Hier noch die Trauung eines Simon Moldäschl von 1664 (rechts, vierter von oben).
FN Moldaschl
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Lieber gki, lieber Laurin,
vielen herzlichen Dank für Eure Bemühungen, das weiß ich wirklich sehr zu schätzen! Eure Funde in den böhmischen KB sind sehr interessant, vor allem die Tatsache, dass - obwohl zeitlich und geographisch nicht weit entfernt - Simon Moldäschl ganz offensichtlich Deutscher war, während Pavel Maultoschl offenbar der tschechischen Bevölkerungsgruppe angehörte. Es wäre interessant, wer hier was übernommen hat - Tschechen einen deutschen Namen oder Deutsche einen tschechischen Namen. Wenn ich nicht ganz irre, war auch dieses Gebiet bis 1945 ja weitgehend deutsch besiedelt.
LG MartinZuletzt geändert von franz ferdinand; 01.03.2013, 08:25.Ahnenforschung ist eine Mischung aus Kreuzworträtsel und Puzzle mit der Besonderheit, dass man die Schrift des Rätsels kaum lesen kann und am Anfang fast alle Teile fehlen. Thomas Balderer, SFR
Forschungsgebiet: Niederösterreich, Oberösterreich, Deutsch-Westungarn, Steiermark, Mittelfranken, Oberbayern, Wien, Oberfranken, Südmähren, Schlesien, Böhmen, Sachsen, Oberpfalz, Oberschwaben
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Hallo Martin!
Zitat von franz ferdinand Beitrag anzeigenvor allem die Tatsache, dass - obwohl zeitlich und geographisch nicht weit entfernt - Simon Moldäschl ganz offensichtlich Deutscher war, während Pavel Maultoschl offenbar der tschechischen Bevölkerungsgruppe angehörte.
Nichts für ungut!Gruß
gki
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Salve gki!
Ein bisschen römisches Blut wird schon in uns existieren, so gesehen...
Und ja, das hatte ich eigentlich schon aus der Eintragungssprache und dem tschechischen Vornamen Pawel geschlossen - vielleicht ist das ein bisschen naiv, aber anders kann ich mir das nicht erklären. In Neufistritz waren laut Wikipedia (im 19. Jh) rund 96% der Bewohner deutsch, in Wittingau bzw. im 17. Jh. wird es wohl nicht recht viel anders gewesen sein - da wäre es doch unwahrscheinlich, dass dort ein tschechischer Pfarrer werkt, der in den Matriken die Namen aller deutschen Bewohner tschechisiert, oder?
Aber ich gebe zu, mich in diesem Bereich viel zu wenig auszukennen; bei meinen Forschungen in Südmähren hatte ich ausschließlich mit deutschen Matriken zu tun und wie das Verhältnis Deutsche-Tschechen im Böhmen des 17. Jh war (etwa bezüglich der Ämterverteilung, Zweisprachigkeit, Eheschließungen) weiß ich leider auch zu wenig. Mein Wissen über das Sudetenland beginnt erst im 19. Jh. und da waren die Nationsgrenzen ja schon abgesteckt - was sie vielleicht im 17. Jh noch nicht waren. Kannst Du mir mehr zu diesem Thema sagen?
LG und Danke!
martinAhnenforschung ist eine Mischung aus Kreuzworträtsel und Puzzle mit der Besonderheit, dass man die Schrift des Rätsels kaum lesen kann und am Anfang fast alle Teile fehlen. Thomas Balderer, SFR
Forschungsgebiet: Niederösterreich, Oberösterreich, Deutsch-Westungarn, Steiermark, Mittelfranken, Oberbayern, Wien, Oberfranken, Südmähren, Schlesien, Böhmen, Sachsen, Oberpfalz, Oberschwaben
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Hallo Martin!
Zitat von franz ferdinand Beitrag anzeigenda wäre es doch unwahrscheinlich, dass dort ein tschechischer Pfarrer werkt, der in den Matriken die Namen aller deutschen Bewohner tschechisiert, oder?
Ich halte es aber wg. des Latein-Beispiels für unwahrscheinlich, daß die Sprache der Bewohner bei der Wahl der Sprache des KB eine Rolle spielte.
Die konnten zum Großteil ja eh nicht lesen, egal welche Sprache.
Ich halte es für möglich, daß der Pfarrer dieser Zeit ein Chorherr des Augustinerstiftes war und daß er eben aus einem tschechischsprachigen Gebiet kam.
Aber ich gebe zu, mich in diesem Bereich viel zu wenig auszukennen; bei meinen Forschungen in Südmähren hatte ich ausschließlich mit deutschen Matriken zu tun und wie das Verhältnis Deutsche-Tschechen im Böhmen des 17. Jh war (etwa bezüglich der Ämterverteilung, Zweisprachigkeit, Eheschließungen) weiß ich leider auch zu wenig. Mein Wissen über das Sudetenland beginnt erst im 19. Jh. und da waren die Nationsgrenzen ja schon abgesteckt - was sie vielleicht im 17. Jh noch nicht waren. Kannst Du mir mehr zu diesem Thema sagen?Gruß
gki
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Zitat von Laurin Beitrag anzeigenIch habe ... in unserem tschech. Partner-Forum genealogie.taby.cz nachgefragt, ob der FN, auch in der Form Moldašl,
evtl. eine slaw. Bedeutung hat / aus Böhmen stammt.
