Rätselhaft: Herkunft und Verbleib v. August Gottlieb Otto, 1765 Kommissionsrath und Amtmann in Wust

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  • Thomas_Völker
    Benutzer
    • 26.01.2021
    • 94

    Rätselhaft: Herkunft und Verbleib v. August Gottlieb Otto, 1765 Kommissionsrath und Amtmann in Wust

    Die Suche betrifft das Jahr oder den Zeitraum: 1725-1784
    Genaue Orts-/Gebietseingrenzung: Mark Brandenburg evtl. das Gebiet um Zerbst
    Konfession der gesuchten Person(en): Ev.
    Bisher selbst durchgeführte Internet-Recherche (Datenbanken): diverse
    Zur Antwortfindung bereits genutzte Anlaufstellen (Ämter, Archive):



    Liebe Mitforisten,



    einer der schwierigsten Punkte meiner Forschung betrifft die Familie Otto. Schon die Häufigkeit der Verwendung als Vorname macht eine Internet-Recherche zu einem fast hoffnungslosen Unterfangen. Alles, was ich über die ältere Geschichte der Familie bislang herausfinden konnte ist nun das Folgendes:


    August Gottlieb Otto war Preuß. Kommissionsrath und Amtmann in Wust.
    Er heiratete am 15.01.1765 in Eichholz (bei Zerbst) Eleonore Henriette Sophie Junack, (* Eichholz 27.5.1742 † Görzke 17.8. begr. 20.8.1830), Tochter des Pfarrers Johann George Junack, Gutsbesitzerin und Gerichtsherrin auf Görzke.
    Diese beiden hatten (mindestens) zwei Kinder (Geburtseinträge nicht erhalten):


    1.) Johanne Sophie Henriette Otto * Wust 1767 † Zerbst 25.2.1842 (einzige To.)
    ∞ Görzke 2.11.1786 Johann Friedr. August Schumann (1756-1814)
    (Dies sind meine Ururururgroßeltern).
    2.) Johann Ludewig Friedrich Otto * angebl. Görzke rechner. 1769 (dort nicht verzeichnet, wohl eher in Wust, dann aber vor 1768), † Berlin 30.09.1842, (Nervenschlag) begr. 3.10. (Dreifaltigkeit, 73. J, drei Kinder, davon 2 minor. a.d. 2. Ehe), Erbherr auf Görzke, Taufpate in Zeppernick 17.8.1787
    ∞ I. Teschendorf Frühjahr 1804 Wilhelmine Charlotte Henriette Anna Catharine Tugendreich von Kleist (* 1778/79 (re.) † Görzke 09.09.1809 (Leberentzündung, wohl Kindbett), begr. 11.9. in der Familiengruft, To. d. Bogislaff Christlieb von Kleist (1749-1813), Herr auf Alt-Wuhrow und der Luise Wilhelmine Elisabeth von Wedell (1756-1830)
    ∞ II. Görzke Anf. 1816 Marie Auguste Friederike von Hartwig (* Coburg 26.2.1788 † G. 2.12.1830, begr. 6.12.)

    Bei der Taufe der Enkelin Therese Louise Franciska Oppermann am 24.10.1819 in Magdeburg wird u.a. als Patin erwähnt „7) Mad. Otto Elisa: geb. Vorhauer“ Wenn diese Elisa[beth?] Vorhauer eine eingeheiratete Verwandte darstellt, sollte sie vor 1795 geboren sein und müsste vor 1820 einen Herrn Otto geehelicht haben, der mindestens 1790 oder früher geboren sein wird. Es mag also neben Johann Ludewig noch einen weiteren Sohn gegeben haben. Beim Tod der Mutter geb. Junack am 17.8.1830 sind jedenfalls nur 2 Kinder am Leben.

    Der ehrenwerte Begründer dieser Familie Otto bleibt mir aber bislang ein großes Rätsel. Er scheint aus einer wohlhabenderen, zumindest gebildeten Familie zu stammen. Nach dem Heiratsdatum schätze ich seine Geburt auf etwa 1735, aufgrund des Titels dürfte er kaum jünger gewesen sein, eher älter. Im Kirchenbuch Wust, dessen Ablichtungen teils sehr schwer leserlich sind, findet sich aber um diese Zeit wohl keine Spur einer Familie Otto. (Tatsächlich ist dieses Wust die Heimat derer von Katte, Hans Hermann, der Jugendfreund Friedrichs des Großen, wurde 1730 hingerichtet).

