Von der Waffen SS in den Krieg gepresst

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  • Stephanie Mahl
    Neuer Benutzer
    • 22.04.2020
    • 4

    Von der Waffen SS in den Krieg gepresst

    Hallo allerseits!
    Beim Schauen der Doku Kriegskinder heute in der ARD wurde erwähnt, dass jemand als Jugendlicher in die SS gepresst wurde und schon Schweigen als Zustimmung gereicht hat, so dass er auf einer Mitglieder-Liste gelandet ist wegen der er wenig später in russische Kriegsgefangenschaft kam.

    Dabei ist mir die Idee gekommen, ob es vielleicht von einem ähnlichen Vorfall, der meinem Vater passiert ist, auch Unterlagen geben könnte. Weiß jemand, wo ich da zu suchen anfangen könnte?

    Mein Vater ist am 10.1.1929 in Wiesental (heute Teil von Waghäusel, zwischen Mannheim und Karlsruhe) geboren. Er ist mit 14 Jahren nach Mannheim zur Ausbildung in die dortige Werft gekommen und so lang das ging und überhaupt gearbeitet wurde täglich dorthin gependelt. Kurz vor Kriegsende (an den genauen Zeitpunkt erinnert er sich nicht mehr) wurde er mit den gleichaltrigen Jungen des Dorfes von der Waffen SS in einem LKW eingesammelt und im Nachbarort den ganzen Tag in die Turnhalle eingesperrt, weil sie sich "freiwillig" zum Dienst in der Waffen SS melden sollten. (Stichwort: das letzte Aufgebot) Allerdings haben diese SS Angehörigen offenbar tatsächlich von jedem der Jugendlichen eine Unterschrift auf einzelnen Zettel benötigt. (Warum auch immer sie so "korrekt" waren) Nur einer hat unterschrieben. Trotzdem wurden Abends irgendwann alle wieder frei gelassen. Der, der unterschrieben hat, wurde später abgeholt und kam aus dem Krieg nicht mehr heim. Dieser Vorfall hat meinen Vater so geprägt, dass er nach dem Krieg die Ostermarschbewegung in Mannheim mit aufgebaut hat und bis in die 70ger Jahre Kriegsdienstverweigerer beraten hat. Er selbst war ein "weißer Jahrgang", d.h. unter Hitler konnte er wegen seines Alters rechtmäßig noch nicht einberufen werden und in der Bundesrepublik wurde er es bei Wiedereinführung der Bundeswehr auch nicht mehr. (Ganz abgesehen davon, dass er nicht gegangen wäre &#128541
  • Erny-Schmidt
    Erfahrener Benutzer
    • 16.06.2018
    • 440

    #2
    Zitat von Stephanie Mahl Beitrag anzeigen
    Beim Schauen der Doku Kriegskinder heute in der ARD wurde erwähnt, dass jemand als Jugendlicher in die SS gepresst wurde und schon Schweigen als Zustimmung gereicht hat, so dass er auf einer Mitglieder-Liste gelandet ist wegen der er wenig später in russische Kriegsgefangenschaft kam.

    Dabei ist mir die Idee gekommen, ob es vielleicht von einem ähnlichen Vorfall, der meinem Vater passiert ist, auch Unterlagen geben könnte. Weiß jemand, wo ich da zu suchen anfangen könnte?

