Suche nach einem früh verstorbenen Kind, an das sich niemand erinnern will

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  • Horst von Linie 1
    Erfahrener Benutzer
    • 12.09.2017
    • 21621

    #16
    Meine Urgroßmutter brachte am 11.10.1911 (mit 38) und am 5.1.1913 (mit 39 Jahren) zwei Töchter zur Welt, die am gleichen Tag verstarben. Sie trugen laut Standesamtsregister keine Vornamen.

    Eine Cousine (1909-2005) meiner Großmutter hat mir aber vor nunmehr fast 40 Jahren erzählt, dass sie auf dem Friedhof deren Gräber regelmäßig gießen musste und dass dort die Emma und die Frieda beerdigt waren.
    Ob das so auf dem Grabkreuz/Grabstein stand, das würde ich sie heute gerne fragen.

    Jedenfalls nehme ich das als beredtes Beispiel dafür, wie manche Familien mit einem derartigen Schicksal umzugehen wussten und als bewussten Gegenpart zu der hier bereits mehrfach geschilderten lieblosen/menschenverachtenden Entsorgung in Kliniken.
    Falls im Eifer des Gefechts die Anrede mal wieder vergessen gegangen sein sollte, wird sie hiermit mit dem Ausdruck allergrößten Bedauerns in folgender Art und Weise nachgeholt:
    Guten Morgen/Mittag/Tag/Abend. Grüß Gott! Servus.
    Gude. Tach. Juten Tach. Hi. Hallo.

    Und zum Schluss:
    Freundliche Grüße.

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    • consanguineus
      Erfahrener Benutzer
      • 15.05.2018
      • 6053

      #17
      Zitat von hmpfchen Beitrag anzeigen
      Beim Lesen kam mir irgendwie spontan der Gedanke, ob das Kind evtl. eine Behinderung gehabt haben könnte und sich deshalb niemand erinnern möchte. Wenn es dann in eine "Heilanstalt" gegeben wurde und dort verstarb, gab es im Heimatort auch keinen Sterbeeintrag.
      Genau das hat unsere Tochter gestern auch gesagt, als ich mit ihr über den Fall gesprochen habe!
      Suche:

      Joh. Christian KROHNFUSS, Jäger, * um 1790
      Carl KRÜGER, Amtmann in Bredenfelde, * um 1700
      Georg Melchior SUDHOFF, Pächter in Calvörde, * um 1680
      Ludolph ZUR MÜHLEN, Kaufmann in Bielefeld, * um 1650
      Dorothea v. NETTELHORST a. d. H. Kapsehden, * um 1600
      Thomas SCHÜTZE, Bürgermeister in Wernigerode 1561

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      • mabelle
        Erfahrener Benutzer
        • 09.10.2017
        • 875

        #18
        Hallo,

        ja, ich dachte auch spontan daran, dass das Kind vielleicht behindert war. Der Druck auf die Eltern während der NS-Zeit war sehr groß, behinderte Kinder in ein Heim zu geben, von wo aus sie getötet wurden. In allen Fällen haben die Erziehungsberechtigten eine schriftliche Einverständniserklärung abgeben müssen und natürlich führt dies zu ungeheuren Schuldgefühlen. Viele dieser Kinder ließ man in diesen Einrichtungen auch einfach verhungern. Am besten, man spricht nicht mehr darüber, haben viele gedacht. Der Schmerz und die Schuld können einen überwältigen.

        Über lokale Geschichtsvereine ließe sich vielleicht etwas herausfinden. Die Namen der Eltern sind ja bekannt, das ist ein Anfang.

        Liebe Grüße
        mabelle

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        • Garfield
          Erfahrener Benutzer
          • 18.12.2006
          • 2177

          #19
          Hallo

          Zur Suche in Deutschland kann ich nicht wirklich etwas beitragen, aber ich habe noch zwei ähnliche Beispiele.

          Mein Grossonkel hatte zwei Töchter (leben noch) und einen Sohn. Der Sohn ist nicht im Familienregister (obligatorisch in der Schweiz) eingetragen und wurde auch von meiner Grossmutter nie erwähnt. In der Leichenpredigt vom Grossonkel 1973 wurde aber erwähnt, er habe auch einen Sohn namens Kurt gehabt, der bei der Geburt starb. Seine Schwester konnte mir dann auf Nachfrage das Datum nennen (1957). Also: Standesamt nein, Name in der Familie ja.

