Ober-/Niederösterreichische Exulanten in Franken

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  • sla019
    Benutzer
    • 04.04.2011
    • 78

    Ober-/Niederösterreichische Exulanten in Franken

    Zitat von Marlies
    Archive in Österreich
    Darf ich daran eine gänzlich unilluminierte Frage anschließen? Meine Mutter hat ihre Familienforschung vor vielen Jahren an dem Punkt eingestellt, an dem klar war, daß ihre Vorfahren nach dem dreißigjährigen Krieg als hartnäckige Ketzer in den Genuß eines des gegenreformatorischen Patente gekommen sind. Das einzige, was sie herausfand, war, daß die Leute "aus dem Ländlein ob der Enns" ins Fränkische verschlagen wurden (ach - bin ich somit eigentlich halber Nachwuchsvertriebener? ). Nun, ich habe ihre Archivalien geerbt und frage mich oder besser die Kundigen auf diesem Gebiet: Wo könnte man denn ansetzen, um die Geschichte weiter rückwärts verfolgen zu können? Ein Ortsname ist leider nicht bekannt.

    Dank und Gruß,

    Friedrich
    Zuletzt geändert von sla019; 27.04.2011, 14:59.
  • sternap
    Erfahrener Benutzer
    • 24.04.2011
    • 4070

    #2
    da würde ich auf das land ob der enns= erzherzogtum österreich ob der enns= eventuell oberösterreich, tippen. speziell die gegend um enns, steyr etc...
    falls ja, würde ich im oberösterreichischen landesarchiv oder im diözesanarchiv nachfragen.

    eventuell ist der name noch in oberösterreich geläufig.


    katholische grundherren aus schwaben zum beispiel, so die grafen abensberg traun, siedelten nach österreich, evangelische "ketzer" mit ihrem herrn dafür in deutsche gebiete, viel später noch u.a.in das gebiet des heutigen rumänien. der name eines evengelischen grundherren, der zur zeit der glaubenskriege von österreich in euer gebiet kam, kann dir die ortssuche erheblich erleichtern.

    lesestoff:"Die Verfolgung der österreichischen Protestanten während der Gegenreformation",von Gustav Reingrabner, Dr. et Mag. theol., im internet zu finden.
    freundliche grüße
    sternap
    ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
    wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




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    • karin-oö
      Erfahrener Benutzer
      • 01.04.2009
      • 2630

      #3
      Hallo Friedrich!

      Ich habe mir erlaubt, für deine Frage ein eigenes Thema zu eröffnen. So erhältst du hoffentlich leichter Hinweise zu deiner Suche.

      Kannst du uns bitte Namen und Jahreszahlen nennen, auf die sich deine Forschungen beziehen!
      Mich verwirrt nämlich der Zeitraum "nach dem Dreißigjährigen Krieg", vor allem weil der Begriff "Emigrationspatent" hauptsächlich nach 1730 auftaucht und zwar im Zusammenhang mit der Vertreibung der Salzburger Protestanten.
      Mit "Ländlein ob der Enns" war aber Oberösterreich gemeint (ohne das Innviertel, das damals noch bayerisch war).

      Ich habe aber in den Bestandsverzeichnissen des OÖ Landesarchivs etwas zum Begriff Emigrationspatent gefunden, was auch evtl. schon ins 17. Jahrhundert zurückreicht:

      Schau dir das doch mal an, ob das vielleicht passen könnte.
      Für die darin genannten Orte Kirchdorf-Micheldorf (Pfarre Kirchdorf an der Krems) gibt es Matrikenbücher sogar schon ab 1589. Diese sind online einzusehen unter:


      Vielleicht findest du dort ja was passendes, ansonsten teile uns genauere Daten mit, dann können wir vielleicht weitere Tipps geben.

      Schöne Grüße
      Karin

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      • sla019
        Benutzer
        • 04.04.2011
        • 78

        #4
        Zitat von karin-oö Beitrag anzeigen
        Vielleicht findest du dort ja was passendes, ansonsten teile uns genauere Daten mit, dann können wir vielleicht weitere Tipps geben.
        Vielen Dank, liebe Karin, für Deine Hinweise. Interessiert bin ich in erster
        Linie an dem FN Zillinger, dessen erster Vertreter im Totenbuch
        eines Pappenheimer Grafendorfs 1675 als "gewesener Bauer im Ländlein ob der
        Enns" bezeichnet wird, leider ohne nähere Ortsangabe.

