FN Einramhof, Einerinhoff, Eineramhoff o. ä.

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  • hionoxy
    Erfahrener Benutzer
    • 31.03.2021
    • 670

    FN Einramhof, Einerinhoff, Eineramhoff o. ä.

    Hallo Zusammen,

    ist jemandem schon einmal der Name Einramhof begegnet? Ich suche für einen Freund (ursprünglich aus Niederösterreich) die ursprüngliche Schreibweise und darüber die Bedeutung des Namens.

    Ich finde Quellen die verschiedenste Varianten und Herkünfte wie Au am Leithaberge (dort wohl schon 1697 als Einerinhoff) und Balinka angegeben. Diese Quellen schätze ich persönlich aber auch als nicht sehr stark ein.

    Ich wäre um Tipps dankbar.

    Alles Gute
    Lou
    • Bernolsheim (Elsass): Johann Georg Higel(l)/Hügel/Heigel/Heichel (geb. 1726–1751)
    • Augsburg: Dil(l)baum/Tüllbaum/Thillbaum und Negges/Neggis/Neggiß/Neckhes (jeweils vor 1531)
    • Staufen/Pfalz-Neuburg: Brandl/Brandle/Brandlin
    • Ulm: Aitinger, Schilling, Hillmann (16. Jh.)
    • Nördlingen: Geißel, Moll, Krauß
    • Oberthulba: Kleinhenz, Schmitt, Veith, Hergenröther
    • Allgäu: Vagabundenfamilie Filler/Füller (18. Jh.)
  • Zita
    Moderator
    • 08.12.2013
    • 6755

    #2
    Hallo,

    ich mag spannende Fragen mit NÖ - Bezug . Daher erstmal ein paar Fragen von mir:
    + ist Einramhof die älteste bekannte Schreibweise aus dem Stammbaum deines Freundes? Von wann und wo ist sie?
    + im Franziszeischen Kataster von 1817 gibt es am nördlichen Rand des Leithagebirges (Hof, Mannersdorf, Sommerein) etliche Parzellenbesitzer namens Einramhof
    + in der Theresianischen Fassion 1751/1755 gibt es in der gleichen Gegend nur die Schreibweise "Aineramhof[f]"
    + bei genteam.at gibt es zu beiden Varianten indexierte Einträge aus der 2. Hälfte des 17. Jh., aber es sind nicht alle Pfarren indiziert".

    Ohne über entsprechende Literatur zu verfügen, rate ich einmal:
    + es handelt sich um einen Findlingsnamen (ich weiß nicht, wie der Fachausdruck dafür lautet), man hat dem Kind den Namen "einer am Hof" oder "einer in Hof" gegeben, weil sonst keiner da war (analog kenne ich z.B. aus NÖ den FN "Niemanddaheimb"); eine solche Namensbildung würde erklären, warum der Name nicht auf das übliche -hofer endet.
    + meine erste Assoziation mit -ram war der gebräuchliche FN Milchra[h]m (die leckere, fettige Schicht, die sich oben auf der Milch absetzt). Aber mir fällt zu ein- bzw. einer- kein zu -ram passendes Dialektwort ein.
    + laut Historischem Ortsnamenbuch von NÖ gibt es keinen passenden Hofnamen: https://www.noela.findbuch.net/php/v...Bd2_%20142.jpg und https://www.noela.findbuch.net/php/v..._Bd1_00069.jpg

    So, und jetzt bin ich gespannt, was Xylander dazu einfällt.

    LG Zita

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    • Xylander
      Erfahrener Benutzer
      • 30.10.2009
      • 6742

      #3
      Hallo Lou, hallo Zita,
      bisher überhaupt nichts:-). Rumprobiert habe ich mit dem Ansatz, es könne ein Substantiv "Einram" oder ein Verb "einramen" geben, da komme ich im Moment nicht weiter. Also haben wir bisher Deinen Vorschlag, Zita. Ein Findlingsname, darauf wäre ich nicht gekommen. Die Form mit -hofer gibts aber auch, wenn auch seltener..
      Viele Grüße
      Peter

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      • Zita
        Moderator
        • 08.12.2013
        • 6755

        #4
        Hallo,

        hier noch ein ähnlicher(?) FN: "Ayr Imhoff" aus dem Norden NÖs: https://data.matricula-online.eu/de/...252F03/?pg=20; meist lautet der Name "Ayr[e]nhof".

        Könnten Ayr Eier sein? Eventuell könnten "Eina" die Mehrzahl von "Ei" sein, hab aber noch keinen Beleg dafür gefunden.

