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  • Friedrich
    Moderator
    • 02.12.2007
    • 11354

    #76
    Geschlachtwander, Lochhüter, Geschweien

    Marlies

    es gibt für mich so viel zu lernen, die obigen Begriffe sind mir heute über den Weg gelaufen:
    Geschweien: Schwägerin
    Lochhüter: meine Vermutung war richtig, heute sagt man Gefängniswärter
    Gechlachtwander: Feintuchweber

    BabyShacks

    um deinen Eintrag nocheinmal zu vervollständigen:
    Geschwei kann sowohl Schwägerin als auch Schwiegermutter sein.

    Marlies

    In welcher Ecke sagt(e) man denn zur Schwiegermutter Geschwei?

    BabyShacks

    sorry, wo man zu Geschwein auch Schwiegermutter sagt weiß ich leider auch nicht genau. Mir wurde nur desöfteren bestätigt das es zum einen Schwiegermutter als auch Schwägerin heißen kann.

    Siegfried Mühle

    Laut Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm im Westerwald:
    geschwei, die Schwiegereltern.

    Marlies

    ich habe zwar einige Zeit meiner Kindheit im Westerwald verbracht, jedoch ist mir dieses Wort nie aufgefallen. (aber das heißt ja nichts, als Kind achtet man ja auch auf so etwas weniger)

    Siegfried Mühle

    Jacob und Wilhelm Grimm haben das Deutsche Wörterbuch ab 1838 geschrieben. Da hast Du noch nicht im Westerwald gelebt.
    Viele der früher (mundartlich und regional) gebräuchlichen Begriffe sind im Laufe der Zeit aus dem Wortschatz verschwunden oder wurden verändert. Wenn dem nicht so wäre, benötigten die Geneologen heute z. B. keine Wörterbücher über die früheren Bezeichnungen von Berufen, Krankheiten, Monaten, Verwandte, usw.
    "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
    (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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    • Friedrich
      Moderator
      • 02.12.2007
      • 11354

      #77
      kleine halbe Schule

      GiselaR

      Jahr aus dem der Begriff stammt: um 1818
      Region aus der der Begriff stammt: Altenburg/Thüringen
      schon recherchiert: Barth, Internet
      seit einiger Zeit lese ich sehr interessiert mit, heute möchte ich es mal mit einer Frage probieren, bei der ich vollkommen auf dem Schlauch stehe.
      In einem Auszug aus dem Sterberegister der ev. Kirchenemeinde Altenburg/Thür. habe ich folgende Formulierung:
      "Meister Lincke......... Bürger und Gürtler in Altenburg ....... beerdigt 1. Mai 1818 auf hiesigem alten Gottesacker Abends MIT DER KLEINEN HALBEN SCHULE" (Hervorhebung von mir)
      Was bitte könnte das bedeuten? Oder ist es vielleicht eine spez. Altenburger Bezeichnung für was auch immer? Oder hat der, der den Auszug damals erstellt hat irgendetwas falsch gelesen?

      Eva64

      Im württembergischen war es in einigen Orten üblich, dass der Lehrer mit seinen Schülern den Leichenchor bildete. Vielleicht bedeutet die "kleine halbe Schule" etwas in der Art?

      GiselaR

      danke für den Tip. Es hat sich herausgestellt, daß das ganz richig ist. Inzwischen habe ich noch von jemand anders einen Hinweis bekommen. Es gab damals "Leichenordnungen", die genau regelten wie aufwendig eine Beerdigung sein durfte, was sie entsprechend kostete und wieviele Schüler im Trauerhaus oder auf dem Friedhof zum Singen abgestellt wurden.
      "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
      (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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      • Friedrich
        Moderator
        • 02.12.2007
        • 11354

        #78
        Abkürzung u.a.g.

        Marlies

        was bedeutet diese Abkürzung?
        Auszug aus dem Mannsgrundbuch 1868:
        Vermögen nach gerichtlicher Bestätigung: u. a. g.