    Das Ableben des August Gottlieb Otto muss erfolgt sein nach dem 13.5.1768 (ich fand in Wust zu diesem Datum die von dem Commissions Rath Otto übernommene Taufpatenschaft bei Margaretha Sophia Dilas) und vor 1785 (da wird seine Frau bereits als Witwe erwähnt). In Wust ist er offenbar aber nicht gestorben, und wohl auch nicht in Görzke. Dort gibt es viele Träger des Familiennamens Otto, allerdings stammen diese sämtlich von einem um 1695 geborenen Strumpfweber Joh. Chr. Otto aus Gattersleben, ein August Gottlieb findet sich dort nicht.


    So bleibt eigentlich alles offen, ausser in der Mitte des Lebens die Heirat in Eichholz, 1765, zwei Kindern in Wust um 1767 und eine Patenschaft ebenda 1768. Wann und wo er geboren wurde, wann, wo und woran er starb liegt im Dunkel. Vielleicht vermag die interessierte Leserschaft das Geheimnis wenn nicht zu lüften so doch zu erhellen. Auch für kleine Hinweise bin ich dankbar:


    August Gottlieb Otto, Preuß. Kommissionsrath und Amtmann in Wust
    * … … (um 1735) † … … (nach 13.5.1668, vor 1785)
  • Manni1970
    Erfahrener Benutzer
    • 17.08.2017
    • 2393

    #2
    Hallo Thomas,

    vorweg: Ich kenne mich weder mit der Örtlichkeit noch mit der vorhandenen Quellen aus. Halte das aber für einen interessanten Fall und habe versucht, mich ein bisschen in die Sache reinzulesen.

    1. Quellen
    KB Eichholz sind bei Archion nur angekündigt, aber nicht online. Liegen im Pfarrarchiv Zerbst vor.

    KB Wust sind bei Ancestry unter Melkow, Verfilmung aus dem Reichsippenamt, es fehlen die Jgg. um den 7jährigen Krieg: Tf 1756-1767, Tr 1755-1767, Bg 1755-1767.
    Ist das sicher, dass die auch im Original fehlen, wo liegen die Original-KB?

    KB Görzke sind bei Archion online, Duplikate nach 1794 davon auch bei Ancestry.

    2. Patenschaft in 1768
    Da täuschst du dich. Es dreht sich um diese Seite. Ganz unten ist die Tf Dilas. Der 3. Pate ist aber ein Peter? ... Knecht bey ... Comissions Rath Otto. Ein Amtmann/Kommissionrat wird auch kaum selbst die Patenschaft bei der Tochter eines Gartenknechts übernommen haben. Seine Frau, die Eleonore Junack, war dann direkt darüber Patin beim Hausverwalter Dames, zusammen mit August v. Katte und der Frau Oberamtmann aus Jerichow - das passt dann schon eher.

    3. Abendmahlverzeichnis Görzke
    Hast du das durchgearbeitet. Ist nicht einfach zu lesen, habe es nur kurz überflogen, aber 1771 erscheint nur die Frau Com.Rath. Otto, könnte ja ein Hinweis sein, dass er bereits tot war. Hast du nur den Bg-Index Görzke angeschaut oder die Bg-Eintragungen selbst. Weil eigentlich sollte er doch dort beerdigt worden sein.

    4. Tr-Eintrag Eichholz
    Den hast du wohl vor Ort eingesehen. Was steht denn dort bei dem Otto, war er 1765 schon Amtmann/Kommissionsrat in Wust? Es fragt sich ja, wie jemand aus Wust (Höhe von Tangermünde an der Elbe) an eine Braut aus dem etwa 100 km südlich gelegenen Eichholz bei Zerbst gekommen ist.

    MfG
    Manni

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    • Thomas_Völker
      Benutzer
      • 26.01.2021
      • 94

      #3
      Erstmal ganz herzlichen Dank!

      das sind tolle Hinweise! Die online stehenden KB Wust und Görzke habe ich nach bestem Wissen durchgesehen, der Verweis auf die Kommunikanten ist aber wirklich sehr hilfreich!

