Ahnenforschung in der DDR

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  • Friedrich
    Moderator
    • 02.12.2007
    • 11520

    Ahnenforschung in der DDR

    Moin zusammen,

    da das Thema DDR ja zur Zeit wieder sehr aktuell ist, hier mal eine Frage zum Thema Ahnenforschung dort:

    War Ahnenforschung in der DDR eher positiv oder negativ besetzt? Letztes würde mich nämlich hinsichtlich der politisch-geschichtlichen Situation (DDR contra Drittes Reich, Stichwort Ahnenpaß) nicht wundern.

    Gab es Unterschiede, je nachdem, ob man im Westen oder im Osten forschte?

    Schließlich waren die Russen ja Brüder, also mit einem verwandt...

    Friedrich
    "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
    (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)
  • Pendolino
    Erfahrener Benutzer
    • 09.04.2009
    • 12109

    #2
    Hallo zusamen!
    Hallo Friedrich!

    Du stellst mal wieder (wie könnte es auch anders sein?) eine sehr interessante Frage...

    Dazu kann ich Dir nur folgendes erzählen:

    Mein Großvater wollte damals, soweit ich weiß, immer die Familie in Sachsen erforschen. Da er aber Ende der 1950er Jahre in den Westen geflohen ist, und sein Schwager in der DDR bei der Volkspolizei war, hat er es bleiben lassen, da dies wohl auch für seinen Schwager hätte problematisch werden können; für diesen war ja jeglicher Kontakt zu "Westlern" verboten, egal ob telefonisch oder per Brief - von Besuchen mal ganz abgesehen.

    Ich glaube nicht, daß die Obrigkeit dann begeistert gewesen wäre, wenn dann ein "Wessi" beginnt, die Familiengeschichte zu erforschen. Genaueres kann ich dazu leider nicht sagen, ich kenn das ja alles nur von Erzählungen und meinen Opa kann ich auch nicht mehr fragen

    Bin gepannt ob noch jemand ähnliches zu berichten hat...

    Ich wünsche Euch allen ein schönes Wochenende!
    Viele Grüße von Pendolino!

    Hier findet ihr Übersichten meiner Vorfahren aus Sachsen und Thüringen
    sowie aus der (Elch-) Niederung in Ostpreußen


    Dauersuche in Ostpreußen und im Memelland:
    Alles zu den Familiennamen Kumbartzky, Matzeit (Macait) und Petrick

    Weisheit ist nicht das Ergebnis der Schulbildung, sondern des lebenslangen Versuches, sie zu erwerben. (A. Einstein)

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    • Molle09
      Erfahrener Benutzer
      • 24.03.2009
      • 1403

      #3
      Hallo Friedrich,

      ich kann natürlich nur für mich sprechen, aber ich kenne nicht eine Person, die zu DDR-Zeiten Ahnenforschung betrieb. Meine Oma und Mutter gehören zu den Vertriebenen aus Nordböhmen. Heute darf man das so wieder sagen. Damals wurde nicht darüber gesprochen, weil es offiziell keine Vertriebenen gab, denn die Tschechen waren auch unsere "Brüder" und es wurde totgeschwiegen. Das es meine Oma nicht in Ruhe ließ, weiß ich daher, weil sie noch zu Lebzeiten ihren Geburtsort besuchte, aber willkommen waren sie nicht.
      Mein Schwiegervater war noch krasser drauf. Er nahm seine Vergangenheit 2005 mit in´s Grab, er stammte aus einem kleinen Dorf in Schlesien. Mein Mann weiß praktisch so gut wie nix von ihm, seinen Eltern und warum die Großeltern nach dem Krieg in Polen blieben, während er in der DDR lebte. Alles merkwürdig auch nach dem Fall der Mauer so zu "leugnen". Das macht es uns auch besonders schwer etwas über diese Seite des Stammbaumes heraus zu finden.
      Ich kann mir aber trotzdem gut vorstellen, daß es Interesse an Ahnenforschung gab, aber nur weil durch Leute von früheren Zeiten irgendwelche gesammelten Daten weitervererbt wurden- z.B. Ahnenpass. Denn über Ämter ect. kam man zu Ostzeiten an solche Daten nicht! (Schlafende Hunde soll man nicht wecken....)