        Norbert Staub

        gerade habe ich in einem Juristischen Handbuch Abkürzungen gelesen.Bei der Abkürzung u.a. handelt es sich ,,unter anderem, das g würde dann für gelesen stehen.Also unter anderem gelesen.Zu dieser Zeit wurden bevor Unterschriften geleistet wurden,die Schriftstücke vorgelesen,damit alles im Sinne der Mandanten rechtens war,

        Siegfried Mühle

        u. a. g. => unten angeführt
        "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
        (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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        • Friedrich
          Moderator
          • 02.12.2007
          • 11354

          #79
          Bürgerrolle, Findbuch

          desert_rose

          ich würde gern einmal was wissen was eine Bürgerrolle ist und was darin enthalten ist.
          Und was ist ein Findbuch und was kann ich darin finden?

          Marlies

          Bürgerrollen:
          Die Bürgerrollen sind Einwohnermeldebücher, in denen die Bewohner der einzelnen Häuser bei Anlage des Buches verzeichnet und die späteren Veränderungen notiert sind.

          Norbert Staub

          ich habe gerade deine Anfrage gelesen. Die Vorfahren mütterlicherseits stammen aus dem Kreis Neuss/am rhein oder aus dem Kölner Raum. Dort gibt es in Neuss ein Buch für Neubürger (1591-1631). Das älteste Buch stammt aus dem Jahre 1546. Die Kölner Bürgerbücher werden ab 1356 geführt. In diesen Büchern sind als Anhang Bürgerschaftsaussagen. Früher konnte man nicht automatisch ein Bürger irgendeiner Stadt werden. Die Vorfahren meiner Mutter die in Köln um Stadtrecht ersuchten, wurden zuerst in den Büchern als ausserstädtisch geführt. Sie mußten neben Bürgen auch mindestens 360 Taler bezahlen, um Kölner Bürger zu werden. Weiterhin mussten sie den Kirchen vorsprechen. In den Schreinbüchern der Stadt Köln, steht dann wenn sie Bürger wurden, qualifiziert zum Schrein. In den Findbüchern wurden meist wichtige Dokumente verwahrt (zum Beispiel Stiftungen und Testamente). In den Findbüchern habe ich ein Testament von einem kaiserlichen Notar gefunden sowie eine Gymnasialstiftung die ein Bischof, der zugleich Dekan der Universität Köln war (alles Verwandte). Das Historische Archiv der Stadt Köln kann man nur empfehlen.

          Siegfried Mühle

          Bürgerrolle (auch Bürgerbuch) siehe
          - http://wiki.genealogy.net/wiki/B%C3%BCrgerrolle
          - http://wiki.genealogy.net/wiki/B%C3%BCrgerbuch
          Ein Findbuch ist ein Hilfsmittel (in Buchform) zum Auffinden von Archivalien in einem Archivbestand. Was darin enthalten ist, hängt von der Art und den Beständen des Archivs ab.
          "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
          (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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          • Friedrich
            Moderator
            • 02.12.2007
            • 11354

            #80
            Trillerstrafe

            Marlies

            Jahr aus dem der Begriff stammt:
            Region aus der der Begriff stammt: Westerwald
            "1775 und 1776 werden wiederum Trillerstrafen für Obst- und sonstige Diebstähle als ganz gewiß angekündigt"
            Was war das für eine Strafe?

            Udo Wilhelm

            im Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm fand ich dieses unter Trille:
            das bekannte ältere strafgerät, ein käfig, der um seine achse läuft und in dem verurteilte gedreht werden, 'cancelli versatiles pro delinquentibus' SCHMIDT id. Bernense 67. auch triller, trillerhaus, trillhaus genannt: trill auf der Scherbrücke (für feldfrevler) (1566) s. dtsch. rechtswb. 2, 1109; die jugend mit der trüllen abgestraft (1604) ebda; wegen eines felddiebstahls soll eine verbürgerte persohn 4 fl. erlegen und die hintersässen aber mit der trille gestraft werden mandat v. j. 1648 bei MARTIN-LIENHART elsäss. 2, 753; wegen seiner buberei morgen umb 8-9 uhr vormittags in die trillen gesperrt (1709) bei FISCHER schwäb. 2, 381; 3 stund lang in die trillen gespöhrt (1716) ebda; gleichsam als hätte man einen spitzbuben in eine trülle gethan, sie gedreht und auf der anderen seite sei ein rathsherr ... zum vorschein gekommen bei SANDERS wb. 1, 317b; am galgenberg waren pranger und trülle neu gezimmert worden E. G.

