Sterbeeinträge von 1749 und 1762 - was soll man davon halten?

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  • Pendolino
    Erfahrener Benutzer
    • 09.04.2009
    • 12108

    Sterbeeinträge von 1749 und 1762 - was soll man davon halten?

    Hallo an Alle!

    Ich habe hier zwei Einträge aus dem Bestattungsbuch der ev.-luth. Kirche in Tanna bei Schleiz in Thüringen die ich Euch nicht vorenthalten möchte. Habt ihr auch solche oder ähnliche Einträge gefunden? Waren die Pfarrer früher alle so direkt? (was ich gut finde!)

    "Den 28. April 1749 nachts um 11 Uhr starb Mstr. Gabriel Kobis, Bürger und Zeugmacher allhier und ward den 30. April mit Gesang, Glockenklang und Collecte begraben, weil kein Heller Geld da war. Er war ein Großtuer, und Wohllüßter, dem Gott nichts angekimmern konte. Er mochte es mit ihm wie Er wollte."

    "Den 7 April 1762 starb Mstr. Hanß Nicol Rösch Bürger und Schuhmacher ein liederlicher Mensch, feiner Bürger, starb plötzlich und ohne Verstandung und ward den 9. April mit wenigen Leichn zugleich begraben."

    Was soll ich nun davon halten

    Bei der Beerdigung von 1749 frage ich mich, war das ein so genanntes Armenbegräbnis? - Wenn ja weshalb dann mit Gesang und Glockenklang und nicht wie in anderen Gemeinden üblich "in aller Stille"?

    Zur Beerdigung von 1762:
    Wie geht ein liederlicher Mensch und feiner Bürger zusammen?
    Was heißt: "starb plötzlich und ohne Verstandung"?
    War dies eine Bestattung in einem "Massengrab"? --> mit wenigen Leichen zugleich begraben.

    Außerdem habe ich selten so präziese Personenbeschreibungen von meinen Vorfahren gefunden!

    Über eure hoffentlich zahlreichen Antworten freue ich mich und wünsche allen noch einen schönen Abend!
    Pendolino
    Viele Grüße von Pendolino!

    Hier findet ihr Übersichten meiner Vorfahren aus Sachsen und Thüringen
    sowie aus der (Elch-) Niederung in Ostpreußen


    Dauersuche in Ostpreußen und im Memelland:
    Alles zu den Familiennamen Kumbartzky, Matzeit (Macait) und Petrick

    Weisheit ist nicht das Ergebnis der Schulbildung, sondern des lebenslangen Versuches, sie zu erwerben. (A. Einstein)
  • aquila
    Gesperrt
    • 18.04.2009
    • 113

    #2
    Hallo Pendolino,

    leider kann ich Dir auch nichts sagen, aber ein wenig überrascht bin ich schon.

    Ich selbst hab noch nie so einen Eintrag gefunden, wüßte ehrlich gesagt
    auch nicht, was ich davon zu halten hätte!

    Aber der Pfarrer war sicherlich nicht eng befreundet mit den Verstorbenen

    Gruß
    Melanie

    Kommentar

    • Pendolino
      Erfahrener Benutzer
      • 09.04.2009
      • 12108

      #3
      Hallo Melanie!

      Wie kommst Du denn darauf, daß der Pfarrer und die beiden Verstorbenen nicht die besten Freunde waren?

      Pendolino
      Viele Grüße von Pendolino!

      Hier findet ihr Übersichten meiner Vorfahren aus Sachsen und Thüringen
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      • karin-oö
        Erfahrener Benutzer
        • 01.04.2009
        • 2630

        #4
        Hallo Pendolino,

        "... starb plötzlich und ohne Verstandung" müsste m. E. heißen "plötzlich und ohne Versehung", das heißt es wurden keine Sterbesakramente gespendet.

        In "meinen" Totenbüchern fand sich ein Eintrag über
        Anna Maria Neuhuber, ein thörichtes Bettelmensch, gestorben am 6.7.1791 im Alter von 30 Jahren.
        Wahrscheinlich war sie geistig behindert und musste sich mit Bettelei durchbringen.

        Schöne Grüße
        Karin

        Kommentar

        • Friedrich
          Moderator

          • 02.12.2007
          • 11577

          #5
          Moin Karin,

          mit den Sterbessakramenten haut hier leider nicht hin. Die gibt es in der evangelischen Kirche nicht!

          Friedrich
          "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
          (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

          Kommentar

          • karin-oö
            Erfahrener Benutzer
            • 01.04.2009
            • 2630

            #6
            Hallo Friedrich,

            tja, da sollte ich eben nicht immer von mir auf andere schließen!

            Schöne Grüße
            Karin

            Kommentar

            • Friedrich
              Moderator

              • 02.12.2007
              • 11577

              #7
              Zitat von karin-oö Beitrag anzeigen
              Hallo Friedrich,

              tja, da sollte ich eben nicht immer von mir auf andere schließen!

              Schöne Grüße
              Karin
              Jetzt aber keine falsche Scham! Bin zwar evangelisch, aber Glaubensrichtung ökumenisch!

