von Lilly Hoppe, geb. 1898 in St. Petersburg.
St. Petersburg, seit Peter dem Großen Hauptstadt des russischen Kaiserreiches, Sitz der Regierung und Residenz der Kaiserlichen Familie, mit seinem großartig in Granit gefassten Newakai, seinen zahlreichen Wasserwegen und Brücken, die ihm den Beinamen "Venedig des Nordens" eingebracht haben, seinen weiten Plätzen und breiten Straßen und seinen imposanten Kathedralen und Palästen, ist noch heute eine faszinierende Stadt und war zu seiner Glanzzeit eine der schönsten Haupstädte Europas. Da es auch noch eine blühende Handeslmetropole und ein wichtiges Industriezentrum war, war es kein Wunder, dass es viele Menschen aus dem In- und Ausland anzog, die hier Brot und Arbeit und ein berufliches Fortkommen suchten und auch fanden. So traf man auf den Straßen der Stadt neben der russischen Bevölkerung Vertreter aller europäischer Staaten, aber auch Kaukasier, Armenier, Sibiraken, Tataren und Chinesen.
Die größte fremdländische Volksgruppe, die in Petersburg lebte, war aber ohne jeden Zweifel die deutsche. Anfang des 20 Jahrhunderts hatte St. Petersburg über 2 Mio. Einwohner, davon 75000 Deutsche.
Da gab es zunächst die Reichsdeutschen, Untertanen des damaligen Deutschen Kaiserreiches. Sie hielten sich abseits, hatten ihre eigenen Vereine, ihre eigenen Feiertage, verkehrten fast nur untereinander und hielten Kontakt mit der russischen Bevölkerung nur soviel, wie unbedingt nötig war. Dann gab es noch eine größere Österreichische und eine kleine Schweizer Kolonie, aber die große Masse der Petersburger Deutschen kam aus dem Baltikum, und das aus guten Gründen.
Nachdem Peter der Große Anfang des 18. Jahrhunderts den Nordischen Krieg gegen Schweden siegreich beendet hatte, gehörten die Baltischen Provinzen zum Russischen Kaiserreich und waren, wie alle russischen Gebiete, in Gouvernements eingeteilt, Livland mit der Hauptstadt Riga, Estland mit der Hauptstadt Reval und Kurland mit der Hauptstadt Mitau. Damals waren die Familien kinderreich, 8 - 10 Kinder waren keine Seltenheit und die enge baltische Heimat konnte nicht allen eine aussichtsreiche Zukunft bieten, und so wurde Russland für die Balten das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, wie für die Westeuropäer Amerika. Schon die großen Landgüter im Baltikum, die den baltischen Adeligen gehörten, waren meist Majorate, d. h. der älteste Sohn erbte das Gut und die jüngeren Söhne traten zum größten Teil in russische Dienste, entweder als Offiziere bei der russischen Armee oder als Beamte in der Verwaltung, in den MInisterien oder am russischen Hof. Manche von ihnen stiegen bis in die höchsten Ränge auf. Aber auch viele baltische Akademiker, Kaufleute und Handwerker gingen nach Russland, weil sich ihnen dort viel bessere Aufstiegschancen boten. Viele von ihnen besetzten leitende Posten, andere gründeten eigene Unternehmen.
In Russland wurden die Deutschen damals mit offenen Armen aufgenommen. Der Russe spöttelte zwar gerne über den "akkuratnyi njemez", den akuraten, pingelig genauen Deutschen, andererseits schätze er dessen Tüchtigkeit, Zuverlässigkeit, Organisationstalent und Know-how. Es gab damals in Russland ein Sprichwort: "Njemez chitryi, on dashe obesjanu wydumal!" Zu Deutsch: "Der Deutsche ist schlau, er hat sogar den Affen erfunden." was beweist, dass er dem Deutschen praktisch alles zutraute.
Im Allgemeinen war das Verhältnis zwischen Deutschen und Russen vor dem Ersten Weltkrieg ein ausgezeichnetes, da die beiden Nationen sich geradezu ideal ergänzten. Der Deutsche war gern bereit, Verantwortung zu übernehmen und gute und tüchtige Arbeit zu leisten, wenn er dafür anständig bezahlt wurde, während so mancher Russe froh war, wenn er die Verantwortung und die tägliche Plackerei einem zuverlässigen Mitarbeiter übertragen konnte und war gern bereit, ihn dafür großzügig zu bezahlen.