            Marlies

            da hätte ich ja auch selbst drauf kommen können.
            ist ja ´ne ganz schön harte Strafe für Obstdiebstahl, wird aber wohl "nötig" gewesen sein, um das eigene Überleben zu sichern.
            "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
            (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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            • Friedrich
              Moderator
              • 02.12.2007
              • 11354

              #81
              Leichtes Rätsel

              Luap

              Meine Großmutter sagte immer zu mir: Auf diesem Kneif kannste ja nach Danzich reiten.
              Was meinte sie damit? Wer es zuerst weiß, stelle das nächste Rätsel.
              Damit es mal ein bischen lustig wird

              Friedhard Pfeiffer

              (Schuster)messer

              Luap

              Nicht ganz, sie meinte damit eine Eigenschaft

              Lanthir

              Stumpfes Messer

              Luap

              Jut äh
              Musst ein neues Rätsel starten
              Die Redensart kommt übrigens aus dem Pommerschen (Hinterpommern)

              Lanthir

              Ich kenne es als: "auf dem Messer kannst Du reiten" von meinen Großeltern, wuste aber bislang nicht wohin......
              "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
              (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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              • Friedrich
                Moderator
                • 02.12.2007
                • 11354

                #82
                Ritter p.p.

                fiete

                Auf dem Grabstein meines Urgroßonkels, gestorben 1886, findet sich der Vermerk "Ritter.p.p.". Er war "Stationsvorsteher 1. Klasse" in Rheine in Westfalen.
                Wer kann mir diesen Begriff erklären.

                Marlies

                Schau mal hier: Ritter pp.

                fiete

                Habe schon in diese Richtung gedacht, zumal z.B. mein Vater, wenn er sich viele Aufzählungen sparen wollte, meistens am Ende einer Ausführung sein "etcetera pp" anhing.
                Jetzt geht mein Problem noch etwas tiefer, da ich nicht rekonstruieren kann, warum der "Ritter" (für was) und was käme an Stelle des "pp". Werde wohl in der Stadt Rheine suchen müssen.

                Marlies

                ja, würde ich an Deiner Stelle auch machen, Familiengeschichte "aufzudröseln" ist eine spannende Geschichte, die voller Überraschungen sein kann und die Verständnis für Personen, Situationen und Reaktionen wachsen lässt.
                "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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                • Friedrich
                  Moderator
                  • 02.12.2007
                  • 11354

                  #83
                  Berufsbezeichnung Häuerling

                  Oetti1

                  Jahr aus dem der Begriff stammt: 1838
                  Region aus der der Begriff stammt: Schleswig-Holstein
                  ich habe hier eine Geburtsurkunde, wo jemand geboren wurde als Tochter des Häuerlings Peter Rönfort
                  Was bitteschön ist ein Häuerling.... sowas wie ein Häuser?

                  Marlies

                  Häuerling -> Heuerling/Heuerleute
                  Heuer,Heuermann, ein Mietling, Taglöhner, der zur Miete wohnt.

                  Oetti1

                  habs selbst herausgefunden...Dank Google:
                  Häuerling: Pächter mit kleinem Eigenbesitz,
                  Kleinbauer und Pächter einer einzelnen Kate oder kleinen Hofstelle. Als Pachtentgeld mußte er zwischen 100 bis 200 Tagen auf dem Hof des Verpächters arbeiten.
                  Hüür ist niederdeutsch und bedeutete Pacht oder Miete. Besonders im westfälischen Raum verbreitet.
                  Quelle: www.familie-greve.de
                  "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                  (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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                  • Friedrich
                    Moderator
                    • 02.12.2007
                    • 11354

                    #84
                    Pictualienhändler - Victualienhändler

                    Ria

                    im Adressbuch Landsberg, Warthe, von 1863 habe ich mehrmals die Berufsbezeichnung "Pictualienhändler" gefunden. Was bedeutet er?
                    Unter alte Berufsbezeichnungen habe ich keine Erklärung gefunden.

