Erbitte Lesehilfe: Taufeintrag von 1672

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  • consanguineus
    Erfahrener Benutzer
    • 15.05.2018
    • 7645

    [ungelöst] Erbitte Lesehilfe: Taufeintrag von 1672

    Hallo zusammen!

    Noch eine Taufe. Wer kann helfen?


    29. Andreas Heÿen, Diederich, im
    Hauße nohtgetauffet, Päten, Diederich
    von Schëven​, baptizati/baptizavi avus maternus,
    Heinrich Merckel, und Jacob Tydes Fr(au).
    baptizavi ... coadjutoris mei.


    Vielen Dank und viele Grüße
    consanguineus


    1672 Heyen.png
    Daten sortiert, formatiert und gespeichert!
  • jebaer
    Erfahrener Benutzer
    • 22.01.2022
    • 4370

    #2
    baptizavi avus maternus, Heinrich Merckel: habe ich getauft, der Großvater mütterlicherseits, Heinrich Merckel
    baptizavi loco coadjutoris mei: habe ich getauft an Stelle meines Koadjutors


    LG Jens
    Am besde goar ned ersd ingnoriern!

    Kommentar

    • consanguineus
      Erfahrener Benutzer
      • 15.05.2018
      • 7645

      #3
      Guten Morgen Jens,

      hab vielen Dank für Deine Hilfe!

      Aber ich verstehe es von der Sache her noch nicht. In diesem Kirchenbuch ist es, soweit ich es überblicke, so, dass, wenn von einem Großvater oder einer Großmutter als Pate bzw. Patin die Rede ist, der Großvater oder die Großmutter des Täuflings gemeint ist, nicht des Kindsvaters. Heinrich Merckel ist jedoch nicht des Täuflings Großvater mütterlicherseits, sondern Diederich v. Scheven. Des Kindsvaters Frau ist Diederich v. Schevens Tochter. Welche Rolle nun Heinrich Merckel spielt, ob er in irgendeinem familiären Bezug zu den Familien Heyen oder v. Scheven steht, muss ich noch herausfinden. Dann ist noch Jacob Tydes Frau Patin. Sie war in erster Ehe mit einem v. Scheven verheiratet, dessen Verwandtschaftsverhältnis zu Diederich bisher nicht klar ist. Und wer verbirgt sich hinter dem Koadjutor?

      Viele Grüße
      consanguineus

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      Kommentar

      • Scriptoria
        Erfahrener Benutzer
        • 16.11.2017
        • 3302

        #4
        Zitat von consanguineus Beitrag anzeigen
        Und wer verbirgt sich hinter dem Koadjutor?
        Hallo,
        vielleicht: baptizans loco coadjutoris mei.
        Ein Koadjutor kann auch ein Beistand bei einer kirchlichen Handlung sein.


        Dann könnte der Satz bedeuten: Taufend [ oder der Täufer] [handelte] an Stelle meines Beistandes.
        Der Geistliche macht damit deutlich, dass das Kind gültig getauft ist, obwohl er nicht anwesend war.

        Grüße
        Scriptoria
        Zuletzt geändert von Scriptoria; 22.11.2025, 12:36.

        Kommentar

        • Scriptoria
          Erfahrener Benutzer
          • 16.11.2017
          • 3302

          #5
          Zitat von consanguineus Beitrag anzeigen
          Heinrich Merckel ist jedoch nicht des Täuflings Großvater mütterlicherseits, sondern Diederich v. Scheven.
          Wenn ich es richtig verstehe, ist Diederich v. Scheven der Großvater mütterlicherseits. Dann müsste sich "avus maternus" auch auf ihn beziehen.
          Liest man wie du schon vorschlugst, baptizati, könnte sich ergeben, ergänzt durch meinen vorherigen Vorschlag:

          29. Andreas Heÿen, Diederich, im
          Hauße nohtgetauffet, Päten, Diederich
          von Schëven, baptizati (= des Getauften) avus maternus,
          Heinrich Merckel, und Jacob Tydes Fr(au).
          baptizans loco coadjutoris mei.

          Andreas Heÿen, Diederich, im
          Hauße nothgetauffet. Päten, Diederich
          von Schëven, des Getauften Großvater mütterlicherseits,
          Heinrich Merckel, und Jacob Tydes Fr(au)..
          Der Täufer handelte an Stelle meines Beistandes [bei der Taufe im Amt als Geistlicher]

          Ein Name des Täufers ist nicht genannt, falls meine Konstruktion zutrifft.
          Zuletzt geändert von Scriptoria; 22.11.2025, 13:42. Grund: Text zugefügt.