      Die Heiratsurkunde habe ich (noch) nicht, nur die 1927 gedruckte Ahnentafel des sehr gründlichen Michael Albrecht Ranft, der für die Eheschliessung den Ort Eichholz (Anhalt) nennt und das Datum 15. I. 1765 und Ehefrau und deren Vorfahren bis in die Lutherzeit, aber weder Geburt noch Tod noch Eltern von August Gottlieb Otto. Die Angaben zu seiner Stellung müssen aus der Heiratsurkunde von 1765 stammen, denn die Geburtsurkunde der Tochter konnte Ranft schon 1927 nicht mehr vorweisen (dort steht nur "* Wust (Mark) ... 1767", ist also errechnet.

      Der Trauentrag der Tochter von 1787 lautet:
      "den 2ten November 1786 wurde auf dem Rd. Ottoschen Hofe copulirt der hochwohlEhrwürdige und Hochgelehrte Herr Johann Friedrich August Schumann Prediger zu Zeppernick, Brietzke und Kleps sel. Herrn Johann George Schumann vormahligen Predigers in Goerden und Grabau u Lüps nachgelaßener jüngster Herr Sohn mit der HochEdelgeborenen Demoiselle Johann Sophia Henriette Otto, des HochEdelgeborenen Herrn August Gottlieb Otto Königl. Preußischer Commissions Rath hinterlaßene einige eheliche Tochter." (KB Görzke > Taufen, St 1766-1799 , Trauungen 1767-1799, S. 21 (Archion Bild 420) )

      Ob die KB Wust 1757ff. auch im Original fehlen? Gute Frage. Ich war vorletztes Jahr vor Ort und habe die schöne Kirche leider nur von außen besichtigt. Wollte wiederkommen, aber dann kam diese verzwickte kleine Seuche dazwischen... Ich bleibe aber dran!

      Die Familie der Braut stammte jedenfalls damals aus der Gegend von Zerbst, der Vater (1696-1769) war in Zerbst geboren und bis zu seinem Tode Pfarrer in Eichholz und Bias. Die Mutter Henr. Dorothea, eine geborene Töpfer (1707-1787) stammte aus dem noch sehr viel weiter westlich gelegenen Ilsenburg im Harz, auch alles Theologen. Görzke liegt immerhin auf halber Strecke zwischen Zerbst und Wust und ist m.W. seit 1739 im Besitz der Familie Junack.

      „Zu des älteren Pfannenschmid Zeit ging das 3. adlige Rittergut , das Gut des Pagen-Oberhofmeisters Hans Christoph von Schierstedt, in bürgerliche Hände über; der Pfarrer Junack zu Eichholz im Anhaltinischen, welcher der Hauptgläubiger war, erwarb es in concursu creditorum und verlangt unter dem 10. September 1739 als nunmehriger Patron der Kirche Einschluß in das Kirchengebet. Später erwarb das Gut ein Herr Otto (zweimal verheirathet gewesen, seine erste Frau eine Wilhelmine Charlotte Henriette Anna Catharine Tugendreich von Kleist († 1809); seine zweite Frau eine Auguste Friederike . von Hartwig)…“

      (NN. Langenau: Nachrichten aus der Vorzeit des Städtchens Görzke (Burg b. Magdeb.: Hopfer, 1881), S. 31f.)

      Görzke könnte tatsächlich der Treffpunkt gewesen sein. Ich werde mir jetzt mall die Abendmahlsteilnehmer vorknöpfen :-D


      Grüße aus Berlin!
      Thomas

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      • Thomas_Völker
        Benutzer
        • 26.01.2021
        • 94

        #4
        ... und das mit der nicht vorhandnen Pathenschaft hast du hervorragend erkannt! Chapeau!

        Kommentar

        • zummelt
          Erfahrener Benutzer
          • 15.02.2016
          • 514

          #5
          Hallo,
          eine vorsichtige Nachfrage:
          sollte das "Katte-Wust" nicht das in der unmittellbaren Nähe von Brandenburg Havel sein???

          Steffen
          Beste Grüße
          Steffen

          Kommentar

          • Thomas_Völker
            Benutzer
            • 26.01.2021
            • 94

            #6
            Zitat von zummelt Beitrag anzeigen
            Hallo,
            eine vorsichtige Nachfrage:
            sollte das "Katte-Wust" nicht das in der unmittellbaren Nähe von Brandenburg Havel sein???

            Steffen

            Ja. Justament dieses!

            Kommentar

            • Manni1970
              Erfahrener Benutzer
              • 17.08.2017
              • 2393

              #7
              Zitat von Thomas_Völker Beitrag anzeigen
              Ja. Justament dieses!
              ??? Du warst ja schon dort, wirst es also besser wissen. Aber bisher dachte ich, dass das Katte-Wust nahe der Elbe in Sachsen-Anhalt liegt und nicht bei Brandenburg an der Havel.