      Wie gesagt, daß ist meine Meinung und Erfahrung und ich bin sehr froh, daß diese Zeit vorbei ist!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
      Was würde ich sonst ohne Ahnenforschung machen?
      Liebe Grüße
      Mlle
      ----------------
      Es gibt keine Zufälle!!!

      Suche Nürnberger in Hardisleben
      Bertuch in Donndorf ab 1784-1799
      Joh. Martin Koch,1743 Hammelknecht in Marienroda u. Frau Regina

      den Verbleib von Johann Wilhelm Nürnberger *04.12.1803

      Kommentar

      • Pendolino
        Erfahrener Benutzer
        • 09.04.2009
        • 12109

        #4
        Zitat von Molle09 Beitrag anzeigen
        Meine Oma und Mutter gehören zu den Vertriebenen aus Nordböhmen. Heute darf man das so wieder sagen. Damals wurde nicht darüber gesprochen, weil es offiziell keine Vertriebenen gab, denn die Tschechen waren auch unsere "Brüder" und es wurde totgeschwiegen.
        Hallo Molle!

        Meine Oma stammt aus Ostpreußen - aus dem heutigen russischen Teil...

        Ja genau - genau dieses "es gab keine Vertriebenen" war mit ein Grund für meine Großeltern aus der DDR zu fliehen. Auch wenn dass für beide bedeutete, fast die ganze Familie zurückzulassen.

        Ich bin wirklich froh, daß ich diese Zeit nicht miterleben mußte - und das daß alles vorbei ist.
        Viele Grüße von Pendolino!

        Hier findet ihr Übersichten meiner Vorfahren aus Sachsen und Thüringen
        sowie aus der (Elch-) Niederung in Ostpreußen


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        Kommentar

        • Andreas Dick
          Erfahrener Benutzer
          • 30.04.2008
          • 252

          #5
          Hallo zusammen,

          ich habe hier mal einen Ausschnitt aus der Wochenpost Nr. 06/1989 (nicht komplett). Darin kann man sehen, dass Genealogie in der DDR eigentlich nicht verpönt war. Ich kann mich aber erinnern, dass es damals weniger waren, die in die Pfarrämter stürmten, wie mir von den Pfarrern bestätigt wurde. Gut, mich haben sie eh´ nicht so gern an die Bücher gelassen, da ich damals erst in den letzten Teenagerjahren war und sie mir deshalb nicht so sehr über den Weg getraut hatten.

          Beste Grüße
          Andreas
          Angehängte Dateien
          Zuletzt geändert von Andreas Dick; 10.10.2009, 15:24. Grund: Edit: Ergänzung

          Kommentar

          • liseboettcher
            • 26.03.2006
            • 695

            #6
            Ahnenforschung in der DDR

            Ich weiß nur, dass man evtl. schnell in den Verdacht geriet, das Arierwesen der Nazizeit verteidigen zu wollen. Es gab aber in Halle/S. eine Arbeitsgruppe beim Kulturbund und besonders auch in Leipzig wurde "Ahnen geforscht", zumal dort die Möglichkeit bestand, in der Genealogischen Forschungsstelle Einsicht zu nehmen in vorhandene Unterlagen. Die Fo-Stelle gehörte damals zur Deutschen Bücherei. Ich habe einmal bei der ev. Kirche Merseburg etwas angefordert und auch bekommen. Aber Tatsache war wohl, dass die Menschen andere Interessen hatten. Ich kannte niemanden, der sich für seine Vorfahren interessierte. Gottseidank hatte meine Familie keine Unterlagen weggeworfen! MfG Lise

            Kommentar

            • Luise
              Erfahrener Benutzer
              • 05.02.2007
              • 2419

              #7
              Ich habe zu DDR-Zeiten mit meiner Ahnenforschung begonnen und da die eine Hälfte meiner Ahnen aus Thüringen und Sachsen-Anhalt (damals die Bezirke Erfurt und Halle) stammten, hatte ich keine Schwierigkeiten. Es gab sogar den Vorteil, dass die Pfarrämter (zumindest an die ich schrieb) für die erledigten Sucharbeiten in den KB keine Gebüren erhoben. Leider habe ich diese Gelegenheit nicht genügend ausnutzt *seufz*.

