Text von Andreas Peter Petersen in Boldekow/Polen

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  • corinna
    Erfahrener Benutzer
    • 09.07.2009
    • 676

    [ungelöst] Text von Andreas Peter Petersen in Boldekow/Polen

    Quelle bzw. Art des Textes:
    Jahr, aus dem der Text stammt: 1949
    Ort und Gegend der Text-Herkunft: Boldekow/Polen
    Namen um die es sich handeln sollte: Peter Andreas Petersen


    Hallo, ich bräuchte bitte "Übersetzungshilfe" von diesen Seiten. Ich habe, so gut es ging, übersetzt, aber einige Worte fehlen.
    Lieben Dank!!
    Corinna
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  • Schimster
    Erfahrener Benutzer
    • 10.02.2021
    • 145

    #2
    Seite 1

    Hallo Corinna,



    auf Seite 1 lese ich:


    Es wäre für mich sehr nützlich gewesen, wenn ich den ausführlichen

    Bericht meines Vorgängers bei meinem Amtsantritt in Boldekow (?) am 2.2.25

    vorgefunden hätte; er ist aber sehr viel später in meine Hände gekommen. So habe

    ich, aus der Volksmission(?) des Zentralausschusses für I.M. kommend, ohne irgend

    eine Kenntnis der Vorgänge die Arbeit in der Gemeinde B. begonnen.

    Wie viel von den mit mustergültiger Initioation begonnenen und offenbar

    mit großem Fleiß von meinem Vorgänger gepflegten Arbeiten noch am Leben

    war, weiß ich nicht; ich habe m.W. außer einem Mangel der Jugend kaum etwas davon

    gemerkt. Das war sehr schade; es hätte mir in der mir völlig fremden Gemeinde, mit

    einer Bevölkerung, deren soziale Struktur und geistige Haltung mir ganz neu und

    unbekannt waren, den Zugang vielleicht doch sehr erleichtert und mir für die Arbeit

    Anknüpfungspunkte gegeben. Ob ich die Arbeit in derselben Weise hätte fortführen

    können und wollen, kann ich jetzt nicht sagen. Ich schreibe diese Zeilen ungefähr

    20 jahre nach meinem Fortgang aus Boldekow, am 19. Novbr 1949, als 74jähriger Emeritär

    in Holstein, nachdem ich von 1930-45 an der Pauluskirche in Bln-Lichterfelde tätig


    gewesen bin.


    Wie es meinem Charakter und meiner Lebensführung entspricht, habe ich das

    Hauptgewicht auf die Verkündigung des Wortes gelegt und von Organisation völlig

    abgesehen. Das mag manchem als mein Fehler erscheinen; wie oft hat mich mein

    trefflicher Nachbar, P. Becker in Schwerinsburg, dazu gedrängt, wenigstens eine

    Ev. Frauenhilfe zu gründen. Ich habe es abgelehnt in der Überzeugung, dass ich nicht

    Menschen als Subjekte der kirchlichen Arbeit berufen dürfe, die noch nichts anderes als

    Objekte dieser Arbeit sind. Und wenn ich von den Gutsherrschaften in Boldekow und

    Putzar absehe, habe ich nur ganz XXXXXXXXX Menschen oder Famillien gefunden, von denen

    ich den Eindruck hatte, dass Gottes Wort die Tragkraft ihres Lebens sei. Wenn ich aber

    auf die 5 Jahre in B. Zurückschaue, so muss ich mit Beschämung feststellen, dass ich der

    Gemeinde viel schuldig geblieben bin.



    Mit tiefer Dankbarkeit denke ich an die Patrona von Boldekow und Putzar

    zurück. Nicht, als ob der Ziezower Graf es an Freundlichkeit hätte fehlen lassen aber es

    war eben doch etwas anderes. Er hatte ein gemeindehaus bauen lassen, in dem sich bei den

    monatlichen Gottesdiensten eine recht zahlreiche Gemeinde versammelte, darunter in

    der Regel die Gutsherrenschaft. Auch die Anlage des Kirchhofs erfolgte in meiner Zeit;
    Viele Grüße vom
    Schimster


    ______________________________
    Was wir wissen ist ein Tropfen; was wir nicht wissen, ein Ozean!

    Kommentar

    • LutzM
      Erfahrener Benutzer
      • 22.02.2019
      • 3028

      #3
      Putzar absehe, habe ich nur ganz vereinzelt Menschen oder Familien gefunden, von denen
      Lieben Gruß

      Lutz

      --------------
      mein Stammbaum
      suche Eising * um 1880 aus/bei Creuzburg/Ostpreußen, sowie (August & Hellmut) Wegner und (Friederike) Lampe * um 1840 aus/bei Kleinzerlang/Prignitz

