02.12.2007
                          • 11354

                          Beruf: Aufleger?

                          flo

                          Weiß vielleicht jemand was der Beruf "Aufleger" bedeutet?

                          Marlies

                          aus dem Wörterbuch zur Familien und Heimatforschung in Bayern und Österreich von Reinhard Riepl:
                          Aufleger: 1. in einem Salzbergwerk Lagerarbeiter, welche die Salzscheiben auf die Fuhrwerke luden.
                          2. In Traunstein schon 1375 verbürgt, hatten sie für den Feuerschutz zu sorgen und wurden auch als Nachtwächter eingesetzt.
                          3. in einem Schiffszug gingen sie zu Fuß mit und hoben das Zugseil über die Hindernisse
                          "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                          (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

                          Kommentar

                          • Friedrich
                            Moderator
                            • 02.12.2007
                            • 11354

                            Bürger und StundRuffer?

                            Pfadfinder07

                            Jahr aus dem der Begriff stammt: 1723
                            Region aus der der Begriff stammt: Sachsen
                            bei der Suche im KB Schildau bin ich auf einen Beruf gestoßen, den ich als "Stundruffer" (im Original: "Bürger und StundRuffer") lese, gab es diesen Beruf? Ist das möglicherweise eine andere Bezeichnung für den Nachtwächter?

                            Marlies

                            nicht nur möglicherweise, es IST ein Nachtwächter.
                            Die Stundenrufer sangen in der Nacht zur abgelaufenen Stunde einen rührigen Vers.
                            Quelle: etymologisch-genealogisches Lexikon
                            "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                            (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

                            Kommentar

                            • Friedrich
                              Moderator
                              • 02.12.2007
                              • 11354

                              Lat. Heiratseintrag 1799

                              Hintiberi

                              Jahr aus dem der Begriff stammt: 1799
                              Region aus der der Begriff stammt: Westfalen

                              ich habe hier einen Kirchenbucheintrag von 1799 aus Asseln - der Mann kam aus Dahl, die Braut aus Asseln nur was Paderborn damit zu tun hat, erschließt sich mir noch nicht; vielleicht könntet ihr mir das mal übersetzen?
                              1799, Januar 29tâ
                              Datâ â me Licentiâ in Ecclesia R.R. P.P. Capucinorum Padiborna coram R. I. guardiano copulati sunt Franciscus Evers Adolescens ex Dahl et Elisabetha Puella ex Asselen ostensis dimissorialibus à Parocho sponsi datus vidi Testimonium facta copulationis.
                              testes: P. Ivo et Henric. Leim... ex Dahl.

                              sb_2004

                              Laut Kirchenbuchlatein http://www.krumhermersdorf.de/literatur/latein.htm#S bedeutet dimittieren: zwecks Eheschließung in eine andere Pfarre entlassen (aus einem Dienstverhältnis) einen 'Losbrief) des örtlich zuständigen Pfarrers, worin dieser sein Einverständnis zur Vornahme der Trauung durch einen anderen Geistlichen erklärt
                              "ostensis dimissorialibus" bedeutet demnach "mit vorgezeigtem Losbrief"
                              29.Januar 1799
                              Es wurde mir die Erlaubnis erteilt in der Kirche R.R. P.P. der Kapuziner in Padiborna (Paderborn?) in Gegenwart von (oder: öffentlich) R.I. [guardiano?] ...
                              daß vermählt sind Franciscus Evers, Erwachsener aus Dahl und Elisabetha, ein Mädchen aus Asselen, mit vorgezeigtem Losbrief an den Pfarrer.
                              Das Geben der Sponsalien habe ich in dem Zeugnis gesehen, Tatsachen der Verbindung.
                              Zeugen: P. Ivo und Henricus (Heinrich) Leim... aus Dahl.
                              Ich vermute, dass beide eine Erlaubnis ihres örtlich zuständigen Pfarrers zur Heirat brauchten, da Paderborn weder für den Bräutigam, noch für die Braut zuständig war. Sie wollten aber wahrscheinlich unbedingt in Paderborn heiraten und nahmen wohl diese Umstände auf sich.
                              Sponsalien sind kirchl. Verzeichnisse, in die Heiratsversprechen eingetragen wurden. Erst nach Verlesen des Heiratsbegehrens an 3 Sonntagen in der Kirche durfte geheiratet werden. Man musste für die Eintragung bezahlen.
                              Meine Vermutung: In diesem Fall wurde das wohl in einer der Heimatgemeinden bezahlt und diese Tatsache wurde in den Losbrief geschrieben (dass auch alles seine Ordnung hat und der Pfarrer in Paderborn die Trauung vornehmen konnte).
                              "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                              (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

                              Kommentar

                              • Friedrich
                                Moderator
                                • 02.12.2007
                                • 11354

                                Was sind "alias"-Namen?

                                Ursula

                                in vielen Beiträgen lese ich bei Euch, dass manche Personen "xy alias z", oder "xy genannt z" heißen.
                                Sowas ist mir in den Kirchenbüchern noch niemals begegnet.
                                Was haben diese Namen zu bedeuten?

                                Joachim v. Roy

                                die lateinische Bezeichnung "alias“ = "sonst" oder die Angabe "genannt" (z.B. Piepenkerl sonst Brinkmann genannt) findet man vor allem bei Familien, die neben ihrem Familiennamen auch ihren Hofnamen führen oder die gezwungen waren, ihren Familiennamen abzulegen und sich ausschließlich nach ihrem Hofnamen zu nennen usw. Hier kommen verschiedene Gepflogenheiten in Betracht.
                                Derartige Namensformen begegnen einem vornehmlich in Westfalen und im süddeutschen Raum, so gut wie gar nicht hingegen in Mittel- oder in Ostdeutschland.

                                Hintiberi

                                es handelt sich dabei um Hofnamen:
                                FN und HN: genannt, vulgo, nunc; alias, verus, olim

                                Joachim v. Roy

                                Hier handelt es sich nicht allein um Hofnamen! Auch findet man oft, daß die Kinder vermögender Adels- und Bauerntöchter („Erbtöchter“) neben ihrem väterlichen Familiennamen zusätzlich den bedeutenderen Familiennamen der Mutter führten (verbunden mit „genannt“).

                                Luise

                                Ich kenne so etwas auch aus Thüringer KB. In einem Dorf bei Erfurt war eine Familie Ritter so zahlreich, dass es wohl schon für die damalige Zeit (16. Jh.!) zu unübersichtlich wurde und deshalb in zwei Linien unterschieden werden musste. So heißt es z.B. dann: "Georg Ritter - Kleinkunz" oder "Hans Ritter - Altclaus"

                                Ursula

                                Den Gebrauch des Hofnamens kenne ich gut, aber nur im Sprachgebrauch.
                                Da ist dann von Bottas Karle die Rede oder von s'Krämers.
                                Obwohl ich fast ausschließlich im süddeutschen Raum suche, kam das über Jahrhunderte nie in den Kirchenbüchern vor.
                                "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                                (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

                                Kommentar

                                Lädt...
                                X