und was ist die krätze nun?
der metallabschaum? die metallresteln?
freundliche grüße
sternap
ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.
"Der Abgang [Krätze] vom Golde und Silber, welcher bey dem Feilen und vom Schmelzen herrührt, wird von den Gold= und Silber=Arbeitern sorgfältig aufbewahrt, damit sie, wenn sie eine Menge beysammen haben, das Gold und Silber wieder zum Gebrauch zurichten können. Es geschieht dieses vermittelst einer aus Räderwerke, Drillingen und Mahl=Stangen zusammen gesetzten Maschine, welche ... Krätz=Mühle genannt wird. ...
Es gehört hierzu eine Krätz=Mulde ... eine Art von Seiger=Trögen, In derselben ist ein Gesenke, worin sich die runden Körner setzen ... welche quer durch den Trog laufen, und diejenigen Körner aufhalten, die noch unter der leichten Unrat befindlich sind, und durch das Wasser mit derselben würden fortgeführet werden. Nachdem nun die zerstoßenen Tiegel, und der aus den Werkstätten der Gold= und Silber=Arbeiter, Münzen etc. zusammen gefegte Unrath in erwähnten Krätz=Mulden verwaschen, geschlämmt, und solcher Gestalt die größten Körner zusammen gebracht worden sind, thut man das Abgeschlämmte in die Krätz=Mühle, gießt Quecksilber und Wasser hinzu, und dreht vermittelst einer Kurbel den Läufer um, so nimmt das Quecksilber die zarten Gold= und Silber=Flitschen, welche noch in dem Schlamme zerstreuet liegen, und durch das Schlämmen oder Seigern nicht haben zusammen gebracht werden können, an sich."
@Anna Sara, interessant, war sicher keine gesunde Arbeit.
Mein Mathelehrer hat erzählt, dass er als junger Mann (ich schätze mal 1960-70er Jahren) in Toledo bei einem Silberschmied gewohnt hat. Dort wurde jeden Abend nach Feierabend das Haus gründlichst ausgefegt, um die Silberspäne und Schmirgelrückstände zu sammeln.
Ganz mechanisch ohne Quecksilber, war sicher nicht so gesundheitsgefährdend.
Viele Grüße
Bienenkönigin
Meine Forschungsregionen: Bayern (Allgäu, München, Pfaffenwinkel, Franken, Oberpfalz), Baden-Württemberg, Böhmen, Südmähren, Österreich
der großteil der österreichischen bundespräsidenten hatte als ursprungsberuf den des lithografen.
freundliche grüße
sternap
ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.
Hallo Katharina,
interessant, auch ich habe bei meinen Münchner Vorfahren einige Steindrucker. Ich kann mir denken, dass in so einer Werkstatt auch meist ein Lithograf gearbeitet hat.
Einer der Brüder ging in die USA und wurde Künstler, nachdem er schon in München eine künstlerische Ausbildung gehabt hatte. Das war also kein derber mechanischer Beruf, sondern erforderte innerhalb des Prozesses auch künstlerisches Geschick.
Viele Grüße
Bienenkönigin
Meine Forschungsregionen: Bayern (Allgäu, München, Pfaffenwinkel, Franken, Oberpfalz), Baden-Württemberg, Böhmen, Südmähren, Österreich
Wenn ich ihn nicht überlesen habe:
der Mollenhauer
Es mag zwar noch ein paar Rentner geben, die noch Mollen herstellen-
aber sicher nicht mehr als Beruf.
Hier in der Gegend wurden Pappel- und Ahornstämme dafür verwendet.
Reisender Mund- und Zahnarzt (der Beruf selber ist nicht ausgestorben, aber dieser war aus Oranienbaum und hat ein Kind in Sandersleben (Anhalt) taufen lassen [60 km Luftlinie Entfernung], war also länger auf Reisen).
Der Beruf ist sicherlich ausgestorben. Heutzutage würde er wohl beim Finanzamt oder einer kommunalen Gebührenerhebungsstelle arbeiten.