              Aber rein informativ: Luther hat in der evangelischen Kirche nur zwei Saktamente, die Taufe und das Abendmahl (Eucharistie) gelassen, obwohl er persönlich beispielsweise regelmäßig beichtete.

              Friedrich
              "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
              (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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              • Pendolino
                Erfahrener Benutzer
                • 09.04.2009
                • 12108

                #8
                Hallo Karin!

                Diese Bezeichnung "plötzlich und ohne Verstandung" habe ich mehrmals gefunden! Leider nicht nur in den Kirchenbüchern einer Gemeinde sondern in mehreren... Kann es sein, daß es "eine mundartliche Abwandlung" von deinem "ohne Versehung" ist?

                Die Bezeichnung "thörichtes Bettelmensch" - was soll man da noch sagen - nicht grade sehr "christlich", wenn ich daß so sagen darf!

                Pendolino
                Viele Grüße von Pendolino!

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                • Pendolino
                  Erfahrener Benutzer
                  • 09.04.2009
                  • 12108

                  #9
                  [Bin zwar evangelisch, aber Glaubensrichtung ökumenisch!

                  Aber rein informativ: Luther hat in der evangelischen Kirche nur zwei Saktamente, die Taufe und das Abendmahl (Eucharistie) gelassen, obwohl er persönlich beispielsweise regelmäßig beichtete.

                  Friedrich]

                  Hallo Friedrich!

                  Ich bin zwar wie Du auch evang.-ökumenisch, wußte aber - ja ich gestehe es - bis eben nichts davon, daß es bei den Katholen Sterbesakramente gibt und kam deshalb garnicht auf die Idee, "sowas" bei meinen Vorfahren, die ja wie oben gelesen, gar so gläubig waren, zu vermuten.

                  Pendolino
                  Zuletzt geändert von Pendolino; 25.05.2009, 23:16.
                  Viele Grüße von Pendolino!

                  Hier findet ihr Übersichten meiner Vorfahren aus Sachsen und Thüringen
                  sowie aus der (Elch-) Niederung in Ostpreußen


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                  Kommentar

                  • beckenweber
                    Benutzer
                    • 17.11.2008
                    • 86

                    #10
                    Ich muss gestehen, solche Sterbeeinträge habe ich noch nie gelesen.
                    Und ich habe schon einige Sterbeeinträge gelesen in Kirchenbüchern unterschiedlicher Pfarreien in verschiedenen Regionen.
                    Diese Einträge waren allerdings alle von katholischen Pfarrern gemacht.

                    Was mir zusätzlich auffiel war, daß die obigen Einträge alle auf deutsch verfasst sind, wobei ich aus dieser Zeit eigentlich nur lateinische Einträge kenne.
                    Ist das in den evanglischen Kirchenbüchern der damaligen Zeit Usus?

                    Kommentar

                    • Michael
                      Moderator

                      • 02.06.2007
                      • 4594

                      #11
                      Hallo,
                      in der Regel wurden evangelische Kirchenbücher in deutscher Sprache und katholische Kirchenbücher in lateinischer Sprache geführt.
                      Viele Grüße
                      Michael

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                      • Friedrich
                        Moderator

                        • 02.12.2007
                        • 11577

                        #12
                        Moin Beckenweber,

                        also die evangelischen Einträge waren in der Regel deutsch, oft aber gespickt mit lateinischen Begriffen, während die katholischen noch lange in Latein waren.

                        Friedrich
                        "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                        (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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                        • web
                          • 07.03.2008
                          • 274

                          #13
                          Bei einem meiner Vorfahren (1867 ev)
                          Bei seinem Sterbeeintrag:
                          "wurde als Kirch- &
                          Abendsmahlverächter ohne
                          Glockengeläut & ohne Begleitung
                          des Geistlichen begraben.
                          Er hinterläßt 5 Kinder"

                          web

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                          • Merle
                            Erfahrener Benutzer
                            • 27.07.2008
                            • 1315

                            #14
                            Hallo Pendolino,

                            bei der Beerdigung von 1749 würde ich nicht sagen, daß es ein richtiges Armenbegräbnis war. Offenbar war der Verstorbene ja ein ziemlicher Lebemann aber doch ein geachteter Bürger und so hat man offenbar für ihn gesammelt (Kollekte).

                            Bist Du bei der Verstandung sicher, es richtig gelesen zu haben? Sonst stell doch mal einen Scan hier ein.

                            Gruß
                            merle

                            Kommentar

                            • karin-oö
                              Erfahrener Benutzer
                              • 01.04.2009
                              • 2630

                              #15
                              Zitat von Merle Beitrag anzeigen

                              bei der Beerdigung von 1749 würde ich nicht sagen, daß es ein richtiges Armenbegräbnis war. Offenbar war der Verstorbene ja ein ziemlicher Lebemann aber doch ein geachteter Bürger und so hat man offenbar für ihn gesammelt (Kollekte).

                              Für den Verstorbenen wird man wohl nicht mehr gesammelt haben, sondern eher um die Kosten für das Begräbnis zu decken. Denn wenn er als Lebemann auch das ganze Geld vertan hatte, stand ihm als Bürger doch eine standesgemäße Beerdigung zu, die die Kirche aber sicherlich nicht umsonst gewährt hat.

                              Schöne Grüße
                              Karin

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