    Mein Vater ist am 10.1.1929 in Wiesental (heute Teil von Waghäusel, zwischen Mannheim und Karlsruhe) geboren. Er ist mit 14 Jahren nach Mannheim zur Ausbildung in die dortige Werft gekommen und so lang das ging und überhaupt gearbeitet wurde täglich dorthin gependelt. Kurz vor Kriegsende (an den genauen Zeitpunkt erinnert er sich nicht mehr) wurde er mit den gleichaltrigen Jungen des Dorfes von der Waffen SS in einem LKW eingesammelt und im Nachbarort den ganzen Tag in die Turnhalle eingesperrt, weil sie sich "freiwillig" zum Dienst in der Waffen SS melden sollten.
    Ein naher Verwandter hat ähnliches berichtet: 1944 als er beim Arbeitsdienst war, wurde ein Vortrag der SS angekündigt. Wer bereits einen Einberufungsschein zur Wehrmacht hatte, sollte statt dessen Kartoffeln schälen. Weil es ihm verdächtig vorkam, hat sich der Verwandte zum Kartoffelschälen gemeldet. Später erfuhr er, dass ein SS-Mann den Vortrag hielt, ein zweiter ging währenddessen durch die Reihen und griff sich Kandidaten seiner Wahl raus: "Du kommst mit, du kommst mit, ..."
    Da mein Verwandter sehr sportlich war (es reichte für eine Fallschirmjäger-Ausbildung!) wäre er garantiert zur SS zwangsrekrutiert worden. 1944 mussten SS-Leute nicht mehr blond & blauäugig sein, die arische Urgroßmutter genügte.
    Auskunft zu ehem. Angehörigen der Waffen-SS bekommst Du i.a. bei der WASt in Berlin, evtl. auch beim Militärarchiv in Koblenz.
    In russische Kriegsgefangenschaft kamen beileibe nicht nur SS-Leute. Die Sowjetarmee hat aber ehem. SA- und SS-Leute u.ä. nach Kriegsende verhaftet und zunächst ins (von der UdSSR weiter betriebene) KZ Sachsenhausen und später nach Russland/Sibirien verbracht. Das waren keine Kriegsgefangenen mehr im Sinne der Genfer Konvention. SS-Leute, die an der Ostfront gefangengenommen wurden, riskierten wiederum, sofort erschossen zu werden.
    Was mich erstaunt, ist, dass sogar der Jahrgang 1929 noch zum Kriegsdienst herangezogen wurde. Bisher war ich davon ausgegangen, die Jahrgänge 1927/28 waren die allerletzten, Jüngere wurden schlimmstenfalls zum Volkssturm gezogen.

    Hoffe, ich konnte ein wenig weiterhelfen, E. Schmidt.
    Gruß E. Schmidt.
    WANTED! SCHMID(t)/Halle/S, MAER(c)KER/Saalkreis, HAUBNER & HEINE(c)KE/Mansfelder Land

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    • Svenja
      Erfahrener Benutzer
      • 07.01.2007
      • 4708

      #3
      Hallo

      Ich suche seit einiger Zeit nach einem Gefangenenlager der Russen für Kriegsgefangene Angehörige der Waffen-SS, das sich im April/Mai 1945 80km östlich von Krakau befunden haben soll.

      Gruss
      Svenja
      Meine Website über meine Vorfahren inkl. Linkliste:
      https://iten-genealogie.jimdofree.com/

      Interessengemeinschaft Oberbayern http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=38

      Interessengemeinschat Unterfranken http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=37

      Interessengemeinschaft Sudetendeutsche http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=73

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      • Erny-Schmidt
        Erfahrener Benutzer
        • 16.06.2018
        • 440

        #4
        Zitat von Svenja Beitrag anzeigen
        Ich suche seit einiger Zeit nach einem Gefangenenlager der Russen für Kriegsgefangene Angehörige der Waffen-SS, das sich im April/Mai 1945 80km östlich von Krakau befunden haben soll.
        Das/die Lager bei Auschwitz wurde(n) von den Sowjets für diesen Zweck weiter betrieben, ähnlich wie Sachsenhausen u.a., vgl.
        <https://de.wikipedia.org/wiki/KZ_Auschwitz>, dort Abschnitt
        "Vorübergehende Nutzung als Internierungslager"

        Gruß E. Schmidt
        Gruß E. Schmidt.
        WANTED! SCHMID(t)/Halle/S, MAER(c)KER/Saalkreis, HAUBNER & HEINE(c)KE/Mansfelder Land

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        • Svenja
          Erfahrener Benutzer
          • 07.01.2007
          • 4708

          #5
          Hallo

          Daran habe ich auch schon gedacht, aber Auschwitz liegt westlich von Krakau, östlich liegt zum Beispiel Tarnow.

          Gruss
          Svenja
          Meine Website über meine Vorfahren inkl. Linkliste:
          https://iten-genealogie.jimdofree.com/

          Interessengemeinschaft Oberbayern http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=38

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          • Erny-Schmidt
            Erfahrener Benutzer
            • 16.06.2018
            • 440

            #6
            Zitat von Svenja Beitrag anzeigen
            Daran habe ich auch schon gedacht, aber Auschwitz liegt westlich von Krakau, östlich liegt zum Beispiel Tarnow.
            Stimmt, sorry, es liegt östlich von Kattowitz, aber westlich von Krakau.

            Gruß E. Schmidt.
            Gruß E. Schmidt.
            WANTED! SCHMID(t)/Halle/S, MAER(c)KER/Saalkreis, HAUBNER & HEINE(c)KE/Mansfelder Land

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            • gki
              Erfahrener Benutzer
              • 18.01.2012
              • 4926

              #7
              Hallo,

              damit es hier nicht so "einseitig" aussieht, hier mal [nochmal?] die Geschichte meines Lateinlehrers. Der ist 1992 in Pension gegangen und müßte also *1927 gewesen sein.

