Wie verhielten sich unsere Vorfahren 1933 - 1945?

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  • Maruschka
    Erfahrener Benutzer
    • 24.12.2018
    • 106

    #91
    Meine Urgroßtante hat ein Tagebuch bis 1934 geführt. Also die Machtergreifung der Nazis voll miterlebt als knapp 30 Jährige. Meine Urgroßtante war Mitglied im Bund der Köngener.

    Hier ist ein Gedichtzitat von Albert Matthäi, dass sich zu Beginn des Jahres 1933 findet.



    Du sollst an Deutschlands Zukunft glauben,

    an deines Volkes aufersteh´n!
    Laß diese Hoffnung dir nicht rauben,


    Trotz allem, allem, was gescheh´n!

    Und handeln sollst du so, als hinge

    von dir und deinem Tun allein

    das Schicksal ab der deutschen Dinge,

    Und die Verantwortung wär´ dein!


    Im Februar 1933 schreibt sie:


    Nachtrag: 30. Januar: Bildung des Kabinetts Hitler,

    Kabinett der nationalen Konzentration: Große Begeisterung!

    Adolf Hitler Reichskanzler!

    März 1933

    05. Reichstags- und Landtagswahl. Regierungsmehrheit

    der Nationalsozialisten (40% sämtl. Stimmen) und

    der Deutschnationalen. Großer Jubel.

    12. Frühlingswetter. Gemeindewahlen. Spaziergang nach

    Bredeney. Überall ist geflaggt, schwarz-weiß-rot

    und Hakenkreuzflagge.

    17./18. Besuch bei Ilse in Barmen. Ankunft in Elberfeld

    11 Uhr dann zu Stichers und durch die Stadt. Um 12 Uhr

    bei Ilse. Nachm. zusammen zu Abraths. Abends in Ilses

    Zimmer (chirurg. Kinderstation) mit Lotte u. Hertha.

    Samstag 11 Uhr Hans getroffen bei Ferbers. Mittags im

    Ratskeller. Nachm. nach Gräfrath zu Müllers. 9 Uhr wieder

    in Essen.

    21. Frühlingsanfang u. Eröffnung des neuen deutschen

    Reichstages in der Potsdamer Garnisonkirche.

    Großer Nationalfeiertag. Übertragungen im Radio.

    Abends war unser Kreis mit 3 Hernern zum Feuer

    auf der heiml. Liebe“ und wir zogen dann mit dem

    Fackelzug der nationalen Verbände wieder mit nach

    der Stadt zurück.

    Mai

    01. Feiertag der nationalen Arbeit. Wir haben nichts

    weiter mitgemacht, aber den ganzen Tag am Radio

    alles gehört. Ab 10 Uhr herrliches Wetter, strahlender

    Sonnenschein, blauer Himmel. Auf der Veranda ge-

    sessen. Hans war zwei Mal beim Umzug der Kruppianer

    aber nur kurz. Abends Rede Adolf Hitler.


    Mein Urgroßvater ist übrigens Hans. Ilse ihre Schwester.

    Man liest aus dem Text sehr gut raus, dass sie sich offenbar über die Wahlergebnisse gefreut hat. 1931 hat mein Urgroßvater seinen Job bei Borsig in Berlin verloren und es gab große wirtschaftliche Unsicherheiten. Lilo sah die Heirat mit mein Urgroßvater in Gefahr, weil er ja keinen Job mehr hatte. Sie hatte eine Stellung als Kindermädchen. Erst bei einem General, später bei einer ironischerweise jüdischen Familie in Berlin, bis sie nach Essen umzog.

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