Familienname Leeker - Herkunft und Bedeutung?

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  • AnNo
    Benutzer
    • 02.09.2024
    • 79

    Familienname Leeker - Herkunft und Bedeutung?

    Hallo und Gruß in die Runde. Ich bin ganz neu hier, heiße Angela, wohne in Chemnitz, aufgewachsen in Halle an der Saale.

    Mich interessiert die Herkunft und Bedeutung des Familiennamens Leeker. Ich kenne ihn von einer Familie aus Halle, meine Recherchen zur Bedeutung blieben bisher jedoch völlig erfolglos.
    Laut Forebears gibt es ihn angeblich 459 mal in den USA, 212 mal in Deutschland und sonst nur ein paar Einzelfunde.
    nvk.genealogy zeigt mir ein kleines Nest um Osnabrück und Bielefeld, sonst wieder nur einzelne Vorkommen.

    Man möchte ja spontan an das englische Wort "leek" (Lauch) denken, dort kommt er aber bestimmt nicht her, denk ich mal, sonst gäbe es ihn auch in UK, Irland usw.

    Kann mir jemand weiterhelfen? Oder wenigstens bessere Quellen empfehlen als die, die ich frei ergoogeln kann?
  • Xylander
    Erfahrener Benutzer
    • 30.10.2009
    • 6507

    #2
    Hallo Angela, willkommen im Forum. Wer ist denn dein/e erste Namensträger/in, was sind seine/ihre Daten, und hättest du einen Scan bzw.den Wortlaut der Quelle?
    Viele Grüße
    Peter

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    • AnNo
      Benutzer
      • 02.09.2024
      • 79

      #3
      Hallo Peter, danke für das Willkommen.

      Ich vermute, du gehst davon aus, dass mir Material aus der Ahnenforschung für diese Familie vorliegt? Das ist nicht der Fall, ich interessiere mich nur für die Herkunft und Bedeutung verschiedener mir bekannter Familiennamen. Deshalb kann ich leider nichts weiter beitragen, als ich im Eingangspost schon getan habe.

      Was ich außerdem versucht habe, war, Lautverschiebungen zu studieren, da bin ich zumindest für den Übergang von germanischen Sprachen zum Althochdeutschen fündig geworden. Auf diese Weise gelang es mir z. B. den Namen Fedgenhäuer in Fetkenhauer umzuwandeln und somit dessen Bedeutung zu finden ("Fässchenhauer", ergo ein Böttcher). Also, mich hatte einfach interessiert, welche Laute kann man versuchsweise verschieben. So könnte Leeker natürlich eine andere Form von Leger sein. Das wäre laut Forebears dann "1) rheinisch Lagermann, Arbeiter auf einem Warenlager, 2) niederdeutsch Legger, Kretler, Schiedsrichter, der den Streit beilegt, 3) danach Prüfungsbeamter für Leinwand". Aber da gibt's noch zig andere Möglichkeiten, wenn man in der Wikipedia unter den Begriffserklärungen "Leger" oder gar "Léger" nachschaut. Überdies war "Legger" ein niederländisches Flüssigkeitsmaß.

      Fazit: Verwirrung auf der ganzen Linie. Vielleicht sollte ich doch mal wieder Kontakt mit meiner alten Schulfreundin suchen und schauen, ob sie mehr über ihre Herkunft weiß.

      Wünsche einen guten Abend, Angela

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      • Gastonian
        Moderator
        • 20.09.2021
        • 4058

        #4
        Hallo Angela:

        In Bohmte, ein bißchen nördlich des heutigen Hauptballungsgebietes des Namen, gibt es einen Ortsteil namens Lecker (https://de.wikipedia.org/wiki/Bohmte#Gemeindegliederung) - ist der Familienname vielleicht ursprünglich eine Herkunftsbezeichnung gewesen (Lautverschiebung vom kurzen zum gedehnten "e")?

        VG

        --Carl-Henry
        Wohnort USA

        Familiennamen meiner Urururgroßeltern:
        Kurhessen/Waldeck: Himmelmann (x3), Iske, Portugal, Schindehütte, Schneider, Schwind
        Ostpreußen: Goerke, Grenda, Klimek, ??, Pitt (dessen Mutter eine von Manstein), Szimkatis
        Anhalt/Mansfelder Land: Bolze, Haase
        Unterfranken: Henneberger, Ruppert
        Oldenburg: Osterbind
        Masowien: Schmidt, Schramm
        South Carolina: Bowen, Burdine (x3), Hester, Looper, McAdams, Satterfield
        Virginia: Clarke, Copeland, Jordan​

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        • AnNo
          Benutzer
          • 02.09.2024
          • 79

          #5
          Hallo Carl-Henry,

          das klingt plausibel! Möglicherweise ist die Familie von dort irgendwie auch nach Sachsen-Anhalt gelangt. Nun ist eine Tochter wieder in der Nähe (NRW) gelandet - ich werde sie mal kontaktieren. Vielen Dank für den Hinweis?

