Quelle bzw. Art des Textes: Brief
Jahr, aus dem der Text stammt: 1927
Ort und Gegend der Text-Herkunft: Aus Brasilien
Jahr, aus dem der Text stammt: 1927
Ort und Gegend der Text-Herkunft: Aus Brasilien
Hallo liebe Lesehelfer,
Hier habe ich ein größerer Brocken. Es ist der einzige Brief den ich von dieser Person habe.
Hier sind nur 2 Namen die ich nicht lesen kann. Leider habe ich keine Ahnung wer der Absender ist und der ist auch am schlechtesten zu lesen.
Ich setze den ganzen Text hier ein. Vielleicht findet auch jemand interesse wie eine deutsche Reisende Brasilien 1927 sah:
Recife 6.11.26.
es ist noch früh am Tage,
und da morgen engl. Post geht, will ich schnell
ein paar Worte an die schreiben, die Sie hoffend-
lich alle bei bester Gesundheit antreffen werden.
Mit der Post ist es hier eine sehr unsichere Sache, da
die Beamten(?) die Marken stehlen und die Briefe
dann vernichten. Es gehen so unendlich viele dadurch
verloren, daß wir jetzt unsere Briefe eingeschrieben
schicken oder sie direkt der Royal Mail Line
überantworten, nachdem sie auf der Post ge-
stempelt sind. In Deutschland wäre so etwas
nicht möglich. Über euren lieben Brief habe ich
mich außerordentlich gefreut, ich hatte schon gedacht,
daß es Sie nicht erreicht hätte obwohl ich ihn noch
in Deutschland schrieb. Ich habe auf der Reise, die
nebenbei nicht viel Neues bot, viel geschrieben.
Auch(?) sind die Briefe alle nicht angekommen
bis auf ein paar Postkarten. Es ist zu ärger-
lich. Ganz interessant war Madeira, wo wir
bei großer Hitze im Ochsenschlitten spazieren
fuhren. Morgen giebt es wegen der &&&&&
&&&& &&&& &&&& ; nur Autos und
Schlitten. Letztre waren mal was Neues. Die See
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reise war ziemlich ungemütlich. Bis Leixoes habe
ich immer gefroren und nachher war es meist
sehr windig, daß man keinen gemütlichen
Platz an Deck des kleinen &&&& finden konn-
te. Ich fuhr mit der Porta einem Frachtdampfer
des Norddeutschen Lloyd, da nur diese und kleine
&&&&&dampfer auf der Ausreise in &&&&&
&&& halten. Es soll aber jetzt so ein &&&&
werden, daß auch größere Schiffe regelmäßig
hier anlaufen, da P. an Bedeutung zu-
nimmt. In mancher Weise war die fahrt
auf dem kleinen Dampfer auch wieder ganz
angenehm. Wir waren nur &&& Passagiere:
außer mir eine Dame mit 15 jähriger Toch-
ter und 10 jährigem Sohn und 3 junge
Leute 25-30 Jahre alt, die zu der Firma &&&&&
&&&& wollten, die Ihr Mann dort gewiß auch
kennt. Am 28 Juni kam ich hier an und
wurde von &&&...N1...&&& schon sehnsüchtig er-
wartet. Es goß in Strömen bei meinem
Einzug, was lästig war, doch dauern diese Schau-
er, die man während der Regenzeit andauernd
hat, meist nicht lange. Seit September haben
wir jetzt keinen Regen mehr gehabt und
sehnen uns sehr danach. Es ist schon sehr heiß
aber leichter zu ertragen als in Australien,
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da wir immer eine Brise haben. Die Na-
tur ist hier sehr schön, immer grün und
viele Blumen. Die Straßen lassen viel
zu wünschen übrig, zumal hier draußen,
wo wir wohnen. &&&...N1...&& haben das
möblierte Haus, das deutschen &&&&&&&&&
&&&&& , dessen Frau und
Sohn jetzt in Deutschland sind. Er selbst wohnt
bei Freunden in der Stadt und fährt im
Februar nach Deutschland. Wird sind immer
auf der Suche nach einem passenden Haus
für uns, doch hat sich bis jetzt noch nichts ge-
funden; es hat ja aber auch nicht solche
Eile. Die Elektrische hält hier vor der Tür u.
in 25 Min. sind wir in der Stadt. Ich fahre
aber nicht oft dorthin, da ich die Brasilianer
hasse. Sie sind ein schmutziges, faules und
lautes Volk. Sie sollten nur mal sehen
wie die Leute hausen. Na, in der Türkei
erlebt man auch gewiß allerhand. Die Dienst-
boten sind eine gräßliche Bande. Sie fliegen
auch(?) immer raus. Seit Mai haben wir
den 7ten Diener die 3te Köchin und das
4te Hausmädchen. Die Köchin wird aber
nächstens auch wieder fliegen. Sie vergißt
alles od. macht es verkehrt. Es ist zum Verzweifeln.
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In ein paar Jahren bin ich jedenfalls wieder in
Hamburg. Wir haben ganz netten deutschen
und engl. Verkehr, doch können die Menschen
einem die alten Freunde doch nicht ersetzen.
Mehrere ehemalige Marineoffiziere verkehren
hier, so Herr Friderici und Herr Steinkopf-
binde(?) haben die Skagerakschlacht mitgemacht
und kennen Herrn Mann(?). Wir machen
oft schöne Autofahrten mit dem Doktor, der
sich nächstens wieder ein eigenes zu-
legen will. In diesem Hause ist nur keine
Garage, dann wird es für uns auch beque-
mer, denn die fahrten in &&& &&& mit
dem schwarzen Sack, das andauernd schuckt,
sind weniger schön. Sie sehen aus allem, daß
ich von Brasilien nicht begeistert bin. &&&...N1...&&&
sind äußerst nett, und wir machen uns das
leben so angenehm wie möglich. Ihr lieber Brief
hat mich sehr interressiert und ich danke Ihnen
auch für die reizenden Bildchen. Ihre &&&&&
&&& ein Bild von einem Baby und ich kann mir
denken, wie glücklich Sie und Ihr Mann sind.
Auch Urselchen hat gewiß große Freude dran. Schrei-
ben Sie od. Ursel mir doch recht bald mal wie-
der. Briefe sind so selten und immer solch
eine Freude. Ich denke so viel an Sie alle und
Wenn möglich legen Sie mal ein paar ein paar Marken ein die ich mei-
nen Vettern schicken kann, der eifriger Sammler ist.
hoffe daß wir uns in einigen Jahren wiedersehen werden.
[...] Sie alle herzlichst und bleibe immer in liebe Ihre gtr. &&&...N2...&&&
Vielen Dank schon!
Gruß
Markus
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