Lesehilfe 1729 - Rechtfertigung Pfarrer Lucius

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  • JoBo01
    Benutzer
    • 28.09.2015
    • 21

    [ungelöst] Lesehilfe 1729 - Rechtfertigung Pfarrer Lucius

    Quelle bzw. Art des Textes: Landesarchiv Saarbrücken Jahr, aus dem der Text stammt:1729 Ort/Gegend der Text-Herkunft: Hirschland, Elsaß




    Diese Dokument stammt aus einem Schriftwechsel eines Vorfahren von mir mit den lokalen Behörden im Jahr 1729. Leider ist die Handschrift für mich sehr schwer lesbar.


    Hintergrund: mein 7-facher Ugroßvater war der Pfarrer Johann Jacob Lucius (1669-1754). In der Wetterau in Hessen geboren, kam er als erster Lucius in die Nassau-Saarbrücker Lande. Er wurde im April 1698 als Pfarrer im Dienste des Grafen von Nassau-Ottweiler nach Hirschland bestellt. In dieser Exklave der Grafschaft Saarwerden im „krummen Elsaß“ war er mehr als 50 Jahre als Pfarrer in nassauischen Diensten.
    Dort hatte er mit allerlei politischen und religiösen Widrigkeiten zu kämpfen.
    Die mir vorliegenden Dokumente aus den Jahren 1726 bis 1729 beziehen sich wohl auf einen Disput mit dem örtlichen Schulmeister, der zu einer zeitweisen Suspendierung der beiden führte und durch den Besuch und Richtspruch des General-Superintendenten beigelegt wurde.
    Neben viel langatmigem Juristendeutsch enthält die Akte auch die handschriftliche Darstellung des Pfarrers Lucius über die Zustände und Vorgänge in seiner Pfarrei.
    Wenn ich die Bruchstücke richtig gedeutet habe, beschreibt er darin z.B. das Leiden einer Mutter im Kindbett, die verzaubert worden sein soll, indem sie von einer Nachbarin eine böse Suppe erhalten habe.
    Er beschreibt wohl "finstere Mächte", Hexenbeschwörungen und ähnliches, wogegen er zu kämpfen hatte.
    Da ich gerne die Umstände verstehen möchte, in denen er lebte und wirkte, wären gerade diese persönlichen Schilderungen sehr interessant für mich. Nur leider ist seine Handschrift (wie übrigens auch in den von ihm geführten Kirchenbüchern) nur sehr schwer zu entziffern.


    Bilateral kann ich auch besser aufgelöste Kopien zusenden.


    Vielen Dank für Eure Hilfe!


    Hier einmal meine bisherigen Erkenntnisse der ersten beiden Seiten:


    Von Hn, Pfarrer M. Lucio zu Hirschland den 21 Augusti 1729


    Hochwürdiger und hochgelahrter hochverordneter
    und hochgelehrter ____ [?] Superintendens Gene-
    ralis verehrter [?] Patron und Gönner,


    Wie mich ______ __________ ___________, geg [en] Gott und hohe
    Landes-Obrigkeit, von ____________ ____ prosperi-
    tät zu Seel und Leib _____ beständig und
    langwährig Gesundheit, zu wünschen, so ich und sch__rb disser
    Herr nachw.: ex intimis pectori_ mei penetrabily,
    Und gartuliere so wohl Herr selbsten, als mir
    und sämbtl. unseren Ministern, laß Ihro hoch__
    de nous in Ihrer hohen Station , ____ Ihro
    hochfürstl. Durchl. unsrer gnädisgsten Fürstin
    und ______ sind __bh___t worden, und sich
    _______ hochge____rirend HL. [?] Gen: Superintendens
    der _____ Auffüstung [?] unsrer sehr rainohe [?] auf- [?]
    sehenden Kirchen ex _____ so ingrimio [?] wohl: laßen
    angelegen seyn. ____ Welche Sache _______ ______ ______
    S_____ zu Gott dem allmächtigen abgeschickt werden,
    zu dem das Epicurische ____, welche ___ Alhei____
    subtilen zu ________, ___ bed____ ______
    Bey dieser Occasion hab mich nicht enthalten können
    zw. Kochwäsch ______ und andrey Cohibg [?] gehorsam


