Bahn in Wartenburg

[Schlüter]

[fragebogen]Die Suche betrifft das Jahr oder den Zeitraum: ab 1860 bis 1910
Genauere Orts-/Gebietseingrenzung: Wartenburg

Zur Antwortfindung bereits genutzte Anlaufstellen (Ämter, Archive, Datenbanken): Kirchenbuch Wartenburg

Hallo,

Franz Kraulidat, Müllergeselle zog 1861 von Memel nach Wartenburg, vermutlich, um bei der Bahn zu arbeiten.

Dies schließe ich aus dem Beruf bei der Eheschließung 1863 (Müllergeselle) und dem Beruf bei der Hochzeit seiner Tochter (Werkführertochter) 1907 und auch aus der Tatsache, dass Trauzeugen und Ehemann der Tochter bei der Bahn arbeiteten.

Meine Frage: Gibt es Informationen zu Bahn in Wartenburg? Wurde in dieser Zeit (ab 1861) in Wartenburg bei der Bahn etwas gebaut, etc., so dass neue Arbeitsplätze entstanden? Gab es ein Ausbesserungswerk?

Mir ist bekannt: Einen Eisenbahnanschluss bekam die Stadt 1872 mit der Errichtung der Linie Korschen – Allenstein. Der Bahnhof von Wartenburg lag durch das hügelige Umland bedingt ca. 3 km nördlich in Reuschhagen.

Beste Grüße

André

Anbei die Daten, die mir vorliegen:
1863-Heirat Franz Kraulidat und Mathilde Materna
22. September 1863, Müllergesell Franz Kraulidat (24 Jahre) aus Memel, Mathilde Materna (21 Jahre). Vater: Jacob Kr. aus Memel. War das 3te Jahr.
Vater der Braut: der schon verstorbene Carl Materna
Trauzeugen: Jacob Gro(a)ch/Gross, Johann Rippert

1907 Hochzeit Bernhard Magas aus Osterode oo Hedwig Kaulidat aus Wartenburg am 14.10.1907
Ehemann: Bernhard Magas aus Osterode, Weichensteller
Ehefrau: Hedwig Kaulidat aus Wartenburg, Werksicherstochter/ Werkführertochter (?)
Trauzeugen: Weichensteller Ant(on) Rippert,
Hoppenbruck. Weichensteller
Josef Banarznoski in Willeins
Osterode Vartenburg
Dom(enica) XVI, XVII, XVIII post Pent(ecost)

[AnGr]

Guten Abend!

Ein Eisenbahn-Ausbesserungswerk gab es in Wartenburg nicht, das nächste Werk war in Osterode. An der zwischen 1871-73 fertig gestellten Strecke Thorn - Insterburg gab es in der Nähe von Wartenburg zwei Bahnbetriebswerke ( Korschen und Allenstein ) sowie einige Bahnmeistereien ( Rothfließ, Korschen und Allenstein ). Dem Titel nach zu Urteilen scheint es ein Signalwerkführer gewesen zu sein.

Schönen Gruß Andreas

[Schlüter]

Hallo Andreas,
vielen Dank für die Antwort.
Ich habe mittlerweile noch mehr Urkunden gefunden: Werkführer war wohl auch eine Berufsbezeichnung für Müller in leitender Position.

Die Informationen zu den Ausbesserungswerken leite ich gerne weiter.

Bese Grüße
André

[AnGr]

Hallo Andre!

Ich danke Ihnen auch für die Information, denn das wußte ich auch noch nicht das es in anderen Berufen diese Bezeichnung gab. Bin bisher immer von einer Bahnspezifischen Bezeichnung ausgegangen.

Schöne Grüße Andreas

[uwe-tbb]

Hallo André,

ich habe ein Amtliches Bahnhofsverzeichnis von 1938 und da mal nachgeschaut:
Wartenburg war ein Bahnhof III.Klasse und gehörte zur Bahnlinie Allenstein-Korschen, mit Bahnmeisterei und Betriebsamt, Maschinenamt / Betriebsamt Allenstein

Viele Grüße

Uwe

http://de.wikipedia.org/wiki/Reichsbahndirektion_K%C3%B6nigsberg

Am 1. März 1946 wurde die Abwicklungsstelle der RBD Königsberg in Hamburg-Altona, welche die geretteten Personalakten verwaltete, aufgelöst.