              Ja, in der DDR hießen die Flüchtlinge/Vertriebene offiziell "Umsiedler". Bei einer Verwandten wurde sogar zur Hochzeit 1963 ins Familienstammbuch als Geburtsort "Nowa Sol" und "Polen" eingetragen. Sie hat sich darüber beschwert und es wurde in "Neusalz an der Oder" umgeändert.

              Ansonst kannte ich doch einige Ahnenforscher in der DDR.
              Liebe Grüße von Luise

              Kommentar

              • oma
                Erfahrener Benutzer
                • 22.11.2008
                • 1386

                #8
                Zitat von Altmärker
                Das Thema DDR geht mir ehrlich gesagt seit 20 Jahren auf den ....!
                Diese Äußerung kann ich jetzt aber nicht so stehen lassen!
                Ich habe 40 Jahre in der DDR mehr oder weniger "gelebt".

                Ahnenforschung, wie ich sie in den letzten 20 Jahren betrieben habe, gab es nicht. Mein Interesse daran war schon immer sehr groß. Ich konnte damals nur die Seite meines Mannes, die aus dem Eichsfeld stammt, erforschen. Meine eigenen Vorfahren blieben außen vor.

                Mein Vater und seine gesamte noch übrige Familie waren "Vertriebene". Ahnenforschung in Westpreußen war unmöglich. Man kam ja noch nicht einmal an Kopien von Geburtsurkunden, die auf der Flucht verloren gegangen sind. Mein verstorbener Vater wäre jetzt glücklich darüber, was ich über seine Familie zusammengetragen haben - einschließlich seiner eigenen Geburtsurkunde.

                Ich hätte auch nie bestätigt bekommen, was mir mein Großvater als 9-jährige immer erzählte: nämlich, daß seine Vorfahren "aus dem Französischen" kommen.
                Zwischenzeitlich weiß ich es genau. Schade, daß mein Großvater nicht mehr lebt.

                Im Übrigen finde ich, daß auch das Thema "DDR" nicht untergehen sollte, egal in welcher Hinsicht, ob Ahnenforschung oder nicht.

                Und damit es nicht in Vergessenheit gerät, habe ich für meine Enkel sämtliches mir zur Verfügung stehendes Material, angefangen von Erinnerungen bis zu Dokumenten, aufgeschrieben bzw. gesammelt und zu meinen Ahnen-"Unterlagen" gelegt.

                Nicht, um der DDR zu huldigen - ganz im Gegenteil ! Aber das gehört jetzt nicht hierher.
                Viele Grüße, Oma

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                • Luise
                  Erfahrener Benutzer
                  • 05.02.2007
                  • 2419

                  #9
                  Was das Thema DDR-Geschichte betrifft kann ich sagen, dass meine Tochter (die die DDR-Zeit nicht erlebt hat) wesentlich mehr Interesse daran hat, als ich, die die Zeit miterlebt hat.
                  Liebe Grüße von Luise

                  Kommentar

                  • Friedrich
                    Moderator
                    • 02.12.2007
                    • 11520

                    #10
                    Moin zusammen,

                    ich stelle fest, daß Ahnenforschung in der DDR durchaus ein Thema war (was mich freut), aber offensichtlich in dem Umfang, wie wir ihn kennen, nicht immer betrieben werden konnte. Danke schonmal für Eure Beiträge!

                    Ich nehme natürlich gern noch weitere Meinungen an!