    zu consuliren: Es gibt [?] in meiner Pfarrey zu _____
    ___ gewisse Fraw, welche von ihrem Kindbett an,
    __ deliriu _____ und als sie ____ gewissen ____
    __ d Nachbarschaft ______ mit Respect zu melden
    __ Nachtwächter [?] ist, und ___ ____ da__ aber-
    gläubische Mittel und böse Künste führt,
    Angehängte Dateien
  • Malte55
    Erfahrener Benutzer
    • 02.08.2017
    • 1625

    #2
    Moin,
    Von Hn, Pfarrer M. Lucio zu Hirschland
    .. den 21. Augusti, Sonntag 1729
    durch Hn. Dr. Vogt
    von Neu-Saarwerden

    Hochwürdiger und hochgelahrter hochverordneter
    und hochgeehrtester Herr Superintendens Gene-
    ralis verehrtester? Patron und Gönner,


    Wie mich vor verpflichtet erkenne, geg(en) Gott und hohe
    Landes-Obrigkeit, vom Jenen? dieser alle prosperi-
    tät zu Seel und Leib beneben beständig(en) und
    langwährig(en) Gesundheit (anzuwündschen), so wündsche ich eb(en) disses
    Ihro Hochw.: ex intimis pectoris mei penetralibus,
    Und gratulire so wohl Ihnen selbsten, als mir
    und sämbtl. unsern Ministerio; daß Ihro hochw:
    de novo in Ihrer hohen Station , weg(en) Ihro
    hochfürstl. Durchl. unsrer gnädigsten Fürstin
    und Frauen sind stabliret worden, und sich
    unser hochzuvenerirende H(err) Gen: Superintendens
    der Wider Auffrichtung unsers sehr ruinose? aus-
    sehenden Kirchen wesens, so ungemein ernstl(ich) laßen
    angelegen seyn. Von welcher Sache Willen viel 1000
    Seuffzer zu Gott dem allmächtig(en) abgeschickt worden,
    In dem das Epicurische wesen, welche einen Alhei____
    Subtilem zu nennen, kein bedenken trage so sehr einreiset.
    Bey disser Occasion hab mich nicht enthalten können
    Euer Hochwürden in ein und ander(en) Casibus gehorsam

    zu consuliren: Es ist in meiner Pfarrey zu Postorff,
    eine gewisse Eh(e)fraw, welche von ihrem Kindbett an,
    in delirium kommen und als sie einen gewissen Mann
    in d(er) Nachbahrschafft [welcher mit Respect zu melden]
    ein Nachtrichter ist, und die Leute gewöhnl. auff aber-
    gläubische Mittel und böse Künste führet, under den ..-?
    text, als ob d(er)g(leichen) contra incanta..? hive sint vera sive
    imagina..? zu adhibiren, das soll dann auch Vorgedachte
    [nahmens Anna Juliana Grosin] gethan haben, und(er?)
    den Gebrauch der bösen Mittel(,?) schickte Moritz Klein
    [mein Kirchen=Censor] inner Haus?, vor etl. sols zwar
    ... haben zulassen, etc. Drauff hat Juliana dißes
    in Kopff gefast, wills ihr auch nicht ausreden lassen:
    des Censoren Fr(au) Anna Catharina Klein(en) habe sie be-
    zaubert, in dem sie ihr eine böse Suppe im Kindbett ge-
    bracht; Ihr Eh(e)mann und Kind sind deshalb sehr beküm-
    mert, ich habs noch erwehnt?, daß disse Leute mitt dissen
    Händeln nicht vor das Lotharingische Hoffgericht gangen
    sind, in dessen ab(er) ist die Verbitterung so wohl bey
    d(er) Beschuldigten, als bey d(er) Diffamantin aus der-
    maßen hefftig. Ich hab gros Bedenken gehabt, und
    noch, dissen ad S..? zu admittiren, biß daß Sie [..
    re soli deo nota] zwar? wider frey spricht und solche
    laster(liche) Gedanken aus den Sinn schlägt; ich kann sie auch in
    dissen Terminis nicht ändern, als mente captam ansehen(.)
    Ohnlängst hat sich zu Weyer zugetragen, daß, als der Knab
    der sich einsmahl zu N(eu) Saarw: beneben seinem Vatter üb(er) mich