      Kommentar

      • Schimster
        Erfahrener Benutzer
        • 10.02.2021
        • 145

        #4
        Seite 2

        Ich glaube mich zu erinnern, dass ich dort die erste Leiche beerdigt habe, und wie bald
        ruhte er selbst auf diesem Friedhof. Oder war er gar selbst der erste, der dort sein Grab
        fand, nachdem ihn ein Pferd schwer verletzt hatte? Aber seinen Bruder, den
        Grafen Viktor, in Boldekow, habe ich stets den besten und gütigsten Patron in Deutschland
        genannt. Er ließ täglich meine Kinder nach Friedland zur Schule fahren, stellte mir
        außerdem ans Pächter des Pastoratslandes jederzeit für jeden Zweck einen Wagen
        zur Verfügung, ließ mir auf einmal 300Stk Briketts als Geschenk anfahren, schnekte
        mir zu meinem 50. Geburtstag ein Fahrrad – ich könnte noch lange fortfahren,
        wenn ich alles aufzählen wollte, was ich seiner Güte verdanke. Und Sonntag für
        Sonntag saß er mit seiner Familie unter meiner Kanzel. Ihm stand an Herzensgüte
        seiner Schwägerin, die verwitwete Gräfin zu Putzar nicht nach, sodass ich von der
        Seite der Patronen mit meiner Familie jede mögliche Förderung erfuhr. Mir
        scheint, ich bin ihnen schuldig, das einmal auszuführen.
        Dass ich in den fünf Jahren in der Gemeinde nicht recht heimisch geworden bin,
        hatte noch einen weiteren Grund. Im ersten jahr war ich infolge von Bindungen
        aus meiner volksmissionarischen Tätigkeit oft abwesend; dann starb mein Nachbar
        in Schwerinsburg, und ich hatte 4 Jahre lang Sarnow, Schwerinsburg und Wusseken
        mit zu verwalten. In Boldekow und Putza habe ich dann jeden Sonntag gepredigt,
        in Zinzow u Rubenow einmal im Monat, in den Kirchen der Nachbargemeinde
        alle 14 tage, sodass 4 Predigten jeden Sonntag, an Festtagen 5 die Regel
        waren. Dazu doippelter Konfirmandenunterricht, doppelte Anzahl von Sitzungen, 5 ver
        schiedene Kirchenkassen waren natürlich eine starke Belastung. Und ich kann nicht
        leugnen, dass es nicht stark demütigte: bisher hatte ich vor Hunderten, ja auch Tausenden
        gepredigt in vielen Großstädten deutschlands, und musste jetzt mit 3-30 zufrieden
        sein. Ich habe gewiss in meinem Eifer nicht nachgelassen, aber es schien „so vergeblich“
        zu sein. Meine ganze Art war den leuten so fremd. Sie waren ganz gewiss keine
        Feinde der Kirche; aber - . In Boldekow fin ich an, Bibelbesprechungen zu halten;
        dazu erschienen der Lehrer und seine frau, sonst m.W. niemand.
        Es mag wohl im Jahr 1929 gewesen sein, wo die große General-Kirchenvisi-
        tation stattfand, mit Ehrenpforten (?) und allem Zubehör. Ferner – das jahr weiß
        ich nicht mehr – die Enthüllung des Gedenksteins für die Gefallenen des Weltkriegs
        in gegenwart des Feldmarschalls Merkensen (?), bei der ich die Erstrede oder – predigt zu
        halren hatte. Größere kirchliche Veranstaltungen wagte ich nicht, aus Furcht vor
        einem Fiasko. Mir fehlte der Mut meines Vorgängers.






        Und nach dem Stupser von LutzM lese ich auf Seite 1 jetzt auch vereinzelte. Da war ich falsch abgebogen...
        Viele Grüße vom
        Schimster


        ______________________________
        Was wir wissen ist ein Tropfen; was wir nicht wissen, ein Ozean!

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        • Schimster
          Erfahrener Benutzer
          • 10.02.2021
          • 145

          #5
          Seite 3

          Vor meinem Amtsantritt hatte der Graf das Klosett mit Wasserspülung und Senkgrube
          anlegen lassen. Die Scheune am Ende des Hofplatzes an der Grenze von Tabbert wurde
          während meiner Amtszeit abgebrochen und die Mauer zwischen Straße und Hofplatz aufgeführt, auch ein alter Kartoffelkeller an der Straße aufgefüllt und dadurch die
          Möglichkeit einer neuen einfahrt geschaffen. Der Garten wurde neu angelegt und
          mit vielen Stauden, der Außengarten mit Beerenobst und etwa 50 Obstbäumen be
          pflanzt. Die Die Spuren mögen zum größten Teil verweht sein, ob von dem Samen,
          den ich ausgestreut habe, etwas aufgegangen ist und Frucht getragen hat, wird die Ewigkeit offenbaren. Und wenn nur ein Mensch, etwa das fälschlich als Kindes-
          mörderin verurteilte Mädchen, es bezeugen könnte, ich hätte ihm den
          Weg zum Heiland geebnet, so würde ich dem König Christus auf den Knien danken
          und seinen Namen preisen um der unverdienten Gnade willen.


          Petersen P.
          Viele Grüße vom
          Schimster


          ______________________________
          Was wir wissen ist ein Tropfen; was wir nicht wissen, ein Ozean!

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          • corinna
            Erfahrener Benutzer
            • 09.07.2009
            • 676

            #6
            Hallo und guten Morgen,

            ich bedanke mich sehr, sehr herzlich für Deine Mühe!
            Ich freue mich sehr.
            Ganz lieben Dank!
            Corinna
            Immer noch auf der Suche nach:
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            • Koserower
              Benutzer
              • 28.10.2021
              • 19

              #7
              Guten Abend Corinna,


              Boldekow liegt nicht in Polen sondern im Kreis Anklam. Darauf deuten die anderen Ortsnamen Putzar und Schwerinsburg hin.


              Liebe Grüße,
              Thorsten
              Auf der Suche nach:
              BOHL in Ustronie, (Z)Brachlin und Nessau (Nieszawa) alles PL
              BORCHARDT Dramburg (PL)
              MEGOW in Boldekow, Ueckermünde, Odermünde, Raum Stargard/Freienwalde (PL)
              PAGEL in Heydebreck, Dramburg (PL)
              ROSSOW in Pölitz (PL) und Korswandt
              RUNGE in Ulrichshorst



              SCHMIDT in Dargen und Morgenitz (Insel Usedom)
              SIEGFRIED in Havelberg und Rathenow

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              • corinna
                Erfahrener Benutzer
                • 09.07.2009
                • 676

                #8
                Danke! Ich habs schon gemerkt...
                LG
                Corinna
                Immer noch auf der Suche nach:
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