        Aber nehmen wir einen möglicherweise etwas einfacheren Fall, mit
        Ortsangabe:

        Einer der Enkel des obengenannten heiratet 1670 eine

        "Lamperger Susanna, wld. Simon Lampergers, gewes. Bauern in Österreich, in die Herrschaft Rappottenstein gehörig, hinterl. Tochter"

        Ich nehme an, daß Rappottenstein das R. in der Gegend von Zwettl ist.
        Wie könnte ich nun vorgehen, um Licht in die Geschichte der Familie
        Lamperger zu bringen?

        Dank und Gruß,

        Friedrich

        PS: daß Exulantenfamilien untereinander geheiratet haben, war offenbar keine Seltenheit und durch die Verhältnisse fast geboten, denn in etlichen der vom 30jhr. Krieg dezimierten Dörfern der Markgrafschaft Ansbach und der Grafschaft Pappenheim stellten sie die Bevölkerungsmehrheit, wie bei G. Rusam, Österr. Exulanten in Franken und Schwaben, 1989 zu lesen ist.

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        • carinthiangirl
          Erfahrener Benutzer
          • 12.08.2006
          • 1601

          #5



          Rapottenstein liegt im niederösterreichischen (Land unter der Enns) Waldviertel und ist bekannt für die Auswanderung von Exulanten nach Franken. Auch das angrenzende Mühlviertel in Oberösterreich (Land ob der Enns) war davon stark betroffen.
          Dazu gibt es auch ein Buch:
          Exulanten aus dem westlichen Waldviertel in Franken, Eberhard Krauß (ca. 1627-1670) -
          Eine familien- und kirchengeschichtliche Untersuchung

          Links zum Exulanten-Thema:

          Exulanten anklicken: http://www.ihff.de/start.htm?exulnt/exulanten.htm
          Es tut uns leid, aber offensichtlich ist diese Seite nicht mehr in Funktion. Bitte schauen sie doch auf unsere Startseite www.sonntagsblatt.de


          Interessante Seite einer Exulanten-Familie aus dem Bezirk Zwettl: http://www.pfaenders.com/html/inhaltsverzeichnis.html
          Zuletzt geändert von carinthiangirl; 26.04.2011, 13:55.

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          • sternap
            Erfahrener Benutzer
            • 24.04.2011
            • 4070

            #6
            1664 wurden die katholischen reichsgrafen von abensberg traun besitzer der burg rapottenstein, spätestens damit war für die ehemalige protestantische bevölkerung kein bleiben mehr. die burg ist bis heute im eigentum der selben familie.

            die pfarrmatriken von rapottenstein sollen nach meinen persönlichen aufzeichnungen 1785 vernichtet worden sein.

            aufschluss über die vormals da ansässige bevölkerung gäbe unter anderem die liste der zum glauben zurückgekehrten ketzer/konvertiten, deren name mir gerade nicht geläufig ist, bzw. die steuerliste der grundherren, die mit bevölkerung rapottenstein verlassen hatten.

            ab 1546 waren die herren von landau besitzer der burg gewesen.
            freundliche grüße
            sternap
            ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
            wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




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            • carinthiangirl
              Erfahrener Benutzer
              • 12.08.2006
              • 1601

              #7
              Für OÖ eventuell eine Hilfe > Heider-Indices in Linzer Landesarchiv.
              "In Oberösterreich gibt es eine Besonderheit: die sogenannten Heider-Indices. Für alle Pfarren nördlich der Donau sowie einige des Salzkammergutes erstellte Herr Josef Heider in mehr als 25 Jahren die sogenannten Heider-Indices. Alle genealogisch wichtigen Daten zwischen Matrikenbeginn und etwa 1784 (teilweise auch später) wurden indiziert, also alle Taufen, Trauungen und Sterbefälle, und mit Maschine geschrieben fast jeder Pfarre zur Verfügung gestellt. Für den Forscher sind dies sehr wichtige und günstige Hilfsmittel, können hiermit doch die Familien ohne Originalmatriken erforscht werden. Hingegen sind im übrigen Bereich Oberösterreichs nur selten Indices anzutreffen. Diese Heider-Indices sind im oberösterreichischen Landesarchiv einsehbar."
              Das OÖ Landesarchiv ist eine serviceorientierte Kultureinrichtung des Landes Oberösterreich und ein wichtiger Dienstleister für das Amt der Oö. Landesregierung.