    LG Malte
    Zuletzt geändert von Malte55; 09.04.2021, 08:28.

    Kommentar

    • Malte55
      Erfahrener Benutzer
      • 02.08.2017
      • 1625

      #3
      beschwahrte, als habe ihn in perpetaum das H(eilige) Abendmahl
      versagt, ... ihn nur ein mahl zur correction wegen
      seines Fluchens excommuniciret hatte. [Wie dann dessen
      Vattern einsmahls nach Verwilligung unsers hochlöbl: Ober-
      ambte, eine besondere offentl(iche) Buß=Predigt gehalten]
      ad pro.. als dißer Knab auff d(er) Weide des Nachts
      von anderen irritiret, und zornig gemacht worden, soll er
      entsetzl(ich) geflucht haben, darüber sich ob?[.. zum 2ten mahl
      .. .., Gott sey mitt uns in ...] der böse Geist in Gestalt
      eines schwartzen langen Manns mitt Hörnern erschienen,
      drauff d(er) Knab hefftig erschrocken und under die ...
      gekrochen anfangen zu beten, etc. Es haben sich seit?
      14 Tag(en) an gedachten Ort 2 Capuciner praesen-
      tiret, welche einen Knaben von 8 od(er) 9 Jahren suchen
      dessen Mutter malitiose á marito deserta, et á
      Magistr(at)? Polit? auch ... octave publica von ihn(en)
      ist frey gesprochen worden. ... de desertore ..
      dit, ipsa he ad castra Pontificaru conbulisse etc.?
      hoc Lupos emisisse, ut ovem ex ovili Chri de et re-
      partent; Man hat noch nicht in Erfahrung bringen kön-
      nen, woher od(er) aus welchen Kloster sie seyen? Undern König
      v(on) Fr(ank)reich soll diß auffs New publiciret worden seyn:
      Alle illegitimo thoro nati? sollen von Päbstischen Christ(lich)
      getaufft u(nd) Röm(isch) Cath(olisch) erzogen werden, Wann schon beyde Eltern
      evangelisch seyen Per Consequens Meretricis Babyl:
      ... ... ... ...
      Wie nicht zweiffle daß Ihro Hochwürden meine Unschuld in
      allen Handeln, so grobe und Zancksüchtige Leute mit mir
      angefangen, maxime ex consequentibus P: consectaris werden


      Mit den lateinischen Bestandteilen kann ich leider nicht dienen. Da mußt du dir bei den Lateinern Hilfe suchen.
      LG Malte
      Zuletzt geändert von Malte55; 10.04.2021, 07:57.

      Kommentar

      • Malte55
        Erfahrener Benutzer
        • 02.08.2017
        • 1625

        #4
        Moin,
        angefangen, maxime ex consequentibus P: consectaris ...?

