Ja, aber in welchem Beruf? Wenn "W." gleichzusetzen ist mit "Vorarbeiter", sagt das ja noch nichts über die Branche aus.
Vielleicht war sie doch nicht seine Frau?
Klar, das hatte ich auch so verstanden. Was ich meinte, war: Hat die ganze Familie zur Zeit der Geburt des 3. Kindes in F. gewohnt oder war vllt. nur die Mutter allein zum Zeitpunkt der Niederkunft dort?
"Gang und gäbe" bestimmt nicht! Das war sehr klassenabhängig. Reiche Leute reisten in die Bäder, in die Berge, aus kulturellen Gründen ... , aber das war alles nichts für einfache Arbeiter. Die konnten, wenn sie in der (Groß)stadt wohnten, froh sein, wenn sie Verwandte auf dem Land hatten, wo sie im Sommer mal länger hin konnten oder wenigstens ihre Kinder hinschicken konnten. Manchmal verdingten sich auch ganze Familien als Erntehelfer. Aber das war ja kein Urlaub - höchstens eine Abwechslung.
Zu den Erinnerungen meiner Mutter gehörte, dass die ganze Familie (der es ja für eine Arbeiterfamilie recht gut ging) im Sommer ab und zu für einen Nachmittag nach Wilhelmshöhe hinausfuhr bzw. -wanderte, ausgestattet mit Decken und Picknickkörben, und sich dort im Park im Gras niederließ, um zu verzehren, was sie mitgebracht hatten - einen richtigen Restaurantbesuch mit Eltern und 9 Kindern hätte man sich nicht leisten können. Es muss dort eine Wirtschaft am Fuß des Herkulesberges gegeben haben, die mit dem Slogan warb: "Der alte Brauch wird nicht gebrochen: Hier könn' Familien Kaffee kochen"; das heißt, die örtliche Gastronomie war auf diese Selbstversorgerausflüge eingestellt, sie müssen also für größere Bevölkerungsteile Usus gewesen sein. Für meine Mutter gehörten diese seltenen Sommerpicknicks zu den Erinnerungslichtblicken ihrer Kindheit, "als die Zeiten noch gut waren". Später, nach dem 1. Weltkrieg, verbrachte sie in den Sommern Zeit bei Verwandten in einem kleinen Dorf bei Marburg, wo sie zur Erntezeit auf dem Hof half und es genoss, dass, anders als in der Stadt, Essen reichlich vorhanden war. Urlaube waren das nicht. Dass einfache Arbeiter Urlaub machen konnten, begann, soweit ich weiß, erst in den 30er Jahren mit der KdF-Organisation und setzte sich dann in den 60er Jahren fort.
Vielleicht war sie doch nicht seine Frau?
Klar, das hatte ich auch so verstanden. Was ich meinte, war: Hat die ganze Familie zur Zeit der Geburt des 3. Kindes in F. gewohnt oder war vllt. nur die Mutter allein zum Zeitpunkt der Niederkunft dort?
"Gang und gäbe" bestimmt nicht! Das war sehr klassenabhängig. Reiche Leute reisten in die Bäder, in die Berge, aus kulturellen Gründen ... , aber das war alles nichts für einfache Arbeiter. Die konnten, wenn sie in der (Groß)stadt wohnten, froh sein, wenn sie Verwandte auf dem Land hatten, wo sie im Sommer mal länger hin konnten oder wenigstens ihre Kinder hinschicken konnten. Manchmal verdingten sich auch ganze Familien als Erntehelfer. Aber das war ja kein Urlaub - höchstens eine Abwechslung.
Zu den Erinnerungen meiner Mutter gehörte, dass die ganze Familie (der es ja für eine Arbeiterfamilie recht gut ging) im Sommer ab und zu für einen Nachmittag nach Wilhelmshöhe hinausfuhr bzw. -wanderte, ausgestattet mit Decken und Picknickkörben, und sich dort im Park im Gras niederließ, um zu verzehren, was sie mitgebracht hatten - einen richtigen Restaurantbesuch mit Eltern und 9 Kindern hätte man sich nicht leisten können. Es muss dort eine Wirtschaft am Fuß des Herkulesberges gegeben haben, die mit dem Slogan warb: "Der alte Brauch wird nicht gebrochen: Hier könn' Familien Kaffee kochen"; das heißt, die örtliche Gastronomie war auf diese Selbstversorgerausflüge eingestellt, sie müssen also für größere Bevölkerungsteile Usus gewesen sein. Für meine Mutter gehörten diese seltenen Sommerpicknicks zu den Erinnerungslichtblicken ihrer Kindheit, "als die Zeiten noch gut waren". Später, nach dem 1. Weltkrieg, verbrachte sie in den Sommern Zeit bei Verwandten in einem kleinen Dorf bei Marburg, wo sie zur Erntezeit auf dem Hof half und es genoss, dass, anders als in der Stadt, Essen reichlich vorhanden war. Urlaube waren das nicht. Dass einfache Arbeiter Urlaub machen konnten, begann, soweit ich weiß, erst in den 30er Jahren mit der KdF-Organisation und setzte sich dann in den 60er Jahren fort.


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