        LG Zita

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        • Xylander
          Erfahrener Benutzer
          • 30.10.2009
          • 6742

          #5
          Hallo zusammen,
          ich glaube, Zita, Du hattest den Weg zur Lösung schon, und zwar mit dem Hinweis auf die Theresianische Fassion von 1751 mit Aineramhoff. Diese Namensvariante scheint die älteste zu sein, bzw. die zweitälteste. Am 11. Juni 1684 heiratet der Witwer Leopold Aineramhoff in Trautmannsdorf an der Leitha die Witwe Ursula ...in. Sein Trauzeuge ist Christoph Ainer am Hoff aus Mannersdorf. https://data.matricula-online.eu/de/...C3-01a/?pg=316
          Das deute ich so, dass es in der Gemeinde Hof am Leithagebirge eine Familie Ainer gab, die Ainer am Hoff genannt wurde, was dann zu Aineramhof(f) zusammengezogen wurde. Von da ist der Weg zu Eineramhof nicht weit. Schon am 24.2.1690, bei der Geburt der Tochter Elisabeth, wird der Name mit E geschrieben.

          Viele Grüße
          Peter

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          • Xylander
            Erfahrener Benutzer
            • 30.10.2009
            • 6742

            #6
            Klicke auf die Grafik f?r eine vergr??erte Ansicht  Name: 1714 Einer in Hoff 49345_b713774-00010.jpg Ansichten: 0 Gr??e: 294,7 KB ID: 2835757 Und im KB von Hof/Hoff am Leithaberge haben wir am 28. Sept. 1714 auch die Variante, die als Einerinhoff gelesen wurde. In Wirklichkeit lautet sie Einer in Hoff. Außerdem am 19. Sept. eine Patin Maria Einerin an Hoff.
            Viele Grüße
            Peter
            Zuletzt geändert von Xylander; 14.07.2024, 11:12.

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            • Xylander
              Erfahrener Benutzer
              • 30.10.2009
              • 6742

              #7
              Mit "einer am Hof" und "einer in hof", Zita, zu verstehen als "jemand am Hof" bzw. "jemand in Hof", hattest Du ja schon die Zerlegung in die Bestandteile. Nur ist mit "Einer" nicht "Jemand" gemeint, sondern der FN Einer, ursprünglich Ainer geschrieben. Wenn meine Annahme stimmt, hätten wir also den Namen Einer/Ainer zu deuten. Da rätsele ich noch gewaltig. Hof(f) am Leithaberge scheint als Waldhufendorf angelegt worden zu sein. War der Einer vielleicht der mit Hufe 1? Glaube ich nicht, sonst würde ich entsprechende Zweier und Dreier erwarten.
              Viele Grüße
              Peter

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              • Zita
                Moderator
                • 08.12.2013
                • 6755

                #8
                Hallo Peter,

                "Einer" könnte auch ein verschliffenes "Eigner" sein, zu "Eigen": https://drw-www.adw.uni-heidelberg.d...ata&term=Eigen

                Hier zeigt sich ja über etliche Seiten, dass diese Bezeichnung sowohl für Höfe als auch für Ortschaften namensbildend war.

                LG Zita

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                • Xylander
                  Erfahrener Benutzer
                  • 30.10.2009
                  • 6742

                  #9
                  Hallo Zita,
                  ja, das wäre möglich. Das DRW hat aber auch Einer = Aufseher.
                  Das würde Bildungen wie Einer am Hoff, Einer in Hoff für mein Gefühl ganz gut erklären.

                  LG Peter
                  Zuletzt geändert von Xylander; 14.07.2024, 13:26.

                  Kommentar

                  • hionoxy
                    Erfahrener Benutzer
                    • 31.03.2021
                    • 670

                    #10
                    Hallo ihr beiden,

                    ihr seid ja richtig stark, wahnsinn. Die Bedeutung Aufseher für Einer, da fragt sich ob in der Region diese Berufsbezeichnung gängig war, oder?

                    Der Aigner/Eigner ist im Austro-bajuwarischen jedenfalls sehr häufig.

                    Entschuldigt die späte Antwort, ich musste meinen anstehenden Umzug innerhalb Wiens vorbereiten.

                    Herzlichst
                    Lou
                    • Bernolsheim (Elsass): Johann Georg Higel(l)/Hügel/Heigel/Heichel (geb. 1726–1751)
                    • Augsburg: Dil(l)baum/Tüllbaum/Thillbaum und Negges/Neggis/Neggiß/Neckhes (jeweils vor 1531)
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                    • Allgäu: Vagabundenfamilie Filler/Füller (18. Jh.)

                    Kommentar

                    • hionoxy
                      Erfahrener Benutzer
                      • 31.03.2021
                      • 670

                      #11
                      Und wäre einer nicht auch kleingeschrieben worden, wenn es wirklich jemand gemeint hätte?
                      • Bernolsheim (Elsass): Johann Georg Higel(l)/Hügel/Heigel/Heichel (geb. 1726–1751)
                      • Augsburg: Dil(l)baum/Tüllbaum/Thillbaum und Negges/Neggis/Neggiß/Neckhes (jeweils vor 1531)
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                      • Xylander
                        Erfahrener Benutzer
                        • 30.10.2009
                        • 6742

                        #12
                        Hallo Lou,
                        danke, du hast uns aber auch mal wieder ein seltenes Exemplar präsentiert. Das fängt schon beim Namenstyp an: wir haben hier anscheinend eine Mischform, einen Wohnstättennamen an Hoff / in Hoff kombiniert mit einem Namen Einer, von dem wir noch nicht wissen, welchem Typ er angehört. Bei ähnlich gebildeten FN wie Schulte am Baume, Meyer zu Natrup ist der entsprechende Bestandteil ein Berufs- bzw. Funktionsname. Das spräche für die Deutung von Einer als Aufseher. Dazu müssten sich dann allerdings Parallelbeispiele finden. Tippt man bei Google Schulte am ... ein oder Meyer zu ..., dann generiert die Autovervollständigung eine ganze Liste von Vorschlägen. Bei Eineram... kommt nichts.