          Eine Frage: Wie findest du so schnell solche Infos? Denn "einfach" nach Lecker zu googeln, bringt ja nichts, da der Ortsteil selber nirgends verlinkt ist. Und der Ballungsraum ist schließlich nicht winzig.

          LG, Angela

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          • Gastonian
            Moderator
            • 20.09.2021
            • 4058

            #6
            Hallo Angela:

            Für Orte im Deutschen Reich ca. 1900 benutze ich www.meyersgaz.org. Sucht man nach "Le*ker", sieht man schnell, daß Lecker (damals bei Herringhausen im Kreis Wittlage) der einzige Ort ist, der klangweise in etwa wie Leeker ist.

            VG

            --Carl-Henry
            Wohnort USA

            Familiennamen meiner Urururgroßeltern:
            Kurhessen/Waldeck: Himmelmann (x3), Iske, Portugal, Schindehütte, Schneider, Schwind
            Ostpreußen: Goerke, Grenda, Klimek, ??, Pitt (dessen Mutter eine von Manstein), Szimkatis
            Anhalt/Mansfelder Land: Bolze, Haase
            Unterfranken: Henneberger, Ruppert
            Oldenburg: Osterbind
            Masowien: Schmidt, Schramm
            South Carolina: Bowen, Burdine (x3), Hester, Looper, McAdams, Satterfield
            Virginia: Clarke, Copeland, Jordan​

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            • AnNo
              Benutzer
              • 02.09.2024
              • 79

              #7
              Hallo Carl-Henry, fantastisch - schon abgespeichert - vielen Dank!

              LG, Angela

              Kommentar

              • Xylander
                Erfahrener Benutzer
                • 30.10.2009
                • 6507

                #8
                Hallo zusammen,

                das deutsche Suffix -er hat laut wiktionary vier Funktionen:
                [1] Wortbildungselement maskuliner Substantive mit der Bedeutung der Zugehörigkeit, des Bewohnens nach dem Muster „Ort“ + „er“
                [2] Wortbildungselement maskuliner Substantive mit der Bedeutung des Ausübens einer Tätigkeit, eines Berufes nach dem Muster „Verbstamm“ + „er“
                [3] Wortbildungselement für indeklinabeles Adjektive mit der Bedeutung der Zugehörigkeit oder Art und Weise einer Region nach dem Muster „Ort“ + „er“
                [4] Wortbildungselement maskuliner Substantive mit der Bedeutung eines Produktes/Gerätes, das etwas tut, nach dem Muster „Verbstamm“ + „er“

                Dazu vier Bespiele:
                1] Ein Wiener stammt aus Wien.
                [2] Ein Lehrer lehrt, ein Fahrer fährt.
                [3] Berliner Luft ist die besondere Atmosphäre Berlins.
                [4] Der Flieger fliegt und der Toaster toastet
                Quelle: https://de.wiktionary.org/wiki/-er

                Dies gilt für Begriffe und für aus den Begriffen gebildete Familiennamen.
                Bei Familiennamen kommt als fünfte Funktion die Bildung von Patronymen und Metronymen hinzu.
                Beispiele: FN Hanser zum PN Hans, FN Neser zum PN Agnes, FN Schmieder zum FN Schmied, FN Königer zum FN König
                Quelle: https://www.namenforschung.net/dfd/woerterbuch/thematische-informationen/?tx_dfd_infoboxes%5Binfobox%5D=23&tx_dfd_infoboxes %5Baction%5D=show&tx_dfd_infoboxes%5Bcontroller%5D =Infoboxes&cHash=331e56289fbcefb316ade0c6f51fa8a4

                Bei germanischen/deutschen Ortsnamen kennzeichnet ein -r-Suffix häufig einen Gewässernamen. So führt Udolph das von Carl-Henry entdeckte Lecker auf Lake, Lache zurück.
                https://books.google.de/books?id=XeIgAAAAQBAJ&pg=PA180&dq=%22lecker%22+%22 udolph%22&hl=de&newbks=1&newbks_redir=0&sa=X&ved=2 ahUKEwiKjcWNpqmIAxU02wIHHZSsPX8Q6AF6BAgIEAI#v=onep age&q=%22lecker%22%20%22udolph%22&f=false

                Dass daraus dann ein Herkunftsname entstand, halte ich für gut möglich. Die anderen Optionen müsste man noch prüfen, auf die Schnelle habe ich allerdings nichts gefunden.