[AnGr]

Hallo André,

ich habe ein Amtliches Bahnhofsverzeichnis von 1938 und da mal nachgeschaut:
Wartenburg war ein Bahnhof III.Klasse und gehörte zur Bahnlinie Allenstein-Korschen, mit Bahnmeisterei und Betriebsamt, Maschinenamt / Betriebsamt Allenstein

Viele Grüße

Uwe

http://de.wikipedia.org/wiki/Reichsbahndirektion_K%C3%B6nigsberg

Am 1. März 1946 wurde die Abwicklungsstelle der RBD Königsberg in Hamburg-Altona, welche die geretteten Personalakten verwaltete, aufgelöst.

Der Bahnhof lag an der Strecke Thorn-Insterburg ( später bis Memel ). Für den Streckenabschnitt, Allenstein - Korschen war das Betriebsamt 1 und das Maschinenamt Allenstein mit Sitz in selbiger Stadt zuständig. Die Lochkartennummer 66012 stand für die Bahnmeisterei Wartenburg. Somit war die einzigste Betriebsstelle neben dem Bahnhof die Bahnmeisterei, die ich zugebener Maßen im ersten Beitrag vergessen habe.

Die Übersicht der RBDen mit den Ämtern befindet sich im 38er Bahnhofsverzeichnis vorne, die selbstständigen Betriebsstellen werden im Bahnhofsnamen mit angezeigt. Im 44er Bahnhofsverzeichnis werden die Betriebsstellen gesondert angezeigt.

Schönen Gruß Andreas

[Schlüter]

Ein Mitglied des Ermland-Forums stellte mir folgenden Artikel zur Verfügung:

"Einen Eisenbahnanschluss bekam die Stadt Wartenburg 1872 mit der Errichtung der Linie Korschen – Allenstein. Der Bahnhof von Wartenburg lag durch „das hügelige Umland bedingt“, so die offizielle Begründung, ca. 3 km nördlich von Wartenburg entfernt in Reuschhagen. Eine andere Erklärung lautet: „Die Stadtväter von Wartenburg hatten die Zukunft verschlafen haben, indem sie die Führung der neuen Eisenbahnlinie Thorn - Insterburg durch die Wartenburger Gemarkung und somit auch den Bau des Bahnhofs in Wartenburg verweigert haben. Es sollte dort auch das Landgericht gebaut werden. Voraussetzung dafür war aber der Bau eines Gymnasiums. Ebenso war eine Garnison in Wartenburg vorgesehen, jedoch beide Vorhaben wurden abgelehnt.“ [1] Wartenburg lag an einer alten Land- und Heerstraße, die vom Süden über Ortelsburg, über Wartenburg nach Königswerk führte. Daher hat es in Wartenburg verhältnismäßig viele Unternehmer gegeben, die Fuhrwerke betrieben und die daher möglicherweise wenig Interesse an der Bahn hatten. [2]
„Die Bahnlinie und der Bau des Bahnhofs wurden also 3 km nach Norden auf Reuschhagener Gelände verlegt und Wartenburg blieb ein geruhsames Landstädtchen. Es siedelten sich auch auf beiden Seiten des Bahnhofs zwei Gastwirtschaften an (…). Später wurde noch im Norden das Sägewerk Berliner Holzkontor mit Gleisanschluß gebaut. Bei der Gastwirtschaft Kucharczewski war auch eine Großviehwaage, auf der die Viehhändler die Rinder und Schweine gewogen haben, bevor sie anschließend von der Viehverladerampe in Waggons verladen wurden, um dann hauptsächlich nach Berlin verschickt zu werden. Die Eisenbahnlinie brachte immer wieder Arbeit, wenn die Bahnmeisterei die Gleisanlagen reparierte oder Streckenabschnitte überholt wurden.“

Norbert Kluth: Ein Dorf Reuschhagen wird 650 Jahre alt.–In: Heimatbrief Nr. 16 Allenstein-Land. 1985.


