Kind zu verschenken (1906)

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge
  • M. Lützeler
    Erfahrener Benutzer
    • 16.11.2009
    • 224

    [ungelöst] Kind zu verschenken (1906)

    Moin werte Forschergemeinde,

    ich bin gerade etwas entsetzt und hoffe, daß Begriffe auch eine andere Bedeutung haben können als heute üblich.

    Beim Durchstöbern alter Zeitungen bin ich auf mehrere ähnlich lautender Anzeigen gestoßen, in denen vor allem Mädchen im Alter von zwei Monaten bis elf Jahren zum Verschenken angeboten werden. Unten nur ein Beispiel. Es handelt sich um das nördliche Rheinland im Jahre 1906.


    Anzeige Mädchen 1906 für Forum.jpg

    Klar, es gab viele Kinder und viel Armut, aber verschenken?

    Grüße

    Matze
  • Anna Sara Weingart
    Erfahrener Benutzer
    • 23.10.2012
    • 17517

    #2
    Hallo, früher bekam man jedes Jahr, oder jedes zweite, ein Kind. 1906 waren die Straßen voll mit Kindern. Es schliefen häufig 3 Kinder in einem Bett.
    Meine Mutter hat in den 1940er und 1950er Jahren noch mit ihrer Schwester in einem Bett geschlafen. Mein Großvater hatte 12 Kinder.

    Man konnte sein Kind nirgendwo beim Sozialamt "abgeben". Wer sein Kind nicht ernähren konnte, aber stattdessen dafür sorgte, dass es ein anständiges neues zuhause bekommt. verdient mein vollen Respekt.

    P.S. es gab früher kein Kindergeld oder Sozialhilfe.
    Viele Grüße

    Kommentar

    • Carla1
      Benutzer
      • 23.10.2025
      • 23

      #3
      Hallo Matze,
      ein " Verschenken" eines Kindes war auch 1906 rechtlich nicht möglich.
      Ich vermute, dass die Frau damit zum Ausdruck bringen wollte, dass sie selbst keine (finanziellen) Ansprüche stellen wollte.
      Kinder aus armen Familien wurden damals als sogenannte Kost- oder Dienstkinder in finanziell besser gestellt Familien gegeben, damit sie versorgt waren.
      In diesem Fall drückt der Wunsch nach einer " kinderlosen Herrschaft" evtl auch die Hoffnung aus, dass die Elfjährige auf Dauer auch eine emotionale Heimat findet.
      Ich lebe im Montafon/Österreich. Bis weit ins 20.Jahrhundert hinein wurden hier die " Schwabenkinder" den Sommer über nach Süddeutschland gebracht und dort-wie auf einem Sklavenmarkt- von Familien ausgesucht, um dann als Erntehelfer, Hausmädchen, Kindermädchen, Stallknechte, etc. eingesetzt zu werden. Das war eigentlich auch ein -allerdings zeitlich befristetes- " Verschenken" der Kinder, damit sie versorgt waren.
      Liebe Grüße, Carla

      Kommentar

      Lädt...
      X