              Abei noch ein Verzeichnis der erhaltenen KB von Wust aus dem Ev. Kirchenarchiv Magdeburg. Das sieht doch ganz interessant für Tf u Bg vor 1768 aus.
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              • Thomas_Völker
                Benutzer
                • 26.01.2021
                • 94

                #8
                Zitat von Manni1970 Beitrag anzeigen
                ??? Du warst ja schon dort, wirst es also besser wissen. .



                Jetzt bringst du mich ins Schleudern. Ich war dort VON BRANDENBURG aus, Richtung Jerichow, aber es war nicht weit. Aber es war definitiv das Katte-Wust mit Fachwerkkirchturm. Und die Wust-Kirchenbücher mit den Junack-Otto-Erwähnungen sind voller Kattes. Da gabs für mich gar keinen Zweifel.



                Beide Wusts sind unweit Brandenburg aber

                Das Otto-Wust ist definitiv auch das Katte-Wust. Warum sonst wär dort ein Otto-Knecht Pate?

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                • Martina Rohde
                  Erfahrener Benutzer
                  • 13.04.2012
                  • 4495

                  #9
                  Es gibt auch ein Wust bei Brandenburg/H. mit eigenen Kirchenbüchern.

                  Kommentar

                  • zummelt
                    Erfahrener Benutzer
                    • 15.02.2016
                    • 514

                    #10
                    Zitat von zummelt Beitrag anzeigen
                    eine vorsichtige Nachfrage:
                    Steffen
                    Bloß gut, dass ich es so formuliert hatte. Ich lag mit meiner Vermutung falsch!

                    Wahrscheinlich habe ich mich durch das im Stadtmuseum von Brandenburg an der Havel (ehemals?) befindliche Katte-Schwert auf die falsche Spur geführt.

                    Sorry für die damit verbundene Irritation!

                    Steffen
                    Beste Grüße
                    Steffen

                    Kommentar

                    • Thomas_Völker
                      Benutzer
                      • 26.01.2021
                      • 94

                      #11
                      Zitat von Manni1970 Beitrag anzeigen
                      Abei noch ein Verzeichnis der erhaltenen KB von Wust aus dem Ev. Kirchenarchiv Magdeburg. Das sieht doch ganz interessant für Tf u Bg vor 1768 aus.

                      Versteh ich es richtig?

                      Melkow ist das, was fs/ Ancestry für Wust online hat:
                      Taufen 1681-1754 und 1768-1817


                      Für Wust wird in Magdeburg jetzt angezeigt:
                      Taufen 1681-1755 und 1768-1817


                      und zusätzlich noch

                      Taufen 1757-1768?


                      Na das wärs ja! :-D

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                      • Thomas_Völker
                        Benutzer
                        • 26.01.2021
                        • 94

                        #12
                        Zitat von zummelt Beitrag anzeigen

                        Sorry für die damit verbundene Irritation!

                        Steffen

                        Neinnein, ganz im Gegenteil! Ich habe zu danken! So hab ich das mal für mich klären können. Denn irgendwie hatte ich ein zweites Wust schon im Hinterkopf, dachte aber das wäre viel weiter entfernt!


                        LG Thomas

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                        • Manni1970
                          Erfahrener Benutzer
                          • 17.08.2017
                          • 2393

                          #13
                          Hallo!

                          Zur Übersicht habe ich eine kleine Karte angefügt.

                          Nach dem Magdeburger Katalog scheint es also einen Band, Sign. 884/2, mit Tf und Bg 1757-1768 von Wust zu geben, den weder die Mormonen noch Ancestry hat. Da könnte man vielleicht anhand von Patenschaften feststellen seit wann der Otto in Wust war und ob es noch Tf des Ehepaars Otto/Junack gab. Vielleicht war der Otto ja zuvor schon mal verheiratet gewesen und seine erste Frau findet sich unter den Bg.

                          Hast du schon mal abgeklärt, was eine könglicher Kommissionsrath in Wust zu tun hatte? Musste man dafürt studiert haben? In der Frankfurt/Oder-Uni-Matrikel steht er nicht. Vielleicht in Wittenberg?