                        Also haben wir wohl doch einen nach Hoff mitgebrachten Namen Einer, der zur Unterscheidung von anderen Einer den Zusatz an Hoff / in Hoff bekam. Bei der Deutung gehe ich nun auch davon aus, dass die ursprüngliche Namensform evtl. anders aussah, und Eigner/Aigner liegt nah. Das müsste aber bewiesen werden, am besten durch die Familienforschung und Lokalgeschichtsforschung.

                        Die Großschreibung Einer (statt einer) schließt die Bedeutung jemand nicht aus. In der Zeit, für die wir Belege haben, wurden Familiennamen schon durchgängig großgeschrieben.

                        Besten Gruß
                        Peter
                        PS: alles Gute für den Umzug!
                        Zuletzt geändert von Xylander; 16.07.2024, 08:10.

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                        • Zita
                          Moderator
                          • 08.12.2013
                          • 6755

                          #13
                          Hallo Lou,

                          da du ja jetzt in Wien bist, empfehle ich die Verbundsuchmaschine der österreichischen Bibliotheken. Es gibt zu allen Ortschaften am Leithagebirge Ortschroniken, die meist in der Nationalbibliothek oder auf der Hauptuni einsehbar sind und/oder ausgeborgt werden können. Vielleicht hat sich jemand die Mühe gemacht, lokaltypische Familiennamen zu erklären.

                          Und ansonsten hab ich nach Peters Erklärung ja an was ganz anderes gedacht, nämlich dass mit Hof der Ort Hof am Leithagebirge gemeint ist.

                          LG Zita

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                          • Xylander
                            Erfahrener Benutzer
                            • 30.10.2009
                            • 6742

                            #14
                            Hallo Zita,
                            ja, das meine ich auch nach wie vor und bin mIr da sehr sicher. Wär natürlich schön, eine Ortschronik zu finden.
                            LG Peter

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                            • Xylander
                              Erfahrener Benutzer
                              • 30.10.2009
                              • 6742

                              #15
                              Hallo zusammen,
                              die NVK 1890 zeigt ein sehr klar begrenztes Vorkommen der FN Einer (rote Punkte) und Einert (grüne Punkte) in SW-Sachsen.


                              Dazu:
                              Einert – Z 1479 Hanns Einer GBZ 1,y56 ÙÙ
                              1484 Hanns Eyner SB 3,y311 ÙÙ 1495 Hans
                              Eynardin SchHB 2,y93’ ÙÙ 1496 Hans Eyner
                              LSR 47.
                              *Eibenstock(er) – Einert
                              59
                              RN 1 Einhard zu agin + hart, verschliffen.
                              Seibicke HDV 1, 590 Einhard; Kohlheim
                              VorN 97 Einhard • Gottschald 166; Brech.
                              1, 390; Bahlow DNL 118; Kohlheim FN 217
                              • Zoder 1, 425.
                              in: https://www.philol.uni-leipzig.de/fileadmin/Fakult%C3%A4t_Philo/Namenberatungsstelle/NBS_Webseite/Onomastica_Lipsiensia_Band05_Personennamen_S%C3%BC dwestsachsens_2007.pdf
                              Seite 59/60

                              Und das DFD:
                              https://www.namenforschung.net/dfd/woerterbuch/liste/?tx_dfd_names%5Bname%5D=10603&tx_dfd_names%5Bcurre ntSelectedFacets%5D=&tx_dfd_names%5Bquery%5D=Einer t&tx_dfd_names%5Boffset%5D=&tx_dfd_names%5Bactio n% 5D=show&tx_dfd_names%5Bcontroller%5D=Names&cHash=4 9ffdb35eaea1ead3c29bda90095946f

                              https://www.namenforschung.net/dfd/woerterbuch/liste/?tx_dfd_names%5Bname%5D=77674&tx_dfd_names%5Bactio n%5D=show&tx_dfd_names%5Bcontroller%5D=Names&cHash =878afcdb6e352f81fb6cbc3c9595c5d3#s_db8c4658-9e33-466a-9523-7b18cd62d9b7

                              Einer ist hier also aus Einert verschliffen, und das wiederum aus Einhard.

                              Ich glaube, das passt auch für die Einer in Hoff / an Hoff. Nicht in dem Sinne, dass sie aus SW-Sachsen, zB aus dem Erzgebirge zugewandert sein müssten (wäre das aber denkbar?), sondern dass auch ihr FN auf den Vatersnamen Einhard zurückgeht.

                              Was haltet ihr davon?

                              Viele Grüße
                              Peter
                              Zuletzt geändert von Xylander; 17.07.2024, 19:58.

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