                    Christian Benz

                    Schreib-/Tipp-/Lesefehler ausgeschlossen? Könnte das nicht eher der Victualienhändler sein?

                    Siegfried Mühle

                    ein Viktualienhändler war ein Lebensmittelhändler (auch auf Märkten).
                    Siehe auch meine unten genannten genealogischen Hilfen.

                    Marlies

                    Ich denke, dass es sich um einen "Übertragungsfehler" handelt und es Victualienhändler heissen soll.
                    Viktualien waren ursprünglich nur Vieh und Feldfrüchte, später Lebensmittel v.a. Geflügel, Eier, Schmalz ect.
                    "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                    (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

                    Kommentar

                    • Friedrich
                      Moderator
                      • 02.12.2007
                      • 11354

                      #85
                      Mwreidat-Träger

                      Oswald Helm

                      ich arbeite da gerade an einer Sache, die mir nix als Kopfzerbrechen bereitet. Und da find ich dann noch einen, der als "Metridat-Träger" bezeichnet wird.
                      Kann mir jemand erklären, was Metridat überhaupt ist? Leider schweigen sich nicht nur Wikipedia sondern auch alle anderen lexikalischen Werke (ob auf Papier oder virtuell) beharrlich aus!
                      Also - wer weiß was Metridat ist?

                      Marlies

                      Lesefehler ausgeschlossen? Wenn ja, wann und wo kommt der Begriff in welchem Zusammenhang? vor?

                      Gast Carlton

                      gib Metridat mal bei Googel ein. Es scheint sich hier um ein (abergäubisches) Heilmittel zu handeln.
                      Es gibt zwei Hinweise:
                      1. Kräuter
                      2. siehe oben

                      BenediktB

                      Folgendes fand ich über Google:
                      Zitat:
                      medicament compost d'efectes pretesament
                      antidòtics davant tot tipus de verí, conegut des de l'Antiguitat i que
                      Galè ja considerava molt eficaç per a prevenir les pestilències. Prengué
                      el nom del seu inventor, Mitridates, rei del Pont, i entre d'altres
                      simples, incloïa mirra, safrà, agàric, gingebre, canyella, encens,
                      cardamom, díctam, gàlban i hipèric
                      Das scheint mir rumänisch zu sein, das kann aber hier wohl auch keiner. Aber mit ein bisschen Fantasie, Latein- oder Französisch-Kenntnissen kann man einiges herauslesen.
                      Enthalten sind z.B. Ingwer, Safran, Knoblauch, Kardamom und Myhrre. Es ist nach seinem Erfinder Mitridates, König von Pontos, benannt und soll gegen Pestilenz vorbeugen.
                      Für mehr reicht es z.Zt. leider nicht.

                      Noch eine deutsche Quelle:
                      Zitat:
                      Nim eysen kraut mit der wortzel seutz
                      in weine halb ein halts im munde.

                      So die wehetagung der tzen mit grossen
                      schoessen ist/ so nim pfeffer/ weyrach/
                      gebrante bonen machs als zu puluer/ temperirs
                      mit weissem eynes eyes/ machs als
                      ein pflaster/ streich auff eyn tuechlein leges
                      in dy doenne des wangens/ an der seitten do
                      der schmertzen ist es hilfft sehr.

