Fürstbistum Münster 17.Jh. - kann Goert eine Kurzform von Godefrid sein?

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  • Marwald
    Benutzer
    • 10.12.2025
    • 13

    #1

    Fürstbistum Münster 17.Jh. - kann Goert eine Kurzform von Godefrid sein?

    Hallo,
    bei gleich zwei meiner Vorfahren stoße ich auf das gleiche Problem:
    In den Taufbüchern rings um und in Wulfen finde ich zu gesicherten Familiennamen keine Taufe eines 'Goert',
    stets gibt es den Taufnamen 'Godefridus'.
    Bei zeitlich folgenden Eheschließungen finde ich leider keinen Godefrid sondern immer 'Goert'.
    Ist jemandem bekannt, ob Goert im südlichen Münsterland eine gängige Kurzform von Godefrid war?
    Mir ist bekannt, dass Goert ein eigenständiger Vorname im westfälisch-niederländischen Raum ist, fand
    jedoch im wictionary auch einen zarten Hinweis auf Gört als Koseform für Godefrid.

    Gruß
    Martin
  • eifeler
    Erfahrener Benutzer
    • 15.07.2011
    • 1586

    #2
    Guten Abens,

    siehe hier:

    Alles zum Jungennamen Gört ♂ Bedeutung & Herkunft + Beliebtheit + Spitznamen, Aussprache, Namenszahl und mehr


    VG
    Der Eifeler
    Zuletzt geändert von eifeler; 14.12.2025, 22:00.

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    • Xylander
      Erfahrener Benutzer
      • 30.10.2009
      • 6868

      #3
      Hallo zusammen, und nein, mit Georg hat Goert nichts zu tun.
      Im Rheinischen Wörterbuch findet sich tatsächlich eine Gleichsetzung mit Gottfried www.woerterbuchnetz.de/RhWB?lemid=G03360
      Aber ich bin misstrauisch, halte auch Gerhard oder Cordt für möglich.
      Nachtrag: ich habe das Taufbuch von St. Matthäus in Wulfen von 1700 bis 1730 grob durchgesehen. Darin sind die Namen der Täuflinge meist latinisiert, die Namen der Paten meist deutsch. Täuflinge mit dem Namen Godefridus haben als namengebenden Paten entweder einen Godefrid o.ä. oder einen Goert.
      Bei Täuflingen mit dem Namen Gerardus heißen die Paten Gerard o.ä. oder Gert. Einen Täufling Conradus mit einem Paten Cordt habe ich beim schnellen Blättern nicht gesehen. Also haben zumindest die Taufbuchschreiber Goert als eine Form von Gottfried angesehen.
      Viele Grüße
      Peter
      Zuletzt geändert von Xylander; 15.12.2025, 08:58.

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      • Marwald
        Benutzer
        • 10.12.2025
        • 13

        #4
        Hallo Eifeler und Xylander,
        vielen lieben Dank für Eure Hilfe.
        Xylander, Dein Hinweis auf die Taufbücher St.Matthäus ab 1700 (ich hatte erst das vorhergehende noch einmal durchgeackert) und die Kombination Täufling/Taufpate war sehr hilfreich.
        Bei der ersten Durchsicht der Taufbücher hatte ich tatsächlich einen Sohn von Goert Große Erwick übersehen. Und ausgerechnet bei dessen Taufe ist der
        Name des Vaters mit Godefrid angegeben, der Taufpate mit Goert. Der Sohn wurde auf Godefridus getauft!
        Bei allen anderen 7 Kindern von Goert Große Erwick wurde der Vatername immer nur als Goert angegeben.
        Man wird halt alt und die Sorgfalt läßt nach. Werde also die Taufbücher noch einmal durchgehen, nicht dass ich noch ein Kind übersehen habe.
        Vielen Dank nochmals
        Martin

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        • Xylander
          Erfahrener Benutzer
          • 30.10.2009
          • 6868

          #5
          Ich bin gespannt, ob du einen Täufling Godehardus entdeckst, und wie dessen Pate dann heißt. Mir scheint Goert viel eher eine Kurzform von Godehard oder von dessen bereits verschliffenen Form Goddert zu sein als von Godefrid. Dessenungeachtet gilt für Wulfen Anfang des 18. Jahrhunderts die Gleichsetzung von Goert mit Gottfried.
          Viele Grüße
          Peter

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          • fps
            Erfahrener Benutzer
            • 07.01.2010
            • 2397

            #6
            Moin,
            dass der Godefrid(us) im allgemeinen Sprachgebrauch ein „Gördt“ war, kenne ich aus dem Rheinland bei mehreren Fällen.
            Der Name Godehard war wohl seltener, als „Göddert“ ist er mir allerdings schon begegnet. Für die Gleichsetzung „Gördt = Göddert“ ist mir kein Fall bekannt, auch wenn das gut vorstellbar wäre.
            Gruß, fps
            Fahndung nach: Riphan, Rheinland (vor 1700); Scheer / Schier, Rheinland (vor 1750); Bartolain / Bertulin, Nickoleit (und Schreibvarianten), Kammerowski / Kamerowski, Atrott /Atroth, Obrikat - alle Ostpreußen, Region Gumbinnen