                Viele Grüße
                Peter
                Zuletzt geändert von Xylander; 04.09.2024, 17:39.

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                • AnNo
                  Benutzer
                  • 02.09.2024
                  • 79

                  #9
                  Oh Peter, das ist ja eine Fülle an hochinteressanten Informationen und Links, herzlichen Dank! Vor allem das Buch von Udolph ist eine Goldgrube, denn genau diese linguistischen Studien interessieren mich gerade. Da werd ich in den nächsten Tagen wohl in ein rabbithole stürzen.
                  A propos rabbithole - könnte mir vorstellen, dass auch das engl. lake mit der niederdt. lake und der hochdt. Lache eng verwandt ist, selbst wenn es sich um Loch Ness handelt.
                  Ich bin mir nun fast sicher, dass die Leekers ursprünglich aus Lecker kommen - passenderweise habe ich heute erfahren, dass wir Ende November ein Klassentreffen haben, da kann ich vielleicht mehr erfahren. Und ich hab zwar kaum Ahnung von Osnabrücker Platt, könnte mir aber vorstellen, dass Lecker dort tatsächlich eher mit langem e ausgesprochen wird.
                  Nochmals danke und beste Grüße, Angela

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                  • Xylander
                    Erfahrener Benutzer
                    • 30.10.2009
                    • 6507

                    #10
                    Zitat von AnNo Beitrag anzeigen
                    Oh Peter, das ist ja eine Fülle an hochinteressanten Informationen und Links, herzlichen Dank! Vor allem das Buch von Udolph ist eine Goldgrube, denn genau diese linguistischen Studien interessieren mich gerade. Da werd ich in den nächsten Tagen wohl in ein rabbithole stürzen.
                    A propos rabbithole - könnte mir vorstellen, dass auch das engl. lake mit der niederdt. lake und der hochdt. Lache eng verwandt ist, selbst wenn es sich um Loch Ness handelt.
                    Hallo Angela, gern geschehen, und ja klar, mnd. lake, mhd. lache, engl. lake, gäl. loch, die alle sind verwandt, das habe ich auch gedacht. Wolfgang Pfeifer führt engl. lake allerdings über afrz. lac auf lat. lacus zurück, und das sei nicht verwandt.
                    Quelle: https://www.dwds.de/wb/etymwb/Lache
                    Zu schott.-gäl. loch sagt er nichts. Ich wollte grad mal schauen, was sich da findet, aber das lasse ich lieber. Riesiges rabbit hole!

                    Ob wir mit der Deutung von Leeker als Herkunftsname zu Lecker schon die Lösung haben, da bin ich noch nicht sicher. Für eine Alternative brauchte man zumindest ein Verb le(e)ken, mit dem man ein Substantiv leeker bilden könnte. Da gibts im Westfälischen Wörterbuch westf. leken - laichen. Aber ein FN Laicher? Den kann ich mir nicht vorstellen.
                    Quelle: www.woerterbuchnetz.de/WWB/lē²ken
                    Walther Mitzka geht zwar auch vom Stichwort Laich aus, kommt aber zu mnd. leken - hüpfen, aufsteigen
                    Quelle: https://books.google.de/books?id=cpIfHNAuNZAC&pg=PA344&dq=leken+h%C3%BCpfe n+,+aufsteigen+%27+,+af%C3%A4chi+.+afrief+.+lek+%2 7+Spiel&hl=de&newbks=1&newbks_redir=0&sa=X&ved=2ah UKEwjDxPKFsKuIAxUj0wIHHZiwEOcQ6AF6BAgJEAI#v=onepag e&q=leken%20h%C3%BCpfen%20%2C%20aufsteigen%20'%2 0% 2C%20af%C3%A4chi%20.%20afrief%20.%20lek%20'%20Spie l&f=false
                    Wäre Leeker also ein FN vom Typus Übername für einen quirligen Menschen?

                    Zum Thema Osnabrücker Platt muss ich noch nachdenken.

                    Viele Grüße
                    Peter




                    Zuletzt geändert von Xylander; 05.09.2024, 10:46.