              Seit April 2010 besteht eine Kooperation zwischen dem Oberösterreichischen Landesarchiv (OÖLA) in Linz und dem Verein Familia Austria, alle im OÖLA vorhandenen Indices von Pfarrmatriken zu erfassen und elektronisch durchsuchbar zugänglich machen.Konkret handelt es sich um die Matriken-Indices von ca. 150 katholischen Pfarren, darunter die 100 sog. Heider-Indices, die das gesamte Mühlviertel und einen Teil des Salzkammerguts abdecken.
              Zuletzt geändert von carinthiangirl; 26.04.2011, 14:09.

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              • sternap
                Erfahrener Benutzer
                • 24.04.2011
                • 4070

                #8
                1654 wurden die protestanten aus dem waldviertel vertrieben.


                "in der nationalbibliothek in wien erliegt ein buch, welches alle namen des waldviertels enthält, die in den jahren 1652/1654 vom evangelischen (protestantischen) glauben zum katholischen zurückgekehrt sind."schreibt der ahnenforscher karl weinmann im jahre 1977. weiter bei weinmann "der protestantische burgherr von rapottenstein, von landau, hatte seinen besitz 1660 verloren".
                er informiert :da protestanten "die gegend traunstein- schönbach- rapottenstein damals das weinviertel verlassen und sich im heutigen franken in der gegend ansbach- nürnberg angesiedelt haben"....

                damit sollte eine spur zu deinen vorfahren gelegt sein.
                freundliche grüße
                sternap
                ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
                wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




                Kommentar

                • PeterS
                  Moderator
                  • 20.05.2009
                  • 3771

                  #9
                  Hallo Friedrich,
                  das Buch "Verzeichnis der Neubekehrten im Waldviertel 1652-1654" wurde in die Einwohnerdatenbank von Familia Austria integriert.
                  Man findet dort die Nennungen von Hannß und Urban Lamberger aus Schönbach (Herrschaft Rapottenstein), die zum Katholizismus offiziell zurückgekehrt sind.
                  Lt. Ortsverzeichnis auf

                  gehörte Schönbach vor 1701 zur Pfarre Traunstein (Bücher ab 1636), im Taufindex 1636 bis 1668 kommt kein Lamberger mehr vor.
                  Auf Genteam gibt es in den Indices auch weitere spätere (für Dich zu späte) Vorkommen vom Lamberger im Waldviertel.

                  Der Name Zillinger ist zwar prinzipiell ein häufiger in Österreich, jedoch nicht mehr im Oberösterreich.

                  Die meisten Kirchenbücher von Oberösterreich sowie der Diözese St. Pölten für das Waldviertel findest Du online hier:


                  In Buchkirchen bei Wels gab es z.B. zeitlich passend Exulanten. Leider hat die Pfarre (Bücher ab 1597 keine Indexe).

                  Grüße, Peter
                  Zuletzt geändert von PeterS; 26.04.2011, 14:51.

                  Kommentar

                  • sla019
                    Benutzer
                    • 04.04.2011
                    • 78

                    #10
                    Zitat von karin-oö Beitrag anzeigen
                    Mich verwirrt nämlich der Zeitraum "nach dem Dreißigjährigen Krieg", vor allem weil der Begriff "Emigrationspatent" hauptsächlich nach 1730 auftaucht und zwar im Zusammenhang mit der Vertreibung der Salzburger Protestanten.
                    Nun habe ich mich ein wenig in das Material vertieft:
                    Offenbar hat der Ahnenforscher, der dieses Material für meine Mutter erarbeitet hat, Bezug genommen auf die Patente Ferdinands III. von 1652 und den Begriff "Emigrationspatent" anachronistisch in Analogie zu den Salzburger Patenten gewählt. Ich habe deshalb den Fadentitel geändert. Besten Dank für den Hinweis!

