Raubmord und andere Verbrechen

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  • Konni
    Erfahrener Benutzer
    • 19.08.2008
    • 3007

    #16
    Am 6. l. M. Abends zwischen 7 u. 8 Uhr wurden auf den Bauerssohn Jos. Attenberger von Wald auf der Straße zwischen Furth und Straßdobl, Ger. Pfarrkirchen, vom Walde her 2 ergebnißlose Schüsse abgefeuert, worauf sofort ein Mann nach demselben sprang und mit einem Stock schlug. Der Angegriffene wehrte sich mit einem Messer und scheint den Räuber verwundet zu haben. Um Spähe wird mit dem Bemerken ersucht, daß einiger Verdacht auf den Wagnerssohn Paul N. v. Graham fällt, welcher gegebenen Falles unter Belehrung über sein Beschwerderecht zu verhaften und in die dießger. Frohnveste einzuliefern ist.

    Pfarrkirchen, 15. Oktober 1866

    Am 8. l. M. wurde in einem Brechhause zu Ort bei Freyung das Skelett eines vollkommen ausgetragenen, neugebornen Kindes, in eine blau und grau gestreifte Knabenhose eingewickelt, aufgefunden. Da hier ein Kindsmord indizirt ist, so wird um Spähe mit dem Bemerken ersucht, daß nach ärztl. Gutachten allermindestens 2 Jahre erforderlich waren, bis der Leichnam zum Skelette geworden ist.

    Passau, 16. Oktober 1866

    Am 28. v. M., Nachmittags 2 Uhr, wurde der Söldnerssohn Jos. Ferch von Neukirchen zwischen Attenhofen und Leibersdorf, Ldg. Mainburg, von zwei Burschen vergewaltigt, mit Messerstichen verwundet und seiner silb. Cylinderuhr mit silb. Erbsenkette und messingenem Schlüssel, sowie seiner in 5 Guldenstücken bestehenden Baarschaft beraubt. Beide Räuber stehen in den 20er Jahren, der Eine ist beil. 6' groß, der Andere kleiner. Beide waren schlecht gekleidet, der Eine trug eine hellblaue, der Andere eine graue Hose. Um Spähe wird ersucht.

    Landshut, 2. November 1866

    Am Sonntag d. 11. l. M. Abends beil. 1/2 6 Uhr wurde der Knecht Paul Wittmann von Frechholzhausen im Walde zwischen Frechholzhausen und Aulzhausen von 2 städtisch, mit kurzen Joppen bekleideten Burschen seiner Baarschaft von 3 Vereinsthalern, zwei 1 fl.-St. und mehreren Sechsern und Groschen beraubt. Um Spähe und Anzeige erheblichen Verdachtes wird ersucht.

    Aichach, 29/11 1866

    Falsch- und Hazardspieler

    Das sog. Napoleonsspiel, auch Napoleonswurf, in Norddeutschland Dreiblatt oder Dreikart genannt, hat in neuerer Zeit dahier eine bedenkliche Ausdehnung gewonnen. Das Spiel wird in der Weise betrieben, daß der Unternehmer (Bankhalter) 3 Karten vorzeigt, von welchen der Mitspieler (Pointeur) eine benennt und deren Platz errathen soll, nachdem Ersterer sie mit den anderen Karten vermengt und verdeckt auf den Tisch geworfen hat. Dieses Manöver wird wiederholt und langsam ausgeführt, daß der Mitspieler seine Karte stets im Auge behalten kann und sie deßhalb schließlich mit Sicherheit bezeichnen zu können glaubt; derselbe ist jedoch immer getäuscht, da der Benkhalter beim letzten entscheidenden Wurf von den beiden Karten, die er noch zwischen den Fingern hält, abweichend von der bisherigen Reihenfolge, die untere zuerst auf den Tisch fallen läßt. Das Spiel beruht sohin nicht auf Zufall, sondern auf einem Taschenspielergriff und die in Mitte liegende Täuschung scheint über die Annahme eines Betruges um so weniger einen Zweifel übrig zu lassen, als dasselbe, wie ähnliche Gaunereien, meist dadurch eingeleitet wird, daß die Complicen sich scheinbar zufällig treffend und gegenseitig unbekannt stellend, einander zum Schein Geld abgewinnen und dadurch den Unerfahrenen, der von den "Eintreibern" von Bahnhöfen, öffentlichen Plätzen oder aus andern Wirthshäusern beigeholt wurde, zur Betheiligung verlocken. Die Einsätze bestehen nicht selten in 20 - 30 fl., schließlich in Uhr und Ringen, nach deren schnellen Verlust sich das Opfer von den Spielgenossen plötzlich verlassen sieht. Das Spiel wurde bisher meist von Fremden unternommen, die abwechselnd hier und in anderen Städten ihr Unwesen trieben und als Gehilfen überall Einheimische (dienstlose Kellner, Metzgerbursche u. dgl.) engagiren.