                      Mann pfleget auch etliche ertztey als
                      Mesue spricht ausswendigk auffn packen
                      do eyme die tzen wethun zu legen/ als seyn
                      pappeln/ dille/ eibisch/ camillen blumen/
                      clee/ krichisch hew/ leyn samen/ porrich
                      famen (samen)/ schwertel ader lilgen wortzel/ vnd
                      der gleichen/ so man sie klein zustoest vnd
                      macht daraus ein pflaster aber seudt yhr
                      eyn teyl inn essige ader weyn vnd lege sie
                      auffn packen.

                      j.steffen

                      im Internet fand ich zum Thema eine Doktor-Arbeit:
                      „Tierseuchen und ihre Bekämpfung an der Mittelweser im Spiegel Nienburger Quellen (17. bis 19. Jahrhundert)“ Inaugural-Dissertation (Dr. med. vet.) Tierärztliche Hochschule Hannover Vorgelegt von Nadja Kosuch:
                      Stichwort Mithridat.
                      Dies war ein dem Theriak ähnliches Universalmittel, das auch als Mitridat oder Mithridatium in den Nachschlagewerken der Zeit erscheint. Zedler zufolge handelt es sich dabei um
                      „eine berühmte Arzney oder Lattwerge wider den Gifft [sei], welche aus sehr vielenSachen zusammengesetzet ist. Ihren Namen hat sie vom Könige Mithridate [...] vor diesem hat man sie sehr hoch gehalten, vorietzo aber wird sie selten gebrauchet“.
                      Der hier erwähnte „König Mithridate“ ist Mithridates VI, Eupator von Pontus 111 bis 63 v.Chr., der ein passionierter Kräutersammler war und unter anderem die „schmerzstillende, opiumhaltige Latwerge“ als Antidot gegen eine befürchtete Vergiftung erfunden haben soll.
                      Der Google-Text bei BenediktB ist übrigens, wenn ich richtig sehe, Katalanisch, aber das hat Benedikt ja schon übersetzt.

                      Oswald Helm

                      ja, lesefehler ausgeschlossen. das einzige was nicht sicher ist, wann bei korrekter schreibweise t und wann d zu verwenden ist - die rechtschreibung in den alten büchern kennst du ja selber :-)

                      der begriff metridat kommt im zusammenhang mit einer berufsbezeichnung im zillertal vor. da hab ich einen gefunden, bei dem als berufsbezeichnung "metridat-träger" angegeben war. grundsätzlich weiß ich, dass der betreffende proband einer "wanderhändler-familie" entstammte, einer seiner mutmaßlichen nachkommen wird als "ölträger" bezeichnet. das zillertal war in alten zeiten berühmt für seine geschäftstüchtigen wanderhändler. der metridatträger hat vermutlich nix anderes getan als dieses "metridat" irgendwo südlich der alpen erworben und dann eben nördlich der alpen verkauft.

                      ja und nun würd mich interessieren, worum es sich dabei konkret handelt. dass es ein medikament, dessen wirkund heute stark angezweifelt wird, war wusste ich schon, mich hätte genaueres interessiert. für den rumänischen text werd ich jemanden finden, der den für mich übersetzen kann. vielen herzlichen dank - auch allen anderen, die sich ann einem erklärungsversuch beteiligt haben.

                      BenediktB

                      j.steffen hat wohl eher recht...also musst du jemanden finden der katalanisch kann.
                      Vielleicht kannst du aber auch mit Hilfe des Internets irgendwie erfolgreich sein.

                      j.steffen

                      unter Zusammenkratzung meiner Spanisch-u. Lateinkenntnisse übersetze ich den katalanischen Text (ohne Garantie) mal weiter:
                      Medikament, zusammengesetzt aus Bestandteilen, die angeblich Gegenmittel sind gegen jede Art von Gift, bekannt seit dem Altertum u. das schon Galen als sehr wirksam betrachtete zur Verhütung von Pestilenzen/Erkrankungen. Erhielt den Namen nach seinem Erfinder, M. , König von Pontos, u. enthielt außer anderen Heilkräutern Myrrhe, Safran, Knoblauch, Ingwer, Zimt, Kardamom, … (lat.: dictamnus, galbanum, hypericum).
                      Weitere Informationen in wikipedia unter dem Stichwort Theriak. Danach wäre ein Metridat-Träger ein wandernder Quacksalber.

