Bestattung 1566 - Ziehtochter ? - Pestwelle als Todesursache ?

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  • Generation_0
    Erfahrener Benutzer
    • 03.05.2007
    • 278

    [ungelöst] Bestattung 1566 - Ziehtochter ? - Pestwelle als Todesursache ?

    Quelle bzw. Art des Textes: Kirchenbucheintrag
    Jahr, aus dem der Text stammt: 1566
    Ort und Gegend der Text-Herkunft: Buttelstedt, Weimarer Land
    Namen um die es sich handeln sollte: die ____tochter von Hans Stolberg


    Hallo,

    dieses Mal habe ich eine Frage zu einem Wort, dass ich nicht ganz entziffern kann:

    1566
    Eintrag Nr. 355

    Elisabeth ein _____tochterlein Hans Stolbergs. 2. Novemb:
    Könnte es „Stiff[Stief]töchterlein heissen ?

    Edit: Ich möchte die Lesehilfe noch erweitern, Lorenz Lorzing in Eintrag Nr. 363 ist nämlich ebenfalls ein Vorfahr, war Maregent [Margareth] ein "Wochenkind" ? Oder lese ich das fälschlicherweise aus Eintrag 364 heraus, Eintrag 366 liest sich wieder wie 363, heisst aber wohl kaum "Woche"....

    Die Frage, die sich daran anschliesst, ist die nach der hohen Zahl der Sterbeeinträge. In jenem Jahr, 1566, sind 362 Menschen verstorben, eine Todesursache ist in keinem Falle angegeben, aber es deutet alles auf eine Pestwelle hin, die in jenem Jahr wohl auch andere Städte schwer getroffen hat, unter Anderem z.B. Dresden.

    Als Vergleich, für das Jahr 1589 sieht es im Kirchenbuch ähnlich aus, 112 Todeseinträge, wieder sind die Begräbnisdaten in Klammern zusammengefasst und mehrere Tote werden jeweils in ein Grab gelegt ( auf einem dafür angelegten Pestfriedhof vielleicht ).
    In diesen Einträgen wird eine Todesursache genannt, die ich als „peste“ lese ( siehe Permalink ). http://www.archion.de/p/bf68e0c560/
    Für 1589 ist in Thüringen auch konkret ein Pestausbruch belegt.

    Liege ich mit meiner Vermutung richtig, dass also 1566 wohl eine heftige Pestwelle die Stadt Buttelstedt heimgesucht hat und neben vielen Anderen auch Elisabeth Stolberg dahingerafft hat ?
    Die Stadt war damals nicht abgelegen sondern lag an der Handelsfernstrasse von Frankfurt nach Leipzig, so dass durch Reisende Krankheiten bestimmt auch schnell ihren Weg in diese Stadt fanden..

    Wie immer schonmal herzlichen Dank vorab für die Entzifferungsversuche und Ideen ^^
    Angehängte Dateien
    Zuletzt geändert von Generation_0; 27.11.2022, 01:49.
  • Anna Sara Weingart
    Erfahrener Benutzer
    • 23.10.2012
    • 16736

    #2
    Ja
    "Elisabeth ein stifftochterlein Hans Stolbergs"

    Und auch mit der Pest hast Du wohl Recht: "1566 regierte in Dresden fast das ganze Jahr hindurch die Pest"

    Pest war meist regional oder überregional, blieb also wohl nie lokal beschränkt
    Zuletzt geändert von Anna Sara Weingart; 27.11.2022, 02:05.
    Viele Grüße

    Kommentar

    • sternap
      Erfahrener Benutzer
      • 25.04.2011
      • 4070

      #3
      freundliche grüße
      sternap
      ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
      wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




      Kommentar

      • Generation_0
        Erfahrener Benutzer
        • 03.05.2007
        • 278

        #4
        Vielen Dank ! Auch für den Lesetipp. Die Kirchenbücher für diesen Ort beginnen 1563, was ja schon ein Segen ist, aber der Pestausbruch 1566 reisst dann fürchterliche Lücken in die Familienstrukturen, im Jahr danach finden sich fast nur Hinterlassene, die wieder neu heiraten, um wieder Familie und Kümmerer zu haben. Das macht die Zuordnung der Kinder zu Elternpaaren richtig schwer, aber bei 1563 gibt es wirklich gar keinen Grund zu jammern, eher Dankbarkeit, so weit zurückblicken zu dürfen...

        Kann sich jemand vielleicht noch an dem Eintrag 363 auf der Seite zu Lorenz Lorzings Kind versuchen, heisst es "ein Tochter Kind" ? und wäre das dann nicht doppelt gemoppelt ?

        Kommentar

        • Gastonian
          Moderator
          • 20.09.2021
          • 5266

          #5
          Hallo:


          Ich weiß nicht, ob es zu dieser Zeit in Thüringen so üblich war, aber ein Jahrhundert später in Nordhessen wurde diese Wendung "Tochter Kind" für uneheliche Kinder benutzt (also "Margrete, uneheliches Kind der Tochter des Lorenz").


          VG


          --Carl-Henry
          Wohnort USA

          Kommentar

          • sternap
            Erfahrener Benutzer
            • 25.04.2011
            • 4070

            #6
            Zitat von Gastonian Beitrag anzeigen
            Hallo:

            diese Wendung "Tochter Kind" für uneheliche Kinder
            --Carl-Henry

            interessant,das thema hatten wir vor 14 tagen.