    Zur erstbezeichneten Klasse zählen: Krause Wilhelm, Müllergeselle von Großreichen, k. preuß. Kreisgerichts Lieben, Reg.-Bez. Liegnitz, 25 J. a., groß, blond, von blühendem Aussehen, Kraus Friedrich Karl, Kellner von Finsterroth, k. württemb. O.-A. Weinsberg, 26 J. a., klein, von abgelebtem Aussehen, mit herabhängendem schwarzem Backenbarte, welche Beide z. Z. hier verhaftet sind. Nicht zur Haft konnten hingegen gebracht werden ein "Mainzer" benannten Individuum, klein, schmächtig, mit schwarzem, englischen Backenbart und ein gewisser "Danzinger", groß, stark, mit rohtbrüchigem Gesichte und langen schwarzen Haaren, welche Beide z. Z. höchst wahrscheinlich in irgend einer anderen bayerischen Stadt ihre Betrügereien fortsetzen.

    München, 28. Jänner 1866
    Viele Grüsse
    Konni

    Kommentar

    • Konni
      Erfahrener Benutzer
      • 19.08.2008
      • 3007

      #17
      Am 22. l. M. wurde im Mainflusse bei Ebensfeld die gänzlich nackte Leiche eines neugebornen Kindes weiblichen Geschlechts gefunden, die etwa 5 Tage im Wasser gelegen war. Durch die Sektion ist festgestellt, daß das Kind gelebt hatte. Es liegt sohin der Verdacht eines an demselben verübten Mordes vor und wird um Ausforschung der Kindesmutter und beziehungsweise des Thäters ersucht.

      Kronach, 28. Jänner 1866

      In den Monaten November und Dezember v. J. zogen Lindiger Joseph v. Laaberberg, und Riedl Anna, Taglöhnerin von Stamsried, wahrscheinlich in der Gegend von München und Abensberg, Regensburg, dann auch in den Landgerichtsbezirken Nittenau, Neunburg v/W., Roding und Waldmünchen umher und verübten mehrere Diebstähle. Im Besitz der Anna Riedl fanden sich weiße, geklöppelte Spitzen, 1/8 weniger als 3 Ellen, wie sie an Altartüchern gebräuchlich sind. Um sachdienliche Mittheilungen wird ersucht.

      Neunburg v/W., 13. Februar 1866

      Am 3. l. M. Morgens wurde im Leichenacker zu Altötting eine in blutige Leinwand eingewickelte Kindsleiche weiblichen Geschlechts gefunden. Dieselbe war schon stark von Fäulniß zerstört und scheint als Frühgeburt vom Mutterleibe abgegangen zu sein, immerhin aber einige Lebensfähigkeit gehabt zu haben. Um Recherche nach der Mutter, bzw. Thäterschaft wird ersucht.

      Wasserburg, 20. Februar 1866

      Jakob Stüzle, Strickergeselle aus Solgau in Würtemberg, wurde am 15. l. M. Nachmittags außerhalb Marktl, Ldgs. Altötting, auf dem Wege nach Burghausen von 2 Burschen seines Geldtäschchens mit 2 österr. Guldenstücken und 20 kr. Münze, sowie seiner Reiselegitimation beraubt. Um Spähe und Bekanntgabe sachdienlichen Resultates wird ersucht.
      Signalement: Der Eine der Thäter ist ungefähr 5' groß, blaß, bartlos, trug schwarzen runden Hut, braunen Spenser nach Rotthalerart, hellfärbige Hose und langen Stock, der Andere ist kleiner, bartlos, hat rothes Gesicht und trug graue Hose und Joppe, grünen sog. Miesbacherhut mit Gemsbart und einen langen Stock. Beide Räuber schienen dem Beraubten umherziehende Tiefenbacher aus dem Landgerichtsbezirke Rötz zu sein.

      Wasserburg, 19. März 1866
      Viele Grüsse
      Konni

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