          Kommentar

          • consanguineus
            Erfahrener Benutzer
            • 15.05.2018
            • 7645

            #6
            Hallo Scriptoria,

            vielen herzlichen Dank! Deine Ausführungen ergeben Sinn. Der Pastor wird möglicherweise bei der Nottaufe nicht schnell genug zur Stelle gewesen sein, so dass jemand anderes seinen Job machen musste.

            Viele Grüße
            consanguineus
            Daten sortiert, formatiert und gespeichert!

            Kommentar

            • jebaer
              Erfahrener Benutzer
              • 22.01.2022
              • 4370

              #7
              Zitat von Scriptoria Beitrag anzeigen

              Wenn ich es richtig verstehe, ist Diederich v. Scheven der Großvater mütterlicherseits. Dann müsste sich "avus maternus" auch auf ihn beziehen.
              Liest man wie du schon vorschlugst, baptizati, könnte sich ergeben, ergänzt durch meinen vorherigen Vorschlag:

              29. Andreas Heÿen, Diederich, im
              Hauße nohtgetauffet, Päten, Diederich
              von Schëven, baptizati (= des Getauften) avus maternus,
              Heinrich Merckel, und Jacob Tydes Fr(au).
              soweit geh ich mit.
              Zu Beginn der lezten Zeile les ich aber (fast) zweifelsfrei "baptizavi".

              Zum "coadjutor" heißt es hier auf Seite 507:
              https://books.google.de/books?id=MBk_AAAAcAAJ&lpg=PA547&dq=von%20Scheven%2 0anklam&hl=de&pg=PA503#v=onepage&q=von%20Scheven%2 0anklam&f=false

              "B) Die Diacones oder Coadjutores an der Marien-
              kirche

              Sie hiessen sogleich nach der Kirchenverbesserung Capellane
              wie aus dem ersten Kirchenvisitationsbescheide von 1535 erhellet.
              Bey dem zweyten Kirchenbesuch 1652 wurde der Name: Koadju-
              tor gebraucht, und in dem Landesfürstlichen Bescheide desselben ste-
              het auch diese Verodnung: "Der Coadjutor des Pastoris zu St. Ni-
              clas oder der Caplan zu St. Marien soll die Jungfrauenschule zu hal-
              ten verpflichtet seyn." In den Herzogl. Versicherungsbriefen
              von 1606 und 1633, deren schon Erwähnung gescehen ist, werden
              beyde Benennungen gemeinschaftlich beliebet. Nachher und in spä-
              teren Zeiten kam der Name: Diakonus, auf nachdem auch um
              das Jahr 1581 das Wort: Kollaborator, im Gebrauch gewesen
              war ..."

              Im folgenden geht hervor, dass von 1640 bis 1678 ein Christopher Hage Koadjutor bzw. Diakon an der Marienkirche war.
              Der habe sich mit seinem Kollegen an der Nikolai-Kirche, Heinrich Burmeister zeitweise einen "sehr hitzgen Streit über die Handlungen der Taufe" geliefert.

              Pastor und Präpositus an der Marienkirche war von 1670 bis zu seinem Tod 1679 der aus Lübeck stammende Magister Heinrich Loof.

              Nach meinem Dafürhalten hätte normalerweise Koadjutor Hage die Taufe vorgenommen.
              Sei es, weil es eine Nottaufe war, sei es aus anderen Gründen, bei dieser Taufe hat Pastor Loof dessen Amt übernommen und niedergeschrieben (schreiben lassen):
              "baptizavi loco coadjutoris mei" - "Getauft habe ich an Stelle meines Koadjutors."


              LG Jens
              Zuletzt geändert von jebaer; 23.11.2025, 04:45.
              Am besde goar ned ersd ingnoriern!

              Kommentar

              • Scriptoria
                Erfahrener Benutzer
                • 16.11.2017
                • 3302

                #8
                Zitat von jebaer Beitrag anzeigen
                Zu Beginn der lezten Zeile les ich aber (fast) zweifelsfrei "baptizavi".
                "baptizavi loco coadjutoris mei" - "Getauft habe ich an Stelle meines Koadjutors."
                Hallo Jens,
                baptizavi passt formell auf jeden Fall. Es kann sein, dass der i-Punkt einfach in der verlängerten Zeile steckt. Wenn die Taufe in Anklam stattfand, treffen auch die Beispiele zu.
                Es wäre wohl wahrscheinlich gewesen, dass im Fall einer Nottaufe durch einen Laien dessen Name genannt wird.

                Grüße
                Scriptoria

                Zuletzt geändert von Scriptoria; Gestern, 12:30. Grund: Text geändert.

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