Frauenpensionat der Provinzialheilanstalt

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  • Friedrich
    Moderator
    • 02.12.2007
    • 11326

    Frauenpensionat der Provinzialheilanstalt

    Moin zusammen,


    mir liegt der standesamtliche Sterbeeintrag einer Urgroßtante vor, zu dem ich eine Frage habe. Zunächst der Wortlaut:


    [...] Die Polizeiverwaltung des Amtes Altenrüthen zu Rüthen hat mitgeteilt, daß die Berta Funke, geborene Benfer, 62 Jahre alt, wohnhaft in Neuengeseke, Kreis Soest, geboren zu Langewiese, Kreis Wittgenstein, Ehefrau des Lehrers im Ruhestande Wilhelm Funke, wohnhaft in Neuengeseke, Kreis Soest, am zehnten Januar des Jahres tausend neunhundert sechsundzwanzig Vormittags um sieben ein halb Uhr, in dem Frauenpensionate der Provinzialheilanstalt zu Suttrop als Leiche aufgefunden worden ist. [...]


    Wie muss ich mir das vorstellen? War Berta Funke dort als Patientin untergebracht oder war dieses Frauenpensionat eine Art Unterkunft für Gäste, Personal etc.? Beim Googeln habe ich dazu leider nichts Brauchbares gefunden.


    Wer mir helfen kann, etwas Licht ins Dunkel zu bringen, ist meines Dankes sicher.


    Friedrich
    "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
    (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)
  • Anna Sara Weingart
    Erfahrener Benutzer
    • 23.10.2012
    • 15113

    #2
    Hallo
    ich habe folgendes Zitat gefunden:

    1870 begannen die eigentlichen Bauarbeiten gemäß jenem Projekt, wobei freilich nochmals Adaptionen erfolgt waren: Insbesondere auf ein „Pensionat“ zur gesonderten und bequemeren Unterbringung zahlender Kranker aus den „höheren Ständen“ glaubten die Landesbehörden dann doch nicht verzichten zu können.

    Quelle: Carlos Watzka: Die „Landes-Irrenanstalt Feldhof bei Graz“ und ihre Insassen 1874–1913
    Zuletzt geändert von Anna Sara Weingart; 27.08.2021, 22:13.
    Viele Grüße

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    • Kasstor
      Erfahrener Benutzer
      • 09.11.2009
      • 13440

      #3
      Zitat von Anna Sara Weingart Beitrag anzeigen
      Hallo
      ich habe folgendes Zitat gefunden:

      1870 begannen die eigentlichen Bauarbeiten gemäß jenem Projekt, wobei freilich nochmals Adaptionen erfolgt waren: Insbesondere auf ein „Pensionat“ zur gesonderten und bequemeren Unterbringung zahlender Kranker aus den „höheren Ständen“ glaubten die Landesbehörden dann doch nicht verzichten zu können.

      Quelle: Carlos Watzka: Die „Landes-Irrenanstalt Feldhof bei Graz“ und ihre Insassen 1874–1913
      Ähnlich auch die Anmerkung hier https://pixelgranaten.de/fotografie/...ionat-eichhof/ zum Eichhof bei Bielefeld.
      Alles eine Frage der Finanzen: https://books.google.de/books?id=ErA...DoATABegQIBBAC der Schnipsel v S. 115

      Grüße

      Thomas
      Zuletzt geändert von Kasstor; 27.08.2021, 23:43.
      FN Pein (Quickborn vor 1830), FN Hinsch (Poppenbüttel, Schenefeld), FN Holle (Hamburg, Lüchow?), FN Ludwig/Niesel (Frankenstein/Habelschwerdt) FN Tönnies (Meelva bei Karuse-Estland, später Hamburg), FN Lindloff (Altona, Lüneburg, Suderburg)

      Ceterum censeo progeniem hominum esse deminuendam

      Kommentar

      • Erny-Schmidt
        Erfahrener Benutzer
        • 16.06.2018
        • 410

        #4
        MoimMoim Friedrich,
        Zitat von Friedrich Beitrag anzeigen
        mir liegt der standesamtliche Sterbeeintrag einer Urgroßtante vor, zu dem ich eine Frage habe. Zunächst der Wortlaut:

        [...] Die Polizeiverwaltung des Amtes Altenrüthen zu Rüthen hat mitgeteilt, daß die Berta Funke, geborene Benfer, 62 Jahre alt, wohnhaft in ... in dem Frauenpensionate der Provinzialheilanstalt zu Suttrop als Leiche aufgefunden worden ist. [...]