                    Friedrich

                    Kommentar

                    • sla019
                      Benutzer
                      • 04.04.2011
                      • 78

                      #11
                      Herzlichen Dank für alle Antworten, die mich zugleich enthusiasmieren
                      und verwirren. Ersteres, weil sie zeigen, daß es doch möglich sein
                      könnte, in die prä-fränkische Ära meiner Vorfahren vorzudringen,
                      letzteres, weil sich mit dem Hinweis auf Hannß Lamberger gleich
                      mehrere Fragen stellen, darunter

                      -- ist es vorstellbar, daß von Familien(verbänden) die einen
                      emigrieren, die anderen zurückbleiben, wie dieser
                      "Neubekehrten"-Eintrag zu suggerieren scheint?

                      -- oder, sollte der hier eingetragene doch etwas mit "unseren"
                      Lampergers zu tun haben: ist es belegt,
                      daß auf eine (dann wohl nur formale) Retrokonversion schließlich doch
                      die Emigration folgte?

                      Die DB von Familia Austria liefert in der Detailsuche den Hinweis
                      "Auskünfte bei Familia Austria". Welcher Art Auskünfte könnte ich denn
                      da noch bekommen?

                      Dank und Gruß,

                      Friedrich
                      Zuletzt geändert von sla019; 28.04.2011, 10:09.

                      Kommentar

                      • sternap
                        Erfahrener Benutzer
                        • 24.04.2011
                        • 4070

                        #12
                        es ist denkbar, dass einer konvertierte, der andere nicht.
                        treue dem herrn gegenüber war grösser als die zum bruder. andererseits genügte bei konvertierten schon der fund einer lutherbibel, dass in anderen teilen österreichs der hof versteigert wurde zugunsten der bauten im vatikan, die kinder wegkamen und der vater auf die "galeeeren"schiffe geschickt war.
                        denunziation war deshalb eine lohnende tätigkeit, so wurde ein besitz frei.

                        die im gefolge der herren um rapottenstein haben es sicher besser getroffen, weil um diese zeit eben ganze flecken samt zugehörigen herren auswanderten.
                        freundliche grüße
                        sternap
                        ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
                        wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




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                        • Medy

                          #13
                          Exekulanten

                          Hallo Friedrich,

                          gib doch mal bei google -Verzeichnis der Neubekehrten- ein, da findest
                          Du im 3. Eintrag mehr Informationen und ein Forum,
                          welches Dir wirklich weiterhelfen kann.

                          Gruß
                          Medy

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                          • PeterS
                            Moderator
                            • 20.05.2009
                            • 3771

                            #14
                            Zitat von sla019 Beitrag anzeigen
                            ...
                            Die DB von Familia Austria liefert in der Detailsuche den Hinweis
                            "Auskünfte bei Familia Austria". Welcher Art Auskünfte könnte ich denn
                            da noch bekommen?

                            Dank und Gruß,

                            Friedrich
                            Da sind keine zusätzlichen Datails mehr zu erwarten. Schaue Dir die ältesten Trauungs- und Sterbebücher von Traunstein für Schönbach durch, vielleicht findet sich dort noch ein Lamperger.
                            Und es ist nicht gesagt, das der Hannß und Urban nicht auch nach der Neubekehrung noch zu Exulanten wurden.

                            Peter

                            Ergänzung: Wahrscheinlich wurde mit "Emigrationspatent" eines der kaiserlichen Reformationspatente ab 1624 gemeint, durch die die Lutheraner zur Glaubensänderung bzw. zur Auswanderung gezwungen werden sollten.
                            Hier zum Beispiel jenes vom 10.10.1625 zum Nachlesen:
                            Zuletzt geändert von PeterS; 28.04.2011, 07:50.

                            Kommentar

                            • sla019
                              Benutzer
                              • 04.04.2011
                              • 78

                              #15
                              Zitat von PeterS Beitrag anzeigen
                              Da sind keine zusätzlichen Datails mehr zu erwarten. Schaue Dir die ältesten Trauungs- und Sterbebücher von Traunstein für Schönbach durch, vielleicht findet sich dort noch ein Lamperger.
                              Und es ist nicht gesagt, das der Hannß und Urban nicht auch nach der Neubekehrung noch zu Exulanten wurden.
                              Herzlichen Dank! Ich werd also mal die Bücher durchackern; nach ein paar Fehlversuchen komme ich mit Matricula Online schon ganz gut zurecht.

                              Friedrich

                              Kommentar

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