              Dem hat man, so erzählte er uns mal, bei der Musterung gegen Ende des Krieges auch nahegelegt, sich zur Waffen-SS zu melden. Er lehnte das aber ab und insistierte auf Luftwaffe wo er dann auch hinkam.

              Zum Pressen gehören also immer zwei: Der der preßt und der der sich pressen läßt.
              Gruß
              gki

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              • Stephanie Mahl
                Neuer Benutzer
                • 22.04.2020
                • 4

                #8
                Eben! Mir kommt irgendwie vor, dass das Wesentliche an meinem Ausgangspost nicht rüber gekommen ist: Mein Vater und seine Freunde haben sich nicht pressen lassen. Was mich daran interessiert ist, wie viel Glück da dabei war, dass das verweigern der Unterschrift überhaupt einen Effekt hat. Oder ob da trotzdem eine Liste dieser Jungens von damals existiert, wo auch immer.

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                • Erny-Schmidt
                  Erfahrener Benutzer
                  • 16.06.2018
                  • 440

                  #9
                  Zitat von Stephanie Mahl Beitrag anzeigen
                  Mir kommt irgendwie vor, dass das Wesentliche an meinem Ausgangspost nicht rüber gekommen ist: Mein Vater und seine Freunde haben sich nicht pressen lassen. Was mich daran interessiert ist, wie viel Glück da dabei war, dass das verweigern der Unterschrift überhaupt einen Effekt hat. Oder ob da trotzdem eine Liste dieser Jungens von damals existiert, wo auch immer.
                  Du meinst, Listen, in denen sie eingetragen wurden, obwohl sie nicht zur Waffen-SS gezogen wurden? Kann ich mir kaum vorstellen.
                  Die Situation bei einer Musterung ist im übrigen etwas anders als die von mir beschriebene quasi Zwangsrekrutierung unter Wehrmachtssoldaten. Auch bei der NVA war es möglich, den Dienst als Zeitsoldat zu verweigern. Mit der Konsequenz freilich, dass die Betreffenden u.U. keine Studienplätze bekamen. Mein Verwandter hat damals Verdacht geschöpft, als es hieß, "SS hält Vortrag". Er wusste nicht, was genau passieren würde, sondern hatte lediglich ein ungutes Gefühl.

                  Gruß E. Schmidt.
                  Gruß E. Schmidt.
                  WANTED! SCHMID(t)/Halle/S, MAER(c)KER/Saalkreis, HAUBNER & HEINE(c)KE/Mansfelder Land

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                  • Stephanie Mahl
                    Neuer Benutzer
                    • 22.04.2020
                    • 4

                    #10
                    Eigentlich dachte ich an Listen von Jungens oder Ortschaften, die die abklappern sollten. Einfach, ob mein Vater irgendwo von diesem sch... Dritten Reich verzeichnet worden war, oder so saimäßiges Glück hatte überall durchgerutscht zu sein. Es gab ja noch die ganzen Jugendorganisationen mit ihren Zwangsmitgliedschaften. Meine Mutter und ihre Geschwister müssten da etwas mehr machen um "daran vorbei" zu kommen. Die waren allerdings auch etwas älter.
                    Gruß Stephanie

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                      Benutzer
                      • 09.03.2018
                      • 36

                      #11
                      Zitat von Stephanie Mahl Beitrag anzeigen
                      Eigentlich dachte ich an Listen von Jungens oder Ortschaften, die die abklappern sollten. Einfach, ob mein Vater irgendwo von diesem sch... Dritten Reich verzeichnet worden war, oder so saimäßiges Glück hatte überall durchgerutscht zu sein. Es gab ja noch die ganzen Jugendorganisationen mit ihren Zwangsmitgliedschaften. Meine Mutter und ihre Geschwister müssten da etwas mehr machen um "daran vorbei" zu kommen. Die waren allerdings auch etwas älter.
                      Gruß Stephanie
                      Moin,

                      der Jahrgang 1929 wurde 1945 noch sporadisch zum Wehrdienst einberufen, dementsprechend unterlag dieser zumindest teilweise der Wehrüberwachung.

                      Ich würde einfach mal einen Antrag bei der ehem. WASt im Bundesarchiv stellen und nachfragen, ob Wehrunterlagen vorliegen. Vielleicht sind im Bundesarchiv ja auch Personalunterlagen zur HJ zu finden?

                      Gruß
                      Christian
                      Suche alles zu estnischen Einheiten in Wehrmacht, Waffen-SS und Polizei.

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