Groß Zerbst

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  • Soma
    Erfahrener Benutzer
    • 22.05.2018
    • 138

    [gelöst] Groß Zerbst

    Name des gesuchten Ortes: Groß Zerbst
    Zeit/Jahr der Nennung: 1819
    Ungefähre oder vermutete Lage/Region: Brandenburg / Anhalt
    Ich habe die Datenbanken zur Ortssuche abgefragt [ja/nein]: ja


    Guten Abend allerseits,
    Ich bitte um Hilfe da einer meiner Ahnen laut dem Trauregister Gollwitz aus "Grossen Zerbst" kommt. Ich nehme an dabei handelt es sich um Zerbst in Anhalt, aber habe sonst nirgendwo diese als Groß oder Grossen bezeichnet gesehen. Daher wollte ich fragen ob jemand von einem anderen Ort weiß welcher einst so genannt wurde.

    Vielen Dank,
    Soma
  • Scriptoria
    Erfahrener Benutzer
    • 16.11.2017
    • 3110

    #2
    Hallo Soma,

    anscheinend gab es die Bezeichnung Großzerbst für Zerbst in Sachsen-Anhalt:
    Der Bauer Johann Christian Gaertner aus Gottenz - heute Kabelsketal im Saalekreis - in der Nähe von Halle an der Saale skizziert als Zeitzeuge die politischen und militärischen Ereignisse zwischen 1792 und 1815, die Europa infolge der Französischen Revolution bewegen, maßgeblich auf Napoleon Bonaparte zurückgehen und geschichtliche Bedeutung erlangten. Gaertner berichtet über das Leben unter der Krone Preußens und im Königreich Westphalen, dem Modellstaat unter der Regentschaft Jerome Bonapartes, und welche Drangsale sein Dorf in der sog. Franzosenzeit treffen - weit entfernt vom Kampfgeschehen, oder nahe daran, wie bei der Völkerschlacht bei Leipzig 1813. Gaertner ist ein geschickter Erzähler, der bisweilen schon mal mit Dativ oder Akkusativ hadert. Gaertner ist auch ein Mann der Zahlen und Bilanzen. In Tabellen erfasst er die Leistungen, die die Gemeinde erbringen muss, und was das Ganze wert ist, listet Daten auf über Plünderung, Kontribution und Requisition, z.B. über Einquartierung und Verpflegung von Soldaten und Offizieren und darüber, welche landwirtschaftlichen Erzeugnisse an die Garnisonen geliefert werden, berechnet Schanzarbeit und Vorspann und das Stellen von Stückpferden, nennt Preise für Lebensmittel, Fourage, Leistungen und Militärausrüstungen. Diese Aufzeichnungen reichen über 1813 hinaus und könnten für Historiker von besonderem Interesse sein: Was kosteten französische Fremdherrschaft, Koalitionskriege und Freiheitskriege den einzelnen Bauern? Nachdem das Manuskript Anfang des 20. Jahrhunderts den Weg vom Altpapier aus einer Scheune in einen Schreibtisch findet, gerät es erneut in Vergessenheit. Der Urenkel des Scheunenbesitzers interessiert sich 2017 für das alte Heft und entziffert die aus der Mode gekommene Schrift. Es bietet sich ihm die Gelegenheit, die Lebensumstände und das Politikverständnis der bäuerlichen Bevölkerung in einem kriegerischen Umfeld des frühen 19. Jahrhunderts ansatzweise nachzuvollziehen. Da entsteht die Idee, die Chronik wort- und buchstabengetreu abzuschreiben, zu erschließen und zu publizieren und dem längst verblichenen Bauern Johann Christian Gaertner mit einem Buch, einem Geschichtsbuch nach seinem eigenen Konzept, ein kleines Denkmal zu setzen.

    Ein anderer Ort heißt Kleinzerbst, daher wohl die Unterscheidung.


    Gruß
    Scriptoria
    Zuletzt geändert von Scriptoria; 16.04.2022, 00:04.

    Kommentar

    • Soma
      Erfahrener Benutzer
      • 22.05.2018
      • 138

      #3
      Zitat von Scriptoria Beitrag anzeigen
      Hallo Soma,

      anscheinend gab es die Bezeichnung Großzerbst für Zerbst in Sachsen-Anhalt:
      Der Bauer Johann Christian Gaertner aus Gottenz - heute Kabelsketal im Saalekreis - in der Nähe von Halle an der Saale skizziert als Zeitzeuge die politischen und militärischen Ereignisse zwischen 1792 und 1815, die Europa infolge der Französischen Revolution bewegen, maßgeblich auf Napoleon Bonaparte zurückgehen und geschichtliche Bedeutung erlangten. Gaertner berichtet über das Leben unter der Krone Preußens und im Königreich Westphalen, dem Modellstaat unter der Regentschaft Jerome Bonapartes, und welche Drangsale sein Dorf in der sog. Franzosenzeit treffen - weit entfernt vom Kampfgeschehen, oder nahe daran, wie bei der Völkerschlacht bei Leipzig 1813. Gaertner ist ein geschickter Erzähler, der bisweilen schon mal mit Dativ oder Akkusativ hadert. Gaertner ist auch ein Mann der Zahlen und Bilanzen. In Tabellen erfasst er die Leistungen, die die Gemeinde erbringen muss, und was das Ganze wert ist, listet Daten auf über Plünderung, Kontribution und Requisition, z.B. über Einquartierung und Verpflegung von Soldaten und Offizieren und darüber, welche landwirtschaftlichen Erzeugnisse an die Garnisonen geliefert werden, berechnet Schanzarbeit und Vorspann und das Stellen von Stückpferden, nennt Preise für Lebensmittel, Fourage, Leistungen und Militärausrüstungen. Diese Aufzeichnungen reichen über 1813 hinaus und könnten für Historiker von besonderem Interesse sein: Was kosteten französische Fremdherrschaft, Koalitionskriege und Freiheitskriege den einzelnen Bauern? Nachdem das Manuskript Anfang des 20. Jahrhunderts den Weg vom Altpapier aus einer Scheune in einen Schreibtisch findet, gerät es erneut in Vergessenheit. Der Urenkel des Scheunenbesitzers interessiert sich 2017 für das alte Heft und entziffert die aus der Mode gekommene Schrift. Es bietet sich ihm die Gelegenheit, die Lebensumstände und das Politikverständnis der bäuerlichen Bevölkerung in einem kriegerischen Umfeld des frühen 19. Jahrhunderts ansatzweise nachzuvollziehen. Da entsteht die Idee, die Chronik wort- und buchstabengetreu abzuschreiben, zu erschließen und zu publizieren und dem längst verblichenen Bauern Johann Christian Gaertner mit einem Buch, einem Geschichtsbuch nach seinem eigenen Konzept, ein kleines Denkmal zu setzen.

      Es anderer Ort heißt Kleinzerbst, daher wohl die Unterscheidung.


      Gruß
      Scriptoria
      Wunderbar, Danke Sehr!

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