                      auf dieser Site gibt es ausführliche informationen über Mithridat; auch sonst als historische Enzyklopädie sehr zu empfehlen.
                      "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                      (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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                      • Friedrich
                        Moderator
                        • 02.12.2007
                        • 11354

                        #86
                        braunmüntzen

                        Marlies

                        für diesen Begriff habe ich bisher keine Erklärung gefunden: Nimm gute wohlriechende braunmüntzen 24 loth.
                        Weiß jemand mehr?

                        Gast Carlton

                        dann meinst du aber Braunminzen, oder?

                        Marlies

                        ja, die Schreibweise braunmüntzen hat mich erstmal zum "falschen" Gedanken gebracht, erst nachdem ich mir das Wort ein paar mal vorgesagt hatte, bin ich auf Minze gekommen.
                        "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                        (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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                        • Friedrich
                          Moderator
                          • 02.12.2007
                          • 11354

                          #87
                          Strapede cordi

                          Christine G.

                          Quelle bzw. Art des Textes: Gerichtsakte
                          Jahr aus dem der Text stammt: 1562
                          Ort/Gegend der Text-Herkunft: Gottsbüren
                          Ich bin neu in diesem Forum, habe aber als "Zuschauer aus dem Hintergrund" oft hier hereingeschaut. Ich hoffen jemand kann mir mit einem Tip zur Seite stehen. In einer Verurteilungsakte aus dem Jahr 1562 erscheint ein Satz, indem ich eine Wortkompination nicht deuten kann.
                          "Erstlich ist Ihme die Strapede cordi geben im Beysein aller Underthanen ... " Was ist "Strapede cordi"? Hat jemand eine Idee? In den gängigen Lateinübersetzern hab ich keine Antworten gefunden. Kennt jemand diesen Wortlaut oder kann ich irgendwo nachschlagen? Über einen Tipp wär ich dankbar.

                          Norbert Staub

                          ich habe einige Zeit nach einer Erklärung gesucht. Dabei habe ich Latein zu Rate gezogen. Fehlanzeige. Danach habe ich in einigen meiner Unterlagen über Scharfrichter, Halsgerichtsordnung und Strafen im Mittelalter nachgeschlagen. Cordi könnte für Brustbein, Brustkorb, Herzbeutel stehen. Ich nehme an, dass man den Verurteilten zum Tod durch das Rad verurteilt hat. Strapede könnte für Strafe stehen. Das Rädern war eine sehr schmerzhafte Art jemanden zu bestrafen. Der Verurteilte wurde zuerst am Boden gefesselt, dann wurde ihm mit dem Rad oder mit eisernen Stangen die Knochen gebrochen, das Brustbein zerschmettert. Aus Gnade wurde dem verurteilten, je nach Verbrechen, der Kopf zerschmettert um sein Leiden zu verkürzen. Danach wurde er auf das Rad geflochten und auf ein Schafott gebracht. Das Internet brachte selbst keine Ergebnisse.

                          BenediktB

                          Vielleicht kannst du denn Fall der Akte etwas erklären. Dann kann man sich evtl aus dem Zusammenhang etwas zusammenreimen?
                          Und bist du sicher dass kein Lesefehler vorliegt? Ich hätte im Lateon-Wörterbuch noch das Wort "strages" mit der Übersetzung "Niedergeworfenwerden" gefunden. Vielleicht war es ja kein p sondern ein g.

                          Udo Wilhelm

                          dies fand ich im Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm
                          STRAPEKORDE, f., eigentlich 'strafe des wippens mit dem galgen', dann 'torturstrafe überhaupt'; vgl. strapade 'torturstrafe' (sp. 874). aus ital. strappata di corda 'anziehen, folterung mit dem strick', vgl. strappacorda 'schnell- oder wippgalgen'; dar' una strappata di corda (strappacorda) ad uno einen einmal wippen, schnellen, prellen KRAMER ital.-teutsch (1693) 1150b; ebenso strapade, s. o. seit dem 16. jh. in mannigfachen umgestaltungen bezeugt strapedechorde, strappacorda, strapicord, strabskorde, strepichordi: ihnen die recht strapicord geben, dasz ihnen die hertzbendel am leib krachen und brechen wird

                          Christine G.