                    Friedrich
                    "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                    (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

                    Kommentar

                    • Michael
                      Moderator
                      • 02.06.2007
                      • 4592

                      #11
                      Zitat von Friedrich Beitrag anzeigen
                      offensichtlich in dem Umfang, wie wir ihn kennen, nicht immer betrieben werden konnte.
                      Hallo Friedrich,
                      auch auf dem Gebiet der "alten" Bundesländer gibt es erst seit den 1990er Jahren Bemühungen, alte Kirchenbücher zentral in kirchlichen Archiven zu archivieren und Familienforschern Mikrofilme zur Verfügung zu stellen. ... Franken ausgenommen
                      Viele Grüße
                      Michael

                      Kommentar

                      • Friedrich
                        Moderator
                        • 02.12.2007
                        • 11520

                        #12
                        Moin Michael,

                        natürlich hat die Ahnenforschung in den alten Bundesländern in früheren Jahrzehnten nicht den Zulauf gehabt wie heute. Wir sehen es ja auch an den Anmeldezahlen im Forum. Nur denke ich, daß die Politik sich hier aus den Hobbys der Leute heraushielt, und Forschungen wohl nicht behindert wurden.

                        Und genau dahin zielte u.a. meine Frage ab.

                        Friedrich
                        "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                        (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

                        Kommentar

                        • Luise
                          Erfahrener Benutzer
                          • 05.02.2007
                          • 2419

                          #13
                          Zitat von Friedrich Beitrag anzeigen
                          Moin zusammen,

                          ich stelle fest, daß Ahnenforschung in der DDR durchaus ein Thema war (was mich freut), aber offensichtlich in dem Umfang, wie wir ihn kennen, nicht immer betrieben werden konnte. Danke schonmal für Eure Beiträge!

                          Ich nehme natürlich gern noch weitere Meinungen an!

                          Friedrich
                          Ich habe nie eine Behinderung erlebt.
                          Was den Umfang allerdings betrifft bin ich der Meinung, dass das Internet heute die ganze Sache besonders fördert.
                          Liebe Grüße von Luise

                          Kommentar

                          • PetraW
                            Erfahrener Benutzer
                            • 05.08.2008
                            • 514

                            #14
                            Hallo Friedrich,
                            liebe Leser

                            Ein bischen kann ich weiterhelfen!
                            Meine Bräunlich Ahnen wurden intensiv erforscht. Ich habe von einem Forscherkollegen die Ergebnisse von 1969 erhalten. Aus den Unterlagen sehe ich die Verteiler, die Adressen sind in Ost und West gleichermaßen verteilt worden. Viele Privatpersonen befinden sich darunter, auch offizielle Stellen wie zb. Pfarrämter sind darunter.

                            Es gab auch eine Zentralstelle für Genealogie in der DDR.
                            Sie befand sich in Leipzig, Georgi-Dimitroff-Platz 1.

                            Wie das dann im einzelnen abgelaufen ist kann ich leider nicht sagen.

                            Viele Grüße sendet Petra
                            www.albert-petras-ahnenliste.de.tl

                            http://www.zwittau.de/orte/rothmuehl/rothmuehl.htm

                            Kommentar

                            • gerhardlang
                              Erfahrener Benutzer
                              • 17.12.2008
                              • 138

                              #15
                              Familienforschung so und so

                              Hallo die Runde,
                              zwischen "schwarz" und "weiss" gab es viele Schattierungen.

                              Meine Meinung dazu:
                              So war es möglich, für Domersleben ein OFB zu erstellen und fortzuführen.
                              Erst nach der Wende wurde der Bearbeiter mit dem Hund vom Hof gejagt.

                              Die ehemaligen Ostbewohner hatten meistens Angst und haben ihre Aufzeichnungen im "stillen Kämmerlein" gemacht.
                              Nach der Wende haben nicht alle geschafft, sich zu öffnen.

                              Herzliche Grüße
                              Gerhard

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