                          MfG
                          Manni
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                          • Thomas_Völker
                            Benutzer
                            • 26.01.2021
                            • 94

                            #14
                            Danke @Manni1970 für Karte und Ideen! Weitere Abendmahlseinträge fand ich nicht.



                            Als Ablauf ergibt sich momentan:

                            Am 15.1.1765 lebt die 22 ½ jährige Eleonore Henriette Sophie Junack, (* Eichholz 27.5.1742) noch bei den Eltern im Pfarrhaus in Eichholz. Dort wird auch die Hochzeit mit dem damals wohl bereits als Preuß. Kommissionsrath und Amtmann in Wust (Mark) tätigen August Gottlieb Otto gefeiert, der zu diesem Zeitpunkt vermutlich mindestens etwa 30 Jahre alt war. Wo man sich kennenlernte bleibt unklar.


                            Bald darauf werden mindestens zwei Kinder geboren, Johanna Sophie Henriette Otto (wohl ausweislich der nicht mehr erhaltenen Sterbeurkunde * 1767 in Wust) und kurz darauf Johann Ludewig Friedrich Otto (angeblich 1768 und angeblich in Görzke, aber das ist ziemlich sicher falsch). Die bislang online einsehbaren Kirchenbücher von Wust beginnen erst wieder 1768. Am 17. 4. ist dort „die Frau Commissions Räthin geborene Junackin Verehel. Ottoen.“ als Patin verzeichnet, am 13.5.1768 wird dort ihr Mann, der „Hf. Commissions Rath Otto.“ erwähnt. Demnach scheint man sich nach der Hochzeit Anfang 1765 zunächst in Wust niedergelassen zu haben, wo man mindestens 3 ½ Jahre verblieb.

                            Die nächste Spur findet sich erst am 28.04.1771 in dem mehr als 50 km südlich gelegenen Ort Görzke, als dort am Kantatesonntag „2. Frau Mag. Junack“ (= Henriette Dorothea geb. Töpfer, 64 Jahre alt, seit 2 Jahren Witwe) und „3. Frau Comm R. Otto“ (= ihre Tochter Eleonore HenrietteSophie geb. Junack, 29 Jahre alt) als Abendmahlsteilnehmer verzeichnet werden. Vermutlich zieht also die junge Witwe zu ihrer ebenfalls frisch verwitweten Mutter auf das Gut Görzke. 1772 taucht in Görzke unter den Kommunikanten erstmals ihr älterer Bruder, der 1730 geborene („blödsinnige“) Sohn Andreas Junack auf (der dort 1800 "im Junackschen Gewölbe" bestattet wird). Am 3. August 1773 ist „Frau Eleonore Henriette Ottoen gebohrene Junacken, Commissions-Räthin“ Taufpatin bei Johann Samuel Grubens in Görzke (Archion Bild 60).

                            Das Rittergut derer von Schierstedt befand sich seit 1739 im Besitz des Pfarrers Mag. Junack und die Frau Mag. scheint dort nach dem Tod ihres Mannes ihr Altenteil verbracht zu haben. Spätestens 1784 ist die Tochter hier als Gutsbesitzerin und Gerichtsherrin nachweisbar (die Mutter, Frau Mag. Junack, starb 1787 auf Görzke), nach ihrem Tod 1830 folgt ihr in dieser Rolle der Sohn Johann Ludewig Friedrich Otto (1768-1842).


                            Diese Abfolge könnte ein Hinweis darauf sein, dass Kommisionsrath August Gottlieb Otto bereits in der Zeit zwischen 1768 und 1771 verstorben ist. Hierauf deutet ja möglicherweise auch die Abwesenheit weiterer Kinder. In Wust ist aber sein Tod jedenfalls nicht eingetragen, ebensowenig in Görzke. Dort sind die Begräbnisse von 1768 bis 1800 zwar nicht erhalten, es gibt aber ein Namensverzeichnis, und dort fehlt er definitiv. Vielleicht war die junge Familie zwischenzeitlich (also nach Mai 1768) in einen anderen Ort umgezogen? Ein Indiz dafür ist zumindest das Fehlen weiterer Patenschaften in Wust. Aber wohin? Wo wurde ein Preuß. Kommissionsrath und Amtmann gebraucht? War er krank? Zog man zu den Eltern oder Geschwistern?