        Wie muss ich mir das vorstellen? War Berta Funke dort als Patientin untergebracht oder war dieses Frauenpensionat eine Art Unterkunft für Gäste, Personal etc.?
        In Halle/S. (genauer bei Nietleben) gab es eine Provinzial-Irrenanstalt. Deren Insassen wohnten auf dem Anstaltsgelände in mehreren Häusern. Evtl. lässt sich rausfinden, was das in Deinem Fall für eine Heilanstalt war?
        Gruß E. Schmidt.
        WANTED! SCHMID(t)/Halle/S, MAER(c)KER/Saalkreis, HAUBNER & HEINE(c)KE/Mansfelder Land

        Kommentar

        • Anna Sara Weingart
          Erfahrener Benutzer
          • 23.10.2012
          • 15113

          #5
          Aus Thomas Link der entscheidende Satz:
          Im Jahre 1886 eröffnete die „Anstalt Bethel“ den Eichhof als Pensionat für nervenleidende Männer aus bemittelten Ständen.


          Dann noch dieser Fund:
          Haus 1 diente für je 16 männliche und weibliche Patienten als Pensionat, das heißt, dort wurden „gut situierte“ Patienten als Selbstzahler untergebracht.

          Zuletzt geändert von Anna Sara Weingart; 28.08.2021, 01:04.
          Viele Grüße

          Kommentar

          • Friedrich
            Moderator
            • 02.12.2007
            • 11326

            #6
            Moin zusammen,


            vielen Dank erstmal für Eure Antworten, die mir erheblich weiterhelfen. Berta Funke war demnach "bemittelte" Patientin dort. Leider finde ich nichts Konkretes zur Art der Anstalt in Suttrop. Gehörte diese Anstalt zu Warstein? Dann wäre es hier um psychische Krankheiten gegangen.


            Eine andere Frage stellt sich nun hinsichtlich der Benachrichtigung des Standesamtes. War es üblich, dass die Polizeiverwaltung den Tod bei allen tot gefundenen Personen anzeigte, oder musste dazu ein begründeter Verdacht (Verbrechen, Suizid) bestehen?


            Friedrich
            "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
            (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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            • Kasstor
              Erfahrener Benutzer
              • 09.11.2009
              • 13440

              #7
              Hallo,

              zu 1. habe ich das hier gefunden bei https://www.archive.nrw.de/archivsuche
              Verzeichnungseinheit
              Archiv des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe
              205 / Liegenschaftsabteilung Provinzialverband, Nr. 276
              (276) Anlegung eines Friedhofes in der Gemeinde Suttrop für die Heilanstalt Warstein
              Bestellsignatur205 / Liegenschaftsabteilung Provinzialverband, Nr. 276
              Laufzeit1905 - 1923
              Alt-/VorsignaturAktenzeichen: II F. 140,3,1, Altsignatur: 276

              Verzeichnungseinheit
              Archiv des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe
              205 / Liegenschaftsabteilung Provinzialverband, Nr. 272
              (272) Anpachtung des Reichsfreiherrlich von Fürstenbergschen Gutes zu Körtlinghausen (Gut Suttrop) für die Heilanstalt Warstein
              Bestellsignatur205 / Liegenschaftsabteilung Provinzialverband, Nr. 272
              Laufzeit1921 - 1938
              Alt-/VorsignaturAktenzeichen: F. 138/Nr. 6, Altsignatur: 272
              Verzeichnungseinheit
              Archiv des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe
              205 / Liegenschaftsabteilung Provinzialverband, Nr. 273
              (273) Austausch von Wegeflächen der Heilanstalt Warstein mit der Gemeinde Suttrop
              Bestellsignatur205 / Liegenschaftsabteilung Provinzialverband, Nr. 273
              Laufzeit1931 - 1942
              Alt-/VorsignaturAktenzeichen: 24-22-35, Altsignatur: 273