                    Kommentar

                    • Laurin
                      Erfahrener Benutzer
                      • 30.07.2007
                      • 5676

                      #11
                      Vorab erst einmal ein großes Lob und Danke vor allem an Peter für seine bisherigen Bemühungen.
                      Ich vermisse in den bisherigen Antworten - oder hab ich es übersehen? - die Verbreitungsangaben gemäß Verlustlisten des 1. WK:

                      Daraus ist zu entnehmen, daß der ursprüngliche „Kern“ des FN Leeker im Bereich von Osnabrück und etwas SÖ davon lag.
                      Vielleicht gab / gibt es dort einen adäquaten Ortsnamen oder topograf. Begriff?

                      Lt. Luxemburg. FN-Atlas gab / gibt es den FN Leeker in dieser Schreibweise ausschließlich in D, aber nicht in angrenzenden Staaten.
                      Zuletzt geändert von Laurin; 05.09.2024, 16:11.
                      Freundliche Grüße
                      Laurin
                      (ex Mod. Namenkunde)

                      Kommentar

                      • AnNo
                        Benutzer
                        • 02.09.2024
                        • 79

                        #12
                        Zitat von Laurin Beitrag anzeigen
                        Vorab erst einmal ein großes Lob und Danke vor allem an Peter für seine bisherigen Bemühungen.
                        Ich vermisse in den bisherigen Antworten - oder hab ich es übersehen? - die Verbreitungsangaben gemäß Verlustlisten des 1. WK:

                        Daraus ist zu entnehmen, daß der ursprüngliche „Kern“ des FN Leeker im Bereich von Osnabrück und etwas SÖ davon lag.
                        Vielleicht gab / gibt es dort einen adäquaten Ortsnamen oder topograf. Begriff?
                        Hallo Laurin,

                        doch, ich schrieb im Eingangspost: "nvk.genealogy zeigt mir ein kleines Nest um Osnabrück und Bielefeld", hab's nur nicht verlinkt, daher leicht zu überlesen, sorry.
                        Dazu hat Carl-Henry den OT Lecker in Bohmte, etwas nördlich von Osnabrück gefunden, dessen Name möglicherweise auf eine "Lache, seichte Stelle" zurückgeht.

                        LG, Angela

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                        • AnNo
                          Benutzer
                          • 02.09.2024
                          • 79

                          #13
                          Hallo Peter,

                          oha, jetzt wird's spannend. Quirliger Mensch würde auf meine Schulfreundin jedenfalls gut passen, aber ob sich das über x Generationen vererbt? "lek" auch als "Spiel" lt. Mitzka - also vielleicht auch ÜN für einen spielfreudigen/verspielten Menschen?

                          Wir haben ja im Digitalen Familiennamen-Wörterbuch (und anderswo) oft mehrere Bedeutungsmöglichkeiten für jeden Namen. Daher könnte man die bisher genannten vielleicht erst mal so nebeneinander stehen lassen.

                          Andererseits habe ich im Podcast "Der Namenforscher" mitbekommen, dass Prof. Udolph gern die Version bevorzugt, die sich mit dem (alten) Ballungsraum deckt (falls es eine Deckung gibt). Und da wir hier so eine verblüffende geografische Nähe der Verbreitung der Leekers von 1890 zum OT Lecker haben, würde ich vorläufig diese Linie bevorzugen.

                          Und wieder danke für die neuen verlinkten Quellen - du bist ein echter Quellenschatz!

                          LG, Angela




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                          • Hracholusky
                            Moderator
                            • 17.03.2016
                            • 966

                            #14
                            Hallo,
                            ich habe hier eine ältere Karte mit dem heutigen Ortsteil Lecker von Bohmte:
                            MAPIRE, Arcanum Maps, Second Military Survey, Old maps online, Második Katonai Felmérés, Zweite Militärischen Aufnahme, historical maps, Google Earth, historische Karten, történelmi térképek, Habsburg birodalom, Habsburg empire, Habsburgerreiches, Budapest régi térképei, Old maps of Budapest, Kataszteri térképek, Georeferált térképek, Georeferenced maps
                            Mit besten Grüssen
                            Gerd

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                            • AnNo
                              Benutzer
                              • 02.09.2024
                              • 79

                              #15
                              Hallo Gerd,

                              toll, danke! Musste ganz schön suchen, um die paar Lecker-Häuser zu finden. Das ist eigentlich ein Unterortsteil (oder wie nennt man das?), der zum OT Herringhausen in Bohmte gehört.
                              Hier ist übrigens noch so eine alte Karte: https://www.meyersgaz.org/place/20037029
                              Obwohl in der Wikipedia steht, dass Lecker zur Gemeindegliederung gehört, findet man es auf der Karte von Google Maps nicht mehr. Nur der Lecker Mühlbach und ein Leckerfeldweg sind übrig.

                              LG, Angela

                              Kommentar

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