            Quelle bzw. Art des Textes: Kirchenbuch, Taufeintrag Jahr, aus dem der Text stammt: 1697 Ort und Gegend der Text-Herkunft: Bittstädt, Ilm-Kreis, Thüringen Namen um die es sich handeln sollte: Jacobi, Schultes/Schultheiß, Languth/Langguth Liebe Lesekundigen, ich bitte euch um Mithilfe, weniger beim Entziffern als beim Deuten



            eine idee, vielleicht hat die seuchenreiche zeit und die vielen wahl- wie patchworkfamilien diese mathematisch genauen erläuterungen der beziehungen nötig gemacht.
            freundliche grüße
            sternap
            ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
            wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




            Kommentar

            • Generation_0
              Erfahrener Benutzer
              • 03.05.2007
              • 278

              #7
              Hallo,

              danke für die Hinweise ^^

              Um bei der Generationenfrage weiter zu kommen, Enkelkind oder Kind, muss man wohl eine zeitliche Einordnung versuchen, also:

              Lorenz Lorzig verstirbt 1600 ( Ursache: todt im bette funden ), seine Frau Lena verstirbt 1594.

              Hans Stolberg in Eintrag 355 ist ab 1568 der Schwager von Lorenz. Hans Stolberg verstirbt 1603 95jährig ( ist also, bei aller Vorsicht mit den Altersangaben, 1508 geboren ).

              Hanß(en) Lorzig, ein Sohn von Lorenz, heiratet 1568 Otilia Stolberg, das erste mir bekannte Kind beider erblickt 1573 das Licht der Welt.

              Wenn Margereth Lorzig also in die Enkelgeneration von Lorenz gehört, dann müsste es noch einen älteren Sohn vor Hanß gegeben haben ( oder eine unverheiratete Tochter von Lorenz Lorzig ).

              Das ist Möglichkeit 1

              Möglichkeit 2: Margarethe ist nicht Enkelin sondern Tochter. ( Dann wäre das mit der Unehelichkeit nochmal ein neues Thema ).

              Zur zeitlichen Einordnung:

              Neben Hanß gab es noch zwei weitere Töchter, Barbara und Appollonia, die, ebenso wie Margareth, 1566 von der Pest dahingerafft wurden.

              Barbara und Appollonia werden ‚Tochter‘ genannt, Margareth ‚Töchterlein‘. Das bedeutet, wenn ich es richtig verstehe, dass die ersten beiden schon erwachsen sind und Margareth noch nicht, also unter 18, oder was man damals als Kind verstand.

              Bevor der Text jetzt endlos lang wird, hier mein Versuch einer Schlussfolgerung:

              Hanß mag mit zwanzig geheiratet haben, könnte also 1548 geboren sein. Ich vermute, dass Lorenz Lorzig – wenn auch nicht mit 95 – hohen Alters verstarb. Angenommen, Hanß Lorzig liegt als Kind also irgendwo in der Mitte, dann könnten die Geschwister +/- fünf Jahre um 1548 herum zur Welt gekommen sein, Barbara und Appollonia könnten dann 1566 schon volljährig und Margareth noch minderjährig gewesen sein.

              Oder eine früh geborene Tochter könnte doch ein uneheliches Kind zur Welt gebracht haben, dass dann 1566 vielleicht mit 3, 4 Jahren verstarb, dann wären wir wieder bei der Enkelin Margareth.

              Also logisch herleiten liesse sich beides, gelöst werden kann dieser Fall aber wohl nicht.

              Abder wirklich interessant, das stimmt ^^

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              • sternap
                Erfahrener Benutzer
                • 25.04.2011
                • 4070

                #8
                denk mal einfacher.
                es gibt keinen tochterhund, keine tochterkatz und keinen tochterhahn.
                deshalb braucht man keine doppelte bezeichnung für tochter, etwa tochter=kind, denn tochter ist einfach tochter.


                jetzt hast du zwei probleme die alles verkomplizieren.
                der großteil der menschen verstarb schnell, priester gehören zu den besonders früh betroffenen.
                höfe wurden hastig verlassen, weil man hoffte, sich dadurch vor dem tod zu schützen. kranke waren isoliert untergebracht.


                nun bleiben menschen die einander bezeugen werden müssen, wer wer ist.

                höfe müssen schnellstens neu besetzt werden, weil sonst fremde sich alles einverleiben. besser als einer von weiter weg, kann es dem grundherrn, der vielleicht selbst weil seine vorfahren alle tot sind, neu am ort herrscht, erscheinen, vorübergehend töchter der hofbesitzer erben zu lassen.



                jetzt wird es sehr wichtig, sich ohne großen in die erde gezeichneten stammbaum auszukennen, wer von den untertanen welchen anspruch hat und was erbt.
                der greis binder hans stellt seine nachkommen vor, das ist mein tochterkind. gibt es einen sohn, ein sohnkind?

                nein. bitte lassen sie mein tochterkind erben! ich, großvater und schwiegersohn, verwalten vorübergehend, bis tochterkind heiraten kann. tochter wird bald zum haus ihres mannes heiraten, aber tochterkind könnte das alte haus bewirtschaften, später.
                mit dem erlös aus dem erbe wäre diese halbwaisin versorgt, selbst wenn ihre mutter verstirbt.
                in der allgemeinen verwirrung erklärt sich also, weshalb man eine die erbfolge schnell erklärende sprache finden muss.


                bei uns lebten heimatvertriebene schwaben.

                immer noch in der tracht von etwa 1700. sie nutzten ganz alte sprache.
                ihre verwandtschaftsbezeichnungen, geschwisterkind, sohntochter, vaterbruderkind....
                Zuletzt geändert von sternap; 27.11.2022, 19:18.
                freundliche grüße
                sternap
                ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
                wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




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