                            Suche nach der Immatrikulation

                            Die von @Manni1970 aufgeworfene Frage nach dem Studium des August Gottlieb Otto ist gegeben, interessant und offen. Naheliegend wäre die Viadrina, der brandenburgischen Heimatuniversität Frankfurt/Oder (https://digitale-bibliothek-mv.de/vi...670609005/349/), hier ist kein August Gottlieb vorhanden. Ebenfalls feht der Name in Leipzig (https://www.familysearch.org/ark:/61...177&cat=393398), in Altdorf (https://www.familysearch.org/ark:/61...=216&cat=85897), Heidelberg (https://www.familysearch.org/ark:/61...=164&cat=89641) oder Königsberg (https://www.familysearch.org/ark:/61...165&cat=160865).

                            Bleiben weitere attraktive Kandidaten wie Wittenberg oder Göttingen. Die Matrikel für Wittenberg sind zwar im Original einsehbar (http://digital.bibliothek.uni-halle.de/id/2450785), leider ist für die Jahre ab 1710 das Register nicht online (Album Academiae Vitebergensis Jüngere Reihe T. 3 1710 - 1812 bearb. von Bernhard Weissenborn, Magdeburg Selbstverl. der Hist. Komm., 1966). An dieses heranzukommen verbietet mir die gegenwärtige Seuche. Analoges gilt für Mainz 1733-1753 (https://www.familysearch.org/ark:/61...32&cat=1011057) und 1767-1764 (1754-66 fehlen). Greifswald (Roderich Schmidt (Hrsg.), Karl-Heinz Spieß (Hrsg.), Reinhard Pohl (Bearb.): Die Matrikel der Universität Greifswald und die Dekanatsbücher der Theologischen, der Juristischen und der Philosophischen Fakultät 1700–1821, 3 Bände, Franz Steiner Verlag, 2004). Göttingen (Götz von Selle: Die Matrikel der Georg-August-Universität zu Göttingen (1734-1837), 1837) ist zwar digitalisiert, wird aber von google dreisterweise nicht gezeigt. Sich fremde Arbeit durch Reprints aneignen und andere ausschliessen halte ich jedenfalls für ein unmoralisches und wissenschaftsfeindliches Geschäftsmodell. Jena 1723-1764 ist nur z.T. online (https://babel.hathitrust.org/cgi/pt?...iew=1up&seq=13)

                            Das Register Helmstedt geht online nur bis 1636, Dillingen bis 1645, Ingolstadt nur bis 1700, für Rostock, Köln und Würzburg habe ich kein Register gefunden,

                            Die Matrikel Erfurt sind ebenfalls nicht online (Fritz Wiegand: Namensverzeichnis zur Allgemeinen Studentenmatrikel der ehemaligen Universität Erfurt für die Zeit von 1637 bis 1816, in: Beiträge zur Geschichte der Universität Erfurt <1392-1816>, Heft 9, 1962; Heft 10, 1963)

                            Die Hohen Schulen in Pforta oder Zerbst wurden m.W. auch einem Universitätsstudium fast gleichrangig erachtet. Zumindest die Zerbster Urkunden scheinen verloren. Gerade da könnten sich Anknüpfungspunkte zur Familie der Braut ergeben haben.


                            Falls hier mitlesende Mitforisten Zugang zu den vorgen. oder weiteren Matrikeln haben bitte ich um Überlassung oder eine kurze Überprüfung, ob darin in den Jahren von etwa 1735 bis 1764 ein August Gottlieb Otto geführt wird.


                            Grüße aus dem weißen Berlin
                            Thomas
                            Zuletzt geändert von Thomas_Völker; 12.02.2021, 13:07.

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                            • Thomas_Völker
                              Benutzer
                              • 26.01.2021
                              • 94

                              #15
                              Die Suche nach den Ahnen der Braut (Eleonore Junack) ist dagegen vergleichsweise einfach und erfolgreich. Alle acht Urgroßeltern sind bekannt, darunter der begabte Münzmeister Johann Ehlers in Magdeburg (+1692) und der Dichter und Theologe Christoph Lamberg aus Leipzig (1626-1680). Eine Generation weiter sind es noch 13 Namen, darunter die Goldschmiede Gert Obendieck und Volckmar Töpfer, dann 18, dann 24, dann 31 und dann 30 Vorfahren bekannt, bis hin zu Luthers Freund Hans Reinicke (+1538) und weit darüber hinaus, insgesamt mehr als 150 Namen bis tief ins Mittelalter hinein.


                              Und beim Ehegatten einfach nichts. Keine Eltern, kein Geburtsort, kein Grab.

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