                          Vielen Dank für die schnellen Antworten - ich bin erfreut über die Mithilfe. Die Strafe des "wippens" ist die wahrscheinlichst Lösung. Es handelt sich um einen Wilddieb, dem (in anderer Darstellung gewippt oder auch die Arme ausgekugelt) die Strapede cordi gegeben wurde, ihm wurde ein Auge ausgestochen und ein Horn auf die Stirne gebrannt. Danach wurde er laufen gelassen. Das wippen kam in dem Zusammenhang auch vor, nur konnt`ich es nicht mit der Wortkombination "strapede cordi" in Zusammenhang bringen. Nun bin ich um einiges schlauer und erleichtert diesen Knackpunkt in der Familiengeschichte mit hoher Wahrscheinlichkeit viel näher gekommen zu sein. Für Eure Zuschriften möcht`ich mich recht herzlich bedanken.
                          Udo, kannst Du mir den Titel oder und die ISBN-Nr. des Grimmschen Wörterbuches zukommenlassen? Das wäre nett. Übrigens passierte dies Bestrafung fast im "Einzugsbereich" der Gebrüder Grimm - im Weserbergland/ Göttsbüren.

                          Marlies

                          das Wörterbuch ist online einsehbar: http://germazope.uni-trier.de/Projects/DWB
                          "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                          (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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                          • Friedrich
                            Moderator
                            • 02.12.2007
                            • 11354

                            #88
                            Zusätze: bey, penes viduus. Col. viduus, vidua, custos et fil, Con bey, custoa

                            Bi-Ko

                            Jahr aus dem der Begriff stammt: 1795-1880
                            Region aus der der Begriff stammt: Kaunitz
                            Ich habe sehr viele Heiratseinträge aus Kaunitz erhalten, nun stehen nach dem Name für mich schwer entschlüsselbare Wörter hinter dem Namen. Der online-Latein übersetzer spuckt nur geringfügig etwas aus, und so richtig damit etwas anfangen kann ich nicht. Ihr könnt mir sicher helfen.
                            ich schreib die Wörter mal hintereinander weg
                            bey, penes viduus. Col. viduus, vidua, custos et fil, Con bey, custoa
                            bei Custos sagt mir der Übersetzer es bedeutet Wächter, Hüter. Wenn das stimmt, wie ist das dann gemeint?
                            Bei fil habe ich mir gedacht es könnte Tochter oder Sohn bedeuten, wie fils und fille im französischen.

                            Marlies

                            Lateinlexika

                            Simon 1612

                            bey = bei (deutsch)
                            penes = in der nähe von, bei; meist in der verwendung [kleiner unbekannter ort] penes [großer bekannter ort]
                            viduus = witwer
                            vidua = wittwe
                            fil = fil(ius) bzw. fil(ia) = sohn bzw. tochter
                            "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                            (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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                            • Friedrich
                              Moderator
                              • 02.12.2007
                              • 11354

                              #89
                              Auf ewige Gült

                              Marlies

                              hier ein Auszug zu den Stiftungen zu einem Leprosenhaus:
                              Nun hat Christina Viepeckhin den Sondersiechen als Almosen 1 Pfd. Pfennige jährliche ewige Gült gestiftet........ (1574)
                              ........ Holzner verschreibt jetzt von Neuem 1 Pfd. Pfennige jährliches und ewiges Geld durch die Viepeckhischen Vormünder.
                              Mussten/müssten sich die Nachkommen der Familie Viepeck auch heute noch an diese Stiftung halten? (Falls es das Leprosenhaus noch gäbe)

                              Woody

                              handelt es sich hierbei um das Leprakrankenhaus in Eichstätt?