St. Petersburg, seit Peter dem Großen Hauptstadt des russischen Kaiserreiches, Sitz der Regierung und Residenz der Kaiserlichen Familie, mit seinem großartig in Granit gefassten Newakai, seinen zahlreichen Wasserwegen und Brücken, die ihm den Beinamen "Venedig des Nordens" eingebracht haben, seinen weiten Plätzen und breiten Straßen und seinen imposanten Kathedralen und Palästen, ist noch heute eine faszinierende Stadt und war zu seiner Glanzzeit eine der schönsten Haupstädte Europas. Da es auch noch eine blühende Handeslmetropole und ein wichtiges Industriezentrum war, war es kein Wunder, dass es viele Menschen aus dem In- und Ausland anzog, die hier Brot und Arbeit und ein berufliches Fortkommen suchten und auch fanden. So traf man auf den Straßen der Stadt neben der russischen Bevölkerung Vertreter aller europäischer Staaten, aber auch Kaukasier, Armenier, Sibiraken, Tataren und Chinesen.
Die größte fremdländische Volksgruppe, die in Petersburg lebte, war aber ohne jeden Zweifel die deutsche. Anfang des 20 Jahrhunderts hatte St. Petersburg über 2 Mio. Einwohner, davon 75000 Deutsche.
Da gab es zunächst die Reichsdeutschen, Untertanen des damaligen Deutschen Kaiserreiches. Sie hielten sich abseits, hatten ihre eigenen Vereine, ihre eigenen Feiertage, verkehrten fast nur untereinander und hielten Kontakt mit der russischen Bevölkerung nur soviel, wie unbedingt nötig war. Dann gab es noch eine größere Österreichische und eine kleine Schweizer Kolonie, aber die große Masse der Petersburger Deutschen kam aus dem Baltikum, und das aus guten Gründen.
Nachdem Peter der Große Anfang des 18. Jahrhunderts den Nordischen Krieg gegen Schweden siegreich beendet hatte, gehörten die Baltischen Provinzen zum Russischen Kaiserreich und waren, wie alle russischen Gebiete, in Gouvernements eingeteilt, Livland mit der Hauptstadt Riga, Estland mit der Hauptstadt Reval und Kurland mit der Hauptstadt Mitau. Damals waren die Familien kinderreich, 8 - 10 Kinder waren keine Seltenheit und die enge baltische Heimat konnte nicht allen eine aussichtsreiche Zukunft bieten, und so wurde Russland für die Balten das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, wie für die Westeuropäer Amerika. Schon die großen Landgüter im Baltikum, die den baltischen Adeligen gehörten, waren meist Majorate, d. h. der älteste Sohn erbte das Gut und die jüngeren Söhne traten zum größten Teil in russische Dienste, entweder als Offiziere bei der russischen Armee oder als Beamte in der Verwaltung, in den MInisterien oder am russischen Hof. Manche von ihnen stiegen bis in die höchsten Ränge auf. Aber auch viele baltische Akademiker, Kaufleute und Handwerker gingen nach Russland, weil sich ihnen dort viel bessere Aufstiegschancen boten. Viele von ihnen besetzten leitende Posten, andere gründeten eigene Unternehmen.
In Russland wurden die Deutschen damals mit offenen Armen aufgenommen. Der Russe spöttelte zwar gerne über den "akkuratnyi njemez", den akuraten, pingelig genauen Deutschen, andererseits schätze er dessen Tüchtigkeit, Zuverlässigkeit, Organisationstalent und Know-how. Es gab damals in Russland ein Sprichwort: "Njemez chitryi, on dashe obesjanu wydumal!" Zu Deutsch: "Der Deutsche ist schlau, er hat sogar den Affen erfunden." was beweist, dass er dem Deutschen praktisch alles zutraute.
Im Allgemeinen war das Verhältnis zwischen Deutschen und Russen vor dem Ersten Weltkrieg ein ausgezeichnetes, da die beiden Nationen sich geradezu ideal ergänzten. Der Deutsche war gern bereit, Verantwortung zu übernehmen und gute und tüchtige Arbeit zu leisten, wenn er dafür anständig bezahlt wurde, während so mancher Russe froh war, wenn er die Verantwortung und die tägliche Plackerei einem zuverlässigen Mitarbeiter übertragen konnte und war gern bereit, ihn dafür großzügig zu bezahlen.
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