Schlesische Provinzialblätter
1786, October
Verbrechen:
Des Grosknechts auf dem Herrschaftlichen Hofe zu Jordansmühle im Nimptschischen, Daniel Schillge, Ehefrau, Anna Rosina, holte am 23. September vor ihren Mann und Bruder das Gesindebrot. Wie sie es empfangen hatte, beklagte sie sich gegen den herrschaftlichen Wächter, Gottfried Trispel, der es austheilte, daß sie ein Brod zu wenig erhalten habe. Wenn es so ist, antwortete der Wächter, so nehmet indessen eines, das fehlende wird sich wohl finden. Wie der Trispel alle Brodte aus dem Backofen genommen hatte, fehlte ihm eins. Er gieng also zur Schillgin und beschuldigte sie, daß sie, wie sie schon mehrmalen gethan hätte, ein Brot zuviel genommen haben müßte. Sie läugnete es. Darüber geriethen beide in einen Wortwechsel, un d da die etc. Schillgin, die eben so fertig mit Hand als mit der Zunge war, ausschlug, ins Handgemenge. Das Weib sprang zu ihrem Manne, der im Stall beschäftigt war und rief ihn zu Hülfe; er ließ sie aber allein zurückgehen, weil er ihrer starken Faust zutraute, daß sie des kleinen Gegners mächtig werden würde. Auf der Treppe zu ihrer Kammer begegnete ihr Trispel. Voll Wuth ergriff sie eine Zuberstange und schlug ihn damit so heftig an den Kopf, daß ihm das Blut über das Gesicht herunterlief. Eine solche Mishandlung jagte den sonst stillen, aus Phlegma friedlichen Trispel in Harnisch. Er faßte die von der Schillgin weggeworfene Zuberstange, und gab ihr damit von obenherunter einen so unglücklichen Schlag, daß sie nur noch bis vor die Hausthür wankte, dann hinsank, und wie todt in die Stube getragen werden mußte. Die öffnung einer Ader brachte sie ins Leben zurück, gab ihr aber das Bewußtseyn nicht wieder, und sie starb 7 Stunden nachher. Sie ist 30 Jahr alt, Mutter eines Säuglings, und zweyer noch unerzogenen Kinder; sie war eines der stärksten und gesündesten Weiber und hätte noch Mutter einer zahlreichen Familie werden können. Am Tage ihrer Beerdigung hielt der würdige Herr Pastor Mauersberger an dem Altar, vor welchem er ihr erst den Tag vor ihrem unseligen Zank das Abendmahl gereichet hatte, eine auf diese Gelegenheit passende Rede, zur Rührung der zahlreichen Versammlung. Trispel, ein Vater von 3 unerzogenen Kindern, ward bald nach der That in Verhaft genommen. Sobald ihn der Wahn verließ, die Schillgin verstelle sich nur,, sank er in die quälendste Unruh. Jedermann bedauert diesen gereitzten und sonst ehrlichen und guten Mann.
Fortsetzung folgt.
1786, October
Verbrechen:
Des Grosknechts auf dem Herrschaftlichen Hofe zu Jordansmühle im Nimptschischen, Daniel Schillge, Ehefrau, Anna Rosina, holte am 23. September vor ihren Mann und Bruder das Gesindebrot. Wie sie es empfangen hatte, beklagte sie sich gegen den herrschaftlichen Wächter, Gottfried Trispel, der es austheilte, daß sie ein Brod zu wenig erhalten habe. Wenn es so ist, antwortete der Wächter, so nehmet indessen eines, das fehlende wird sich wohl finden. Wie der Trispel alle Brodte aus dem Backofen genommen hatte, fehlte ihm eins. Er gieng also zur Schillgin und beschuldigte sie, daß sie, wie sie schon mehrmalen gethan hätte, ein Brot zuviel genommen haben müßte. Sie läugnete es. Darüber geriethen beide in einen Wortwechsel, un d da die etc. Schillgin, die eben so fertig mit Hand als mit der Zunge war, ausschlug, ins Handgemenge. Das Weib sprang zu ihrem Manne, der im Stall beschäftigt war und rief ihn zu Hülfe; er ließ sie aber allein zurückgehen, weil er ihrer starken Faust zutraute, daß sie des kleinen Gegners mächtig werden würde. Auf der Treppe zu ihrer Kammer begegnete ihr Trispel. Voll Wuth ergriff sie eine Zuberstange und schlug ihn damit so heftig an den Kopf, daß ihm das Blut über das Gesicht herunterlief. Eine solche Mishandlung jagte den sonst stillen, aus Phlegma friedlichen Trispel in Harnisch. Er faßte die von der Schillgin weggeworfene Zuberstange, und gab ihr damit von obenherunter einen so unglücklichen Schlag, daß sie nur noch bis vor die Hausthür wankte, dann hinsank, und wie todt in die Stube getragen werden mußte. Die öffnung einer Ader brachte sie ins Leben zurück, gab ihr aber das Bewußtseyn nicht wieder, und sie starb 7 Stunden nachher. Sie ist 30 Jahr alt, Mutter eines Säuglings, und zweyer noch unerzogenen Kinder; sie war eines der stärksten und gesündesten Weiber und hätte noch Mutter einer zahlreichen Familie werden können. Am Tage ihrer Beerdigung hielt der würdige Herr Pastor Mauersberger an dem Altar, vor welchem er ihr erst den Tag vor ihrem unseligen Zank das Abendmahl gereichet hatte, eine auf diese Gelegenheit passende Rede, zur Rührung der zahlreichen Versammlung. Trispel, ein Vater von 3 unerzogenen Kindern, ward bald nach der That in Verhaft genommen. Sobald ihn der Wahn verließ, die Schillgin verstelle sich nur,, sank er in die quälendste Unruh. Jedermann bedauert diesen gereitzten und sonst ehrlichen und guten Mann.
Fortsetzung folgt.
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