[1] Norbert Kluth: Ein Dorf Reuschhagen wird 650 Jahre alt.–In: Heimatbrief Nr. 16 Allenstein-Land. 1985.

[2] Dr. Heinrich Fligg , 1923 bis 1933 Bürgermeister von Wartenburg. –In: Das Ostpreußenblatt Jahrgang 15, Folge 32. 08. August 1964.

[Schlüter]

Hallo Andre!

Ich danke Ihnen auch für die Information, denn das wußte ich auch noch nicht das es in anderen Berufen diese Bezeichnung gab. Bin bisher immer von einer Bahnspezifischen Bezeichnung ausgegangen.

Schöne Grüße Andreas

Hallo Andreas,

mit einigen Mithelfern und mehreren Heirats- und Geburtsurkunden aus Wartenburg haben wir herausgefunden, dass der Müller, später Müllergeselle und dann Werkführer Franz Kraulidat nicht bei der Bahn war, aber sein Schwiergersohn.

Anbei einige Auszüge dazu, damit man sich selbst ein Bild machen kann.

Beste Grüße
André

[Schlüter]

Gibt es eigentlich noch Unterlagen zu den Bahnmitarbeitern?
Wenn ja, findet sich dort ggf. doch der Name Franz Kraulidat (zwischen 1861 bis 1900)? Für mich war die Frage zu klären, warum er von Memel nach Wartenburg zog. Ich vermute es gab doch berufliche Gründe, das konnte in dieser Zeit die Bahn sein.

[Schlüter]

Noch eine Frage: Gibt es ggf. ein Foto von diesem Bahnhof?
Ich selbst kann nur ein Foto von einer Hochzeit mit Bahnangestellten samt Heiratsurkunde anbieten.

Auf dem Hochzeitsfoto von 14. Oktober 1907 sind folgende Personen zu sehen: Die Frau neben dem Bräutigam ist sehr wahrscheinlich Mathilde Kraulidat (geb. Matern),[1] der Ehemann: Bernhard Magas (22 Jahre) aus Osterode, (Beruf: Weichensteller), die Ehefrau: Hedwig Kaulidat (25 Jahre) aus Wartenburg, Werkführertochter. Trauzeugen: Weichensteller Ant(on) Rippert, Hoppenbruck. Weichensteller, Josef Banarznoski in Willeins, Osterode Wartenburg.Im Hintergrund sind Häuser von Wartenburg zu sehen.
[1] Der Vater der Braut, Franz Krauledat, verstarb bereits 1900.

[Bernhardo]

Noch eine Frage: Gibt es ggf. ein Foto von diesem Bahnhof?
Ich selbst kann nur ein Foto von einer Hochzeit mit Bahnangestellten samt Heiratsurkunde anbieten.

Auf dem Hochzeitsfoto von 14. Oktober 1907 sind folgende Personen zu sehen: Die Frau neben dem Bräutigam ist sehr wahrscheinlich Mathilde Kraulidat (geb. Matern),[1] der Ehemann: Bernhard Magas (22 Jahre) aus Osterode, (Beruf: Weichensteller), die Ehefrau: Hedwig Kaulidat (25 Jahre) aus Wartenburg, Werkführertochter. Trauzeugen: Weichensteller Ant(on) Rippert, Hoppenbruck. Weichensteller, Josef Banarznoski in Willeins, Osterode Wartenburg.Im Hintergrund sind Häuser von Wartenburg zu sehen.
[1] Der Vater der Braut, Franz Krauledat, verstarb bereits 1900.

Hallo Schlüter,

also bei mir gibt es kein Foto!

Gruß Bernhard

[AnGr]

Guten Abend Andre!

Wenn es Ihnen möglich wäre die Bilder zu zeigen, könnte man sich einen Eindruck darüber machen.

Uwe hatte es bereits geschrieben und ich hatte es in einem anderen Beitrag auch schon einmal erwähnt das die Personalakten der RBD Königsberg 1945 zur RBD Hamburg ( bis 1937 RBD Altona) verbracht wurden,die Akten befinden sich heute beim Bundeseisenbahnvermögen Dienststelle Ost. Allerdings werden Personalpapiere aus der Zeit um 1900 nicht mehr dabei gewesen sein, das sie Aufbewahrungsfristen unterlagen.