Auch im ČZ-Forum vermutet man eine nicht-slawische Namens-Herkunft, abgeleitet aus der deutschen Sprache.
Ein Hinweis kam noch - wie von Martin eingangs angedeutet:
Bezug auf die Moldau --> Moldašl = Vltavan (jemand von der Moldau) oder aus dem Dorf Moldau / Moldava bei Teplitz / Teplice.
Somit tappen wir immer noch "im Dunklen" was die Bedeutung des FN angeht. Hier tun sich Parallelen zum FN Grillhösl auf
Zusammenfassend wage ich nun, eine Theorie aufzustellen und empfehle, das Thema hiermit bis zu einer evtl. doch eindeutigen Lösung vorerst ruhen zu lassen:
Vorrangig ein FN aus dem deutschsprachigen Raum, Böhmen nicht ausgeschlossen. Regional bedingt mit verschiedenen Bedeutungen
- im SW bezogen auf die bereits erwähnten Maultaschen als Speise
- im S / SO (bairischer Sprachraum) eher bezogen auf die Maultasche als "Watschn" (Ohrfeige)
- als Übername für ein körperliches Merkmal, hier mißgestaltetem Mund
- vereinzelt im böhmischen Raum bezogen auf den Fluß oder den Ort Moldau als Herkunftsname
- in Ausnahmefällen (wer möchte einen FN mit derartiger Bedeutung haben?) für eine Hure, ein liederliches Weib
Zuletzt geändert von Laurin; 01.03.2013, 17:29.Freundliche Grüße
Laurin
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Ich denke, daß die weitere Vorgehensweise sein sollte, die Verbreitung des Namens im 17ten Jhd. zu kartieren. Vielleicht kann man auf diese Art einen Verbreitungsschwerpunkt finden und von da weitere Schlüsse ziehen. Auch sollten die versch. Schreibweisen (Mol-, Maul-, ...) dabei berücksichtigt werden.Gruß
gki
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Lieber Laurin, lieber gki!
Ich möchte Euch ganz herzlich für Eure sehr freundlichen Bemühungen danken und kann mitteilen, dass ich mich derzeit wieder sehr um diese Linie kümmere. Es ist mir nun wie erhofft gelungen, den Weg "meiner" Moldaschl-Linie von Sierning/OÖ zurück nach Litschau im Waldviertel/NÖ lückenlos zu belegen und nun kämpfe ich mich durch die regelrechte Flut an Moldaschls in der Pfarre Litschau. Derzeit stehe ich bei *1720 beim ältesten Ahn, aber ich bin zuversichtlich hier noch mehr zu finden.
In jedem Fall steht fest, dass der FN in genannter Gegend sehr häufig auftritt und zwar in ungewöhnlich vielen unterschiedlichen Familien aus verschiedenen Ortsteilen zur selben Zeit. Dier Vermutung liegt also nahe, dass der Name in dieser Pfarre schon länger - wohl auch länger als der Beginn der Matrikenführung (1650) - vorkommt. Ich werde wieder berichten, wenn das verifzieren konnte.
Liebe Grüße aus OÖ!
MartinAhnenforschung ist eine Mischung aus Kreuzworträtsel und Puzzle mit der Besonderheit, dass man die Schrift des Rätsels kaum lesen kann und am Anfang fast alle Teile fehlen. Thomas Balderer, SFR
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Zitat von Laurin Beitrag anzeigenHallo Martin,
da bin ich ja sehr gespannt, was Du zu den "Moldaschls" noch alles ausgraben wirst.
Viel Erfolg bei der weiteren Suche und freundliche Grüße aus Ofr. nach OÖ!
So, nun bin ich tatsächlich am Beginn der Kirchenbücher von Litschau (Diözese St. Pölten, Niederösterreich) angekommen (i.e. Juni 1651 - die Angabe mit 1637 auf Matricula bzw. 1631 auf Genteam konnte ich in den Büchern nicht verifizieren).
Die gute Nachricht: ich konnte "meine" Linie lückenlos bis zu diesem Zeitpunkt nachweisen; der älteste Eintrag ist die Taufe von Thomas Moldaschl am 18.11.1651, Sohn des Georg und der Margaretha Moldaschl aus Loypolz (Leopoldsdorf), Pf. Litschau (Taufe_007 bei Matricula). Mein ältester bekannter Moldaschl-Ahn ist somit genannter Georg Moldaschl, * ca. 1625. Weiter geht es nicht, da dessen Trauung vor Matrikenbeginn stattgefunden haben muss.