              und noch https://www.lwl-archivamt.de/media/f...52-57_zahl.pdf mit Fokus auf die Zeit nach 1933.
              https://www.yumpu.com/de/document/re...-klinikmagazin S. 42/43
              zu 2. heutige Lage: sh. https://www.polizei.hamburg/service/...sterbefall2-a/ unter 1. War aber wohl auch schon früher so.

              Grüße

              Thomas
              Zuletzt geändert von Kasstor; 28.08.2021, 11:30.
              FN Pein (Quickborn vor 1830), FN Hinsch (Poppenbüttel, Schenefeld), FN Holle (Hamburg, Lüchow?), FN Ludwig/Niesel (Frankenstein/Habelschwerdt) FN Tönnies (Meelva bei Karuse-Estland, später Hamburg), FN Lindloff (Altona, Lüneburg, Suderburg)

              Ceterum censeo progeniem hominum esse deminuendam

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              • Andre_J
                Erfahrener Benutzer
                • 20.06.2019
                • 1910

                #8
                Zitat von Friedrich Beitrag anzeigen
                Moin zusammen,


                vielen Dank erstmal für Eure Antworten, die mir erheblich weiterhelfen. Berta Funke war demnach "bemittelte" Patientin dort. Leider finde ich nichts Konkretes zur Art der Anstalt in Suttrop. Gehörte diese Anstalt zu Warstein? Dann wäre es hier um psychische Krankheiten gegangen.


                Eine andere Frage stellt sich nun hinsichtlich der Benachrichtigung des Standesamtes. War es üblich, dass die Polizeiverwaltung den Tod bei allen tot gefundenen Personen anzeigte, oder musste dazu ein begründeter Verdacht (Verbrechen, Suizid) bestehen?
                Die Heilanstalt Suttrop (heute LWL-Klinik Warstein) hatte ab 1922 ein eigenes Standesamt.
                Anzeigende waren in der Mehrzahl Oberpfleger und Ordensschwestern, gestorben sind natürlich mehrheitlich Patienten. Gelegentlich wurden auch Bedienstete beerdigt. Geburts- und Heiratsregister wurden aber auch geführt.

                Die Polizei wurde dann wohl wirklich nur gerufen, wenn Mord oder Suizidverdacht vorlag.
                Zuletzt geändert von Andre_J; 28.08.2021, 13:24.
                Gruß,
                Andre

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                • Anna Sara Weingart
                  Erfahrener Benutzer
                  • 23.10.2012
                  • 15113

                  #9
                  Hallo

                  die "Provinzialheilanstalt zu Suttrop" ist identisch mit der Provinzial-Heilanstalt Warstein. Sie liegt ja zwischen diesen beiden Orten, bzw. Suttrop ist ein Ortsteil von Warstein. Andere Namen waren: "Prov.-Heil- und Pflegeanstalt Suttrop-Warstein" oder "Provinzial-Heilanstalt Warstein im Ortsteil Suttrop"


                  Zur möglichen Todesursache (falls es zum Sterbejahr passt) ein Zitat aus der Kliniksgeschichte:
                  "Insbesondere während des „Steckrübenwinters“ von 1916/17 starben zahlreiche Patienten an Unterernährung, Tuberkulose und Typhus."


                  Aber bereits 1915 gab es dort eine Typhus-Epidemie.
                  Zuletzt geändert von Anna Sara Weingart; 28.08.2021, 13:30.
                  Viele Grüße

                  Kommentar

                  • Friedrich
                    Moderator
                    • 02.12.2007
                    • 11326

                    #10
                    Moin zusammen,


                    vielen Dank für Eure Infos. Dann haben wir es auf jeden Fall mit der Psychatrie zu tun, und es gab zumindest Verdachtsmomente für ein Einschalten der Polizei.


                    Friedrich
                    "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                    (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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