Schönen Gruß Andreas

[Schlüter]

Für den Fall, dass es später jemanden gibt, der auch zur Bahn in Wartenburg sucht, stelle ich die Ergebnisse meiner Recherchen hier ein:

Ein Forumsmitglied hat mir diese Foto vom Bahnhof Reuschhagen bei Wartenburg zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!

Zum Beruf des Mühlen(hof)werkführers:

„Der Mühlenmeister verwaltete den Mühlenhof mit der Aufsicht über vier Mahlmühlen und eine Mahlmühle, deren jeder unter einem Werkmeister stand.“[1]Schon ein Werkmeister war z.B. bei der Bahn für eine Arbeitskolonne für bis zu 30 Angestellte zuständig.
[1]vgl. F. von Raumer, Historisches Taschenbuch, 1. Jg, Leipzig 1830, S. 230 bzw. http://books.google.com/books?id=W6YFAA ... &q&f=false


Dann möchte noch auf folgende Quelle hinweisen, wenn man nach Bahnmitarbeitern sucht, hier am Beispiel einer meiner Vorfahren:

In der Datei „Eisenbahner in vormals deutschen Ostgebieten", in der für die Jahre 1933 bis 1945 Personalnachrichten , 34/227, Amtsblatt 1934, S. 227, finden sich folgende Angaben Magaß ---- W Ober Bf Vorsteh. ---- Kb 34/227 ---- Guttstadt, Magaß ---- V Rb Obersekret. ---- KB 38/016 ---- Guttstadt – Mohrungen, Magaß ---- M Rb Obersekret. ---- Kb 40/023 ---- Betriebsamt 2 – Allenstein, Magaß ---- E Rb Obersekret. ---- Kb 42/304 ---- Rb Inspektion Mohrungen, Magaß ---- T Rb Obersekret. ---- Kb 42/368 ---- Mohrungen, Magaß ---- E Lokheizer Anw. ---- Kb 43/016 ---- Lokheizer – Rothfließ. Es bedeuten:- W = Wettbewerb Verschönerung Bahnanlagen, V = Versetzung, M = Prüfungsbeamter, E = Ernennung, Beförderung, T = Goldenes Treuedienst-Ehrenzeichen (40jähr. Dienstzeit), Rb = Reichsbahn, Kb = Königsberg.

Beste Grüße und vielen Dank an die, die mir weitergeholfen haben.


André

[AnGr]

[quote=Schlüter;463171]Noch eine Frage: Gibt es ggf. ein Foto von diesem Bahnhof?
Ich selbst kann nur ein Foto von einer Hochzeit mit Bahnangestellten samt Heiratsurkunde anbieten.


Guten Morgen!

Ich wollte nochmal nachfragen, ob es Ihnen möglich ist das Hochzeitsbild mit den Bahnmitarbeitern zu zeigen?

Schönen Gruß Andreas

[Schlüter]

Gerne, durch die Kirchenbücher sind mir die Namen der Personen zum Teil bekannt, aber ich kann sie nicht alle zuordnen.

Tragen die zwei Herren hinten/rechts im Bild Bahnmitarbeiteruniformen? (dann wäre es sicher die Trauzeugen).

Auf diesem Hochzeitsfoto, das am 14. Oktober 1907 in Wartenburg entstanden ist, sind folgende Personen zu sehen: Die Frau neben dem Bräutigam ist sehr wahrscheinlich die
Brautmutter Mathilde Krauledat (geb. Matern)
der Bräutigam Bernhard Magaß (22 Jahre) aus Osterode, (Beruf: Weichensteller),
die Braut Hedwig Krauledat (25 Jahre) aus Wartenburg, Werkführertochter.
Trauzeugen: Weichensteller Ant(on) Rippert,
Hoppenbruck. Weichensteller,
Josef Banarznoski in Willeins, Osterode Wartenburg.
Im Hintergrund sind Häuser von Wartenburg zu sehen.