        has? kennen lernen, so that sich jetzo wider etwas d(er)gl(eichen) her-
        vor, darbey mir Nachdenken macht, wenn wid(er) mein unge-
        nädigen? Judciem? an unseren H(errn) Oberambtman bekommen solte,
        und er Secularia mitt Euleasticis ciluiren? wolte, daher
        wolte mich bedanken, und um gen: Dimission anhalten
        Nam qui semel est ...fallaci piscis ab humo,
        omnibus unca cibis cera Subesse putat.
        Es ist hier ein Mittbürger Namens Christophel Biber
        ein Seiler, und darneben Wohlhabig?, auch sonst ein Spitzfün-
        dig(er)? und verwakelter? Kopf, der einer d(er) ärgsten Redels-
        führer in letzten Lands=händeln gewesen. Von dissen haben
        vor d(er) letzt(en)? mit 5 od(er) 6 Censoren gehaltenen Exa-
        mine, etl. Personen allerl(ei)wüste Sachen bekandt, und auf-
        gesagt, und(er) welchen eine ledige ist, die erstl(ich) Dorff...?
        gemacht: daß er par fors (mitt ihr) contra septum (peccire et) ad alte riu-
        .. Simplex ..] begehen wolten, u(nd) darbey solche Reden ge-
        führet?, die nicht exprimiren darff od(er) mag; üb(er) das grassi-
        ret eine fama er sey an hellen Tag von jemand(en) meiner
        Pfarrkind(er)? bey einer ... Eh(e)frau auser dem Ort ..tra-
        piret worden. Doch ist disser so kühn beneben? den Seinigen
        auch zubedreuen, sie wollen mir springe? Gefhallen machen,
        Wenn wir jetzo ein förm(lich) Kirchen=Convent hatten, so m..
        te solchen Verdrißl(ich)keiten besser abgeholffen werden, als
        daß man disser Orten gleich dem Predig(er) einen Injurien-
        Process an Hals werffen u(nd) verdroh(en)? will, weil er nicht
        contra Causcienam handlen u(nd) die Leute nicht ins Ver-
        derben will fahren lassen; Zu Weyer hab auch einen d(avon)?
        ein Mann von 60 Jahren so schreckl(iche) Wort(e) wid(er) sein(en) verstor-
        benen Schwieg(er)V(ater) soll ausgegossen haben, dieweil er nicht
        noch mehr Güter von ihm geerbet, dem Baccho noch
        besser darvon dienen zu können: ...

        ....
        .... etc. Latein
        Wollen Ihr Hochw(ürden) daß die Seilerische Affaire zum
        Ober Consistorio zu anatomiren (übersenden) solle, so erwarte dero-
        selben gansgünstig(en) Befehl; Gott bekehre ihn, als
        d(ieser?)dessen von Jugendt auff vonnöten gehabt.
        Womitt Eu(er) Hochwürden Güdl. Gen. Schutz treue Assistens
        und Seeg(en) zu allen ihren Heylsammen?, zur Ehre und Ver-
        herrlichung des allerheiligsten gött(lichen) Namens, und seiner
        Kirchen ewig(en) Seel(ig)keit Z..kende? Consilia und Vor-
        nemung, und mich deroselben unverdienter? Affection
        empfehlend verharre
        Eu(re) Hochwürden

        Hirschland 8ten Augusti 1729


        Mit etwas Abstand schaue ich da noch mal drüber, das Abtippen war herausfordernd genug.
        LG Malte
        Zuletzt geändert von Malte55; 10.04.2021, 08:18.

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        • JoBo01
          Benutzer
          • 28.09.2015
          • 21

          #5
          Herzlichen Dank für diese prompte und umfassende Lesehilfe.
          Ich werde es mir in Ruhe ansehen und versuchen, die (lateinischen) Lücken zu schließen.
          Bin begeistert von Deiner Hilfsbereitschaft!
          Dank und Gruß,
          Jochen

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          • Malte55
            Erfahrener Benutzer
            • 02.08.2017
            • 1625

            #6
            Moin Jochen,
            die ersten beiden Seiten bin ich eben noch mal durchgegangen, der Übersichtlichkeit wegen habe ich sie in meiner ersten Antwort dazu einfach überschrieben.
            Die weiteren Seiten schaue ich später nochmal durch, und verbessere sie ohne weitere Ankündigung.
            LG Malte

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