            Kommentar

            • Marwald
              Benutzer
              • 10.12.2025
              • 13

              #7
              Hallo Peter und fps,
              habe mit scharfer Brille noch einmal die Taufbücher von St.Matthäus in Wulfen, beginnend 1649 bis 1738
              durchgesehen.
              Einen Godehard konnte ich nicht finden.
              14.10.1663 Godefrid, Taufpate Godefridi Hesbrügg
              11.08.1669 Godefridus, Taufpate Theodori Helman
              09.03.1670 Godefridus in maiori Erwick, Taufpate Godefrid Hesbrugg
              16.12.1691 Godefridus, Taufpate Godfrid Erwick
              15.06.1693 Joannes Godefridus; Taufpate Goert Große Erwick
              30.03.1704 Godefridus, Taufpate Goert Erwick
              17.08.1704 Godefridus, Taufpate Goert Bohde
              21.09.1706 Godtfrid, Taufpate Godtfrid Bohde
              27.03.1709 Godefridus, Taufpate Godefrid Bohde
              10.06.1710 Godefridus, Taufpate Goert g.E.
              16.07.1712 Godefridus, Taufpate Goert g.E.
              20.04.1714 Godfrid, Taufpate Godfrid
              23.10.1715 Godefridus, Taufpate Goert Wischberg
              10.12.1722 Godefridus, Taufpate Joann Bernd
              22.09.1730 Godefridus, Taufpate Godefrid Heßbrügge
              22.05.1734 Godefridus, Taufpate Godefridus Schwäneken
              12.09.1735 Godefrid, Taufpate Godefrid
              12.09.1735 Godef., Taufpate Godef. Schwäneken
              08.07.1736 Godefridus, Taufpate Godefridus Schwäneken

              Es sind also drei unabhängige Goert vorhanden, die jeweils für einen Godefrid Pate standen. Davon zwei, die
              auch noch als Godfrid oder Godefrid auftauchen. Darf man trotz der krassen Ausnahmen (s.o.), mit den abweichenden
              Namen des Paten und Täuflings doch ziemlich sicher sein, dass Goert wirklich als Kurzform von Godefrid gängig war?

              Darf ich nun annehmen, dass der Godefridus in maiori Erwick
              als Goert Große Erwick die Maria Bodde geheiratet hat und mir ihr folgende Kinder hatte?
              (Eine weitere Paarung "Erwick u. Maria" gibt es zu der Zeit in Wulfen nicht)

              20.12.1701 Catharina, Taufpatin Catharina Holtkamp (Goert Große Erwick u. Maria)
              07.02.1703 Joann Bernt, Taufpate Joann Bernt große Erwick (Godfrid Erwick u. Maria)
              17.08.1704 Godefridus, Taufpate Goert Bohde (Godfrid große Erwick u. Maria)
              07.03.1706 Werner, Taufpate Werner Eicher (Goert groß Erwick u. Maria)
              15.10.1707 Joann Wilhelm, Taufpate Joann Wilhelm Heßbrügge (Goert groß Erwick u. Maria)
              17.11.1709 Joann Henricus, Taufpate Joan Gert groß Erwick (Goert große Erwick u. Maria)
              12.07.1711 Anna Maria, Taufpatin Maria klein Erwicks (Goert groß Erwick u. Maria)
              15.03.1713 Wilhelm, Taufpate Wilhelm Holtkamp (Goert große Erwick u. Maria)
              25.02.1716 Alexander, Taufpate Alexander Brun (Goert große Erwick u. Maria)

              Was meint ihr?
              Gruß
              Martin

              Zuletzt geändert von Marwald; 16.12.2025, 17:09. Grund: ein 't' nachgelegt

              Kommentar

              • fps
                Erfahrener Benutzer
                • 07.01.2010
                • 2397

                #8
                Nach den Daten, die du hier vorgelegt hast, halte ich „Gördt = God(e)Grid“ für gesichert.
                Schon der Umstand, dass ein und dieselbe Person mal so und mal so bezeichnet wurde, zeigt, dass die beiden Bezeichnungen gleichwertig waren.
                Gruß, fps
                Fahndung nach: Riphan, Rheinland (vor 1700); Scheer / Schier, Rheinland (vor 1750); Bartolain / Bertulin, Nickoleit (und Schreibvarianten), Kammerowski / Kamerowski, Atrott /Atroth, Obrikat - alle Ostpreußen, Region Gumbinnen

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                • Xylander
                  Erfahrener Benutzer
                  • 30.10.2009
                  • 6868

                  #9
                  Antwort auf beide Fragen: Ja.
                  Das ist eine schöne, überzeugende Aufstellung. Ich schließe nicht aus, dass es irgendwo auch mal einen Godehardus = Goert gab. Aber hier spielt das keine Rolle.
                  Viele Grüße
                  Peter

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