Seinerzeit hatte die preußische Verwaltung das Straßennetz in Staatsstraßen, die über Bezirksgrenzen hinausführten und hohe Priorität genossen, in Bezirksstraßen innerhalb eines Regierungsbezirkes und in kleinere unbedeutende Kreis- und Gemeindewege unterteilt. Um Staatsstraßen zu unterhalten, wurde auch "Wegezoll", Maut, erhoben. Dies verlieh der Straße auch die Bezeichnung Prämienstraße". Für ihre Benutzung musste auf bestimmten Teilstrecken das sog. "Chausseegeld" gezahlt werden.
An bestimmten Stellen waren die Straßen mit Schranken (Barrieren) gesperrt, die erst geöffnet wurden, wenn das Wegegeld gezahlt worden war. Wie heute richtete sich der Preis nach der Kilometerlänge und der Art der Nutzung (Fußgänger, Wagen mit oder ohne Ladung und Ähnliches). Ein umfangreiches Gesetzeswerk regelte u.a. Befreiung vom Chausseegeld, das Verhalten der Verkehrsteilnehmer und die Pflichten der Chausseegeld-Empfänger.
Überwacht wurden Straßen und Zoll durch den "Kreisstraßenbaumeister".
Er hatte auch Sorge zu tragen, dass die Wege in sauberem und ordentlichem Zustand waren. Das war auch die Zeit, in der links und rechts der Straßen Baumalleen entstanden, zur Sicherung der Wege, zum Schattenspenden für die Nutzer und auch als Obstlieferanten.
Damals wie heute war diese Steuer den Straßenbenutzern, den Landwirten, Kaufleuten und Händlern ein großes Ärgernis. Man forderte die Abschaffung dieser Maut, versuchte sich zu drücken und wich aus auf schlechte Feld- und Waldwege, selbst wenn dies offiziell verboten war und empfindliche Strafen nach sich zog.
Die Zahlung dieser "Barrieregelder" war von 1823 bis 1875 Pflicht. Dann wurde sie abgeschafft, hauptsächlich, weil die Erhebung des Wegegeldes beschwerlich und sehr kostspielig war, den Verkehr belästigte und verzögerte und "die Kosten der Erhebung zu dem Ertrage des Chausseegeldes in keinem günstigen Verhältniß stehen".
Ein Wegegeldempfänger hatte wohl eine dem Kreisstraßenbaumeister vergleichbar Funktion mit etwas lokalerer Bedeutung innerhalb eines Amtes.
zudem habe ich den sehr seltenen und zweifelsohne ausgestorbenen Beruf Kaffeemühlenschmied entdeckt.
Denn am °°30.05.1885 wird in Volmarstein der KaffeemühlenschmiedCarl August Müller (*Westerbauer 07.08.1859) mit Lisette Weber getraut.
[Volmarstein B 1885 / Nr. 5] vgl. https://www.landesarchiv-nrw.de/data...3086_00012.jpg
nun habe ich den sicherlich ausgestorbenen Beruf Kettenschererin entdeckt.
Am °°30.09.1898 wird in Elberfeld die Kettenschererin Anna MariaKoch (*Elberfeld 20.11.1876, +Barmen 1967) mit dem Stukkateur Heinrich Friedrich CarlOlief (*Elberfeld 20.11.1871, +Elberfeld 02.11.1955) getraut. [Elberfeld B 1898 / Nr. 1061]
Drei Chausseegeldempfänger habe ich auch im damals noch nicht preußischen Frankenberg (Eder) gesehen. Der erste (Johann Ernst Christian Sasse) war 1824 noch ein Forstlaufer (auch ein lokal untergeordneter Amtsberuf) und ab 1834 Chausseegeldempfänger; der zweite (Johannes Heinemann) war 1832 ein Wegewärter und dann 1838 Chauseegeldempfänger; der dritte (Heinrich Schönewald) war 1832 Gendarm, 1847 Brückengelderheber, und 1849 Chauseegelderheber.
Kommentar