                              Marlies

                              nein, es geht um das Leprosenhaus in Dingolfing, was aber nichts zur Sache tut, mir geht es eher um: wie lange galt/gilt: ewige Gült bzw. jährliches und ewiges Geld.

                              Hintiberi

                              ich hab zwar keine Ahnung von dieserlei "Geschäften", aber ich nehme mal an, daß es sich um eine lebenslange Zahlung handelt, die also mit dem Tod des Stifters ihre Gültigkeit verliert;
                              warum sollte sonst der/die Holzner jetzt von Neuem jährliches und ewiges Geld durch die Vormünder stiften?
                              ---> Wann setzt denn diese "neue" Zahlung ein? War die Christina Viepeckhin zu dem Zeitpunkt schon verstorben? Und wenn ja: Wie lange schon?

                              Marlies

                              zumindest im Jahr 1743 ist die Zahlung einer Fam. Viepöckh (andere Schreibweise!) noch nachgewiesen.
                              Ich denke, dass man sich innerhalb der Familie rein moralisch schon verpflichtet fühlte, dieses "auf ewig" zu erfüllen, wie sah/sieht es aber rechtlich aus?

                              Hintiberi

                              Eine "moralische" Verpflichtung ist ja gut und schön, aber wenn's bei dieser bleibt, kann ich mir schon vorstellen, daß die Nachfahren rechtlich gesehen keinerlei Zahlungen mehr leisten müssen, wenn sie dies dennoch tun (weil die Familie das immer schon so gemacht hat), dann ist das eine schöne Traditionsgeste dem Heim gegenüber, aber wahrscheinlich wird diese dann auch offiziell-rechtlich immer wieder erneuert bzw. aufgefrischt...
                              (Wie gesagt: Nur eine Annahme meinerseits; ich will mich da nicht in Vorgehensweisen bei Stiftungen einmischen )

                              Marlies

                              viele Stiftungen bestehen länger als ein Menschenleben:


                              Hintiberi

                              dáß sie länger bestehen, bestreite ich ja gar nicht - ich bin mir nur nicht sicher, ob die Nachfahren bzw. Angehörigen des Stifters in der rechtlichen Pflicht sind, diese Stiftung auch weiterzuführen.
                              Zitat aus der Wikipedia:
                              Unabdingbare Voraussetzung einer Stiftungserrichtung ist die Ausstattung der Stiftung mit Stiftungsvermögen. Das Vermögen muss der Höhe nach ausreichend sein, um den Zweck der Stiftung dauerhaft und nachhaltig aus den Erträgen des Vermögens verwirklichen zu können.
                              Ich schätze damit wären auch die Angehörigen "aus dem Schneider", wenn sie die Stiftung nicht aus traditionell-moralischem Interesse weiterführen wollen sollten.
                              "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                              (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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                              • Friedrich
                                Moderator
                                • 02.12.2007
                                • 11354

                                #90
                                geométré

                                patrickgrothe

                                Jahr aus dem der Begriff stammt: 1833
                                Region aus der der Begriff stammt: Rheinland
                                kann mir jemand sagen was ein geométré war?
                                (Landvermesser?/Mathematiker?)
                                das steht beim stand in der heiratsurkunde. das gebiet ist linksrheinisch und fällt somit ins französische Einflussgebiet.

                                Woody

                                mit "Landvermesser" liegst Du schon richtig.
                                Im kontinentaleuropäischen Bereich verbindet diese Berufe eine Tradition, die auf die Einrichtung der flächendeckenden Steuerkataster gegen Ende des 18. Jahrhunderts zurückgeht. Die Berufe haben deren Übergang zum Eigentumskataster mit Einrichtung der Grundbuchordnungen, Kartenwesen und Mehrzweckkataster, Bodenwirtschaft und der Begleitung des Bauwesens maßgeblich gestaltet und stehen heute mitten im Geschehen um die Nutzung von Grund und Boden.
                                Frankreich: Géomètre Expert Foncier
                                "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                                (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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