Die schlechte Nachricht: Ein wahnsinniger Erkenntnisgewinn für die Bedeutung des Familiennamens ist aus den Büchern wohl nicht zu erzielen. Schon mit Beginn der Matrikenführung in dieser Pfarre wimmelt es regelrecht von Moldaschls, schon in den 1650er Jahren lassen sich in allhieriger Pfarr problemlos mindestens fünf verschiedene Familien dieses Namens belegen. Deren Schreibweise ist einheitlich uneinheitlich; in absteigender Häufigkeit finden sich hier Moldaschl und Moldaschel, seltener Moltaschel und Molltaschl, ein einziges Mal Muldaschel. Eine Systematik, etwa nach Familien, existiert nicht. Ältester erwähnter Träger dieses FN dürfte Stephan Moldaschl aus Loypolz sein, * ca. 1600, nachgewiesen durch oo Matthias Gatermayr mit Chatarina Moldaschl, 25.6.1651, Trauung_003.
Abschließend vielleicht noch der Hinweis, dass der erste Matrikenführer von Litschau ein Pater des Stiftes Dießen aus Bayern, Diözese Augsburg, war, der vor den Wirren des 30jährigen Krieges ins Waldviertel geflüchtet war (vgl. Trauung_001). Ob sein heimatliches Idiom vielleicht etwas zur Schreibweise dieses Namens beigetragen hat?
Liebe und etwas ratlose Grüße,
MartinAhnenforschung ist eine Mischung aus Kreuzworträtsel und Puzzle mit der Besonderheit, dass man die Schrift des Rätsels kaum lesen kann und am Anfang fast alle Teile fehlen. Thomas Balderer, SFR
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Abschließend vielleicht noch der Hinweis, dass der erste Matrikenführer von Litschau ein Pater des Stiftes Dießen aus Bayern, Diözese Augsburg, war, der vor den Wirren des 30jährigen Krieges ins Waldviertel geflüchtet war (vgl. Trauung_001). Ob sein heimatliches Idiom vielleicht etwas zur Schreibweise dieses Namens beigetragen hat?
obwohl Dießen am Ammersee zu Oberbayern gehört, ist ja der größte Teil des Bistums Augsburg in Schwaben gelegen
- vielleicht hieraus doch ein Bezug zu schwäbischen Maultaschen?Freundliche Grüße
Laurin
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Zitat von Laurin Beitrag anzeigenHallo Martin,
obwohl Dießen am Ammersee zu Oberbayern gehört, ist ja der größte Teil des Bistums Augsburg in Schwaben gelegen
- vielleicht hieraus doch ein Bezug zu schwäbischen Maultaschen?
Aber im Ernst: Ich befürchte, die Bedeutung des Namens wird für immer verschlossen bleiben...Ahnenforschung ist eine Mischung aus Kreuzworträtsel und Puzzle mit der Besonderheit, dass man die Schrift des Rätsels kaum lesen kann und am Anfang fast alle Teile fehlen. Thomas Balderer, SFR
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Abgesehen davon, daß a Taschl/Daschl in Österreich hoid a a "Täschchen" is. *lol*
Und Schwaben ist auch wiederum ziemlich aus Österreichs Westen besiedelt worden nach dem 30igjährigen Krieg.....also irgendwie kommt man herum wie ein Kreisel....
und Laurins Erwähnung:
"Bezug auf die Moldau --> Moldašl = Vltavan (jemand von der Moldau) oder aus dem Dorf Moldau / Moldava bei Teplitz / Teplice" wird für immer und ewig "naheliegend" bleiben. Finde ich persönlich jetzt am ehesten passend - auch wegen der Aussprache.
Nun, vielleicht findet sich mal der wahre UrsprungZuletzt geändert von carinthiangirl; 22.04.2013, 16:50.
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Eine harmlosere Deutung aus dem Jahre 1840 für Maultasche (neben Maulschelle): die Plaudertausche
Grüße, Peter
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Ja letzeres könnte auch ziemlich hinkommen
So, nun zum Fundstück: zufälligerweise hat das Buch " Familiennamen in Kärnten und den benachbarten Regionen" auch MOLTASCHL/ MAULTASCHL angeführt und es zeigt eindeutig daß es den Namen nach AUSSEHEN zugeordnet ist. Also nicht nur zu einer bestimmten Region gehört.
In DER Variante aber der Ursprung eindeutig aus dem MITTELHOCHDEUTSCHEN
"mûl" -> Maul, Schnauze, Gosche
die Person/Ursprung in dem Fall dann mehr oder weniger aus dem deutschen Sprachraum...
Weitere deutsche Varianten zum Namen:
Schnabl, Schnabel, Maul
andere Varianten:
Gobec, Gobez
slowenisch gobec = Maul, eingedeutscht z.B. Gaubisch
Mulley, Mulle, Mulli, Mulač, Mulatz
slowenisch mula, slowenisch dialektisch mulij = Maultier
friaulisch, italienisch mulo = ein unfreundlicher, mürrischer Mensch mit auffallendem Mund!
Hausname Mulej in Kirschentheuer/Kožentavra, heute Gasthof Ratz,
1813 aus Trižič/Neumarktl, Slowenien zugewandert
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