          Eine Bekannte von mir hatte eine ältere Schwester, geboren 1985. Sie wurde entweder tot geboren oder starb bei der Geburt im Krankenhaus. Die Eltern haben das Kind nie gesehen, das Krankenhaus hatte sich "darum gekümmert". Damals war man offenbar der Meinung, das würde den Eltern die Sache einfacher machen . Ich weiss nicht mehr sicher, ob das Kind von den Eltern einen Namen erhalten hatte.

          Zur Ursprungsfrage: ich könnte mir entweder auch vorstellen, dass das Kind eine Beeinträchtigung hatte und man deshalb nicht darüber sprach. Der Umgang mit Tod und auch mit Beeinträchtigungen mag je nach Familie unterschiedlich gewesen sein, so wie es auch heute noch unterschiedlich ist. In der Familie meiner Grossmutter wurde relativ offen berichtet, wer im Stammbaum eine Beeinträchtigung hat / hatte.
          Ich halte aber auch eine Totgeburt für wahrscheinlich, und dass es deshalb keinen standesamtlichen Eintrag gab. Vielleicht war es für die Familie eine genug traumatische Erfahrung, dass deshalb niemand darüber sprechen wollte.

          Ich denke, dass die Krankenhäuser Möglichkeiten und Vorschriften zur "Entsorgung" hatten. Bei Hausgeburten hingegen musste ein tot geborenes Kind ja irgendwohin gebracht werden. Daher wäre es für mich plausibel, dass totgeborene Kinder bei Hausgeburten danach beerdigt wurden (je nach Gegend/Zeit ja z.B. einem verstorbenen Erwachsenen in den Sarg gegeben).
          Viele Grüsse von Garfield

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          • Carolien Grahf
            Erfahrener Benutzer
            • 26.03.2021
            • 897

            #20
            Jercke_Ida_TOT_01.jpg Jercke_Ida_TOT_02.jpg
            Das ist meine Altgroßmutter Ida Jercke. Sie wurde 1855 geboren und starb nach 3 Monaten den plötzlichen Kindstod. Obgleich in einem Zweig meiner Familie eher Tote totschweigen vorherrscht, wird in diesem Zweig ein regelrechter Totenkult betrieben. Seit Generationen wird in diesem Zweig der Familie jeder Tote offen aufgebahrt, jeder "darf" sich nochmal persönlich verabschieden. Und selbstverständlich werden zig Fotos gemacht. Anschließend wird der Sarg geschlossen. Von der Dreitägigen Wache zu Hause will ich erst gar nicht reden.
            Zurück zu Ida. Nach ihrem Tod verblieb die Kleine noch drei Tage zu Hause und war aufgebahrt in ihrer Wiege. Sie wurde als Leiche bildlich festgehalten. Dieses Bild befindet sich in meinem Familienarchiv. Sehr gut in Archivpapier eingepackt und mit Transportfolie vor Glasbruch gesichert, tief vergraben in der Archivbox. Heute habe ich es aus gegebenen Anlass mal ausgepackt und für euch abgelichtet. Eigentlich will ich dieses Bild sowie die anderen Leichenbilder aus meiner Familie, gar nicht sehen. Es ist gruselig und befremdlich. Mir ist bekannt, dass es sogar bei meiner Urgroßmutter im Zimmer gehangen hat. Ida war die Schwester ihrer Großmutter.

            Wir haben nun einige Male von Klinikabfall, "Entsorgung" und sonstigen Dingen gesprochen, so dass es vielleicht nicht falsch ist eine völlig andere Seite zu sehen. Nämlich die der "übergroßen" Liebe (wie auch schon andere beschrieben haben).

            Post-mortem-Malerei und -Fotografie war zu Idas Zeit und bis in die 1940 völlig normal. Dann ebbte diese Sitte ab und verschwand fast in Gänze. Erst um 2010 mit den Sternenkindern lebte dieser alte "Brauch" wieder auf.
            Wahrscheinlich kann man auch darüber streiten ob das wirklich gut ist oder vielleicht nur ein pathologisches Nicht-Loslassen-Können darstellt.

            Als Ahnenforscher bleibe ich neutral und sammel Fakten. Wertungsfrei und weitgehends emotionslos. Es ist ein Unding mit unserer heutigen Moral und Anschauungsweise über Verhalten- und Verfahrensweisen längst vergangener Zeiten zu urteilen. Jede Zeit hat ihre Regeln, ihre ganz eigene Moral und ihre Gepflogenheiten.




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            • HelenHope
              Erfahrener Benutzer
              • 10.05.2021
              • 946

              #21
              Hallo,

              eine Möglichkeit neben dem Familienstammbuch sind die Meldekarten. Wenn das Kind gelebt hat und gemeldet war, sollte es eingetragen sein. Liebe Grüße

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